Wolle aus Deutschland: ein schwieriges Geschäft
Schafe zu halten ist in Deutschland ein schwieriges Geschäft. Die Wolle bringt kein Geld, denn die Konkurrenz aus dem Ausland ist zu stark und die Verarbeitung zu teuer. Eine Schneiderin möchte das ändern.
Wolle aus Deutschland: ein schwieriges Geschäft
Schafe zu halten, lohnt sich in Deutschland kaum noch. Die Wolle bringt kein Geld, denn die Konkurrenz aus dem Ausland ist zu stark und die Verarbeitung zu teuer. Einige Schäfer verkaufen ihre Wolle gar nicht mehr. Eine Schneiderin möchte das ändern. Sie produziert Kleidung aus regionaler Wolle.
SPRECHER:
Träge döst dösen leicht schlafen die Schafherde Herde, -n (f.) hier: eine große Gruppe von Tieren, die zusammenleben im Schatten der Bäume. Die ersten Lämmer Lamm, Lämmer (n.) ein junges Schaf des Jahres sind da. Deshalb hält Schäfer Schäfer, -/Schäferin, -nen jemand, der viele Schafe besitzt und sich um sie kümmert Florian Preis die 240 Tiere zurzeit hier zwischen Lagerhallen Lagerhalle, -n (f.) ein Gebäude, in dem Waren liegen können, bis sie gebraucht werden und Fabrikgebäuden bei Oberhausen im Westen Deutschlands. Sonst ist er mit der Herde auf Wanderschaft auf den Grünflächen Grünfläche, -n (f.) eine Fläche, auf der Gras wächst, z. B. ein Park oder eine Wiese der Industrieregion. Preis ist einer der wenigen Schäfer, die es überhaupt noch in Deutschland gibt.
FLORIAN PREIS (Schäfer):
Es gibt noch tausend Berufsschäfer in Deutschland, [das] ist nicht die Menge. Ich kenn wenig junge Leute, die es noch machen wollen. Ich mach es mit Leidenschaft Leidenschaft (f., hier nur Singular) hier: die Bereitschaft und Lust, viel Kraft in ein Projekt zu stecken weiterhin. Ich mach’s auch so lang, bis ich den hier machen den hier machen umgangssprachlich für: sterben (mit einer passenden Handbewegung) muss. Und [es] ist mit Sicherheit ’n aussterbender aus|sterben hier: verschwinden; weniger werden; nicht mehr benutzt werden Beruf. Also, hat (auf etwas) Bock haben umgangssprachlich für: Lust darauf haben, etwas zu tun keiner Bock drauf (auf etwas) Bock haben umgangssprachlich für: Lust darauf haben, etwas zu tun . Man verdient halt nicht viel dabei, man wird halt nicht reich dabei.
SPRECHER:
Die Schafe bringen ihm Geld durch den Verkauf des Fleisches, und weil sie gegen Geld öffentliche Grünflächen abweiden etwas ab|weiden das Gras oder andere Pflanzen auf einer bestimmten Fläche fressen . Früher war auch die Wolle ein gutes Geschäft. Heute deckt die Kosten für etwas decken so viel Geld bringen, dass man damit die Kosten bezahlen kann der Verkauf nicht mal die Kosten die Kosten für etwas decken so viel Geld bringen, dass man damit die Kosten bezahlen kann für das Scheren scheren die Haare oder das Fell kurz schneiden der Schafe.
FLORIAN PREIS:
Schöne Merino Merino-Wolle (nur Singular, f.) die Wolle des Merinoschafs; eine sehr feine und weiche Wolle -Landschafwolle. Ich mit meinen Merino-Landschafen, da die qualitativ schon eine der besten … die beste Wolle haben, krieg ich noch über ’n Euro pro Kilo. Und Kollegen von mir, die andere Rassen Rasse, -n (f.) die Gruppe von Tieren, die ähnliche Merkmale hat und sich dadurch von anderen Tieren derselben Art unterscheidet haben, die kriegen halt noch deutlich weniger an Geld pro Kilo. Das ist [sind] dann 45 bis 65 Cent pro Kilo. Die verkaufen die schon teilweise gar nicht mehr, sondern die verbrennen etwas verbrennen etwas durch Feuer zerstören die oder schmeißen etwas auf die Deponie schmeißen etwas wegwerfen; etwas in den Müll tun die direkt auf etwas auf die Deponie schmeißen etwas wegwerfen; etwas in den Müll tun die Deponie etwas auf die Deponie schmeißen etwas wegwerfen; etwas in den Müll tun .
SPRECHER:
Preis’ Wolle geht nach China, dort wird sie weiterverarbeitet und landet in Bettwaren Bettwaren (f., nur Plural) Produkte, die zum Bett gehören, wie z.B. Kissen und Decken , Polsterungen Polsterung, -en (f.) der weiche Teil von Möbeln wie Sesseln oder Sofas; das Material, mit dem die weichen Teile von Möbeln gefüllt sind , Teppichen oder in der Textilindustrie Textilindustrie (nur Singular, f.) die Industrie, die die Stoffe für z. B. Kleidung, Handtücher, Bettwäsche oder Vorhänge herstellt . Produkte, die zum Teil wieder auf den europäischen Markt gehen und dort teuer verkauft werden. Schneiderin Schneider, -/Schneiderin, -nen jemand, der beruflich aus Stoffen Kleidung herstellt Brigitte Pappe bringt jemanden in Rage bringen jemanden sehr wütend machen das in Rage jemanden in Rage bringen jemanden sehr wütend machen .
BRIGITTE PAPPE (Gründerin MoselTweed):
Es ist total absurd, wenn man überlegt, die Aufkäufer Aufkäufer, - / Aufkäuferin, -nen jemand, der viel von etwas kauft, meist um es beruflich weiterzuverkaufen hier kaufen die Wolle auf, schicken die nach China zum Waschen, und dann wird sie wieder zurückgeschickt, nach Paris, dann ist da ein Faden Faden, Fäden (m.) eine lange, dünne Struktur, die oft aus Wolle oder Baumwolle hergestellt wird; die Schnur drum, und dann ist sie auf einmal toll.
SPRECHER:
Brigitte Pappe hat sich das Schneidern schneidern Kleidung und andere Textilprodukte in Handarbeit herstellen selbst beigebracht jemandem etwas bei|bringen jemanden etwas lehren; Wissen vermitteln; dafür sorgen, dass jemand etwas lernt . Eigentlich ist sie gelernte Zahnarzthelferin. Doch jetzt ist sie Unternehmerin Unternehmer, -/Unternehmerin, -nen jemand, der eine Firma/ein Unternehmen leitet mit einer Leidenschaft für Wolle. Ihr neuestes Projekt: Mosel Mosel (f.) ein Fluss im Westen Deutschlands -Tweed Tweed (m., nur Singular) ein bestimmter, dichter Stoff aus Wolle .
BRIGITTE PAPPE:
Da ich ein Fan von Harris Harris eine schottische Insel -Tweed bin, was ja auch aus Wolle ist, hab ich mich damit sich mit etwas auseinander|setzen sich Gedanken über etwas machen; sich mit etwas beschäftigen mal auseinandergesetzt sich mit etwas auseinander|setzen sich Gedanken über etwas machen; sich mit etwas beschäftigen , ob unsere Schafe hier in dieser Region, ob diese Wolle geeignet ist für ein Tuch Tuch, - e (n.) hier: der Stoff . Und sie ist sehr gut geeignet für ein Tuch. Und das war dann so der Grund, wo ich gesagt hab, okay, dann kümmer ich mich jetzt mal um das Retten der Wolle.
SPRECHER:
Den Stoff lässt sie in Deutschland herstellen, ausschließlich ausschließlich nur mit Wolle aus ihrer Region. 100 Meter hat sie schon. Mit ihren Mitarbeitern näht sie daraus Westen Weste, -n (f.) ein Kleidungsstück ohne Ärmel, das z. B über einem Hemd getragen wird , Mützen Mütze, -n (f.) ein Kleidungsstück, das man auf dem Kopf trägt und Sakkos Sakko, -s (n.) eine elegante Herrenjacke .
BRIGITTE PAPPE:
So muss das sein, schau mal.
SPRECHER:
Unterstützung bekommt Pappe von der Wagenfelder Spinnerei Spinnerei, -en (f.) ein Betrieb, der Wolle in ihrer natürlichen Form zu Fäden (Garn) verarbeitet . Den Stoff in einem globalisierten globalisiert weltweit Textilmarkt regional herzustellen, ist schwierig. Zu hoch sind die Produktionskosten, zu gering die Mengen. Auch Pappes Wolle wird hier verarbeitet, gefärbt etwas färben einem Material oder Gegenstand eine andere Farbe geben und zu einem Faden gesponnen etwas spinnen Wolle, Baumwolle oder Ähnliches so verarbeiten, dass ein gedrehter Faden (Garn) entsteht, mit dem man Textilien herstellen kann . Deutsche Wolle spielt im internationalen Massenmarkt jedoch keine Rolle.
DIETMAR WEBER (Geschäftsführer Wagenfelder Spinnereien):
Wir bekommen unsere Wolle aus der ganzen Welt. Wir bekommen sie von Neuseeland, von Australien, von Südamerika. Wir bekommen sie auch aus England. Wir beziehen etwas beziehen hier: etwas kaufen; etwas bestellen unsere Wolle, je nachdem, welche Ansprüche einen Anspruch erfüllen so sein, wie es jemand möchte oder erwartet wir erfüllen einen Anspruch erfüllen so sein, wie es jemand möchte oder erwartet müssen, bekommen wir unsere Wollen von überallher.
SPRECHER:
Auf 220 Tonnen neuseeländischer Wolle pro Monat kommen hier 10 Tonnen deutsche Wolle – pro Jahr. Der Rohstoff Rohstoff, -e (m.) das Material, aus dem etwas hergestellt wird aus Down Under Down Under (aus dem Englischen) umgangssprachlich für: Australien und Neuseeland als Massenprodukt ist reiner, etwas weicher, effizienter produziert und deshalb sogar billiger. Weber unterstützt das Projekt, glaubt in naher Zukunft aber nicht an das Big Business mit deutscher Wolle.
DIETMAR WEBER:
Der Verbraucher Verbraucher, -/Verbraucherin, -nen jemand, der etwas kauft und verbraucht ist heute leider nicht bereit, mehr Geld zu investieren, mehr Geld auf den Ladentisch zu legen Geld auf den Ladentisch legen umgangssprachlich für: Geld für etwas bezahlen . Für ihn ist die Schnelllebigkeit Schnelllebigkeit (f., nur Singular) die Tatsache, dass sich Dinge schnell verändern wichtig. Die Mode, der Modewechsel. Und dafür muss es möglichst billig sein. Hier muss ’n Umdenken Umdenken (n, nur Singular) die Meinungsänderung stattfinden. Das wäre wünschenswert.
SPRECHER:
Brigitte Pappe glaubt trotzdem an ihren Stoff. Auch wenn sie oft noch teuer ist, die Nachfrage nach nachhaltiger nachhaltig hier: umweltfreundlich produziert; so, dass etwas auch in der Zukunft bestehen bleibt Kleidung wächst. Pappes Ziel ist es, irgendwann 10.000 Meter Mosel-Tweed in Auftrag zu geben etwas in Auftrag geben einen Betrieb mit etwas beauftragen, z. B. etwas bestellen . Einen Massenmarkt will sie damit aber nicht bedienen.
BRIGITTE PAPPE:
Also, mein erstes Ziel ist es, Nachmacher Nachmacher, - /Nachmacherin, -nen eine Person, die etwas genauso macht wie eine andere Person zu finden. Ich will keine Millionen. Ich möchte zufriedene Mitarbeiter. Ich möchte am Ende des Monats wissen, dass ich ein Einkommen hab für mein Auskommen Auskommen (n., nur Singular) das Geld, das man zum Leben oder für den Betrieb braucht . Und ich möchte mit allen, die an dieser Kette Kette, -n (f.) hier: eine zusammenhängende Reihe von unterschiedlichen Produktionsschritten zusammenhängen, also mit mir zusammenarbeiten, gerne mit mir zusammenarbeiten, weil sie einen Preis bekommen, der ihrer Arbeit wert ist.
Wolle aus Deutschland: ein schwieriges Geschäft
dösen — leicht schlafen
Herde, -n (f.) — hier: eine große Gruppe von Tieren, die zusammenleben
Lamm, Lämmer (n.) — ein junges Schaf
Schäfer, -/Schäferin, -nen — jemand, der viele Schafe besitzt und sich um sie kümmert
Lagerhalle, -n (f.) — ein Gebäude, in dem Waren liegen können, bis sie gebraucht werden
Grünfläche, -n (f.) — eine Fläche, auf der Gras wächst, z. B. ein Park oder eine Wiese
Leidenschaft (f., hier nur Singular) — hier: die Bereitschaft und Lust, viel Kraft in ein Projekt zu stecken
den hier machen — umgangssprachlich für: sterben (mit einer passenden Handbewegung)
aus|sterben — hier: verschwinden; weniger werden; nicht mehr benutzt werden
(auf etwas) Bock haben — umgangssprachlich für: Lust darauf haben, etwas zu tun
etwas ab|weiden — das Gras oder andere Pflanzen auf einer bestimmten Fläche fressen
die Kosten für etwas decken — so viel Geld bringen, dass man damit die Kosten bezahlen kann
scheren — die Haare oder das Fell kurz schneiden
Merino-Wolle (nur Singular, f.) — die Wolle des Merinoschafs; eine sehr feine und weiche Wolle
Rasse, -n (f.) — die Gruppe von Tieren, die ähnliche Merkmale hat und sich dadurch von anderen Tieren derselben Art unterscheidet
etwas verbrennen — etwas durch Feuer zerstören
etwas auf die Deponie schmeißen — etwas wegwerfen; etwas in den Müll tun
Bettwaren (f., nur Plural) — Produkte, die zum Bett gehören, wie z.B. Kissen und Decken
Polsterung, -en (f.) — der weiche Teil von Möbeln wie Sesseln oder Sofas; das Material, mit dem die weichen Teile von Möbeln gefüllt sind
Textilindustrie (nur Singular, f.) — die Industrie, die die Stoffe für z. B. Kleidung, Handtücher, Bettwäsche oder Vorhänge herstellt
Schneider, -/Schneiderin, -nen — jemand, der beruflich aus Stoffen Kleidung herstellt
jemanden in Rage bringen — jemanden sehr wütend machen
Aufkäufer, - / Aufkäuferin, -nen — jemand, der viel von etwas kauft, meist um es beruflich weiterzuverkaufen
Faden, Fäden (m.) — eine lange, dünne Struktur, die oft aus Wolle oder Baumwolle hergestellt wird; die Schnur
schneidern — Kleidung und andere Textilprodukte in Handarbeit herstellen
jemandem etwas bei|bringen — jemanden etwas lehren; Wissen vermitteln; dafür sorgen, dass jemand etwas lernt
Unternehmer, -/Unternehmerin, -nen — jemand, der eine Firma/ein Unternehmen leitet
Mosel (f.) — ein Fluss im Westen Deutschlands
Tweed (m., nur Singular) — ein bestimmter, dichter Stoff aus Wolle
Harris — eine schottische Insel
sich mit etwas auseinander|setzen — sich Gedanken über etwas machen; sich mit etwas beschäftigen
Tuch, - e (n.) — hier: der Stoff
ausschließlich — nur
Weste, -n (f.) — ein Kleidungsstück ohne Ärmel, das z. B über einem Hemd getragen wird
Mütze, -n (f.) — ein Kleidungsstück, das man auf dem Kopf trägt
Sakko, -s (n.) — eine elegante Herrenjacke
Spinnerei, -en (f.) — ein Betrieb, der Wolle in ihrer natürlichen Form zu Fäden (Garn) verarbeitet
globalisiert — weltweit
etwas färben — einem Material oder Gegenstand eine andere Farbe geben
etwas spinnen — Wolle, Baumwolle oder Ähnliches so verarbeiten, dass ein gedrehter Faden (Garn) entsteht, mit dem man Textilien herstellen kann
etwas beziehen — hier: etwas kaufen; etwas bestellen
einen Anspruch erfüllen — so sein, wie es jemand möchte oder erwartet
Rohstoff, -e (m.) — das Material, aus dem etwas hergestellt wird
Down Under (aus dem Englischen) — umgangssprachlich für: Australien und Neuseeland
Verbraucher, -/Verbraucherin, -nen — jemand, der etwas kauft und verbraucht
Geld auf den Ladentisch legen — umgangssprachlich für: Geld für etwas bezahlen
Schnelllebigkeit (f., nur Singular) — die Tatsache, dass sich Dinge schnell verändern
Umdenken (n, nur Singular) — die Meinungsänderung
nachhaltig — hier: umweltfreundlich produziert; so, dass etwas auch in der Zukunft bestehen bleibt
etwas in Auftrag geben — einen Betrieb mit etwas beauftragen, z. B. etwas bestellen
Nachmacher, - /Nachmacherin, -nen — eine Person, die etwas genauso macht wie eine andere Person
Auskommen (n., nur Singular) — das Geld, das man zum Leben oder für den Betrieb braucht
Kette, -n (f.) — hier: eine zusammenhängende Reihe von unterschiedlichen Produktionsschritten