Neun Jahre Arbeit für das Traumhaus
Historische Häuser aus Holz und Lehm, teilweise Jahrhunderte alt: Deutschland ist berühmt für seine Fachwerkhäuser. Wie viel Arbeit es machen kann, so ein altes Haus zu sanieren, hat Jan Pauly erlebt.
Neun Jahre Arbeit für das Traumhaus
Historische Häuser aus Holz und Lehm, teilweise Jahrhunderte alt: Deutschland ist berühmt für seine Fachwerkhäuser. Etwa 2,4 Millionen gibt es noch, viele werden liebevoll gepflegt. Wie viel Arbeit es machen kann, so ein altes Haus zu sanieren, hat Jan Pauly erlebt.
SPRECHER:
Könnt ihr euch vorstellen, so ein fast 500 Jahre altes, verfallenes verfallen in einem schlechten Zustand sein und kaputt gehen Fachwerk Fachwerk (n., nur Singular) historische Bauweise, bei der dunkle Holzbalken auf einer hellen Außenwand zu sehen sind haus eigenhändig zu renovieren? Fast ohne professionelle Hilfe? Jan Pauly hat genau das getan. Was er vorher nicht wusste: Dass die Renovierung so ganze neun Jahre dauern würde. Denn alle nötigen Handwerkstechniken musste er sich zunächst selbst beibringen.
JAN PAULY:
Ich würde es auf keinen Fall jetzt noch mal machen! Weil der Arbeitsaufwand Aufwand, Aufwände (m., Plural selten) die Mühe; die Anstrengung; die benötigte Energie, um etwas zu tun , der nicht zu prognostizieren etwas prognostizieren etwas vorhersagen; sagen, was in Zukunft passieren wird war, den würde man niemals auf sich nehmen, wenn man genau wüsste, was auf einen zukommt auf jemanden zu|kommen hier: vor jemandem liegen .
SPRECHER:
Dafür ist Jans Fachwerkhaus an der Mosel, etwa zwei Autostunden westlich von Frankfurt am Main, heute ein echtes Schmuckstück Schmuckstück, -e (n.) hier: etwas besonders Schönes .
JAN PAULY:
Herzlich willkommen in meinem „Haus in Spay" in Zell an der Mosel, in das ich neun Jahre Arbeit gesteckt habe.
SPRECHER:
480 Jahre alt sind diese Räume. Heute kaum noch vorstellbar: Als Jan den mittlerweile grundsanierten etwas grundsanieren etwas von Grund auf renovieren Fachwerkbau vor zehn Jahren kaufte, hat er nur 7.000 Euro dafür bezahlt.
JAN PAULY:
Es war auf den ersten Blick erbärmlich erbärmlich hier: in einem sehr schlechten Zustand , wie das hier ausgesehen hat. Die Putze Putz, -e (m.) eine Schicht aus einem besonderen Material, das auf Wände von Gebäuden aufgetragen wird, um sie zu schützen sind von den Wänden runtergefallen, alles war vergilbt vergilben vom Alter allmählich gelblich werden , hier stand alles voll mit Müll. Die ganzen Wände, kann man hier auch so sehen, waren wirklich komplett schwarz von dem Ruß Ruß, -e (m., meist im Singular) schwarzes Pulver, das beim Verbrennen (z. B. von Kohle, Holz, Diesel) entsteht/übrigbleibt der Jahrhunderte.
SPRECHER:
Das Haus wird komplett entkernt etwas entkernen hier: das Innere eines Gebäudes von Grund auf erneuern und generalsaniert etwas generalsanieren etwas von Grund auf renovieren . Jan macht fast alles selbst und lernt die dafür nötigen Techniken nebenher. Bei besonders schwierigen Arbeiten helfen durchreisende Handwerksgesellen Geselle, -n/Gesellin, -nen ein Handwerker/eine Handwerkerin, der/die nach der Ausbildung eine bestimmte Prüfung abgelegt hat .
JAN PAULY:
Wir befinden uns jetzt allgemein in der sogenannten Flurküche Flurküche, -n (f.) eine traditionelle Küche, die im Hausflur lag . Man muss sich vorstellen, dass hier mehr oder weniger 400 Jahre lang das Leben in dem Haus stattgefunden hat. Hier wurde Feuer gemacht, hier wurde gekocht, hier wurde gegessen. Und heute ist es auch so ein bisschen in dieser Art, ich lade hier immer meine Freunde regelmäßig im Winter ein für private Hauskonzerte.
SPRECHER:
Gleich nebenan hat der frühere Eventmanager Eventmanager, -/Eventmanagerin, -nen eine Person, die beruflich Veranstaltungen organisiert sein Musikzimmer eingerichtet.
JAN PAULY:
Dieser Raum war eigentlich schon im schlechtesten Zustand, muss man schon sagen, der war mehr oder weniger abbruchreif abbruchreif in einem so schlechten baulichen Zustand, dass ein Gebäude abgerissen werden muss . Und ich hab’ mich dann entschieden, das doch alles zu retten, das wirklich bis zum Boden abzutragen etwas ab|tragen etwas entfernen und das komplett grundständig grundständig von Grund auf wieder neu aufzubauen. Und jetzt ist es so ’n Raum geworden, der mit so die Perle die Perle von etwas sein sprichwörtlich für: das Schönste von etwas sein des Hauses ist die Perle von etwas sein sprichwörtlich für: das Schönste von etwas sein .
SPRECHER:
Bei der Renovierung hat Jan auf regionale und traditionelle Baustoffe gesetzt: Lehm Lehm (m., nur Singular) eine bestimmte Art von Erde, die kein Wasser durchlässt , Kalk Kalk, -e (m., meist im Singular) ein Baumaterial; eine Kalziumverbindung , Holz und Schiefer Schiefer, - (m.) ein Gestein aus dünnen Lagen, das sich leicht in viele Platten teilen lässt . Außerdem war ihm wichtig: Mehr Durchblick Durchblick, -e (m.) hier: die Tatsache, dass man durch etwas hindurchsehen kann schaffen.
JAN PAULY:
Das war vorher so, dass hier alles wirklich geschlossen war, das waren einzelne, abgeschlossene Räume. Ich hab’ diese Füllungen hier rausgenommen, hab’ dann diese alten Balken Balken, - (m.) hier: ein viereckiges, langes Stück Holz oder Metall für den Bau von Häusern , wiederum fast 500 Jahre alt, freigelegt, und wollte einfach insgesamt so ’n bisschen offeneres Wohnkonzept haben.
SPRECHER:
Überall im Haus hat Jan organische organisch so, dass etwas zum lebenden Teil der Natur gehört; biologisch; natürlich Oberflächen Oberfläche, -n (f.) die äußere Schicht von etwas aus Lehm oder Kalk geschaffen. Heute ist er Experte für verschiedenste Putz-Techniken.
JAN PAULY:
Zum einen habe ich hier Lehmputze verwendet. Und ansonsten hab’ ich viele Details mit ’nem marokkanischen Kalkputz ausgearbeitet, der nennt sich Tadelakt. Der wird zweischichtig zweischichtig aus zwei Schichten bestehend aufgetragen etwas auf|tragen hier: etwas mit etwas bedecken und wird dann immer weiter komprimiert etwas komprimieren etwas verdichten mit Kellen Kelle, -n (f.) hier: ein Werkzeug zum Auftragen von Putz und auch mit Poliersteinen Polierstein, -e (m.) ein Werkzeug zum Glätten von Oberflächen .
SPRECHER:
Das Haus ist fast ein halbes Jahrtausend alt, aber wärmetechnisch wärmetechnisch in Hinblick auf die Heizung auf dem neuesten Stand auf dem neuesten Stand aktuell; sehr modern , mit modernen Flächenheizungen in den Wänden.
JAN PAULY:
An allen Stellen ist das verborgen verbergen etwas verstecken , man sieht das nicht, und hier im Schafzimmer hab’ ich [an] eine[r] Stelle halt das so gemacht, dass man das auch sieht, wie die Wandheizung verlegt etwas verlegen hier: etwas installieren; etwas einbauen ist, hier in Form von ’ner Spirale Spirale, -n (f.) eine Linie, die um einen Punkt herum immer größer werdende Kreise zieht .
SPRECHER:
Jan hat mit seinem Fachwerkhaus einen architektonischen Schatz gerettet. Populär wurde der Fachwerkbau in vielen Teilen Europas ab dem Mittelalter Mittelalter (n., nur Singular) eine Epoche der europäischen Geschichte (um 500 bis 1500 nach Christus) . Ein Fachwerkhaus besteht aus einem Skelett Skelett, -e (n.) aus Holz. Die Zwischenräume Zwischenraum, -räume (m.) die Lücke; der Bereich zwischen bestimmten Strukturen werden mit Lehm oder Mauerwerk Mauerwerk (n., nur Singular) ein Stück Mauer; ein gemauertes Stück Wand aufgefüllt. In Deutschland gibt es noch rund 2,4 Millionen Fachwerkhäuser, die allermeisten von ihnen historisch. Mit der Industrialisierung Mittelalter (n., nur Singular) eine Epoche der europäischen Geschichte (um 500 bis 1500 nach Christus) verschwand die Bauweise mehr und mehr. Die neunjährige Renovierung seines Fachwerkhauses hat nicht nur das Haus selbst verändert. Auch Jan ist danach nicht mehr derselbe Mensch.
SPRECHER:
Ich denke, das hat schon ’ne Menge mit mir gemacht, diese Zeit hier. Weil ich einfach gemerkt hab’ irgendwie, dass Handwerken ’ne sehr selbstwirksame selbstwirksam so, dass man die eigene Schaffenskraft bewusst erlebt Beschäftigung ist. Also, man weiß wirklich an jedem Abend, was man getan hat. Hier konnte ich wirklich so lernen, nach meinem eigenen Rhythmus zu arbeiten. Und ich bin ein deutlich kreativerer Mensch geworden, der keine Angst vor Fehlern hat.
Neun Jahre Arbeit für das Traumhaus
verfallen — in einem schlechten Zustand sein und kaputt gehen
Fachwerk (n., nur Singular) — historische Bauweise, bei der dunkle Holzbalken auf einer hellen Außenwand zu sehen sind
Aufwand, Aufwände (m., Plural selten) — die Mühe; die Anstrengung; die benötigte Energie, um etwas zu tun
etwas prognostizieren — etwas vorhersagen; sagen, was in Zukunft passieren wird
auf jemanden zu|kommen — hier: vor jemandem liegen
Schmuckstück, -e (n.) — hier: etwas besonders Schönes
etwas grundsanieren — etwas von Grund auf renovieren
erbärmlich — hier: in einem sehr schlechten Zustand
Putz, -e (m.) — eine Schicht aus einem besonderen Material, das auf Wände von Gebäuden aufgetragen wird, um sie zu schützen
vergilben — vom Alter allmählich gelblich werden
Ruß, -e (m., meist im Singular) — schwarzes Pulver, das beim Verbrennen (z. B. von Kohle, Holz, Diesel) entsteht/übrigbleibt
etwas entkernen — hier: das Innere eines Gebäudes von Grund auf erneuern
etwas generalsanieren — etwas von Grund auf renovieren
Geselle, -n/Gesellin, -nen — ein Handwerker/eine Handwerkerin, der/die nach der Ausbildung eine bestimmte Prüfung abgelegt hat
Flurküche, -n (f.) — eine traditionelle Küche, die im Hausflur lag
Eventmanager, -/Eventmanagerin, -nen — eine Person, die beruflich Veranstaltungen organisiert
abbruchreif — in einem so schlechten baulichen Zustand, dass ein Gebäude abgerissen werden muss
etwas ab|tragen — etwas entfernen
grundständig — von Grund auf
die Perle von etwas sein — sprichwörtlich für: das Schönste von etwas sein
Lehm (m., nur Singular) — eine bestimmte Art von Erde, die kein Wasser durchlässt
Kalk, -e (m., meist im Singular) — ein Baumaterial; eine Kalziumverbindung
Schiefer, - (m.) — ein Gestein aus dünnen Lagen, das sich leicht in viele Platten teilen lässt
Durchblick, -e (m.) — hier: die Tatsache, dass man durch etwas hindurchsehen kann
Balken, - (m.) — hier: ein viereckiges, langes Stück Holz oder Metall für den Bau von Häusern
organisch — so, dass etwas zum lebenden Teil der Natur gehört; biologisch; natürlich
Oberfläche, -n (f.) — die äußere Schicht von etwas
zweischichtig — aus zwei Schichten bestehend
etwas auf|tragen — hier: etwas mit etwas bedecken
etwas komprimieren — etwas verdichten
Kelle, -n (f.) — hier: ein Werkzeug zum Auftragen von Putz
Polierstein, -e (m.) — ein Werkzeug zum Glätten von Oberflächen
wärmetechnisch — in Hinblick auf die Heizung
auf dem neuesten Stand — aktuell; sehr modern
verbergen — etwas verstecken
etwas verlegen — hier: etwas installieren; etwas einbauen
Spirale, -n (f.) — eine Linie, die um einen Punkt herum immer größer werdende Kreise zieht
Mittelalter (n., nur Singular) — eine Epoche der europäischen Geschichte (um 500 bis 1500 nach Christus)
Skelett, -e (n.) —
Zwischenraum, -räume (m.) — die Lücke; der Bereich zwischen bestimmten Strukturen
Mauerwerk (n., nur Singular) — ein Stück Mauer; ein gemauertes Stück Wand
Mittelalter (n., nur Singular) — eine Epoche der europäischen Geschichte (um 500 bis 1500 nach Christus)
selbstwirksam — so, dass man die eigene Schaffenskraft bewusst erlebt