Getreide auf den Teller oder in den Tank?
Aus Getreidesorten wie Weizen lassen sich Kraftstoffe für Fahrzeuge gewinnen. Für die Produzenten ist das ein Weg, um die Industrie klimafreundlicher zu machen – doch Umweltschützer protestieren scharf dagegen.
SPRECHER:
„Kein Essen in den Tank“ – Umweltschützer haben ihre Forderung weit sichtbar auf das Raps Raps (m., nur Singular) eine Blütenpflanze, aus der z. B. Öl hergestellt wird -Silo Silo, -s (m./n.) eine Art Turm/ein Speicher, in dem man eine große Menge von etwas lagert (z. B. Getreide) im Hamburger Hafen gehängt. Ihr Protest richtet sich dagegen sich gegen jemanden/etwas richten etwas gegen jemanden/etwas machen , dass immer mehr Ackerfläche Ackerfläche, -n (f.) alle Felder, auf denen landwirtschaftliche Produkte (z. B. Getreide) wachsen für Biosprit Biosprit (m., nur Singular) das Benzin, das aus geringeren Teilen (5-10 Prozent) auch aus nachwachsenden Pflanzen besteht genutzt wird, statt darauf Nahrungsmittel anzubauen etwas an|bauen hier: eine Pflanze in den Boden setzen und sie wachsen lassen, um sie bzw. ihre Früchte später zu ernten .
BENJAMIN STEPHAN (Umweltschützer von Greenpeace):
Biokraftstoffe Kraftstoff, -e (m.) ein Mittel, das einen Motor zum Laufen bringt im Autotank sind umweltpolitischer Unfug Unfug (m., nur Singular) hier: Unsinn; Quatsch; dummes Zeug . Wir stehen vor ’ner globalen Hungerkrise, und jetzt noch Getreide, wertvolles Getreide in etwas zu etwas verarbeiten etwas nutzen, um daraus etwas anderes zu produzieren [zu] Sprit zu verarbeiten etwas zu etwas verarbeiten etwas nutzen, um daraus etwas anderes zu produzieren , ist verantwortungslos verantwortungslos so, dass man nicht an die negativen Folgen des eigenen Handelns denkt . Die Bundesregierung muss diesen Wahnsinn sofort stoppen. Essen gehört auf den Teller und nicht in den Tank.
SPRECHER:
Biokraftstoffe werden dem Treibstoff Treibstoff, -e (m.) ein Mittel, das einen Motor zum Laufen bringt; der Kraftstoff an der Tankstelle beigemischt etwas etwas bei|mischen eine kleinere Menge von etwas zu etwas geben , um CO2 einzusparen. In der Energiekrise sehen die Hersteller zusätzlichen Bedarf.
CLAUS SAUTER (Biokraftstoffproduzent):
Wir können auch mehr Biokraftstoffe produzieren. Aber dann muss man auch den Fokus drauf richten den Fokus auf etwas richten sich auf etwas konzentrieren . Ich denke, wir sind im Moment gerade in Deutschland in so einem Umbruchprozess Umbruchprozess, -e (m.) der Vorgang, bei dem sich etwas grundsätzlich ändert . Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, die sind gigantisch gigantisch umgangssprachlich für: sehr groß .
SPRECHER:
Auch Landwirt Kurt Enke hat für das geplante Verbot von Biokraftstoffen kein Verständnis. Er liefert Getreide an eine Biokraftstofffabrik nahe Leipzig. Aber alles minderwertiges Getreide, das sich sich zu/für etwas eignen gut für etwas sein; für etwas gebraucht werden können nicht zum sich zu/für etwas eignen gut für etwas sein; für etwas gebraucht werden können Brotbacken eignet sich zu/für etwas eignen gut für etwas sein; für etwas gebraucht werden können . Rund 20 Prozent seiner Ernte finden so den Weg in den Autotank.
KURT ENKE (Landwirt):
Als Erstes kriegen wir den besten Preis für Brotweizen Weizen (m., nur Singular) eine Getreideart, aus der man z. B. Brot macht , für hochwertigen Weizen mit viel Eiweiß Eiweiß, -e (m.) das Protein; der Nährstoff, mit dem die Zellen im Körper gebildet werden … für die Nudelindustrie kriegen wir noch ’nen besseren Preis und dann kommt ganz normaler Brotweizen und zuletzt kommt Futterweizen und Bioethanol Bioethanol (n. nur Singular) der Alkohol, der aus Pflanzenteilen hergestellt wird .
SPRECHER:
Er verkauft sein Getreide an das Unternehmen CropEnergies. Hier wird aus Getreide Ethanol hergestellt. Als sie vor gut 30 Jahren damit anfingen, gab es noch Zuschüsse Zuschuss, Zuschüsse (m.) das Geld, das zusätzlich als Unterstützung gezahlt wird von der EU, damit überflüssiges überflüssig nicht notwendig; nicht mehr wichtig Getreide vom Markt kommt. Jetzt sind sie zu Prügelknaben Prügelknabe, -n (m.) umgangssprachlich für: jemand, der von vielen Seiten stark kritisiert wird geworden, weil sie keine Nahrungsmittel produzieren, sondern Kraftstoff. Die Manager fühlen sich missverstanden. Hier, so sagen sie, werden keine Lebensmittel vernichtet etwas vernichten etwas komplett zerstören .
JÜRGEN BÖTTCHER (Geschäftsführer CropEnergies):
Wir hier setzen vorwiegend etwas ein|setzen etwas nutzen; Gebrauch von etwas machen Futterweizen ein etwas ein|setzen etwas nutzen; Gebrauch von etwas machen , der nicht die Backqualitäten aufweist etwas auf|weisen eine Eigenschaft besitzen; zeigen, dass man eine Eigenschaft hat , und darüber hinaus verarbeiten wir Gerste Gerste, -n (f.) eine Getreideart, aus der z. B. Bier, Brot oder Tierfutter hergestellt wird und Mais, die man auch nicht zum Brotbacken verwenden kann, weil sie Futterqualität haben.
SPRECHER:
Nebenbei fällt an|fallen; etwas fällt an hier: etwas entsteht noch jede Menge CO2 an an|fallen; etwas fällt an hier: etwas entsteht , das in der Lebensmittelindustrie gebraucht wird, zum Beispiel bei der Produktion von Mineralwasser. Ein weiteres Produkt ist Eiweiß. Daraus wird Tierfutter gemacht. Das spart den Import Import, -e (m.) die Tatsache, dass man Produkte aus einem anderen Land kauft von Soja Soja (m./n., nur Singular) die Sojabohne; eine Pflanzenart, die oft als Tierfutter genutzt wird aus Südamerika, wo oft Regenwälder für neue Sojafelder abgeholzt etwas ab|holzen dafür sorgen, dass in einem Gebiet keine Bäume mehr stehen werden. Das Biokraftstoffunternehmen sieht sich in der aktuellen Energiekrise als zuverlässigen Lieferanten aus Deutschland.
JÜRGEN BÖTTCHER:
Zum Beispiel wurden im letzten Jahr 2021 1,4 Milliarden Liter fossiles fossil so, dass etwas vor langer Zeit aus Pflanzen oder Tieren entstanden ist, zum Beispiel Kohle, Erdgas oder Erdöl Benzin eins zu eins eins zu eins so, dass jedem Teil von etwas ein Teil von etwas anderem entspricht durch nachhaltiges nachhaltig hier: umweltfreundlich produziert , erneuerbares Ethanol ersetzt. Das ist eine Basis, die Abhängigkeit vom russischen Erdöl weiter zu verringern etwas verringern etwas reduzieren; etwas senken .
SPRECHER:
Beispiel: Die Raffinerie Raffinerie, -n (f.) ein Industriebetrieb, in dem aus Rohstoffen (z. B. Erdöl) bestimmte Produkte (z. B. Benzin) hergestellt werden PCK in Ostdeutschland. Sie wurde bislang direkt über eine Pipeline Pipeline, -s (f., aus dem Englischen) eine Leitung, durch die Erdgas oder Öl transportiert wird aus Sibirien versorgt. Aber damit soll Ende des Jahres Schluss sein. Biokraftstoff-Hersteller wie CropEnergies könnten die Lücke teilweise füllen und mehr an ihren Standorten Standort, -e (m.) hier: ein Ort, an dem ein Unternehmen arbeitet produzieren. Aber der Gegenwind Gegenwind (m., nur Singular) umgangssprachlich für: die Tatsache, dass das, was man sagt oder tut, von anderen kritisiert oder bekämpft wird nimmt zu zu|nehmen hier: mehr werden . In der Branche Branche, -n (f., aus dem Französischen) ein bestimmter Bereich der Wirtschaft reagiert man zunehmend genervt.
CLAUS SAUTER:
Wir haben in Deutschland Produktionsanlagen Anlage, -n (f.) hier: eine technische Einrichtung; eine Maschine , aber wir sind nicht darauf angewiesen auf jemanden/etwas angewiesen sein jemanden/etwas dringend brauchen , dass das Produkt in Deutschland bleibt. Ich kann es bloß immer wieder sagen, die Naivität Naivität (f., nur Singular) die Tatsache, dass man gutgläubig ist; die Tatsache, dass man Situationen nicht sehr realistisch beurteilt in Deutschland, die ist so unbeschreiblich unbeschreiblich hier: nicht zu fassen; so, dass man sehr über etwas aufregt , da fällt mir gar nix ein. Ich mein, andere Länder denken viel stärker an sich selber, und gerade in der jetzigen Situation sollten wir das auch tun. Wir müssen umdenken um|denken über etwas nachdenken und seine Einstellung zu etwas verändern . Biokraftstoffe und Bioenergie [ist] nicht nur im Sinne des im Sinne von etwas hier: gut für etwas Klimaschutzes, sondern es ist auch Versorgungssicherheit Versorgungssicherheit (f., nur Singular) die Tatsache, dass man das, was man braucht, sicher bekommt und es keinen Mangel gibt .
SPRECHER:
Doch die Kritiker, etwa Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, zeigen sich unbeeindruckt von solchen Argumenten. Sie fordern: Die Landwirte sollen auf den Flächen ausschließlich Lebensmittel anbauen. Biokraftstoffe sollen ein Auslaufmodell Auslaufmodell, -e (n.) hier: etwas, was es nicht mehr lange geben wird werden.
BENJAMIN STEPHAN:
Und wir haben die Lösung. Ein Elektroauto ist viel effizienter effizient mit großer Wirkung; so, dass etwas gut genutzt wird als ’n Fahrzeug mit Verbrennungsmotor Verbrennungsmotor, -en (m.) ein Motor, der seine Energie durch die Verbrennung von Stoffen bekommt , ist heute schon sehr viel klimafreundlicher. Das heißt, wir müssen diesen Ausstieg aus Ausstieg (aus etwas) (m., hier nur Singular) hier: die Entscheidung, dass man mit etwas nicht mehr weitermacht dem Verbrennungsmotor beschleunigen etwas beschleunigen etwas schneller machen .
SPRECHER:
Doch die Biosprithersteller haben eine andere Idee: Von Getreide könnte schrittweise auf etwas um|stellen etwas mit einem anderen Mittel als bisher machen Stroh und Mist aus Tierställen umgestellt etwas um|stellen etwas mit einem anderen Mittel als bisher machen werden. Denn auch im Mist steckt noch viel Energie.
Getreide auf den Teller oder in den Tank?
Raps (m., nur Singular) — eine Blütenpflanze, aus der z. B. Öl hergestellt wird
Silo, -s (m./n.) — eine Art Turm/ein Speicher, in dem man eine große Menge von etwas lagert (z. B. Getreide)
sich gegen jemanden/etwas richten — etwas gegen jemanden/etwas machen
Ackerfläche, -n (f.) — alle Felder, auf denen landwirtschaftliche Produkte (z. B. Getreide) wachsen
Biosprit (m., nur Singular) — das Benzin, das aus geringeren Teilen (5-10 Prozent) auch aus nachwachsenden Pflanzen besteht
etwas an|bauen — hier: eine Pflanze in den Boden setzen und sie wachsen lassen, um sie bzw. ihre Früchte später zu ernten
Kraftstoff, -e (m.) — ein Mittel, das einen Motor zum Laufen bringt
Unfug (m., nur Singular) — hier: Unsinn; Quatsch; dummes Zeug
etwas zu etwas verarbeiten — etwas nutzen, um daraus etwas anderes zu produzieren
verantwortungslos — so, dass man nicht an die negativen Folgen des eigenen Handelns denkt
Treibstoff, -e (m.) — ein Mittel, das einen Motor zum Laufen bringt; der Kraftstoff
etwas etwas bei|mischen — eine kleinere Menge von etwas zu etwas geben
den Fokus auf etwas richten — sich auf etwas konzentrieren
Umbruchprozess, -e (m.) — der Vorgang, bei dem sich etwas grundsätzlich ändert
gigantisch — umgangssprachlich für: sehr groß
sich zu/für etwas eignen — gut für etwas sein; für etwas gebraucht werden können
Weizen (m., nur Singular) — eine Getreideart, aus der man z. B. Brot macht
Eiweiß, -e (m.) — das Protein; der Nährstoff, mit dem die Zellen im Körper gebildet werden
Bioethanol (n. nur Singular) — der Alkohol, der aus Pflanzenteilen hergestellt wird
Zuschuss, Zuschüsse (m.) — das Geld, das zusätzlich als Unterstützung gezahlt wird
überflüssig — nicht notwendig; nicht mehr wichtig
Prügelknabe, -n (m.) — umgangssprachlich für: jemand, der von vielen Seiten stark kritisiert wird
etwas vernichten — etwas komplett zerstören
etwas ein|setzen — etwas nutzen; Gebrauch von etwas machen
vorwiegend — zum größten Teil
etwas auf|weisen — eine Eigenschaft besitzen; zeigen, dass man eine Eigenschaft hat
Gerste, -n (f.) — eine Getreideart, aus der z. B. Bier, Brot oder Tierfutter hergestellt wird
an|fallen; etwas fällt an — hier: etwas entsteht
Import, -e (m.) — die Tatsache, dass man Produkte aus einem anderen Land kauft
Soja (m./n., nur Singular) — die Sojabohne; eine Pflanzenart, die oft als Tierfutter genutzt wird
etwas ab|holzen — dafür sorgen, dass in einem Gebiet keine Bäume mehr stehen
fossil — so, dass etwas vor langer Zeit aus Pflanzen oder Tieren entstanden ist, zum Beispiel Kohle, Erdgas oder Erdöl
eins zu eins — so, dass jedem Teil von etwas ein Teil von etwas anderem entspricht
nachhaltig — hier: umweltfreundlich produziert
etwas verringern — etwas reduzieren; etwas senken
Raffinerie, -n (f.) — ein Industriebetrieb, in dem aus Rohstoffen (z. B. Erdöl) bestimmte Produkte (z. B. Benzin) hergestellt werden
Pipeline, -s (f., aus dem Englischen) — eine Leitung, durch die Erdgas oder Öl transportiert wird
Standort, -e (m.) — hier: ein Ort, an dem ein Unternehmen arbeitet
Gegenwind (m., nur Singular) — umgangssprachlich für: die Tatsache, dass das, was man sagt oder tut, von anderen kritisiert oder bekämpft wird
zu|nehmen — hier: mehr werden
Branche, -n (f., aus dem Französischen) — ein bestimmter Bereich der Wirtschaft
Anlage, -n (f.) — hier: eine technische Einrichtung; eine Maschine
auf jemanden/etwas angewiesen sein — jemanden/etwas dringend brauchen
Naivität (f., nur Singular) — die Tatsache, dass man gutgläubig ist; die Tatsache, dass man Situationen nicht sehr realistisch beurteilt
unbeschreiblich — hier: nicht zu fassen; so, dass man sehr über etwas aufregt
um|denken — über etwas nachdenken und seine Einstellung zu etwas verändern
im Sinne von etwas — hier: gut für etwas
Versorgungssicherheit (f., nur Singular) — die Tatsache, dass man das, was man braucht, sicher bekommt und es keinen Mangel gibt
Auslaufmodell, -e (n.) — hier: etwas, was es nicht mehr lange geben wird
effizient — mit großer Wirkung; so, dass etwas gut genutzt wird
Verbrennungsmotor, -en (m.) — ein Motor, der seine Energie durch die Verbrennung von Stoffen bekommt
Ausstieg (aus etwas) (m., hier nur Singular) — hier: die Entscheidung, dass man mit etwas nicht mehr weitermacht
etwas beschleunigen — etwas schneller machen
etwas um|stellen — etwas mit einem anderen Mittel als bisher machen