Albtraum Wohnungssuche
Immer mehr Leute ziehen in die Großstädte. Das Wohnungsangebot wird dadurch kleiner und oft schauen sich hunderte Bewerber gleichzeitig viel zu teure Wohnungen an. Viele sind frustriert, andere wollen nicht aufgeben.
Albtraum Wohnungssuche
Immer mehr Leute ziehen in die Großstädte. Das Wohnungsangebot wird dadurch knapper. Die Mieten steigen und für Normalverdiener sind manche Wohnungen in beliebten Großstädten wie München, Hamburg oder Frankfurt nicht mehr bezahlbar. Hunderte Bewerber schauen sich gleichzeitig Wohnungen an und werden zu Konkurrenten um denselben Wohnraum. Viele sind frustriert, andere wollen nicht aufgeben.
SPRECHER:
„Singlewohnung Singlewohnung, -en (f.) eine Wohnung für eine Person mit Ausblick Ausblick, -e (m.) hier: die Tatsache, dass man weit und etwas Schönes sehen kann “ heißt es in der Anzeige. Mehr als 20 Mietinteressenten Interessent, -en/Interessentin, -nen eine Person, die an etwas interessiert ist/an etwas Interesse hat sind gekommen, um eine kleine Hinterhofwohnung Hinterhofwohnung, -en (f.) eine Wohnung, die in einem Hof hinter dem Haus gebaut ist und kein Fenster zur Straße hat zu besichtigen. Cuan Acar ist einer von ihnen. Schon seit Monaten sucht er nach einer neuen Bleibe Bleibe, -n (f.) die Wohnung; das Zuhause und wird auch diesmal wieder enttäuscht. Der Vermieter verlangt 565 Euro warm für die Einzimmerwohnung – und jede Menge Gehaltsnachweise Gehaltsnachweis, -e (m.) ein Dokument, das beweist, wie viel Geld man verdient und Bonitätsauskünfte Bonitätsauskunft, -auskünfte eine Information über die finanzielle Situation einer Person oder Firma .
CUAN ACAR (Wohnungssuchender):
Er wollte so viele Unterlagen, da denkt man sich auch: Ich will mir hier keine Villa anmieten etwas an|mieten etwas mieten . Das ist einfach nur ne 30-Quadratmeter-Wohnung – unverschämt unverschämt respektlos; frech; so, dass etwas sehr viel sehr teuer ist einfach, was hier abgeht ab|gehen, etwas geht ab hier umgangssprachlich für: passieren .
SPRECHER:
Vor allem unverschämt teuer. Der Außendienstmitarbeiter Außendienstmitarbeiter, -/ Außendienstmitarbeiterin, -nen jemand, der/die unterwegs ist und eine Firma repräsentiert fährt einen Dienstwagen Dienstwagen, -(m.) ein Auto, das einer Firma gehört, für die man arbeitet und ist fest angestellt – trotzdem muss er in einer Gartenlaube Gartenlaube, -n (f.) ein kleines, sehr einfaches Haus, das in einem Garten steht leben.
CUAN ACAR:
Die Gartenlaube gehört einem meiner besten Freunde hier in Berlin, der meinte: Du kannst auch da pennen pennen umgangssprachlich für: schlafen . Das Wetter ist gut, [du] hast hier alles und wir gehen sowieso sowieso auch ohne etwas; in jedem Fall alle zwei Tage ins Fitnessstudio. Duschen kannst du da, meinte er. Hab ich gesagt: Ja ok, cool. Mache ich so.
SPRECHER:
Doch nun wird es Herbst und eine Heizung hat die Gartenlaube nicht. Also sucht der 27-Jährige weiter, durchforstet etwas durchforsten etwas gründlich durchsuchen täglich Wohnungsinserate Wohnungsinserat, -e (n.) die Wohnungsanzeige; das Wohnungsgesuch , besichtigt und bewirbt sich, kassiert etwas kassieren hier umgangssprachlich für: etwas Unangenehmes bekommen immer wieder Absagen und ärgert sich über dreiste dreist unverschämt; frech Vermieter, die die Lage Lage, -n die Situation in Berlin ausnutzen etwas aus|nutzen eine Situation, die für einen anderen negativ ist, zu seinem Vorteil nutzen .
CUAN ACAR:
Der Eigentümer Eigentümer, - /Eigentümerin, -nen jemand, dem etwas gehört , der hat dort Laminat Laminat, -e (n.) ein Material aus Kunststoff, das man auf Fußböden legt und das aussieht wie Holz verlegt etwas verlegen hier: ein Material auf den Boden legen , frisch verlegt und die Wände gestrichen etwas streichen hier: z.B. eine Wand mit Farbe bemalen . Und dann kam er mit Rechnungen und mit Quittungen Quittung, -en (f.) hier: die schriftliche Bestätigung, dass man etwas bezahlt hat . Inoffiziell inoffiziell hier: von niemandem als offiziell bezeichnet, aber so, dass alle es als offiziell empfinden wollte er von mir knapp 3000 Euro auf die Hand auf die Hand hier: in bar haben, nur weil er sein Laminat verlegt hat. Zu dem hab ich dann auch gesagt: Ich bin zwar verzweifelt verzweifelt so, dass man nicht weiß, was man tun soll , aber blöd blöd dumm bin ich nicht.
SPRECHER:
Cuan Acar gibt auf|geben hier: mit etwas nicht mehr weitermachen nicht auf auf|geben hier: mit etwas nicht mehr weitermachen . Vor Verzweiflung hat er auch schon ein 59854639Kleinanzeigen-Inserat geschaltet etwas schalten hier: veröffentlichen; online stellen , um sich als seriöser seriös hier: so, dass jemand so aussieht, als ob man ihm vertrauen kann Mieter anzupreisen etwas an|preisen für etwas/jemanden Werbung machen; sagen, dass etwas/jemand gut ist . Doch es meldet sich niemand.
Die Kunden von Jennifer Sager haben es da leichter. Es sind meist Führungskräfte Führungskraft, -kräfte (f.) ein Chef/eine Chefin; eine Person, die in einer Firma Verantwortung für mehrere Mitarbeiter hat ausländischer Firmen, die nach Berlin ziehen. Sagers Relocation Relocation (aus dem Englischen) der Umzug -Firma sucht ihnen exklusiv exklusiv edel; ausschließlich für bestimmte Personen gedacht passende Wohnungen heraus und kümmert sich um alle nötigen Unterlagen. Dass die Lage am Wohnungsmarkt angespannt ist angespannt sein hier: so, dass es einen Konflikt gibt; so, dass eine Situation nicht entspannt ist , merkt auch die Relocation-Maklerin, denn ihr Kundenkreis Kundenkreis, -e (m.) alle Kunden, die jemand betreut hat sich in den letzten fünf Jahren verändert.
JENNIFER SAGER (Relocation-Service):
Da sind viele Deutsche dazu gekommen, die einfach auch aus dem Bundesgebiet Bundesgebiet (n., nur Singular) hier: ganz Deutschland hierherziehen, oder auch Deutsche, die vielleicht 'ne Weile eine Weile eine Zeit lang im Ausland waren und zurückkommen und die einfach selber schon angefangen haben, zu gucken und einfach feststellen, sie kriegen kriegen bekommen keine Rückmeldung Rückmeldung, -en (f.) die Reaktion; die Antwort . Und deswegen engagieren jemanden engagieren jemanden einstellen; jemandem eine Arbeit geben die gerne jemanden, der diesen Job – und so muss man es heutzutage machen – für sie übernimmt.
SPRECHER:
Mindestens eine Million Wohnungen fehlen deutschlandweit, besonders in Großstädten wie Berlin. Hinzu kommt, dass die Hauptstadtbevölkerung jedes Jahr um rund 40.000 Menschen anwächst an|wachsen zunehmen; mehr werden – der Neubau von Wohnungen kommt nicht hinterher|kommen nicht schnell genug sein; etwas nicht schaffen da nicht hinterher nicht hinterher|kommen nicht schnell genug sein; etwas nicht schaffen .
Berlin-Kreuzberg: eine besonders beliebte Wohngegend Wohngegend, -en (f.) eine Region, ein Ort oder ein Stadtteil, wo viele Menschen wohnen . Die Mieten haben sich hier in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Trotzdem wollen dutzende dutzende hier: sehr viele Interessenten eine überteuerte überteuert zu teuer Hinterhofwohnung besichtigen. Viele suchen schon sehr lange und sind frustriert frustriert so, dass man wegen Enttäuschungen den Mut verliert (Substantiv: die Frustration) .
MANN:
Fünfzig Leute und ne ganz schlechte Wohnung, naja, so ist es.
MANN:
Immer nur Frustration frustriert so, dass man wegen Enttäuschungen den Mut verliert (Substantiv: die Frustration) – überall, wo man hingeht, dieselben Leute.
MANN:
Es kann sein, dass ich die ganze Wohnungssuche abblase etwas ab|blasen umgangssprachlich für: etwas absagen; mit etwas aufhören und … keine Ahnung – gut, zu den Eltern will man nicht mehr ziehen – aber irgend so ‘ne Sachen in Kauf nehmen etwas in Kauf nehmen etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist muss.
SPRECHER:
Auch Cuan Acar musste einiges in Kauf nehmen. Nach intensiver Suche hat er aber doch noch eine Bleibe gefunden – Altbau Altbau, -ten (m.) ein älteres, vor längerer Zeit gebautes Haus oder Gebäude mit hohen Räumen und Fenstern , zentral gelegen und mit zwei großen Zimmern und Balkon. Einziger Haken Haken, - (f.) hier: der Nachteil : Die Wohnung kostet mehr als 1000 Euro warm.
CUAN ACAR:
Ja, die Hälfte des Gehalts geht drauf ... aber es ging nicht anders.
SPRECHER:
Mieten zahlen, die das eigene Budget Budget, -s (n., aus dem Französischen) die Geldsumme, die man für etwas (z. B. für den Kauf von etwas) zur Verfügung hat deutlich übersteigen etwas übersteigen über etwas hinausgehen; mehr sein als etwas – für viele Wohnungssuchende in Großstädten ist das der einzige Weg, ein Dach über dem Kopf zu finden.
Albtraum Wohnungssuche
Singlewohnung, -en (f.) — eine Wohnung für eine Person
Ausblick, -e (m.) — hier: die Tatsache, dass man weit und etwas Schönes sehen kann
Interessent, -en/Interessentin, -nen — eine Person, die an etwas interessiert ist/an etwas Interesse hat
Hinterhofwohnung, -en (f.) — eine Wohnung, die in einem Hof hinter dem Haus gebaut ist und kein Fenster zur Straße hat
Bleibe, -n (f.) — die Wohnung; das Zuhause
Gehaltsnachweis, -e (m.) — ein Dokument, das beweist, wie viel Geld man verdient
Bonitätsauskunft, -auskünfte — eine Information über die finanzielle Situation einer Person oder Firma
etwas an|mieten — etwas mieten
unverschämt — respektlos; frech; so, dass etwas sehr viel sehr teuer ist
ab|gehen, etwas geht ab — hier umgangssprachlich für: passieren
Außendienstmitarbeiter, -/ Außendienstmitarbeiterin, -nen — jemand, der/die unterwegs ist und eine Firma repräsentiert
Dienstwagen, -(m.) — ein Auto, das einer Firma gehört, für die man arbeitet
Gartenlaube, -n (f.) — ein kleines, sehr einfaches Haus, das in einem Garten steht
pennen — umgangssprachlich für: schlafen
sowieso — auch ohne etwas; in jedem Fall
etwas durchforsten — etwas gründlich durchsuchen
Wohnungsinserat, -e (n.) — die Wohnungsanzeige; das Wohnungsgesuch
etwas kassieren — hier umgangssprachlich für: etwas Unangenehmes bekommen
dreist — unverschämt; frech
Lage, -n — die Situation
etwas aus|nutzen — eine Situation, die für einen anderen negativ ist, zu seinem Vorteil nutzen
Eigentümer, - /Eigentümerin, -nen — jemand, dem etwas gehört
Laminat, -e (n.) — ein Material aus Kunststoff, das man auf Fußböden legt und das aussieht wie Holz
etwas verlegen — hier: ein Material auf den Boden legen
etwas streichen — hier: z.B. eine Wand mit Farbe bemalen
Quittung, -en (f.) — hier: die schriftliche Bestätigung, dass man etwas bezahlt hat
inoffiziell — hier: von niemandem als offiziell bezeichnet, aber so, dass alle es als offiziell empfinden
auf die Hand — hier: in bar
verzweifelt — so, dass man nicht weiß, was man tun soll
blöd — dumm
auf|geben — hier: mit etwas nicht mehr weitermachen
Kleinanzeige, -n (f.) — ein kurzer Text in einer Zeitung oder im Internet, in dem steht, was jemand kaufen oder verkaufen möchte
etwas schalten — hier: veröffentlichen; online stellen
seriös — hier: so, dass jemand so aussieht, als ob man ihm vertrauen kann
etwas an|preisen — für etwas/jemanden Werbung machen; sagen, dass etwas/jemand gut ist
Führungskraft, -kräfte (f.) — ein Chef/eine Chefin; eine Person, die in einer Firma Verantwortung für mehrere Mitarbeiter hat
Relocation (aus dem Englischen) — der Umzug
exklusiv — edel; ausschließlich für bestimmte Personen gedacht
etwas übersteigen — über etwas hinausgehen; mehr sein als etwas
angespannt sein — hier: so, dass es einen Konflikt gibt; so, dass eine Situation nicht entspannt ist
Kundenkreis, -e (m.) — alle Kunden, die jemand betreut
Bundesgebiet (n., nur Singular) — hier: ganz Deutschland
eine Weile — eine Zeit lang
kriegen — bekommen
Rückmeldung, -en (f.) — die Reaktion; die Antwort
jemanden engagieren — jemanden einstellen; jemandem eine Arbeit geben
an|wachsen — zunehmen; mehr werden
nicht hinterher|kommen — nicht schnell genug sein; etwas nicht schaffen
Wohngegend, -en (f.) — eine Region, ein Ort oder ein Stadtteil, wo viele Menschen wohnen
dutzende — hier: sehr viele
überteuert — zu teuer
frustriert — so, dass man wegen Enttäuschungen den Mut verliert (Substantiv: die Frustration)
etwas ab|blasen — umgangssprachlich für: etwas absagen; mit etwas aufhören
etwas in Kauf nehmen — etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist
Altbau, -ten (m.) — ein älteres, vor längerer Zeit gebautes Haus oder Gebäude mit hohen Räumen und Fenstern
Haken, - (f.) — hier: der Nachteil
Budget, -s (n., aus dem Französischen) — die Geldsumme, die man für etwas (z. B. für den Kauf von etwas) zur Verfügung hat