Nach dem Mauerfall kam die Kunst
Wo früher die Berliner Mauer stand, entsteht heute Kunst. Das ehemalige Niemandsland ist ein kreativer Ort voller Kulturzentren. Nur noch wenig erinnert daran, dass die deutsche Hauptstadt einmal geteilt war.
Nach dem Mauerfall kam die Kunst
Vor mehr als 30 Jahren fiel die Berliner Mauer. Dass die deutsche Hauptstadt jahrzehntelang geteilt war, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Dass auf Menschen geschossen wurde, die versuchten, die Grenze zu überqueren, erst recht nicht. Mittlerweile haben Kulturschaffende das Niemandsland an der früheren Grenze in Kulturorte verwandelt.
SPRECHERIN:
Ein ehemaliger Wachturm Wachturm, Wachtürme (m.) ein hohes Bauwerk, von dem aus ein Gebiet beobachtet und überwacht wird in Berlin – heute ein Ort für die Kunst. Die einstige einstig früher Sperrzone Sperrzone, -n (f.) ein Gebiet, das niemand betreten darf im Grenzgebiet: Daneben liegt heute ein alternatives alternativ hier: anders als das Normale/Herkömmliche Stadtquartier Stadtquartier, -e (n.) eine Siedlung oder ein gewachsenes Viertel in einer Stadt . Dort, wo die Mauer die Menschen trennte, befinden sich heute etliche etliche viele Kulturstätten Kulturstätte, -n (f.) ein Ort, an dem Kultur geschaffen wird .
DIANA PIÑEROS:
Hallo, ich bin Euromaxx-Reporterin Diana Piñeros. Ich werde Ihnen vier Orte zeigen, an denen nach dem Mauerfall Mauerfall (m., nur Singular) die Öffnung der Grenze zwischen der DDR und der BRD im November 1989 etwas Neues entstanden ist. Los geht's!
SPRECHERIN:
Im früheren Ostteil der Stadt ist jetzt das Künstlerdorf Holzmarkt 25 ansässig ansässig wohnhaft; hier auch: vorhanden sein . Im Schatten der Mauer war das Areal Areal, -e (n.) das Gebiet; der Ort ein Niemandsland Niemandsland (n., nur Singular) ein Bereich zwischen zwei Grenzen, der zu keinem der beiden Länder gehört . Lange passiert nichts. 2003 entsteht auf dem Brachland Brachland (n., nur Singular) ein Stück Land, auf dem keine Häuser stehen und das nicht genutzt wird zunächst ein Techno-Club Techno-Club, -s (m., aus dem Englischen) ein Ort, an dem zu lauter elektronischer Musik getanzt wird und später das Kulturzentrum.
KONSTANTIN KREX (Kulturschaffender Kulturschaffende, -n (m./f.) jemand, der im Bereich der Kultur arbeitet und z. B. Musik, Kunst oder Literatur schafft ):
Also, ich glaub, der Holzmarkt, der konnte nur hier entstehen, nur in Berlin und auch nur an diesem Ort. Hier konnte ganz lange keine Stadt wachsen, das war ’ne Narbe Narbe, -n (f.) hier umgangssprachlich für: die sichtbare Spur, die geschichtliche Ereignisse an einem Ort hinterlassen haben . Und daraus hat man natürlich ’ne Situation vorgefunden etwas vor|finden erstmals etwas sehen, das in einem bestimmten Zustand ist , dass man Gestaltungsspielräume Gestaltungsspielraum, -räume (m.) die Möglichkeit, die man hat, etwas zu tun oder zu gestalten hatte, dass es Freiräume gab, die noch nicht bebaut waren und die noch nicht beplant waren.
SPRECHERIN:
Insgesamt 302 Wachtürme standen auf dem Todesstreifen Todesstreifen (m., nur Singular) eine Fläche auf DDR-Gebiet entlang der Grenze zur BRD, die nicht betreten werden durfte und auf der geschossen wurde und waren Teil eines brutalen brutal sehr gewalttätig; grausam Grenzsystems. Heutzutage sind erhalten so, dass etwas nicht kaputt ist, sondern immer noch existiert nur noch wenige erhalten erhalten so, dass etwas nicht kaputt ist, sondern immer noch existiert . Von diesem Wachturm wurde einst einst früher die Grenze zwischen dem Ostberliner Bezirk Bezirk, -e (m.) ein offizieller Abschnitt in einem Land oder einer Stadt Treptow und dem Westberliner Bezirk Kreuzberg kontrolliert. Heute ist der Turm ein Ort der Kunst und steht unter Denkmalschutz unter Denkmalschutz stehen als Ort mit einer besonderen Bedeutung so geschützt werden, dass man ihn erhalten muss und nicht zerstören darf .
DIANA PIÑEROS:
So sah der Wachturm nach dem Mauerfall aus, und so sieht es heute aus. Es ist unglaublich, sich vorzustellen, dass vor 60 Jahren von Türmen wie diesen auf Menschen geschossen wurde. Ui ui! ein Ausruf, der Überraschung ausdrückt , schwer! Wow wow! (aus dem Englischen) ein Ausruf, der Überraschung oder Freude ausdrückt , verrückt!
SPRECHERIN:
In dem zehn Meter hohen Bau befinden sich inzwischen Ateliers Atelier, -s (n.) ein Raum, in dem Künstler ihre Werke schaffen; die Werkstatt eines Künstlers für Kunstschaffende. Auch Ausstellungen und Events finden hier regelmäßig statt. Der geschichtsträchtige geschichtsträchtig stark mit Geschichte verbunden; geschichtlich bedeutsam Ort wird vom Künstlerkollektiv Kollektiv, -e (n., meist im Singular) die Gemeinschaft; eine Gruppe von Menschen „The Watch“ betreut.
DIANA PIÑEROS:
Warum ist es so wichtig, Kunst hier in einem Wachturm auszustellen?
DOMINIQUE HURTH (Künstlerin):
Also, den Turm zu aktivieren etwas aktivieren etwas in Betrieb nehmen , ist wichtig, weil wir jetzt, 30 – mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall, nämlich eine neue Frage von solchen Symboliken Symbolik, -en (f.) die übertragene Bedeutung erarbeiten müssen. Was bedeutet das eigentlich, 2021 in einem ehemaligen Turm, der einem Grenzapparat Grenzapparat, -e (m.) das gesamte System, mit dem eine Grenze angelegt, kontrolliert und organisiert wird zugehörte, zu arbeiten? Es ist wichtig, da Künstler und Künstlerinnen einzuladen, die immer wieder diesen Ort irgendwie neu besetzen etwas besetzen hier: einen Raum einnehmen, an dem bisher niemand war und neu definieren.
SPRECHERIN:
Und natürlich ist die East Side Gallery immer einen Besuch wert. 1,3 Kilometer – das längste noch erhaltene Stück der Mauer in Berlin. Heute auf der früheren Ostseite: eine Freiluftgalerie Freiluftgalerie, -n (f.) eine Galerie, die sich draußen befindet . Die Bilder wurden erst nach dem Mauerfall gemalt. Zu DDR DDR (f., nur Singular) Abkürzung für: Deutsche Demokratische Republik (Staat von 1949-1990) -Zeiten war das unmöglich. Am Spreeufer sind viele Cafés und Grünflächen entstanden. Die Mauer kann man sich hier auch von der unbemalten Rückseite anschauen.
DIANA PIÑEROS:
Ich habe die East Side Gallery schon oft gesehen, aber noch nie aus dieser Perspektive Perspektive, -n (f.) hier: die Art, etwas zu sehen; die Richtung, aus der man etwas sieht . Ich kann mir Berlin nicht als geteilte Stadt vorstellen.
SPRECHERIN:
Sogar auf dem Wasser gab es einen Grenzverlauf Grenzverlauf, -verläufe (m.) die Art, wie eine Grenze verläuft . Hier, wo sich heute auf der Spree Spree (f. nur Singular) ein Fluss, der durch Berlin fließt ein schwimmender Pool Pool, -s (m., aus dem Englischen) ein Schwimmbecken befindet, patrouillierten patrouillieren an einem Ort immer hin- und hergehen oder fahren, damit man alles kontrollieren kann einst Grenzsoldaten mit Booten auf dem Fluss. Das „Badeschiff“ ist städtisches Kulturprojekt und Touristenmagnet Touristenmagnet, -e (m.) ein Ort, zu dem viele Touristen fahren . Diana Piñeros trifft den Architekten und die Kuratorin Kurator, -en/Kuratorin, -nen jemand, der Ausstellungen (z. B. in Museen) gestaltet und sich darum kümmert .
DIANA PIÑEROS:
Warum haben Sie sich für diesen Ort entschieden?
HEIKE MERTENS (Kuratorin):
Das hängt eben mit dem Grenzverlauf zusammen. Und der Grenzverlauf war eben natürlicherweise die Spree. Das hat natürlich auch viel mit der Wassersituation gemacht, und wir wollten diesen Zugang Zugang, Zugänge (m.) hier: die Möglichkeit oder das Recht, einen Ort zu betreten wieder öffnen.
SPRECHERIN:
Reste der ehemaligen Grenzanlage Grenzanlage, -n (f.) die Einrichtungen, die man bei Kontrollen an der Grenze braucht auf der Spree kann man heute noch von hier sehen.
DIANA PIÑEROS:
Heute habe ich sehr viel gelernt, und ich bin ganz begeistert, was nach dem Mauerfall alles Neues in Berlin entstanden ist. Und jetzt, [da] ich schon hier bin, muss ich natürlich eine Runde schwimmen gehen. Uiuiui, es ist schon ein bisschen frisch. Aber der Blick ist wunderschön!
Nach dem Mauerfall kam die Kunst
Mauerfall (m., nur Singular) — die Öffnung der Grenze zwischen der DDR und der BRD im November 1989
Niemandsland (n., nur Singular) — ein Bereich zwischen zwei Grenzen, der zu keinem der beiden Länder gehört
Wachturm, Wachtürme (m.) — ein hohes Bauwerk, von dem aus ein Gebiet beobachtet und überwacht wird
einstig — früher
Sperrzone, -n (f.) — ein Gebiet, das niemand betreten darf
alternativ — hier: anders als das Normale/Herkömmliche
Stadtquartier, -e (n.) — eine Siedlung oder ein gewachsenes Viertel in einer Stadt
etliche — viele
Kulturstätte, -n (f.) — ein Ort, an dem Kultur geschaffen wird
ansässig — wohnhaft; hier auch: vorhanden sein
Areal, -e (n.) — das Gebiet; der Ort
Brachland (n., nur Singular)
— ein Stück Land, auf dem keine Häuser stehen und das nicht genutzt wird
Techno-Club, -s (m., aus dem Englischen) — ein Ort, an dem zu lauter elektronischer Musik getanzt wird
Kulturschaffende, -n (m./f.) — jemand, der im Bereich der Kultur arbeitet und z. B. Musik, Kunst oder Literatur schafft
Narbe, -n (f.) — hier umgangssprachlich für: die sichtbare Spur, die geschichtliche Ereignisse an einem Ort hinterlassen haben
etwas vor|finden — erstmals etwas sehen, das in einem bestimmten Zustand ist
Gestaltungsspielraum, -räume (m.) — die Möglichkeit, die man hat, etwas zu tun oder zu gestalten
Todesstreifen (m., nur Singular) — eine Fläche auf DDR-Gebiet entlang der Grenze zur BRD, die nicht betreten werden durfte und auf der geschossen wurde
brutal — sehr gewalttätig; grausam
erhalten — so, dass etwas nicht kaputt ist, sondern immer noch existiert
einst — früher
Bezirk, -e (m.) — ein offizieller Abschnitt in einem Land oder einer Stadt
unter Denkmalschutz stehen — als Ort mit einer besonderen Bedeutung so geschützt werden, dass man ihn erhalten muss und nicht zerstören darf
ui! — ein Ausruf, der Überraschung ausdrückt
wow! (aus dem Englischen) — ein Ausruf, der Überraschung oder Freude ausdrückt
Atelier, -s (n.) — ein Raum, in dem Künstler ihre Werke schaffen; die Werkstatt eines Künstlers
geschichtsträchtig — stark mit Geschichte verbunden; geschichtlich bedeutsam
Kollektiv, -e (n., meist im Singular) — die Gemeinschaft; eine Gruppe von Menschen
etwas aktivieren — etwas in Betrieb nehmen
Symbolik, -en (f.) — die übertragene Bedeutung
Grenzapparat, -e (m.) — das gesamte System, mit dem eine Grenze angelegt, kontrolliert und organisiert wird
etwas besetzen — hier: einen Raum einnehmen, an dem bisher niemand war
Freiluftgalerie, -n (f.) — eine Galerie, die sich draußen befindet
DDR (f., nur Singular) — Abkürzung für: Deutsche Demokratische Republik (Staat von 1949-1990)
Perspektive, -n (f.) — hier: die Art, etwas zu sehen; die Richtung, aus der man etwas sieht
Grenzverlauf, -verläufe (m.) — die Art, wie eine Grenze verläuft
Spree (f. nur Singular) — ein Fluss, der durch Berlin fließt
Pool, -s (m., aus dem Englischen) — ein Schwimmbecken
patrouillieren — an einem Ort immer hin- und hergehen oder fahren, damit man alles kontrollieren kann
Touristenmagnet, -e (m.) — ein Ort, zu dem viele Touristen fahren
Kurator, -en/Kuratorin, -nen — jemand, der Ausstellungen (z. B. in Museen) gestaltet und sich darum kümmert
Zugang, Zugänge (m.) — hier: die Möglichkeit oder das Recht, einen Ort zu betreten
Grenzanlage, -n (f.) — die Einrichtungen, die man bei Kontrollen an der Grenze braucht