Die wechselvolle Geschichte ostdeutscher Familienbetriebe
Gehen oder bleiben? Vor dieser Frage standen die Eigentümer von Familienbetrieben in der DDR. Fast alle, die blieben, verloren ihr Unternehmen an den Staat. Nach 1990 kämpften sie darum, ihre Firmen zurückzubekommen.
Die wechselvolle Geschichte ostdeutscher Familienbetriebe
Gehen oder bleiben? Vor dieser Frage standen die Eigentümer von Familienbetrieben in der DDR. Fast alle, die blieben, verloren ihr Unternehmen an den Staat. Nach 1990 kämpften sie darum, ihre Firmen zurückzubekommen.
Manchmal ging es ganz schnell – wie bei dem traditionsreichen Klavierhersteller Blüthner in Leipzig. Seit seiner Gründung im Jahr 1853 gehörte das Unternehmen Unternehmen, - (n.) hier: die Firma der Familie. Dann erschienen im Frühling 1972 Funktionäre Funktionär, -e/Funktionärin, -nen hier: eine Person, die für eine Partei oder eine Organisation arbeitet der DDR-Regierung und erklärten dem jungen Firmenchef Ingbert Blüthner-Haessler: „Wir wollen Ihren Betrieb haben.“ Anfang Mai war das Unternehmen Eigentum der DDR DDR (f.) Abkürzung für Deutsche Demokratische Republik (1949-1990) .
Viele Unternehmer hatten damit gerechnet und ihre Firmen schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Zweiter Weltkrieg (m., nur Singular) der Krieg, den Deutschland 1939 begonnen und 1945 verloren hat und in dem viele Länder gegeneinander gekämpft haben in den Westen verlegt etwas verlegen hier: den Ort ändern, an dem etwas seinen Sitz hat; mit etwas umziehen . Das hatte nicht nur Vorteile für sie selbst, sondern auch für die Bundesrepublik Bundesrepublik (f., nur Singular) hier: der westdeutsche Staat (1949 bis 1990) , denn sie brachten Wissen und Wirtschaftskraft mit. Der Wirtschaftshistoriker Historiker, -/Historikerin, -nen der/die Geschichtswissenschaftler/in Werner Abelshauser sieht in etwas in etwas sehen etwas für etwas halten der Abwanderung Abwanderung, -en (f.) hier: die Tatsache, dass viele Menschen einen Ort verlassen dieser Firmen sogar einen wichtigen Grund für die wirtschaftlichen Probleme in der DDR.
Die Unternehmen, die in der DDR blieben, trafen oft schon in den 1950er-Jahren mehr oder weniger freiwillige freiwillig aus eigenem Willen; ohne, dass man gezwungen wird Vereinbarungen eine Vereinbarung treffen hier: einen Vertrag schließen; etwas zusammen beschließen mit der Regierung. So auch die Firma Kathi, deren Eigentümer Kurt und Käthe Thiele die ersten fertigen Backmischungen Backmischung, -en (f.) eine fertige Mischung von Zutaten für Kuchen oder Gebäck erfunden hatten. Bald durften sie keine Waren mehr ins Ausland exportieren, dann übernahm der Staat einen Teil ihrer Produktion und damit auch Maschinen, Rohstoffe Rohstoff, -e (m.) das Material, aus dem etwas hergestellt wird und Rezepte. 1972 wurde schließlich auch Kathi ganz verstaatlicht etwas verstaatlichen dafür sorgen, dass privater Besitz Eigentum des Staates wird .
Heute gehört die Firma wieder der Familie und macht jährlich 30 Millionen Umsatz Umsatz, Umsätze (m.) das Geld, das man für den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen erhält, für das man aber noch Steuern bezahlen muss . Doch der Weg dahin war nicht leicht: Nach der Wiedervereinigung Wiedervereinigung (f., nur Singular) die Tatsache, dass aus den beiden deutschen Ländern (DDR und BRD) im Jahr 1990 wieder ein Land wurde hatten ehemalige ehemalig früher DDR-Funktionäre immer noch Einfluss. Sie machten es Rainer Thiele schwer, die Firma seiner Eltern wieder zu übernehmen. Außerdem waren Produkte aus dem Osten damals nicht besonders beliebt. Doch Thiele hat es geschafft, so wie viele andere Unternehmer auch. Inzwischen sind 92 Prozent der ostdeutschen Firmen wieder Familienbetriebe – das sind mehr als in Westdeutschland.
Die wechselvolle Geschichte ostdeutscher Familienbetriebe
Funktionär, -e/Funktionärin, -nen — hier: eine Person, die für eine Partei oder eine Organisation arbeitet
DDR (f.) — Abkürzung für Deutsche Demokratische Republik (1949-1990)
Unternehmen, - (n.) — hier: die Firma
Zweiter Weltkrieg (m., nur Singular) — der Krieg, den Deutschland 1939 begonnen und 1945 verloren hat und in dem viele Länder gegeneinander gekämpft haben
etwas verlegen — hier: den Ort ändern, an dem etwas seinen Sitz hat; mit etwas umziehen
Bundesrepublik (f., nur Singular) — hier: der westdeutsche Staat (1949 bis 1990)
etwas in etwas sehen — etwas für etwas halten
Abwanderung, -en (f.) — hier: die Tatsache, dass viele Menschen einen Ort verlassen
eine Vereinbarung treffen — hier: einen Vertrag schließen; etwas zusammen beschließen
Historiker, -/Historikerin, -nen — der/die Geschichtswissenschaftler/in
freiwillig — aus eigenem Willen; ohne, dass man gezwungen wird
etwas verstaatlichen — dafür sorgen, dass privater Besitz Eigentum des Staates wird
Backmischung, -en (f.) — eine fertige Mischung von Zutaten für Kuchen oder Gebäck
Rohstoff, -e (m.) — das Material, aus dem etwas hergestellt wird
Umsatz, Umsätze (m.) — das Geld, das man für den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen erhält, für das man aber noch Steuern bezahlen muss
Wiedervereinigung (f., nur Singular) — die Tatsache, dass aus den beiden deutschen Ländern (DDR und BRD) im Jahr 1990 wieder ein Land wurde
ehemalig — früher