Recht auf Privatleben – auch bei der Kirche?
Die katholische Kirche in Deutschland mischt sich seit Jahrzehnten in das Liebesleben ihrer Mitarbeiter ein. Nach öffentlichen Protesten soll sich jetzt einiges ändern. Doch reicht das?
Recht auf Privatleben – auch bei der Kirche?
Die katholische Kirche in Deutschland mischt sich sich in etwas ein|mischen die Angelegenheiten anderer Leute beeinflussen (wollen) seit Jahrzehnten in das Liebesleben ihrer Mitarbeiter ein sich in etwas ein|mischen die Angelegenheiten anderer Leute beeinflussen (wollen) . Nach öffentlichen Protesten soll sich jetzt einiges ändern. Doch reicht reichen genug sein das?
Der Leiter eines Kindergartens bekennt sich zur sich zu etwas bekennen etwas zugeben; etwas offen sagen oder tun, obwohl andere es vielleicht nicht gut finden Partnerschaft Partnerschaft, -en (f.) die Beziehung; das Liebesverhältnis mit seinem Lebensgefährten Lebensgefährte, -n/Lebensgefährtin, -nen jemand, mit dem man zusammenlebt, mit dem man aber nicht verheiratet ist . Eine geschiedene geschieden so, dass man nicht mehr verheiratet ist; so, dass eine Ehe beendet ist Krankenhausärztin möchte noch mal heiraten. Privatsache (etwas ist) Privatsache etwas geht nur einen selbst etwas an , sollte man meinen – aber nicht, wenn man für die katholische Kirche in Deutschland arbeitet. In beiden Fällen wurde den Mitarbeitern gekündigt.
Dass die Kirche sich überhaupt in das Privatleben ihrer Mitarbeiter einmischen darf, liegt am Grundgesetz Grundgesetz (n., nur Singular) die deutsche Verfassung . Dort steht, dass Religionsgemeinschaften ihr Dienst- und Arbeitsrecht selbst bestimmen dürfen. Die Kirche ist einer der größten Arbeitgeber in Deutschland, sie betreibt etwas betreiben hier: etwas leiten; für etwas verantwortlich sein viele Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten und Schulen. Ihren insgesamt 800.000 Beschäftigten kann die Kirche zum Beispiel vorschreiben jemandem etwas vor|schreiben bestimmen, was jemand tun muss , wen sie heiraten dürfen.
Kaum jemand in Deutschland findet das richtig. Die Politiker haben das Problem bisher ignoriert jemanden/etwas ignorieren jemanden/etwas nicht beachten , deshalb organisierten die Kirchenmitglieder selbst Proteste. 2021 outeten sich sich outen (aus dem Englischen) umgangssprachlich für: sich öffentlich zu seiner homo-, trans- oder intersexuellen Veranlagung bekennen zum Beispiel tausende Kirchenmitarbeiter als queer queer (aus dem Englischen) bi-, homo-, trans- oder intersexuell – und riskierten etwas riskieren etwas tun, was gefährlich ist; ein Risiko eingehen dabei ihren Job. Ihr Mut wurde belohnt jemanden/etwas belohnen auf ein bestimmtes Verhalten positiv reagieren; jemandem für ein Verhalten oder eine Leistung Geld, Anerkennung o.Ä. geben : Die Bischöfe Bischof, Bischöfe/Bischöfin, -nen ein/e hohe/r Priester/in in der christlichen Kirche haben beschlossen, das bisher geltende Arbeitsrecht zu verändern: In Zukunft soll niemand mehr wegen seines Liebeslebens entlassen werden.
Oder fast niemand: Denn für die Kirche gibt es nur Männer und Frauen. Wer sich also weder als Mann noch als Frau sieht, wird weiter diskriminiert jemanden diskriminieren jemanden schlecht behandeln, weil er anders ist . Und auch sonst haben Kirchenmitarbeiter ihre Zweifel an der Reform: Nach wie vor entscheidet nämlich jeder Bischof selbst, ob er das neue Arbeitsrecht umsetzt etwas um|setzen hier: etwas realisieren; dafür sorgen, dass etwas Wirklichkeit wird . Und „kirchenfeindliches Verhalten“ kann immer noch zur Kündigung führen. Was das genau heißt – auch darüber entscheiden die Bischöfe.
Recht auf Privatleben – auch bei der Kirche?
sich in etwas ein|mischen — die Angelegenheiten anderer Leute beeinflussen (wollen)
reichen — genug sein
sich zu etwas bekennen — etwas zugeben; etwas offen sagen oder tun, obwohl andere es vielleicht nicht gut finden
Partnerschaft, -en (f.) — die Beziehung; das Liebesverhältnis
Lebensgefährte, -n/Lebensgefährtin, -nen — jemand, mit dem man zusammenlebt, mit dem man aber nicht verheiratet ist
geschieden — so, dass man nicht mehr verheiratet ist; so, dass eine Ehe beendet ist
(etwas ist) Privatsache — etwas geht nur einen selbst etwas an
Grundgesetz (n., nur Singular) — die deutsche Verfassung
etwas betreiben — hier: etwas leiten; für etwas verantwortlich sein
jemandem etwas vor|schreiben — bestimmen, was jemand tun muss
jemanden/etwas ignorieren — jemanden/etwas nicht beachten
sich outen (aus dem Englischen) — umgangssprachlich für: sich öffentlich zu seiner homo-, trans- oder intersexuellen Veranlagung bekennen
queer (aus dem Englischen) — bi-, homo-, trans- oder intersexuell
etwas riskieren — etwas tun, was gefährlich ist; ein Risiko eingehen
jemanden/etwas belohnen — auf ein bestimmtes Verhalten positiv reagieren; jemandem für ein Verhalten oder eine Leistung Geld, Anerkennung o.Ä. geben
Bischof, Bischöfe/Bischöfin, -nen — ein/e hohe/r Priester/in in der christlichen Kirche
jemanden diskriminieren — jemanden schlecht behandeln, weil er anders ist
etwas um|setzen — hier: etwas realisieren; dafür sorgen, dass etwas Wirklichkeit wird