Billiges Fleisch versus Tierwohl
Tierschützer kämpfen gegen Massentierhaltung und Billigfleisch. Ein Gegentrend zur Massenproduktion kommt auch von einigen Fleischereien, die weniger, aber dafür hochwertiges Fleisch erzeugen.
Billiges Fleisch versus Tierwohl
Weltweit wird viel Fleisch produziert – und billig verkauft. Tierschützer möchten auf das Leid der Tiere aufmerksam machen, das dadurch entsteht. Neben dem Billigfleisch gibt es in Deutschland auch einen neuen Trend. Statt in Massen wird Fleisch traditionell produziert. Das macht es teurer, aber auch hochwertiger.
SPRECHERIN:
Fleisch für alle: Immer billiger, immer mehr. Es muss in Massen produziert werden, in industrieller Großproduktion Großproduktion, -en (f.) die Massenproduktion . Geschlachtet etwas schlachten ein Tier töten, meist damit es gegessen werden kann wird am Fließband – für Fleisch, das nur wenige Euro kostet.
MANN:
[Bei] vielen Sachen guckt man ja schon doch irgendwie auf den Preis, ne? ne? nicht wahr? Also ist das … dann wahrscheinlich der Preis in dem Sinne dann schon doch irgendwo vordergründig vordergründig hier: wichtig, wesentlich , aber wenn man so drüber nachdenkt, ist natürlich auch schade, dann ... weil man dann wahrscheinlich so was dann wie Massentierhaltung und Ähnliches alles unterstützt.
FRAU:
Ich find’s auch schade, dass man ein Tier schlachten muss für zwei, drei Euro. Also das geht gar nicht.
MANN 2:
Ich glaub wir sind sehr, sehr bequem in unserem Konsum Konsum (m., nur Singular) der Verbrauch (das Verbrauchen) von etwas , und das ist auch ein riesiges Problem, dass wir einfach ... Wir haben das Angebot. Es ist billig. Wir greifen einfach zu, aber wir wissen eigentlich gar nicht, was wir im Endeffekt im Endeffekt letztlich; eigentlich damit anstellen etwas mit jemandem/etwas an|stellen hier: etwas mit jemandem/etwas machen, was (oft) negativ ist oder ohne Einverständnis geschieht .
SPRECHERIN:
Fleisch hat seinen Preis. Wer billiges Fleisch will, nimmt in Kauf etwas in Kauf nehmen etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist , dass dahinter großes Leid steht. Immer wieder decken Tierschützer Tierschützer, -/Tierschützerin, -nen jemand, der sich für Tiere einsetzt, um sie zu schützen katastrophale Haltungs Haltung, -en (f., meist im Singular) hier: die Art und Weise, wie Tiere auf einem Bauernhof behandelt, ernährt und gepflegt werden bedingungen auf. In einem deutschen Schweinemastbetrieb Mastbetrieb, -e (m.) ein Unternehmen, in dem Tiere reichlich gefüttert werden, damit sie schnell zunehmen und geschlachtet werden können wurden heimlich Filmaufnahmen gemacht. Die Schweine sind in engen Kastenständen Kastenstand, -stände (m.) ein abgetrennter Bereich, in dem ein Tier in der Massentierhaltung gehalten wird eingepfercht jemanden/etwas ein|pferchen umgangssprachlich: jemanden/etwas auf engem Raum einschließen . Auslauf Auslauf (m., nur Singular) die Möglichkeit, im Freien zu herumzulaufen gibt es nicht. Die Tiere wirken apathisch apathisch so, dass jemand oder etwas kaum auf Reize reagiert . Etliche etliche viele sind verletzt. Laut Gesetz ist es zulässig zulässig erlaubt , dass ein Schwein auf weniger als einem Quadratmeter lebt. Die Aktivisten Aktivist, -n/Aktivistin, -nen jemand, der viel dafür tut, ein bestimmtes (politisches) Ziel zu erreichen vom Deutschen Tierschutzbüro wollen die Verbraucher wachrütteln jemanden wach|rütteln hier: das Bewusstsein bei jemandem für etwas wecken . Sie kämpfen für die Schließung solcher Schweinemastanlagen Mastanlage, -n (f.) ein Gebäude, in dem Masttiere gehalten werden .
FABIAN STEINECKE (Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros e.V.):
Für uns ist eigentlich das große Ziel, am Ende zu sagen: Wir haben keine Massentierhaltung mehr, wir haben keine Nutztier Nutztier, -e (n.) ein Tier, das vom Menschen wirtschaftlich genutzt wird industrie mehr, und es werden keine Tiere mehr ausgebeutet etwas/jemanden aus|beuten alles von etwas (z. B. einem Tier) oder jemandem nehmen, ohne daran zu denken, ob es schlecht für es oder ihn ist nur rein für den Konsum des Menschen. Der Mensch weiß gar nicht mehr, was dahintersteckt dahinter|stecken hier: zu etwas gehören , wie so ’n Tier aufgezogen wird, dass da eigentlich auch ’n Leben dranhängt dran|hängen hier: dazugehören , damit dann dieses Fleisch dort liegt, und dass das eigentlich viel mehr wert sein müsste, als er eigentlich bezahlt. Ich glaube, dafür ist das Bewusstsein Bewusstsein (n., nur Singular) hier: das Gefühl, dass etwas da ist einfach über die Jahrzehnte vollkommen verloren gegangen.
SPRECHERIN:
Dieser Fleischer Fleischer, -/Fleischerin, -nen jemand, der beruflich Tiere schlachtet, verarbeitet und verkauft setzt darauf, dass sich die Käufer bewusst sind, dass sie eine Wahl haben. Für viele Menschen ist Fleischverzehr Verzehr (m., nur Singular) das Essen von etwas immer noch ein Genuss, auf den sie nicht verzichten wollen. Der Betrieb setzt auf Qualität und traditionelles Fleischerhandwerk Handwerk, -e (n.) hier: der berufliche Bereich, in dem man vor allem mit seinen Händen arbeitet . Die Herstellung der Wurst dauert länger und ist aufwendiger aufwendig hier: so, dass etwas viel Zeit und Mühe braucht als die industrielle Produktion. Dementsprechend dementsprechend hier: deshalb; folglich teurer sind die fertigen Schinkenknacker Schinkenknacker, - (m.) eine Wurstart . Der Chef der Fleischerei Fleischerei, -en (f.) eine Metzgerei kennt seine Zuliefererhöfe Zuliefererhof, -höfe (m.) ein Hof, der Produkte zur weiteren Verarbeitung an andere Betriebe liefert persönlich.
JENS-UWE BÜNGER (Fleischermeister):
Wir kaufen hauptsächlich hauptsächlich vor allem aus bäuerlicher Haltung. Das ist uns ganz wichtig, dass wirklich aus kleinen Betrieben, die uns allen bekannt sind ... Das Fleisch hat halt einen wesentlich intensiveren Rindfleischgeschmack, den manche vielleicht schon gar nicht mehr so richtig kennen. Es hat ’ne ganz andere Zartheit.
SPRECHERIN:
In Deutschland kam Fleisch bis vor einigen Jahrzehnten, wenn überhaupt, nur einmal in der Woche auf den Tisch. Erst mit dem sogenannten Wirtschaftswunder Wirtschaftswunder (n., nur Singular) der überraschende wirtschaftliche Aufschwung in der Bundesrepublik Deutschland ab den 1950er Jahren bis Mitte der 1960er Jahre in den 50er- und 60er-Jahren änderte sich das.
FABIAN STEINECKE (Pressesprecher des Deutschen Tierschutzbüros e.V.):
Anfang des 20. Jahrhunderts gab’s natürlich diese Massentierhaltung, Nutztierindustrie in dem System, wie wir es heute haben, einfach nicht. Und das ist heute das größte Problem darin, dass so viel Fleisch verfügbar verfügbar vorhanden; so, dass man etwas bekommen kann ist und so extrem billig verkauft werden kann, weil in der Massentierhaltung einfach Wirtschaftlichkeit Wirtschaftlichkeit (f., nur Singular) das Prinzip, mit den vorhandenen Mitteln den größtmöglichen Gewinn zu erhalten ganz klar über Tierwohl Tierwohl (n., nur Singular) die Gesundheit von einem Tier, die Tatsache, dass es einem Tier gutgeht steht.
SPRECHERIN:
Das Problem: Weltweit wollen immer mehr Menschen Fleisch essen, etwa in China oder Indonesien. Weltweit isst jeder im Schnitt 45 Kilogramm pro Jahr. In Deutschland sind es sogar 60. Die Nachfrage steigt, je mehr die Preise sinken – auf Kosten der Tiere. Immer schneller und effizienter muss Fleisch erzeugt etwas erzeugen hier: etwas herstellen; etwas produzieren werden. Die globale Fleischproduktion hat sich sich verdreifachen dreimal so groß werden wie bisher in den vergangenen 50 Jahren mehr als verdreifacht sich verdreifachen dreimal so groß werden wie bisher und liegt aktuell bei mehr als 330 Millionen Tonnen pro Jahr. Hochwertige Fleisch- und Wurstwaren Ware, -n (f.) etwas, das verkauft wird statt Billigfleisch – seit einigen Jahren liegt das in Deutschland im Trend.
JENS-UWE BÜNGER (Fleischermeister):
Mein Appell Appell, -e (m.) eine Aufforderung, ein Aufruf kann eigentlich nur an die Verbraucher sein: Er hat die Macht an der Kasse und an der Theke, sich dafür zu entscheiden, lieber einen Tag oder zwei Tage weniger in der Woche Fleisch zu essen, aber dafür mehr darauf zu achten, wo es herkommt und wie es gehalten wurde, und dementsprechend auch mehr Geld dafür auszugeben.
SPRECHERIN:
Den Appetit auf Fleisch muss sich niemand verderben jemandem etwas verderben jemandem die Freude an etwas nehmen; jemandem etwas kaputt machen lassen. Die Entscheidung, was und wie viel er kauft, trifft jeder selbst.
Billiges Fleisch versus Tierwohl
Großproduktion, -en (f.) — die Massenproduktion
etwas schlachten — ein Tier töten, meist damit es gegessen werden kann
ne? — nicht wahr?
vordergründig — hier: wichtig, wesentlich
Konsum (m., nur Singular) — der Verbrauch (das Verbrauchen) von etwas
im Endeffekt — letztlich; eigentlich
etwas mit jemandem/etwas an|stellen — hier: etwas mit jemandem/etwas machen, was (oft) negativ ist oder ohne Einverständnis geschieht
etwas in Kauf nehmen — etwas akzeptieren, auch wenn es negativ ist
Tierschützer, -/Tierschützerin, -nen — jemand, der sich für Tiere einsetzt, um sie zu schützen
Haltung, -en (f., meist im Singular) — hier: die Art und Weise, wie Tiere auf einem Bauernhof behandelt, ernährt und gepflegt werden
Mastbetrieb, -e (m.) — ein Unternehmen, in dem Tiere reichlich gefüttert werden, damit sie schnell zunehmen und geschlachtet werden können
Kastenstand, -stände (m.) — ein abgetrennter Bereich, in dem ein Tier in der Massentierhaltung gehalten wird
jemanden/etwas ein|pferchen — umgangssprachlich: jemanden/etwas auf engem Raum einschließen
Auslauf (m., nur Singular) — die Möglichkeit, im Freien zu herumzulaufen
apathisch — so, dass jemand oder etwas kaum auf Reize reagiert
etliche — viele
zulässig — erlaubt
Aktivist, -n/Aktivistin, -nen — jemand, der viel dafür tut, ein bestimmtes (politisches) Ziel zu erreichen
jemanden wach|rütteln — hier: das Bewusstsein bei jemandem für etwas wecken
Mastanlage, -n (f.) — ein Gebäude, in dem Masttiere gehalten werden
Nutztier, -e (n.) — ein Tier, das vom Menschen wirtschaftlich genutzt wird
etwas/jemanden aus|beuten — alles von etwas (z. B. einem Tier) oder jemandem nehmen, ohne daran zu denken, ob es schlecht für es oder ihn ist
dahinter|stecken — hier: zu etwas gehören
dran|hängen — hier: dazugehören
Bewusstsein (n., nur Singular) — hier: das Gefühl, dass etwas da ist
Fleischer, -/Fleischerin, -nen — jemand, der beruflich Tiere schlachtet, verarbeitet und verkauft
Verzehr (m., nur Singular) — das Essen von etwas
Handwerk, -e (n.) — hier: der berufliche Bereich, in dem man vor allem mit seinen Händen arbeitet
aufwendig — hier: so, dass etwas viel Zeit und Mühe braucht
dementsprechend — hier: deshalb; folglich
Schinkenknacker, - (m.) — eine Wurstart
Fleischerei, -en (f.) — eine Metzgerei
hauptsächlich — vor allem
Zuliefererhof, -höfe (m.) — ein Hof, der Produkte zur weiteren Verarbeitung an andere Betriebe liefert
Wirtschaftswunder (n., nur Singular) — der überraschende wirtschaftliche Aufschwung in der Bundesrepublik Deutschland ab den 1950er Jahren bis Mitte der 1960er Jahre
verfügbar — vorhanden; so, dass man etwas bekommen kann
Wirtschaftlichkeit (f., nur Singular) — das Prinzip, mit den vorhandenen Mitteln den größtmöglichen Gewinn zu erhalten
Tierwohl (n., nur Singular) — die Gesundheit von einem Tier, die Tatsache, dass es einem Tier gutgeht
etwas erzeugen — hier: etwas herstellen; etwas produzieren
sich verdreifachen — dreimal so groß werden wie bisher
Ware, -n (f.) — etwas, das verkauft wird
Appell, -e (m.) — eine Aufforderung, ein Aufruf
jemandem etwas verderben — jemandem die Freude an etwas nehmen; jemandem etwas kaputt machen