Systematischer Missbrauch in DDR-Kliniken
Tausende Frauen wurden in der DDR in Kliniken festgehalten und missbraucht – mit der Begründung, sie hätten Geschlechtskrankheiten. Eigentlich ging es um Umerziehung, sagen Betroffene ebenso wie Expertinnen und Experten.
Systematischer Missbrauch Missbrauch (m., nur Singular) die sexualisierte Gewalt in DDR-Kliniken
Tausende Frauen wurden in der DDR in Kliniken festgehalten jemanden fest|halten hier: jemanden nicht gehen lassen; jemanden einsperren und missbraucht – mit der Begründung, sie hätten Geschlechtskrankheiten Geschlechtskrankheit, -en (f.) eine Krankheit, die beim Sex übertragen wird . Eigentlich ging es um Umerziehung, sagen Betroffene Betroffene, -n (m./f.) hier: eine Person, die Opfer eines Verbrechens wurde ebenso wie Expertinnen und Experten.
„Das war ganz schlimm“, erzählt Elke über das, was sie 1970 in einer Klinik für Sexualmedizin in der DDR erlebt hat. Mit 18 Jahren brachte die Polizei sie dorthin – angeblich, weil sie eine Geschlechtskrankheit hatte. Eine Lüge, sagt Elke: In Wirklichkeit ging es um die Bestrafung und „Umerziehung“ von Frauen und Mädchen, „die nicht ins System gepasst haben“, so Elke. Später wird deutlich, dass nur etwa 20 Prozent der Betroffenen tatsächlich Geschlechtskrankheiten hatten.
In den Kliniken wurden die Frauen und Mädchen oft wochenlang festgehalten und missbraucht. Einige berichten von Vergewaltigung Vergewaltigung, -en (f.) die Tat, bei der jemand eine andere Person zum Sex zwingt und Folter Folter (f., nur Singular) die Tatsache, dass man einem Gefangenen starke Schmerzen zufügt . Elke erinnert sich an tägliche Untersuchungen. Dabei wurde ihr ein heißes Instrument in die Vagina Vagina, Vaginen (f.) das weibliche Geschlechtsorgan eingeführt etwas ein|führen hier: etwas in etwas hineinstecken . Und sie bekam sehr starke Medikamente. Heute fragt sie sich, ob diese vielleicht ihre Nieren Niere, -n (f.) ein Organ im Inneren des Körpers, das Urin produziert erkrankung verursacht haben, unter der sie seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr leidet.
Einen „systematischen Machtmissbrauch Machtmissbrauch (m., nur Singular) die negative Verwendung der eigenen Position durch ein politisches System“ nennt der Historiker Historiker, -/Historikerin, -nen der/die Geschichtswissenschaftler/in Florian Steger das Vorgehen Vorgehen, - (n.) die Art und Weise zu handeln : „Hier ging es darum, dass man sozialistische Frauen formen jemanden formen hier jemanden dazu zwingen, sich anzupassen wollte, die einem geregelten Leben nachgehen einem geregelten Leben nach|gehen ein normales Leben (z. B. mit Beruf) führen , also arbeiten, irgendwann einen Mann haben und ein Kind.“ Eingewiesen jemanden ein|weisen hier: bestimmen, dass jemand ins Krankenhaus muss wurden zum Beispiel Mädchen, die die Schule schwänzten die Schule schwänzen nicht in die Schule gehen, obwohl man es muss , oder Frauen, die per Anhalter per Anhalter so, dass man ein Auto auf der Straße anhält, um mitzufahren fuhren. Viele wurden beschuldigt, Sexarbeiterinnen zu sein. Oft kamen sie aus schwierigen Lebensverhältnissen, so Steger. 5000 Betroffene könnten es allein in Halle gewesen sein.
Viele der Opfer litten später dauerhaft unter den körperlichen und psychischen Folgen. Elke hat sich durchs Leben gekämpft sich durchs Leben kämpfen hier: trotz Schwierigkeiten nicht aufgeben , aber sie sagt: „(P)sychisch war am Boden zerstört sein sehr verzweifelt sein ich am Boden zerstört am Boden zerstört sein sehr verzweifelt sein , weil ich so viel Unrecht nicht ertragen etwas ertragen etwas aushalten konnte“. Niemand wurde für dieses Unrecht bestraft. Fachleute fordern mehr Forschung zu diesem Thema und mehr Unterstützung für die Betroffenen, auch in Form von Entschädigung Entschädigung, -en (f.) das Geld, das einen Schaden wiedergutmachen soll; das Geld, das jemand als Ausgleich für einen Schaden bekommt .
Systematischer Missbrauch in DDR-Kliniken
Missbrauch (m., nur Singular) — die sexualisierte Gewalt
jemanden fest|halten — hier: jemanden nicht gehen lassen; jemanden einsperren
Geschlechtskrankheit, -en (f.) — eine Krankheit, die beim Sex übertragen wird
Betroffene, -n (m./f.) — hier: eine Person, die Opfer eines Verbrechens wurde
Vergewaltigung, -en (f.) — die Tat, bei der jemand eine andere Person zum Sex zwingt
Folter (f., nur Singular) — die Tatsache, dass man einem Gefangenen starke Schmerzen zufügt
Vagina, Vaginen (f.) — das weibliche Geschlechtsorgan
etwas ein|führen — hier: etwas in etwas hineinstecken
Niere, -n (f.) — ein Organ im Inneren des Körpers, das Urin produziert
Machtmissbrauch (m., nur Singular) — die negative Verwendung der eigenen Position
Historiker, -/Historikerin, -nen — der/die Geschichtswissenschaftler/in
Vorgehen, - (n.) — die Art und Weise zu handeln
jemanden formen — hier jemanden dazu zwingen, sich anzupassen
einem geregelten Leben nach|gehen — ein normales Leben (z. B. mit Beruf) führen
jemanden ein|weisen — hier: bestimmen, dass jemand ins Krankenhaus muss
die Schule schwänzen — nicht in die Schule gehen, obwohl man es muss
per Anhalter — so, dass man ein Auto auf der Straße anhält, um mitzufahren
sich durchs Leben kämpfen — hier: trotz Schwierigkeiten nicht aufgeben
am Boden zerstört sein — sehr verzweifelt sein
etwas ertragen — etwas aushalten
Entschädigung, -en (f.) — das Geld, das einen Schaden wiedergutmachen soll; das Geld, das jemand als Ausgleich für einen Schaden bekommt