Eine mobile Bäckerei für die „Brotwüste“
Frisches, selbst gebackenes Brot ist in Brandenburg selten geworden. Denn immer mehr traditionelle Bäckereien verschwinden. Mit seiner mobilen Bäckerei will Florian Domberger die Menschen wieder mit gutem Brot versorgen.
Eine mobile Bäckerei für die „Brotwüste“
In einigen Teilen des Bundeslandes Brandenburg gibt es kaum noch Bäckereien, die
Brot auf traditionelle Art backen. Florian Domberger will die Brandenburger wieder mit
gutem Brot versorgen. Deshalb hat er eine mobile Bäckerei von der Schweizer Armee
gekauft, mit der er durch die sogenannten „Brotwüsten“ fährt. Das Brot wird direkt im
Fahrzeug frisch gebacken und verkauft. Die Kunden sind begeistert von dem neuen
Service.
Mit schwerem Gerät schweres Gerät (n., hier nur Singular) hier: ein sehr großes Fahrzeug im Sondereinsatz Sondereinsatz, -einsätze (m.) der Auftrag, eine besondere Aufgabe zu erledigen : Florian Domberger fährt mit seiner Spezialtruppe Truppe, -n (f.) hier: das Team; eigentlich: eine Gruppe Soldaten in die sogenannten „Brotwüsten Brotwüste, -n (f.) umgangssprachlich: eine Region, in der es kaum noch gutes, frisches Brot gibt “ im Bundesland Brandenburg. Er will die Einwohner in der wenig besiedelten wenig besiedelt so, dass in einer Region wenige Menschen leben Region mit gutem Brot versorgen.
FLORIAN DOMBERGER (Bäcker):
Die momentane Bäckerei-Situation in Brandenburg ist ernst ernst hier: nicht gut; schwierig . Also, immer mehr kleine Handwerksbetriebe, die machen zu. Und dadurch müssen sich die Leute immer mehr auf die Discounter Discounter, - (m., aus dem Englischen) hier: eine Supermarktkette, die Lebensmittel sehr billig anbietet verlassen. Und das Brot vom Discounter finde ich also nicht besonders gut. Und da muss man was dagegen tun.
SPRECHER:
Heute geht es nach Biesenthal. Die Kleinstadt nördlich von Berlin hat knapp 6.000 Einwohner. Handwerklich gebackenes Brot ist Mangelware sein so sein, dass es nur wenig davon gibt trotzdem Mangelware Mangelware sein so sein, dass es nur wenig davon gibt . Ein Fall für das „Brotwüstenexpeditionsfahrzeug“. Die mobile Bäckerei wurde zuvor in der Armee genutzt: in der neutralen neutral hier: so, dass man sich nicht am Krieg anderer Länder beteiligt Schweiz, die eher nicht für ihre kriegerische kriegerisch hier: so, dass man Interesse am Krieg hat; so, dass man gerne kämpft Art bekannt ist.
FLORIAN DOMBERGER:
Die Schweizer hatten 168 Stück davon, ungefähr für jedes Bataillon Bataillon, -e (n., aus dem Französischen) eine Abteilung der Armee der Armee eines, und wollten damit die Armee im Feld im Feld hier: am Ort des Kampfes; dort, wo im Krieg gekämpft wird; an der Front versorgen. Die haben das natürlich nie eingesetzt, sondern haben immer nur damit geprobt etwas proben hier: etwas in relativer Sicherheit ausprobieren, um festzustellen, ob alles funktioniert . Und die wurden ... Anfang der 2000er Jahre wurden diese ganzen mobilen Bäckereien dekomissioniert etwas dekomissionieren aufhören, etwas militärisch zu nutzen und verkauft. Und ich hab eben die Nummer 130 bekommen.
SPRECHER:
Der Platz im Expeditionsfahrzeug ist optimal ausgenutzt etwas aus|nutzen hier: etwas so verwenden, dass man einen möglichst großen Nutzen davon hat . Es gibt eine Knetmaschine Knetmaschine, -n (f.) eine Maschine, die verschiedene Zutaten (z. B. Mehl, Salz und Wasser) so vermischt, dass eine feste Masse entsteht , einen Wassertank Tank, -s (m.) ein großer Behälter, in dem Flüssigkeit (z. B. Benzin) gesammelt wird und einen Gasofen – alles andere ist Handarbeit. Die mobile Bäckerei ist autark autark so, dass man sich mit allem Nötigen selbst versorgt; unabhängig und könnte auch in einer wirklichen Wüste Brot backen. Florian Domberger sieht die Nachteile der engen Backstube Backstube, -n (f.) der Raum in einer Bäckerei/Konditorei, in dem z. B. Brot und Kuchen gebacken wird eigentlich als Vorteile.
FLORIAN DOMBERGER:
Für die mobile Bäckerei gilt eigentlich: Klar ist es ungünstig ungünstig hier: unpraktisch , dass sie eng ist, weil weniger Platz heißt weniger Freiheit bei der Arbeit. Aber auf den zweiten Blick ist es eigentlich sehr interessant, weil man gezwungen ist, effizient effizient mit großer Wirkung; so, dass etwas gut genutzt wird und effektiv effektiv so, dass etwas Erfolg oder eine Wirkung hat; Substantiv: der Effekt zu arbeiten. Und man denkt anders über Handwerk nach.
SPRECHER:
Die deutsche Brotkultur ist immaterielles Kulturerbe immaterielles Kulturerbe (n., nur Singular) die Traditionen in einer Kultur, z. B. Feste, Musik, Handwerkstechniken der UNESCO UNESCO (f., nur Singular) englische Abkürzung für die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur – mehr als 3.000 verschiedene Brotsorten wandern wandern hier: kommen; gebracht/gelegt/gestellt werden täglich in den Ofen. Trotzdem gibt es immer weniger Bäcker, die noch vollständig selbst backen. In den vergangenen 60 Jahren sank deren Zahl von 55.000 auf knapp 11.000. Große Ketten Kette, -n (f.) hier: eine Firma, die viele Geschäfte und Läden hat und Aufbackstationen Aufbackstation, -en (f.) ein Geschäft, in dem rohe, industriell produzierte Backwaren fertiggebacken und verkauft werden füllen diese Lücke Lücke, -n (f.) eine Stelle, an der etwas fehlt . Mit vorproduzierten vorproduziert hier: schon vorher hergestellt; nicht frisch produziert Teigen Teig, -e (m.) eine weiche Masse aus verschiedenen Zutaten, die man kneten kann und aus der Brot oder Kuchen gebacken wird , die künstliche künstlich nicht natürlich Zusätze Zusatz, Zusätze (m.) hier: Zusatzstoff; eine Substanz, die bei der Herstellung von etwas hinzugefügt wird enthalten. In Florian Dombergers Brot kommen nur Wasser, Mehl und Salz. Das Geheimnis ist der Sauerteig Sauerteig, -e (m.) eine Mischung aus Mehl und Wasser; ein bestimmter Teig, der vor allem zur Herstellung von Backwaren (z. B. Brot) verwendet wird : Die gärenden gären hier: durch einen biochemischen Prozess sauer werden Milchsäurebakterien Milchsäurebakterium, -bakterien (n.) sehr kleine Organismen, die Kohlenhydrate in Milchsäure verwandeln und Hefen Hefe, -n (f.) eine bestimmte Pilzart, die z. B. zum Backen und bei der Bierherstellung verwendet wird sorgen für den Geschmack.
FLORIAN DOMBERGER:
Das ist, würde ich mal sagen, der ganz, ganz große Unterschied. Dadurch gibt’s mehr Aroma Aroma, Aromen (n.) ein bestimmter Geschmack oder Geruch , Versäuerung Versäuerung, -en (f., meist Singular) der Prozess, durch den bei der Brotherstellung eine bestimmte Menge Säure entsteht . Das ist ’n ganz anderes Brot, ’n ganz anderes Lebensmittel.
SPRECHER:
Florian Domberger hat auch eine stationäre stationär hier: so, dass sich etwas an einem festen Ort befindet; nicht mobil Bäckerei in Berlin. Gelernter Bäcker ist er nicht. Fast 20 Jahre lang arbeitete er als Logistiker Logistiker, -/Logistikerin, -nen jemand, der den Transport von Waren oder Personen organisiert in Australien, der Schweiz und Asien. Dort lernte er auch seine Frau kennen. 2015 beschlossen sie, gemeinsam eine Bäckerei aufzumachen.
VANESSA SEE:
Es hat mich echt überrascht, wie sehr die Deutschen ihr Brot lieben. Ich dachte nur: „Wow! Wenn wir wirklich eine Bäckerei eröffnen, wäre das schön. Dann könnten wir zusammenarbeiten und anders leben.“ Früher hat er allein die Brötchen verdient die Brötchen verdienen umgangssprachlich: das Geld verdienen, das man zum Leben braucht . Jetzt können wir das gemeinsam als Team machen.
SPRECHER:
Das Brotwüstenexpeditionsfahrzeug ist ein voller Erfolg. Rund 70 bis 80 Tage im Jahr ist es in Brandenburg im Einsatz, auf Marktplätzen oder Festivals. Auch in Biesenthal kommt der Frische-Service gut an.
MANN 1:
Der letzte Bäcker, der frische, richtige Bäcker – der Bäcker Benndorf – hat leider zugemacht etwas zumachen hier: ein Geschäft für immer schließen , vor mehr als einem Jahr. Das war sehr schade. Ansonsten gibt es nur noch halt die Industriebäcker in den Großmärkten.
FRAU 1:
Hier in der Region, wo es wahrscheinlich nicht mehr so viele Bäcker gibt, ist es ’ne gute Idee, um die Leute wieder an jemanden an etwas kriegen umgangssprachlich: dafür sorgen, dass jemand sich für etwas interessiert oder sich mit etwas beschäftigt frisch gebackenes Brot zu kriegen jemanden an etwas kriegen umgangssprachlich: dafür sorgen, dass jemand sich für etwas interessiert oder sich mit etwas beschäftigt .
FRAU 2:
Ohne Konservierungsstoffe Konservierungsstoff, -e (m.) Mittel, um etwas haltbar zu machen , einfach frische Zutaten Zutat, -en (f.) ein Lebensmittel, das man zum Backen oder Kochen braucht , natürliche Zutaten, regionale Zutaten – das Beste, was man machen kann.
MANN 2:
Ja.
SPRECHER:
Mit jedem Einsatz in der Brotwüste kommt Florian Domberger seinem Ziel näher: gutes Brot für alle.
Eine mobile Bäckerei für die „Brotwüste“
schweres Gerät (n., hier nur Singular) — hier: ein sehr großes Fahrzeug
Sondereinsatz, -einsätze (m.) — der Auftrag, eine besondere Aufgabe zu erledigen
Truppe, -n (f.) — hier: das Team; eigentlich: eine Gruppe Soldaten
Brotwüste, -n (f.) — umgangssprachlich: eine Region, in der es kaum noch gutes, frisches Brot gibt
wenig besiedelt — so, dass in einer Region wenige Menschen leben
ernst — hier: nicht gut; schwierig
Discounter, - (m., aus dem Englischen) — hier: eine Supermarktkette, die Lebensmittel sehr billig anbietet
Mangelware sein — so sein, dass es nur wenig davon gibt
neutral — hier: so, dass man sich nicht am Krieg anderer Länder beteiligt
kriegerisch — hier: so, dass man Interesse am Krieg hat; so, dass man gerne kämpft
Bataillon, -e (n., aus dem Französischen) — eine Abteilung der Armee
im Feld — hier: am Ort des Kampfes; dort, wo im Krieg gekämpft wird; an der Front
etwas proben — hier: etwas in relativer Sicherheit ausprobieren, um festzustellen, ob alles funktioniert
etwas dekomissionieren — aufhören, etwas militärisch zu nutzen
etwas aus|nutzen — hier: etwas so verwenden, dass man einen möglichst großen Nutzen davon hat
Knetmaschine, -n (f.) — eine Maschine, die verschiedene Zutaten (z. B. Mehl, Salz und Wasser) so vermischt, dass eine feste Masse entsteht
Tank, -s (m.) — ein großer Behälter, in dem Flüssigkeit (z. B. Benzin) gesammelt wird
autark — so, dass man sich mit allem Nötigen selbst versorgt; unabhängig
Backstube, -n (f.) — der Raum in einer Bäckerei/Konditorei, in dem z. B. Brot und Kuchen gebacken wird
ungünstig — hier: unpraktisch
effizient — mit großer Wirkung; so, dass etwas gut genutzt wird
effektiv — so, dass etwas Erfolg oder eine Wirkung hat; Substantiv: der Effekt
immaterielles Kulturerbe (n., nur Singular) — die Traditionen in einer Kultur, z. B. Feste, Musik, Handwerkstechniken
UNESCO (f., nur Singular) — englische Abkürzung für die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur
wandern — hier: kommen; gebracht/gelegt/gestellt werden
Kette, -n (f.) — hier: eine Firma, die viele Geschäfte und Läden hat
Aufbackstation, -en (f.) — ein Geschäft, in dem rohe, industriell produzierte Backwaren fertiggebacken und verkauft werden
Lücke, -n (f.) — eine Stelle, an der etwas fehlt
vorproduziert — hier: schon vorher hergestellt; nicht frisch produziert
Teig, -e (m.) — eine weiche Masse aus verschiedenen Zutaten, die man kneten kann und aus der Brot oder Kuchen gebacken wird
künstlich — nicht natürlich
Zusatz, Zusätze (m.) — hier: Zusatzstoff; eine Substanz, die bei der Herstellung von etwas hinzugefügt wird
Sauerteig, -e (m.) — eine Mischung aus Mehl und Wasser; ein bestimmter Teig, der vor allem zur Herstellung von Backwaren (z. B. Brot) verwendet wird
gären — hier: durch einen biochemischen Prozess sauer werden
Milchsäurebakterium, -bakterien (n.) — sehr kleine Organismen, die Kohlenhydrate in Milchsäure verwandeln
Hefe, -n (f.) — eine bestimmte Pilzart, die z. B. zum Backen und bei der Bierherstellung verwendet wird
Aroma, Aromen (n.) — ein bestimmter Geschmack oder Geruch
Versäuerung, -en (f., meist Singular) — der Prozess, durch den bei der Brotherstellung eine bestimmte Menge Säure entsteht
stationär — hier: so, dass sich etwas an einem festen Ort befindet; nicht mobil
Logistiker, -/Logistikerin, -nen — jemand, der den Transport von Waren oder Personen organisiert
die Brötchen verdienen — umgangssprachlich: das Geld verdienen, das man zum Leben braucht
etwas zumachen — hier: ein Geschäft für immer schließen
jemanden an etwas kriegen — umgangssprachlich: dafür sorgen, dass jemand sich für etwas interessiert oder sich mit etwas beschäftigt
Konservierungsstoff, -e (m.) — Mittel, um etwas haltbar zu machen
Zutat, -en (f.) — ein Lebensmittel, das man zum Backen oder Kochen braucht