Hacker im Auftrag des Staates
Hacker durchsuchen fremde Computer nach geheimen Daten. Aber nicht alle sind kriminell. Zum Beispiel Lukas: Er arbeitet für den deutschen Geheimdienst BND und sammelt Informationen für die Regierung.
Hacker im Auftrag des Staates
Lukas hackt fremde Computer – und das ganz legal. Denn er arbeitet für den Bundesnachrichtendienst. Im Auftrag des Staates sammelt er Informationen über andere Länder oder über kriminelle Vereinigungen. In einem privaten Unternehmen könnte er viel mehr verdienen, aber er mag seine Arbeit, weil sie einen Sinn hat. Aber manchmal ist es schwierig für ihn, dass er mit niemandem darüber sprechen kann.
LUKAS:
Wenn Sie tagelang, wochenlang versuchen, in ein System einzudringen in etwas ein|dringen unerlaubt mit einem Trick oder mit Gewalt in etwas hineinkommen [und] das klappt nicht, ist das frustrierend frustrierend so, dass etwas (zunächst) nicht erfolgreich und deshalb sehr enttäuschend ist . Aber wenn Sie‘s dann schaffen, ist das ein unglaublicher Kick Kick, -s (m., aus dem Englischen) hier umgangssprachlich für: das gute Gefühl; ein sehr spannendes Vergnügen .
SPRECHER:
Ein unglaublicher Kick ist auch dieses Interview. Ich spreche mit „Lukas“. Das ist nicht sein echter Name, und sein Gesicht zeigen dürfen wir auch nicht, denn seine Arbeit ist streng geheim. Lukas ist Cyberspion Cyberspion, -e/Cyberspionin, -nen jemand, der im Auftrag eines Landes oder einer Firma versucht, mithilfe eines Computers geheime Informationen zu bekommen beim Bundesnachrichtendienst, dem deutschen Geheimdienst Geheimdienst, -e (m.) eine Organisation, die für einen Staat geheime Informationen sammelt fürs Ausland. Das darf aber niemand wissen und entsprechend läuft unser Treffen auch ab. Wir dürfen kaum etwas filmen: nicht, wie wir unsere Handys wegschließen etwas weg|schließen etwas z. B. in einen Schrank legen und diesen abschließen , nicht, wie wir durch die Sicherheitsschleusen Sicherheitsschleuse, -n (f.) hier: ein Ein- oder Ausgang, an dem jeder, der hindurchgeht, genau überprüft wird gehen. Lukas treffen wir schließlich in einem abgelegenen abgelegen hier: so, dass ein Raum ganz am Rand eines Gebäudes ist; weit entfernt von anderen Teilen des Gebäudes Raum. Die ganze Zeit hinter der Kamera: der Pressesprecher Pressesprecher, -/Pressesprecherin, -nen eine Person, die in einer größeren Firma für den Kontakt mit den Medien verantwortlich ist und ein Sicherheitsbeauftragter.
Was genau machen Sie?
LUKAS:
Was genau ich tue, kann ich im Detail natürlich jetzt nicht verraten. Aber im Prinzip gesagt: Ich bin Hacker Hacker, -/Hackerin, -nen (aus dem Englischen) jemand, der sehr gut mit Computern umgehen kann und versucht, geheime Informationen von fremden Computern zu bekommen (Tätigkeit: Hacking) . Das heißt, ich dringe in IT-Systeme ein, um Informationen zu beschaffen etwas beschaffen dafür sorgen, dass man etwas bekommt; etwas besorgen . Klassische klassisch hier: typisch Sachen wären, dass man andere Länder aufklärt etwas auf|klären hier: Informationen über etwas sammeln , zum Beispiel: Man interessiert sich dafür, was im Land X oder Y passiert. Eine andere Variante wäre, man will wissen: Was ist mit Waffen- und Wehrtechnik Waffen- und Wehrtechnik (f., nur Singular) technische Geräte, die man benutzt, um damit Krieg zu führen im Ausland? Was ist mit organisierter Kriminalität? Dann natürlich, was immer gut geht: Was ist mit Terrorismus? Das sind natürlich alles Felder Feld, -er (n.) hier: der Bereich , wo auch Hacking in irgendeiner Art und Weise ausgeprägt ausgeprägt hier: stark; deutlich gefragt ist.
SPRECHER:
Lukas sagt das, als wäre es das Alltäglichste der Welt. Er ist um die 30 Jahre alt – so viel verrät er. Das Hacken hat er sich selbst beigebracht. Per Initiativbewerbung Initiativbewerbung, -en (f.) eine Bewerbung, die man an eine Firma schickt, ohne dass die Firma eine Stelle ausgeschrieben hat kam er vor einigen Jahren zum BND und macht seitdem einen Job, von dem er niemandem etwas erzählen darf.
LUKAS:
Meistens sage ich, ich mache die IT in irgendeinem Amt, das ich dann vorschiebe etwas vor|schieben etwas Falsches behaupten, weil man die Wahrheit nicht sagen darf oder will . Und dann fragen die meisten auch schon gar nicht mehr nach, weil das klingt wie Drucker einrichten einen Drucker ein|richten einen Drucker so einstellen, dass er richtig funktioniert und das interessiert niemanden.
SPRECHERIN (PR-Video PR-Video, -s (n.) ein Video, das dazu benutzt wird, anderen ein positives Bild von einer Firma, einer Organisation oder einer Person zu zeigen des BND):
Egal wo auf der Welt: Zu jeder Zeit schlägt ein Schmetterling mit seinen Flügeln. Und es kann etwas entstehen, was für uns eine Bedeutung hat.
SPRECHER:
Der BND sucht dringend nach Leuten, die mit IT-Systemen noch geschickter geschickt hier: klug; mit guten Fähigkeiten umgehen können als der klassische Informatiker. Mit solchen PR-Filmen will er sein Image sein Image auf|polieren sich positiv darstellen, um den Eindruck zu verbessern, den die Leute von einem haben als Arbeitgeber aufpolieren sein Image auf|polieren sich positiv darstellen, um den Eindruck zu verbessern, den die Leute von einem haben . Der Nachrichtendienst Nachrichtendienst, -e (m.) eine Organisation, die für einen Staat geheime Informationen sammelt; der Geheimdienst steht dabei in harter Konkurrenz zur Privatwirtschaft Privatwirtschaft (f., nur Singular) private Unternehmen . Dort können die Kandidaten deutlich mehr verdienen. Das weiß auch der Pressesprecher.
MARTIN HEINEMANN (Pressesprecher Bundesnachrichtendienst):
Auf den ersten Blick ist das ein klarer Wettbewerbsnachteil Wettbewerbsnachteil, -e (m.) eine Eigenschaft, die ein Unternehmen auf dem Markt weniger attraktiv macht als die Konkurrenz für den Bundesnachrichtendienst. Aber auch der Bundesnachrichtendienst versucht, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.
SPRECHER:
Klar sagt der Sprecher das. Aber was sagt Lukas? Warum ist er hier?
LUKAS:
Weil ich hier die Dinge tun kann, die ich a) draußen so nicht legal tun kann und b) hat man schon den Eindruck, dass man etwas getan hat, und am Ende geht in etwas ein|gehen in etwas aufgenommen werden es in die Berichterstattung Berichterstattung, -en (f.) das Zusammenstellen von Informationen in einem Bericht; eine mündliche oder schriftliche Darstellung von Informationen ein in etwas ein|gehen in etwas aufgenommen werden , das hat irgendetwas verändert. Es hat eben nicht einfach nur bei irgendeiner Firma irgendwo einen Haken gesetzt einen Haken setzen hier: etwas, das man erledigt hat, mit einem kleinen Symbol markieren bei „Wir haben einen Sicherheitstest gemacht“, sondern es hat eine außenpolitische Konsequenz Konsequenz, -en (f.) das, was passiert, weil man vorher etwas anderes gemacht hat; das Resultat gehabt. Und das ist ein Output Output, -s (m., Plural selten, aus dem Englischen) die Ergebnisse , den finde ich gut und da nehme etwas in Kauf nehmen etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist ich auch weniger Geld in Kauf etwas in Kauf nehmen etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist – zumal zumal vor allem, weil ich jetzt auch nicht tot umfalle von etwas tot um|fallen hier umgangssprachlich für: etwas schlimm finden von dem Gehalt, das ich verdiene.
SPRECHER:
Woanders woanders an einem anderen Ort zu arbeiten, das könne er sich zumindest im Moment nicht vorstellen. Und als Beamter Beamte, -n/Beamtin, -nen jemand, der im Auftrag des Staats arbeitet (z. B. Lehrer oder Polizisten) muss er das auch nicht. Es sei denn, seine Tarnung fliegt auf die Tarnung fliegt auf es wird entdeckt, dass jemand eine falsche Identität benutzt .
LUKAS:
Mein privates Umfeld Umfeld, -er (n.) hier: die Menschen, mit denen man zu tun hat; die Umgebung weiß im engeren Umkreis im engeren Umkreis hier: in der nahen Verwandtschaft; bei guten Freunden , nähere Verwandtschaft, wo ich arbeite. Bestimmte einzelne Freunde wissen auch, wo ich arbeite. Aber darüber hinaus habe ich bisher auch immer nur die Resonanz Resonanz, -en (f., hier nur Singular) hier: die Reaktion auf etwas bekommen: Okay, du arbeitest beim BND, ich weiß, du kannst nichts dazu sagen. Und damit ist die Sache erledigt.
SPRECHER:
Zu Hause nie über Erfolge oder Frust im Job sprechen? Wie geht das?
LUKAS:
Es ist in der Tat schwierig, zu Hause gar nicht über die Arbeit reden zu können, inhaltlich. Das wusste ich vorher. Das macht‘s nicht einfacher, natürlich, aber ich kann damit leben. Und da es bei mir der Fall ist, dass ich mit zwei, drei Kollegen sehr gut befreundet bin, kann ich im Zweifel auch mal in die Büros gehen und da mich sich aus|kotzen umgangssprachlich für: jemandem ausführlich erzählen, was einen ärgert oder womit man Probleme hat ... auskotzen sich aus|kotzen umgangssprachlich für: jemandem ausführlich erzählen, was einen ärgert oder womit man Probleme hat , wie man so sagt.
SPRECHER:
Es ist schon faszinierend, diese Vorstellung, ein Doppelleben zu führen ein Doppelleben führen neben seinem normalen/öffentlichen Leben ein zweites, geheimes Leben führen , Dinge zu wissen, die die Öffentlichkeit vielleicht nie erfahren wird. Ein bisschen konnte ich spüren, wie das ist. Aber habe ich etwas wirklich Überraschendes gesehen? Nein. Der BND ist ein Geheimdienst, und der sorgt schon dafür, dass das, was hinter diesen Mauern passiert, vor allem eines bleibt: geheim.
Hacker im Auftrag des Staates
in etwas ein|dringen — unerlaubt mit einem Trick oder mit Gewalt in etwas hineinkommen
frustrierend — so, dass etwas (zunächst) nicht erfolgreich und deshalb sehr enttäuschend ist
Kick, -s (m., aus dem Englischen) — hier umgangssprachlich für: das gute Gefühl; ein sehr spannendes Vergnügen
Cyberspion, -e/Cyberspionin, -nen — jemand, der im Auftrag eines Landes oder einer Firma versucht, mithilfe eines Computers geheime Informationen zu bekommen
Geheimdienst, -e (m.) — eine Organisation, die für einen Staat geheime Informationen sammelt
etwas weg|schließen — etwas z. B. in einen Schrank legen und diesen abschließen
Sicherheitsschleuse, -n (f.) — hier: ein Ein- oder Ausgang, an dem jeder, der hindurchgeht, genau überprüft wird
abgelegen — hier: so, dass ein Raum ganz am Rand eines Gebäudes ist; weit entfernt von anderen Teilen des Gebäudes
Pressesprecher, -/Pressesprecherin, -nen — eine Person, die in einer größeren Firma für den Kontakt mit den Medien verantwortlich ist
Hacker, -/Hackerin, -nen (aus dem Englischen) — jemand, der sehr gut mit Computern umgehen kann und versucht, geheime Informationen von fremden Computern zu bekommen (Tätigkeit: Hacking)
etwas beschaffen — dafür sorgen, dass man etwas bekommt; etwas besorgen
klassisch — hier: typisch
etwas auf|klären — hier: Informationen über etwas sammeln
Waffen- und Wehrtechnik (f., nur Singular) — technische Geräte, die man benutzt, um damit Krieg zu führen
Feld, -er (n.) — hier: der Bereich
ausgeprägt — hier: stark; deutlich
Initiativbewerbung, -en (f.) — eine Bewerbung, die man an eine Firma schickt, ohne dass die Firma eine Stelle ausgeschrieben hat
etwas vor|schieben — etwas Falsches behaupten, weil man die Wahrheit nicht sagen darf oder will
einen Drucker ein|richten — einen Drucker so einstellen, dass er richtig funktioniert
PR-Video, -s (n.) — ein Video, das dazu benutzt wird, anderen ein positives Bild von einer Firma, einer Organisation oder einer Person zu zeigen
geschickt — hier: klug; mit guten Fähigkeiten
sein Image auf|polieren — sich positiv darstellen, um den Eindruck zu verbessern, den die Leute von einem haben
Nachrichtendienst, -e (m.) — eine Organisation, die für einen Staat geheime Informationen sammelt; der Geheimdienst
Privatwirtschaft (f., nur Singular) — private Unternehmen
Wettbewerbsnachteil, -e (m.) — eine Eigenschaft, die ein Unternehmen auf dem Markt weniger attraktiv macht als die Konkurrenz
in etwas ein|gehen — in etwas aufgenommen werden
Berichterstattung, -en (f.) — das Zusammenstellen von Informationen in einem Bericht; eine mündliche oder schriftliche Darstellung von Informationen
einen Haken setzen — hier: etwas, das man erledigt hat, mit einem kleinen Symbol markieren
Konsequenz, -en (f.) — das, was passiert, weil man vorher etwas anderes gemacht hat; das Resultat
Output, -s (m., Plural selten, aus dem Englischen) — die Ergebnisse
etwas in Kauf nehmen — etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist
zumal — vor allem, weil
von etwas tot um|fallen — hier umgangssprachlich für: etwas schlimm finden
woanders — an einem anderen Ort
Beamte, -n/Beamtin, -nen — jemand, der im Auftrag des Staats arbeitet (z. B. Lehrer oder Polizisten)
die Tarnung fliegt auf — es wird entdeckt, dass jemand eine falsche Identität benutzt
Umfeld, -er (n.) — hier: die Menschen, mit denen man zu tun hat; die Umgebung
im engeren Umkreis — hier: in der nahen Verwandtschaft; bei guten Freunden
Resonanz, -en (f., hier nur Singular) — hier: die Reaktion auf etwas
sich aus|kotzen — umgangssprachlich für: jemandem ausführlich erzählen, was einen ärgert oder womit man Probleme hat
ein Doppelleben führen — neben seinem normalen/öffentlichen Leben ein zweites, geheimes Leben führen