Wie leben schwarze Menschen in Deutschland?
Viele Menschen in Deutschland wissen wenig über die schwarze Community im Land. Der Afrozensus soll das ändern: Es werden Informationen über den Alltag schwarzer Menschen und ihre Erfahrungen mit Rassismus erfasst.
Wie leben schwarze Menschen in Deutschland?
Man schätzt, dass in Deutschland etwa eine Million schwarze Menschen leben. Genaue Zahlen gibt es aber nicht. Die Organisationen „Each One Teach One“ und „Citizens of Europe“ wollen dies mit dem Afrozensus ändern: Sie führen eine Umfrage über das Leben und den Alltag von schwarzen Menschen in Deutschland durch. Dabei geht es auch um ihre Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung.
SPRECHERIN:
Asa Awad-Bergström ist eine von etwa einer Million schwarzer Menschen in Deutschland. So ganz genau weiß das aber niemand. Es gibt keine offiziellen Zahlen. Awad-Bergström ist als Tochter sudanesischer Austauschstudenten Austauschstudent, -en/Austauschstudentin, -nen jemand, der für einige Zeit im Ausland studiert nach der Wende Wende (f., nur Singular) hier: das Ende der DDR (1989/1990); die Tatsache, dass Deutschland nicht mehr aus zwei Ländern besteht, sondern wiedervereinigt wurde in Leipzig aufgewachsen. Ostdeutschland in den Neunzigern Neunziger (nur Plural) hier: der Zeitraum zwischen 1990 und 1999 : Das war schwierig für schwarze Menschen. Viele fühlten sich alleingelassen sich alleingelassen fühlen sich hilflos und ohne Unterstützung fühlen .
ASA AWAD-BERGSTRÖM (Architektin):
Wenn ein rechter Mob Mob, -s (m.) eine Masse von gewaltbereiten Menschen auf dem Jahrmarkt um einen [herum] steht, und da steht ein Polizist und lässt etwas geschehen lassen erlauben, dass etwas passiert oder gemacht wird das über einen geschehen etwas geschehen lassen erlauben, dass etwas passiert oder gemacht wird , wie – weiß ich nicht – 15 Personen auf einen einbrüllen auf jemanden ein|brüllen umgangssprachlich für: jemanden heftig anschreien : „Neger!“ Das ist … Das sind schon Erinnerungen, die … halt haben einen oftmals zweifeln lassen, ob man tatsächlich erwünscht erwünscht gern gesehen ist in diesem Land.
SPRECHERIN:
„Each One Teach One“ und „Citizens of Europe“ führen daher eine Umfrage durch, den Afrozensus Afrozensus (m., nur Singular) die Umfrage, die in der schwarzen Bevölkerung Deutschlands durchgeführt wird und Einblicke in ihre Lebensrealität geben soll . Es ist die erste zur Lebensrealität schwarzer Menschen in Deutschland. Daniel Gyamerah hofft, die Umfrage kann Wissenslücken Wissenslücke, -n (f.) ein Bereich, in dem bestimmte Kenntnisse fehlen füllen.
DANIEL GYAMERAH (Verein „Each One Teach One“):
Leider gab es aber in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel zu wenig Forschung über die Situation von schwarzen Menschen, zu Anti Anti- gegen etwas/jemanden -Schwarzem-Rassismus Rassismus (m., nur Singular) die Meinung, dass bestimmte Menschengruppen wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft besser sind als andere . Das führt auch dazu, dass die Politik immer wieder zu uns kommt und sagt: „Ja, was ist denn das Problem? Gibt’s euch überhaupt?“ Sie tun sich schwer sich schwer|tun Schwierigkeiten mit etwas haben; etwas ungern machen , von schwarzen Menschen überhaupt zu sprechen. Und deshalb haben wir gesagt: Wir nehmen etwas selbst (selber) in die Hand nehmen aktiv werden; etwas selbst machen das selber in die Hand etwas selbst (selber) in die Hand nehmen aktiv werden; etwas selbst machen .
SPRECHERIN:
Muauka Nsenda stammt aus Frankreich und arbeitet als Lehrerin in Berlin. Sie ärgert sich über den Mangel an Sensibilität Sensibilität (f., nur Singular) hier: die Tatsache, dass jemand besonders auf etwas achtet , auch bei manchen wohlmeinenden wohlmeinend so, dass jemand es gut meint Weißen.
MUAUKA NSENDA (Lehrerin):
Meine Klasse und ich haben ein Lied vorbereitet. Die Kinder waren sehr motiviert, aber dann bekamen sie Lampenfieber Lampenfieber (n., nur Singular) die Aufregung, bevor man auf die Bühne geht oder vor vielen Menschen spricht . Daraufhin dreht sich der Schuldirektor zur versammelten Schule und sagt: „Ich liebe einfach schwarze Musik, Sie nicht auch?“ Und ich denke nur: „Hm, interessant.“ Das Problem und die eigentliche eigentlich hier: richtig; echt Frage ist, woher sie es besser wissen sollen, wenn es keine Zahlen gibt, keine Aufzeichnungen Aufzeichnung, -en (f.) hier: Informationen, die man schriftlich festhält und niemanden, der darüber spricht.
SPRECHERIN:
Der Afrozensus soll genau diese Diskussion ermöglichen und Alltagsrassismus in der deutschen Gesellschaft besser erfassen etwas erfassen hier: etwas feststellen und diese Information speichern . Doch es hat auch noch einen anderen Effekt Effekt, -e (m.) hier: die Wirkung, die etwas auf jemanden hat .
ASA AWAD-BERGSTRÖM:
Das ist auch sehr empowernd empowern (aus dem Englischen) so sein, dass etwas zu mehr Selbstbewusstsein und mehr Selbstbestimmung führt letztendlich letztendlich schließlich für diejenigen, die schwarz sind. Und deswegen finde ich das super.
SPRECHERIN:
Eine Umfrage wie den Afrozensus hat es bisher noch nie gegeben. Deutschland sträubt sich gegen sich gegen etwas sträuben etwas stark ablehnen die statistische Erfassung der Bürger nach ethnischen ethnisch so, dass man zu einer Gruppe von Menschen gehört, die eine gemeinsame Geschichte und Kultur haben Kriterien – auch aus historischen Gründen.
DANIEL GYAMERAH:
Es gibt immer wieder die Angst, dass, wenn man Communitys Community, -s (f., aus dem Englischen) hier: eine Gruppe von Menschen, die eine gemeinsame Herkunft oder gemeinsame Interessen haben befragt, was eigentlich ihre Situation ist, ob sie diskriminiert jemanden diskriminieren jemanden schlecht behandeln, weil er anders ist werden, dass man durch diese Forschung diese Communitys erst kreieren etwas kreieren etwas neu schaffen; etwas herstellen würde. Wir sind aber hier. Ich sitze hier auf dieser Bank. Wir sind Teil dieser Gesellschaft. Wir lassen uns nicht verleugnen verleugnen nicht zugeben, dass es etwas gibt und wir können ruhig über schwarze Menschen, afrikanische Menschen, afrodiasporische diasporisch so, dass man einer religiösen, nationalen oder kulturellen Gruppe von Menschen angehört, die ihre Heimat verlassen haben und in einem anderen Land leben Menschen sprechen, ohne Angst davor zu haben.
SPRECHERIN:
Der Afrozensus könnte also einen echten Fortschritt für die afrodeutsche Community bringen.
Wie leben schwarze Menschen in Deutschland?
Austauschstudent, -en/Austauschstudentin, -nen — jemand, der für einige Zeit im Ausland studiert
Wende (f., nur Singular) — hier: das Ende der DDR (1989/1990); die Tatsache, dass Deutschland nicht mehr aus zwei Ländern besteht, sondern wiedervereinigt wurde
Neunziger (nur Plural) — hier: der Zeitraum zwischen 1990 und 1999
sich alleingelassen fühlen — sich hilflos und ohne Unterstützung fühlen
Mob, -s (m.) — eine Masse von gewaltbereiten Menschen
etwas geschehen lassen — erlauben, dass etwas passiert oder gemacht wird
auf jemanden ein|brüllen — umgangssprachlich für: jemanden heftig anschreien
erwünscht — gern gesehen
Afrozensus (m., nur Singular) — die Umfrage, die in der schwarzen Bevölkerung Deutschlands durchgeführt wird und Einblicke in ihre Lebensrealität geben soll
Wissenslücke, -n (f.) — ein Bereich, in dem bestimmte Kenntnisse fehlen
Anti- — gegen etwas/jemanden
Rassismus (m., nur Singular) — die Meinung, dass bestimmte Menschengruppen wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft besser sind als andere
sich schwer|tun — Schwierigkeiten mit etwas haben; etwas ungern machen
etwas selbst (selber) in die Hand nehmen — aktiv werden; etwas selbst machen
Sensibilität (f., nur Singular) — hier: die Tatsache, dass jemand besonders auf etwas achtet
wohlmeinend — so, dass jemand es gut meint
Lampenfieber (n., nur Singular) — die Aufregung, bevor man auf die Bühne geht oder vor vielen Menschen spricht
eigentlich — hier: richtig; echt
Aufzeichnung, -en (f.) — hier: Informationen, die man schriftlich festhält
etwas erfassen — hier: etwas feststellen und diese Information speichern
Effekt, -e (m.) — hier: die Wirkung, die etwas auf jemanden hat
empowern (aus dem Englischen) — so sein, dass etwas zu mehr Selbstbewusstsein und mehr Selbstbestimmung führt
letztendlich — schließlich
sich gegen etwas sträuben — etwas stark ablehnen
ethnisch — so, dass man zu einer Gruppe von Menschen gehört, die eine gemeinsame Geschichte und Kultur haben
Community, -s (f., aus dem Englischen) — hier: eine Gruppe von Menschen, die eine gemeinsame Herkunft oder gemeinsame Interessen haben
jemanden diskriminieren — jemanden schlecht behandeln, weil er anders ist
etwas kreieren — etwas neu schaffen; etwas herstellen
verleugnen — nicht zugeben, dass es etwas gibt
diasporisch — so, dass man einer religiösen, nationalen oder kulturellen Gruppe von Menschen angehört, die ihre Heimat verlassen haben und in einem anderen Land leben