Rassismus während der Coronapandemie
Asiatisch aussehende Menschen werden während der Corona-Krise in vielen Ländern angefeindet. Eine Berlinerin möchte diesen Rassismus nicht länger akzeptieren. Sie baut ein Netzwerk auf, um Betroffene zu unterstützen.
Rassismus während der Coronapandemie
Asiatisch aussehende Menschen werden während der Corona-Krise in vielen Ländern angefeindet. Einige Menschen halten sie für die Verbreitung des Virus verantwortlich. Eine junge Berlinerin möchte diesen Rassismus nicht länger akzeptieren. Sie baut ein Netzwerk auf, um andere Betroffene zu unterstützen.
SPRECHER:
Angefangen hat alles Anfang März in der Bahn. Da hat Victoria gemerkt, dass sich etwas verändert hat: skeptische skeptisch so, dass man etwas kritisch sieht; misstrauisch Blicke von Fremden, Fahrgäste, die aufstehen und in ein anderes Abteil gehen.
VICTORIA KURE-WU (Web-Entwicklerin):
Ich hab zuerst gedacht, dass ich mir sich etwas ein|bilden etwas sehen, was es nicht gibt das einbilde sich etwas ein|bilden etwas sehen, was es nicht gibt , hab aber dann wirklich beobachtet, dass die Leute mir zuerst ins Gesicht geguckt haben und sich dann weggesetzt haben. Und [ich] bin dann drei Personen hinterhergelaufen, um sicherzugehen, ob die nicht vielleicht ausgestiegen sind. Die Personen haben sich aber in einen anderen Vierer Vierer, - (m.) hier umgangssprachlich für: zwei Sitzbänke, die in einer Bahn gegenüberstehen oder ins Fahrradabteil gesetzt.
SPRECHER:
Victoria Kure-Wu ist Deutsche. Ihre Eltern kamen schon lange vor ihrer Geburt nach Deutschland. Vorurteile wegen ihres Aussehens kennt sie bereits. Als nach dem Corona-Ausbruch Ausbruch, -brüche (m.) hier: Beginn einer Krankheit in China auch in Deutschland erste Fälle Fall, Fälle (m.) hier: ein Patient/eine Patientin auftreten, häufen sich sich häufen immer mehr werden jedoch die Vorkommnisse Vorkommnis, -se (n.) ein Ereignis, das nicht erwartet wurde und nicht angenehm ist . Mitten im Herzen im Herzen hier: im Zentrum; in der Mitte des liberalen liberal hier: offen Berlins schlägt entgegen|schlagen hier: eine starke negative Reaktion bekommen, die nicht erwartet wurde ihr offener offen hier: so, dass jeder etwas sehen kann Hass entgegen entgegen|schlagen hier: eine starke negative Reaktion bekommen, die nicht erwartet wurde : Ein Mann ruft ihr zu, man solle sie mit jemanden mit etwas ein|sprühen jemanden mit einer Flüssigkeit in Tropfenform bedecken Desinfektionsmittel einsprühen jemanden mit etwas ein|sprühen jemanden mit einer Flüssigkeit in Tropfenform bedecken .
VICTORIA KURE-WU:
Ich hab das Gefühl, seitdem gehe ich geduckter geduckt so, dass man eine Körperhaltung einnimmt, bei der das Gesicht zum Boden zeigt oder so ein bisschen kleiner durch die Straße und hab Angst vor Anfeindungen Anfeindung, -en (f.) eine aggressive negative Meinung (Verb: jemanden an|feinden) . Ich muss auch echt zugeben etwas zu|geben hier: offen über ein Thema sprechen , dass, wenn mehrere Leute vor ’ner Bar irgendwie stehen, dass ich manchmal die Straßenseite wechsle. Ich habe das Gefühl, seit dem Homeoffice bin ich froh, dass ich nicht mehr auf die Straße gehe, weil ich keine Lust hab mehr, angefeindet zu werden. Und [ich] hab auch das Gefühl, dass ich von vielen Leuten, obwohl ich in Berlin lebe, einfach nicht als jemanden als jemand/etwas wahrnehmen jemanden für etwas/jemanden halten Deutsche wahrgenommen werde jemanden als jemand/etwas wahrnehmen jemanden für etwas/jemanden halten .
SPRECHER:
Victoria suchte das Gespräch suchen mit jemandem sprechen wollen das Gespräch das Gespräch suchen mit jemandem sprechen wollen . Doch viele ihrer deutschen Freunde wiegelten ab ab|wiegeln etwas so darstellen, als wäre es nicht besonders schlimm . Sie fühlte sich mit ihrem Problem nicht ernst genommen jemanden ernst nehmen hier: die Sorgen oder Probleme von einer anderen Person verstehen . Über Facebook hat sie daher Kontakt zu anderen Betroffenen Betroffene, -n (m./f.) die Person, die ein bestimmtes Problem hat in ganz Deutschland aufgebaut. Seit Beginn der Pandemie Pandemie, -n (f.) eine ansteckende Krankheit, die sehr viele Menschen zur gleichen Zeit in mehreren Ländern auf der Welt haben werden hier fast täglich neue Anfeindungen gegen Menschen mit asiatischem Aussehen gemeldet.
SPRECHER:
Popo Fan ist Chinese und lebt wie Victoria in Berlin. Auch er wurde bereits mehrfach in der U-Bahn rassistisch beleidigt und hat die Übergriffe Übergriff, -e (m.) der Angriff; der Überfall mit dem Telefon gefilmt.
POPO FAN (Dokumentarfilmer):
Ein Freund sagte zu mir: „Das solltest du unbedingt melden!“ Ich setze Hoffnung in jemanden/etwas setzen glauben, dass jemand/etwas dabei helfen kann, ein bestimmtes Ziel zu erreichen zwar wenig Hoffnung in Hoffnung in jemanden/etwas setzen glauben, dass jemand/etwas dabei helfen kann, ein bestimmtes Ziel zu erreichen die Polizei, aber ich möchte den Leuten zeigen: Ich habe diese Beweise und lasse mich nicht zum Schweigen bringen jemanden zum Schweigen bringen hier: erreichendass eine andere Person ihre Meinung nicht mehr offen sagt .
SPRECHER:
Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen – das hat Victoria Kure-Wu am meisten geholfen. Deswegen arbeitet sie momentan an einer Website, die Vernetzungs Vernetzung (f., nur Singular) hier: der Kontakt zu vielen Personen (Verb: sich vernetzen) - und Hilfsangebote für Betroffene bündelt etwas bündeln hier: etwas sammeln; etwas zusammenfassen und sortieren .
VICTORIA KURE-WU:
Das ist, glaube ich, wichtig, dass Leute in Zeiten von Social Distancing Social Distancing (englisch) die Tatsache, dass man wenige Kontakte zu anderen Menschen hat sich vernetzen können, ihre Erfahrungen sichtbar machen können und Leute davon lesen können.
SPRECHER:
Rassismus wird es in Deutschland vermutlich vermutlich wahrscheinlich; mit ziemlicher Sicherheit auch nach der Corona-Krise geben, sagt Victoria Kure-Wu. Doch dass die Opfer sich sich verloren fühlen sich (mit seinen Problemen) allein fühlen nicht mehr verloren fühlen sich verloren fühlen sich (mit seinen Problemen) allein fühlen müssen – dazu möchte sie beitragen.
Rassismus während der Coronapandemie
skeptisch — so, dass man etwas kritisch sieht; misstrauisch
sich etwas ein|bilden — etwas sehen, was es nicht gibt
Vierer, - (m.) — hier umgangssprachlich für: zwei Sitzbänke, die in einer Bahn gegenüberstehen
Ausbruch, -brüche (m.) — hier: Beginn einer Krankheit
Fall, Fälle (m.) — hier: ein Patient/eine Patientin
sich häufen — immer mehr werden
Vorkommnis, -se (n.) — ein Ereignis, das nicht erwartet wurde und nicht angenehm ist
im Herzen — hier: im Zentrum; in der Mitte
liberal — hier: offen
entgegen|schlagen — hier: eine starke negative Reaktion bekommen, die nicht erwartet wurde
offen — hier: so, dass jeder etwas sehen kann
jemanden mit etwas ein|sprühen — jemanden mit einer Flüssigkeit in Tropfenform bedecken
geduckt — so, dass man eine Körperhaltung einnimmt, bei der das Gesicht zum Boden zeigt
Anfeindung, -en (f.) — eine aggressive negative Meinung (Verb: jemanden an|feinden)
etwas zu|geben — hier: offen über ein Thema sprechen
jemanden als jemand/etwas wahrnehmen — jemanden für etwas/jemanden halten
das Gespräch suchen — mit jemandem sprechen wollen
ab|wiegeln — etwas so darstellen, als wäre es nicht besonders schlimm
jemanden ernst nehmen — hier: die Sorgen oder Probleme von einer anderen Person verstehen
Betroffene, -n (m./f.) — die Person, die ein bestimmtes Problem hat
Pandemie, -n (f.) — eine ansteckende Krankheit, die sehr viele Menschen zur gleichen Zeit in mehreren Ländern auf der Welt haben
Übergriff, -e (m.) — der Angriff; der Überfall
Hoffnung in jemanden/etwas setzen — glauben, dass jemand/etwas dabei helfen kann, ein bestimmtes Ziel zu erreichen
jemanden zum Schweigen bringen — hier: erreichendass eine andere Person ihre Meinung nicht mehr offen sagt
Vernetzung (f., nur Singular) — hier: der Kontakt zu vielen Personen (Verb: sich vernetzen)
etwas bündeln — hier: etwas sammeln; etwas zusammenfassen und sortieren
Social Distancing (englisch) — die Tatsache, dass man wenige Kontakte zu anderen Menschen hat
vermutlich — wahrscheinlich; mit ziemlicher Sicherheit
sich verloren fühlen — sich (mit seinen Problemen) allein fühlen