Typisch bayerisch: das Fingerhakeln
Brezeln, Bier und Blasmusik, dafür sind bayerische Volksfeste bekannt. Aber auch das Fingerhakeln ist ein beliebter Zeitvertreib. Es gibt sogar bayerische Meisterschaften in dieser besonderen Sportart.
Typisch bayerisch: das Fingerhakeln
Auf bayerischen Volksfesten werden nicht nur Brezeln gegessen und Bier getrunken. Auch das Fingerhakeln ist ein beliebter Zeitvertreib. Es gibt sogar bayerische Meisterschaften in dieser besonderen Sportart. Dabei haken zwei Leute ihre Finger ein und versuchen dann, ihren Gegner über den Tisch zu ziehen. Ein Riesenspaß für Teilnehmer und Zuschauer.
SPRECHER:
Bayern unter Zugzwang unter Zugzwang, -zwänge sein (m.) unter Druck stehen; handeln müssen - beim Fingerhakeln Fingerhakeln (n., nur Singular) eine bayerische Sportart, bei der zwei Personen gegeneinander antreten und ihre Finger in einen Lederring einhaken und daran so lange ziehen, bis der Stärkere gewinnt . Einer der besten: Josef Utzschneider.
JOSEF UTZSCHNEIDER (Fingerhakler):
Das Faszinierende ist, dass man alle Sinne braucht eigentlich!
SPRECHER:
Beim Fingerhakeln geht es darum, den anderen über den Tisch jemanden über den Tisch ziehen redensartlich für: die Unwissenheit einer anderen Person für eigene Zwecke ausnutzen; jemanden austricksen; hier wortwörtlich: beim Fingerhakeln jemanden über den Tisch ziehen zu ziehen jemanden über den Tisch ziehen redensartlich für: die Unwissenheit einer anderen Person für eigene Zwecke ausnutzen; jemanden austricksen; hier wortwörtlich: beim Fingerhakeln jemanden über den Tisch ziehen .
JOSEF UTZSCHNEIDER:
Man braucht Schnellkraft Schnellkraft, -kräfte (f.) eine Kraft, die das Ziel hat, eine Bewegung möglichst schnell auszuführen , man braucht [eine] Kondition, man braucht einen Finger. Ohne diesen trainierten Finger… ohne den funktioniert gar nichts.
SPRECHER:
Es ist eine bayerische Tradition. Früher ein Kräftemessen Kräftemessen (n., nur Singular) redensartlich für: sich mit jemandem vergleichen; aber auch: beim Sport gegeneinander antreten im Wirtshaus Wirtshaus, -häuser (n.) ein traditionelles, gutbürgerliches Restaurant . Heute ein ernsthafter Sport mit richtigen Meisterschaften Meisterschaft, -en (f.) der Wettbewerb .
JOSEF UTZSCHNEIDER:
Das Interessante ist, dass, wenn einer da ist, der [wo] alle Kraft der Welt hat, aber halt keinen guten Finger, keine Schnellkraft, der macht keinen Stich einen Stich machen redensartlich für: gewinnen . Das macht die Sportart eigentlich aus, dass man alles braucht und auf die Zehntelsekunde Zehntelsekunde, -n (f.) eine sehr kleine Zeiteinheit; der zehnte Teil einer Sekunde da sein muss.
SPRECHER:
Da sein muss auch das, was sonst zu Bayern gehört: Blasmusik Blasmusik (f., nur Singular) Musik mit Blasinstrumenten, z.B. Trompete, Posaune und Bier. In Reichertshofen bei Nürnberg werden die 61. Bayerischen Meisterschaften im Fingerhakeln ausgetragen etwas aus|tragen hier: etwas stattfinden lassen; etwas veranstalten, z.B. einen Wettbewerb . Rund 120 Teilnehmer treten an - und müssen sich einem klaren Regelwerk Regelwerk, -e (n.) viele Regeln; eine Sammlung von Vorschriften fügen sich etwas fügen sich etwas unterordnen; sich nach etwas richten - unter den Augen von Schiedsrichter Schiedsrichter, -/Schiedsrichterin/-nen die Person im Sport, die aufpasst, dass sich alle an die Regeln halten Helmut Weiß.
HELMUT WEIß (Schiedsrichter beim Fingerhakeln):
Sie dürfen halt einhakeln sich ein|hakeln Bayerisch für: den Finger in einen anderen Finger schieben und festgehalten mit dem Mittelfinger Mittelfinger, - (m.) der mittlere Finger einer Hand , Ringfinger Ringfinger, - (m.) der Finger neben dem kleinen Finger, an dem normalerweise Ringe getragen werden , ist eigentlich egal welchem Finger, man darf alle nehmen bis auf den Daumen Daumen, - (m.) der stärkste der fünf Finger an der Hand und kleinen Finger. Dann darf man einen Fuß, den Zugfuß Zugfuß, -füße (m.) regional für: der Fuß, mit dem man Kraft ausübt , am Tisch einspreizen ein|spreizen Bayerisch für: dahinter|klemmen, etwas hinter eine schmale/enge Lücke klemmen , die andere Hand auch, dann kommt‘s Kommando Kommando, -s (n.) der Befehl : 'Beide Hakler Hakler, -/Haklerin, -nen eine Person, die mit einer anderen Person mit den Fingern an einem Ring zieht , fertig, zieht!' Bei 'Zieht!' geht's los, und ab 'Zieht!' darf jeder den zweiten Fuß zur Hilfe nehmen. Da ist praktisch die Anfangslinie Anfangslinie, -n (f.) die Startlinie … Mittel … Ring. Die Außenlinie Außenlinie, -n (f.) die äußere Linie von etwas muss der gegnerische gegnerisch so, dass es die Mannschaft oder die Person, gegen die man kämpft, betrifft Finger überqueren, dann ist‘s aus.
SPRECHER:
Die Meisterschaften finden immer im Wirtshaus oder Festzelt Festzelt, -e (n.) ein großes Zelt für Veranstaltungen, Partys oder Feste statt. Dementsprechend dementsprechend hier: deshalb; folglich ist auch die Stimmung Stimmung, -en (f.) die Atmosphäre; die Laune . Erste Vorbereitung: körperliche Grundlagen schaffen. Josef Utzschneider tritt in der Königsdisziplin Königsdisziplin, -en (f.) die wichtigste Disziplin an, dem Schwergewicht Schwergewicht, -e (n.) die höchste Gewichtsklasse; z.B. beim Boxen .
JOSEF UTZSCHNEIDER:
Mit leerem Magen funktioniert gar nichts! Auch noch nicht mal das Fingerhakeln.
SPRECHER:
Im 16. Jahrhundert wurde das Fingerhakeln erstmals erwähnt. Damals ging es darum, Streit zu schlichten oder Frauen zu imponieren jemandem imponieren Eindruck auf jemanden machen . Auch der Vorsitzende Vorsitzende, -n (m./f.) eine Person, die eine Gruppe, z. B. eine Partei, leitet des Fingerhakler-Verbandes Verband, Verbände (m.) hier: eine Vereinigung von Organisationen mit gleichen Interessen , Anton Bader, hakelt mit.
ANTON BADER (Vorsitzender des Landesverbandes der bayerischen Fingerhakler):
Es ist a [ein] Brauchtum Brauchtum (n., nur Singular) die Traditionen, die schon lange gepflegt werden in meinen Augen. Und dann die Kameradschaft Kameradschaft (f., hier: nur Singular) das vertraute Verhältnis zwischen Freunden/Kameraden drumherum drumherum um etwas herum . Du hockst hocken hier bayerisch für: sitzen dich hinauf, du kämpfst miteinand’ [miteinander] bis aufs Letzte und danach umarmst’ [du] dich wieder und trinkst miteinand’ [miteinander] a [eine] Maß Bier oder was. Und das ist das Allerschönste Allerschönste, -n (n.) das Schönste von allen .
SPRECHER:
Mit Magnesia Magnesia (f., nur Singular) das mineralische Pulver, das Sportler für ihre Hände nutzen, damit sie trocken bleiben werden die Finger kurz vor dem Kampf eingerieben, damit sie trocken bleiben und der Haklerring Haklerring, -e (m.) hier: der Ring, in den die Fingerhakler ihre Finger einhaken nicht so leicht abrutscht ab|rutschen sich nicht mehr halten können, weil etwas zu glatt ist . Josef Utzschneider hat sich dafür eine richtige Hornhaut Hornhaut, -häute (f.) die Haut, die hart und robust geworden ist, weil sie häufig gebraucht wird, wie z.B. die Haut unter den Füßen antrainiert sich etwas an|trainieren sich etwas beibringen; etwas erlernen .
JOSEF UTZSCHNEIDER:
Es geht jetzt allein’ ums, um dass man den Finger halt auf Betriebstemperatur Betriebstemperatur, -en (f.) die Temperatur, die gebraucht wird, damit etwas, z.B. eine Maschine, genutzt werden kann bringt und … und, dass das halt alles dann, wenn es los geht, gescheit g(e)scheit bayerisch für: ordentlich; richtig hebt alles.
SPRECHER:
Aber beim Hakeln kommt es nicht nur auf den Finger und die Muskeln an.
JOSEF UTZSCHNEIDER:
Kopf ist … mit entscheidend. Wenn … wenn‘s wirklich … wenn‘s zwoa [zwei] ganz Gleichwertige Gleichwertige,-n (f./m.) eine Person, die ebenbürtig ist, z.B. genauso stark wie eine andere Person sind, und der andere ist auf dem Damm sein redensartlich für: sich gut fühlen vom Kopf her net [nicht] so auf‘m Damm auf dem Damm sein redensartlich für: sich gut fühlen , dann ist das entscheidend.
SPRECHER:
Josef Utzschneider ist seit 12 Jahren ungeschlagener ungeschlagen so, dass man bei einem Spiel oder einer Sportart immer gewonnen hat bayerischer, deutscher und alpenländischer alpenländisch so, dass jemand oder etwas aus dem Alpengebiet (Bayern, Österreich) kommt Meister. Auch hier macht kurzen Prozess machen redensartlich für: nicht lange zögern, nicht lange überlegen er mit seinen Gegnern kurzen Prozess kurzen Prozess machen redensartlich für: nicht lange zögern, nicht lange überlegen .
ZUSCHAUERIN:
Das ist a [auch] sexy sexy aus dem Englischen für: toll; gut irgendwie, finde ich, ne? Weil …wenn die Männer da so sitzen und ziehen mit ihrer Manneskraft Manneskraft (f., nur Singular) veraltet für: die Stärke des Mannes , also das ist schon schön zum Anschauen.
ZUSCHAUER 1:
Das macht Riesenspaß Riesenspaß, -späße (m.) ein sehr großer Spaß, eine große Freude . Ist halt brutal brutal hier umgangssprachlich für: besonders toll .
ZUSCHAUER 2:
Ich würde es niemals selbst machen, aber [es] ist auf jeden Fall immer wieder ein Spaß, da zuzuschauen.
SPRECHER:
Auch im Finale zieht Josef Utzschneider seinen Gegner über den Tisch. Er ist neuer und alter bayerischer Meister. Sein Preisgeld Preisgeld, -gelder (n.) die das Geld, das man bei einem Wettbewerb gewinnen kann : Ruhm Ruhm (m., nur Singular) das hohe Ansehen einer Person; die Berühmtheit , Ehre und die Kameradschaft unter den Haklern.
JOSEF UTZSCHNEIDER:
Jetzt … jetzt gehen wir zum gemütlichen Teil über! Prost Prost! das sagt man, wenn man gemeinsam trinkt und die Gläser hebt !
SPRECHER:
Das Fingerhakeln - ein bayerisches Brauchtum, das einfach unschlagbar unschlagbar hier: einmalig gut, unübertrefflich ist.
Typisch bayerisch: das Fingerhakeln
unter Zugzwang, -zwänge sein (m.) — unter Druck stehen; handeln müssen
Fingerhakeln (n., nur Singular) — eine bayerische Sportart, bei der zwei Personen gegeneinander antreten und ihre Finger in einen Lederring einhaken und daran so lange ziehen, bis der Stärkere gewinnt
jemanden über den Tisch ziehen — redensartlich für: die Unwissenheit einer anderen Person für eigene Zwecke ausnutzen; jemanden austricksen; hier wortwörtlich: beim Fingerhakeln jemanden über den Tisch ziehen
Schnellkraft, -kräfte (f.) — eine Kraft, die das Ziel hat, eine Bewegung möglichst schnell auszuführen
Kräftemessen (n., nur Singular) — redensartlich für: sich mit jemandem vergleichen; aber auch: beim Sport gegeneinander antreten
Wirtshaus, -häuser (n.) — ein traditionelles, gutbürgerliches Restaurant
Meisterschaft, -en (f.) — der Wettbewerb
einen Stich machen — redensartlich für: gewinnen
Zehntelsekunde, -n (f.) — eine sehr kleine Zeiteinheit; der zehnte Teil einer Sekunde
Blasmusik (f., nur Singular) — Musik mit Blasinstrumenten, z.B. Trompete, Posaune
etwas aus|tragen — hier: etwas stattfinden lassen; etwas veranstalten, z.B. einen Wettbewerb
Regelwerk, -e (n.) — viele Regeln; eine Sammlung von Vorschriften
sich etwas fügen — sich etwas unterordnen; sich nach etwas richten
Schiedsrichter, -/Schiedsrichterin/-nen — die Person im Sport, die aufpasst, dass sich alle an die Regeln halten
sich ein|hakeln — Bayerisch für: den Finger in einen anderen Finger schieben und festgehalten
Mittelfinger, - (m.) — der mittlere Finger einer Hand
Ringfinger, - (m.) — der Finger neben dem kleinen Finger, an dem normalerweise Ringe getragen werden
Daumen, - (m.) — der stärkste der fünf Finger an der Hand
Zugfuß, -füße (m.) — regional für: der Fuß, mit dem man Kraft ausübt
ein|spreizen — Bayerisch für: dahinter|klemmen, etwas hinter eine schmale/enge Lücke klemmen
Kommando, -s (n.) — der Befehl
Hakler, -/Haklerin, -nen — eine Person, die mit einer anderen Person mit den Fingern an einem Ring zieht
Anfangslinie, -n (f.) — die Startlinie
Außenlinie, -n (f.) — die äußere Linie von etwas
gegnerisch — so, dass es die Mannschaft oder die Person, gegen die man kämpft, betrifft
Festzelt, -e (n.) — ein großes Zelt für Veranstaltungen, Partys oder Feste
dementsprechend — hier: deshalb; folglich
Stimmung, -en (f.) — die Atmosphäre; die Laune
Königsdisziplin, -en (f.) — die wichtigste Disziplin
Schwergewicht, -e (n.) — die höchste Gewichtsklasse; z.B. beim Boxen
jemandem imponieren — Eindruck auf jemanden machen
Vorsitzende, -n (m./f.) — eine Person, die eine Gruppe, z. B. eine Partei, leitet
Verband, Verbände (m.) — hier: eine Vereinigung von Organisationen mit gleichen Interessen
Brauchtum (n., nur Singular) — die Traditionen, die schon lange gepflegt werden
Kameradschaft (f., hier: nur Singular) — das vertraute Verhältnis zwischen Freunden/Kameraden
drumherum — um etwas herum
hocken — hier bayerisch für: sitzen
Allerschönste, -n (n.) — das Schönste von allen
Magnesia (f., nur Singular) — das mineralische Pulver, das Sportler für ihre Hände nutzen, damit sie trocken bleiben
Haklerring, -e (m.) — hier: der Ring, in den die Fingerhakler ihre Finger einhaken
ab|rutschen — sich nicht mehr halten können, weil etwas zu glatt ist
Hornhaut, -häute (f.) — die Haut, die hart und robust geworden ist, weil sie häufig gebraucht wird, wie z.B. die Haut unter den Füßen
sich etwas an|trainieren — sich etwas beibringen; etwas erlernen
Betriebstemperatur, -en (f.) — die Temperatur, die gebraucht wird, damit etwas, z.B. eine Maschine, genutzt werden kann
g(e)scheit — bayerisch für: ordentlich; richtig
Gleichwertige,-n (f./m.) — eine Person, die ebenbürtig ist, z.B. genauso stark wie eine andere Person
auf dem Damm sein — redensartlich für: sich gut fühlen
ungeschlagen — so, dass man bei einem Spiel oder einer Sportart immer gewonnen hat
alpenländisch — so, dass jemand oder etwas aus dem Alpengebiet (Bayern, Österreich) kommt
kurzen Prozess machen — redensartlich für: nicht lange zögern, nicht lange überlegen
sexy — aus dem Englischen für: toll; gut
Manneskraft (f., nur Singular) — veraltet für: die Stärke des Mannes
Riesenspaß, -späße (m.) — ein sehr großer Spaß, eine große Freude
brutal — hier umgangssprachlich für: besonders toll
Preisgeld, -gelder (n.) — die das Geld, das man bei einem Wettbewerb gewinnen kann
unschlagbar — hier: einmalig gut, unübertrefflich
Ruhm (m., nur Singular) — das hohe Ansehen einer Person; die Berühmtheit
Prost! — das sagt man, wenn man gemeinsam trinkt und die Gläser hebt