Streit um den Wolf
Lange gab es keine Wölfe in Deutschland, jetzt sind sie wieder da. Bauern haben Angst, dass die Tiere ihr Vieh töten, und wollen sie jagen. Naturschützer möchten das verhindern. Sie halten die Lage nicht für so schlimm.
Streit um den Wolf
Vor hundert Jahren gab es in Deutschland noch Wölfe, doch dann wurden sie getötet oder vertrieben. Jetzt sind sie zurück. Bauern macht das Sorgen: Die Wölfe töten ihr Vieh und der Schutz vor ihnen ist teuer. Sie fordern mehr Hilfe vom Staat und möchten die Wölfe töten. Naturschützer wollen das verhindern. Sie glauben nicht, dass die Wölfe eine Gefahr sind. Denn es gibt nicht mal tausend Wölfe in Deutschland.
SPRECHER:
Sie jagen meist in der Dämmerung Dämmerung, -en (f.) die Tageszeit, in der es hell oder dunkel wird oder nachts, lautlos und im Rudel Rudel, - (n.) eine feste Gruppe von Tieren derselben Art (meist Raubtiere), die zusammenleben : Wölfe in Deutschland. 300 Tiere soll es geben allein in Brandenburg rund um Berlin – Tendenz steigend Tendenz steigend so, dass etwas immer mehr oder größer wird . Auch die Bauern merken immer deutlicher, dass der Wolf zurück ist. Die Rudel jagen neben Wildtieren Wildtier, -e (n.) ein Tier, das in der freien Natur lebt auch ihr Vieh auf den Weiden Weide, -n (f.) eine landwirtschaftliche Fläche, auf der Nutztiere (z. B. Kühe) Nahrung finden; eine Wiese . Der wirtschaftliche Schaden ist hoch. Für den Brandenburger Landwirt Landwirt, -e/Landwirtin, -nen der Bauer/die Bäuerin Jürgen Frenzel werden zur Existenzfrage werden hier: sehr wichtig sein, damit etwas (z. B. eine Firma) weiter bestehen kann die Verluste durch den Wolf längst zur Existenzfrage zur Existenzfrage werden hier: sehr wichtig sein, damit etwas (z. B. eine Firma) weiter bestehen kann .
JÜRGEN FRENZEL (Landwirt):
Die Wölfe werden meiner Meinung nach geschickter geschickt hier: klug; mit guten Fähigkeiten . Wir haben den Eindruck, dass sie ringehen rin|gehen umgangssprachlich für: reingehen; hier auch: angreifen in die Herde Herde, -n (f.) hier: eine große Gruppe von Tieren, die zusammenleben , die Herde jagen, und bei diesem Jagen separieren jemanden separieren jemanden von anderen trennen sie ein Kalb Kalb, Kälber (n.) ein Jungtier, z. B. von Rindern (Kühen) oder Elefanten .
SPRECHER:
40 Kälber habe er 2017 verloren, zehnmal so viel wie im Jahr zuvor. Entschädigung Entschädigung, -en (f.) das Geld, das einen Schaden wiedergutmachen soll; das Geld, das jemand als Ausgleich für einen Schaden bekommt gibt es nur, wenn der Wolf als Täter eindeutig nachgewiesen etwas nach|weisen hier: etwas beweisen; zeigen können, dass etwas richtig ist wird. Schwierig, wenn Kälber spurlos verschwinden oder eine Kuh ein Junges Junge, -n (n.) hier: ein Tier, das gerade erst geboren wurde durch den Stress tot zu Welt bringt. Mit Zäunen sollen die Bauern selbst für Schutz sorgen, doch die Investitionen Investition, -en (f.) das Geld, das man für etwas ausgibt, um später damit einen Gewinn zu machen dafür sind hoch.
JÜRGEN FRENZEL:
Wenn wir für unsere zwei Herden mit insgesamt 180 Tieren den Zaun so wolfsgerecht -gerecht hier: so, dass etwas gut zu etwas passt; so, dass etwas für eine Situation ausreichend ist bauen wollen, müssen wir knapp 100.000 Euro investieren. Und wir bekommen etwas ersetzt bekommen etwas wiederbekommen neuneinhalbtausend Euro ersetzt etwas ersetzt bekommen etwas wiederbekommen dafür.
SPRECHER:
Auf die Verluste der Bauern hat Brandenburg nun reagiert. Es gibt ein Tier zum Abschuss frei|geben erlauben, dass man ein Tier erschießen darf die Wölfe zum Abschuss frei ein Tier zum Abschuss frei|geben erlauben, dass man ein Tier erschießen darf , wenn sie trotz aller Schutzmaßnahmen so wie bei Jürgen Frenzel mehrfach Vieh eines Bauern reißen ein Tier reißen ein Tier jagen und mit den Zähnen töten oder gar einen Menschen angreifen. Dem Wolf auf der Spur sind auch Naturschützer. Stefan Hoika verfolgt etwas verfolgen hier: beobachten, was passiert und wie sich etwas entwickelt seit Jahren die Entwicklung eines Rudels in seiner Gegend und ist überzeugt: So dramatisch dramatisch hier: schlimm ist die Situation gar nicht. Und wenn der Wolf nicht durch Futter gelockt jemanden/etwas locken jemanden/etwas dazu bringen, zu einem bestimmten Ort zu kommen werde, meide jemanden meiden hier: jemandem aus dem Weg gehen; mit jemandem nichts zu tun haben wollen er auch den Menschen.
STEFAN HOIKA (Naturschutzbund „Nabu“):
Sie sehen ’ne frische Wolfsfährte Fährte, -n (f.) die Spur eines Tieres; der Abdruck nach dem Auftreten , die ist von letzter Nacht, wenige Stunden alt. Und mir ist es in neun Jahren fünf-, sechsmal passiert, dass ich mal einen sehen durfte. Aber in der Regel sind die so scheu scheu ängstlich . Sie beobachten uns, das kann ich mir vorstellen.
SPRECHER:
Hoika sieht sein Rudel meist nur durch die Fotofallen Fotofalle, -n (f.) eine Kamera, mit der man heimlich wilde Tiere fotografiert , mit denen er die Wölfe beobachtet.
STEFAN HOIKA:
Da dreht er sich um, weil er die Kamera auslösen die Kamera aus|lösen ein Foto machen hat hören. Den Blitz Blitz (m., nur Singular) hier: das helle Licht der Kamera, mit dem man auch im Dunkeln Fotos machen kann; auch: das Blitzlicht kann er nicht sehen, das ist ’n Schwarzblitz Schwarzblitz (m., nur Singular) eine Technik beim Fotografieren, mit der man unbemerkt im Dunkeln Fotos machen kann , halt sehr vorsichtig.
SPRECHER:
Die Tiere müssten ihren Platz in Brandenburg haben, sagt der Naturschützer. Wölfe mit Behördenerlaubnis zu schießen, das sei noch gar nicht nötig und Panikmache Panikmache (f., nur Singular) die Tatsache, dass Menschen bewusst große Angst vor etwas gemacht wird .
STEFAN HOIKA:
’ne artgeschützte artgeschützt so, dass eine bestimmte Tierart oder Pflanzenart nicht getötet oder zerstört werden darf Tierart, die streng unter Schutz steht. Und bei den paar Wölfen, die wir hier haben ... Man muss nicht immer alles hochmultiplizieren etwas hochmultiplizieren hier: eine Zahl für die Zukunft höher berechnen, als eigentlich realistisch ist; etwas schlimmer machen , was hätte, wäre, wenn, wenn wir 30 Prozent Zuwachsraten Zuwachsrate, -n (f.) eine Zahl, die beschreibt, wie sehr die Menge/Anzahl von etwas steigt haben im Jahr. Ich kann das alles nicht mehr hören. Wir haben’s noch nicht, wir haben noch nicht mal 1.000 Stück in Deutschland.
SPRECHER:
Nicht mal 1.000 Wölfe – den meisten Jägern ist das noch zu viel. Der Brandenburger Jagdverband fordert strengere Regeln. Das große Raubtier passe nicht in die moderne Kulturlandschaft. Nötig seien feste Abschussquoten Abschussquote, -n (f.) die genaue Anzahl, wie viele Tiere von einer Art getötet werden sollen und dürfen . Und die Jäger wollen freier entscheiden, wann ein Tier geschossen werden muss. Einigen würde sogar nur ein einziges Rudel in einem deutschen Reservat Reservat, -e (n.) hier: ein Gebiet, in dem Tiere leben, die geschützt werden müssen (auch: der Nationalpark; das Schutzgebiet) reichen.
FRANK FEIMANN (Jäger):
Ein Rudel sind vier bis sechs Tiere, und die können da nachhaltig nachhaltig hier: so, dass etwas auch nach langer Zeit noch existiert leben. Die können da ihre Jungen großziehen, die können da haushalten haushalten gemeint ist hier: leben, ohne andere zu stören . Und dann, ich denke, ist das ’ne gute Sache und dürfte eigentlich auch allen gerecht werden jemandem/etwas gerecht werden sich so verhalten, dass es zu einer Sache passt; jemanden/etwas richtig behandeln und beurteilen . Und wer dann mehr Wölfe sehen will, der soll in den Zoo gehen.
SPRECHER:
Positionen Position, -en (f.) hier: die Meinung , die unvereinbar unvereinbar so, dass zwei oder mehrere Sachen/Meinungen überhaupt nicht zusammenpassen sind mit den Wünschen der Tierschützer. Im Streit zwischen Jägern, Bauern und Naturschutzverbänden droht eine wirksame Strategie für eine künftige Wolfspopulation Population, -en (f.) alle Lebewesen einer Art, die zusammen an einem bestimmten Ort leben auf der Strecke auf der Strecke bleiben umgangssprachlich für: verlorengehen; zurückbleiben zu bleiben auf der Strecke bleiben umgangssprachlich für: verlorengehen; zurückbleiben .
STEFAN HOIKA:
Wir müssen weiter daran arbeiten, bis es besser wird.
REPORTER:
Alle miteinander?
STEFAN HOIKA:
Auf jeden Fall. Also, wenn ich sehe, wie ich hier mit der Jägerschaft zusammenarbeiten kann, ist das ein Vorzeigeprojekt Vorzeigeprojekt, -e (n.) ein Projekt, das sehr gut funktioniert und ein Vorbild für andere Projekte sein kann , so was habe ich noch nicht erlebt. Meistens trifft man nur auf Widerstand: „Scheiß Wölfe, knallt jemanden/etwas ab|knallen umgangssprachlich für: jemanden/etwas erschießen die alle ab jemanden/etwas ab|knallen umgangssprachlich für: jemanden/etwas erschießen .“ Kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
SPRECHER:
Vor 100 Jahren wurden die Wölfe in Deutschland vertrieben jemanden vertreiben jemanden zwingen, einen Ort zu verlassen . Die Tiere in Natur und Landschaft nun wieder zu integrieren jemanden/etwas integrieren hier: dafür sorgen, dass jemand/etwas gut an einem bestimmten Ort leben kann , trotz der dazugehörenden Schäden – diese Aufgabe kann nur der Mensch leisten.
Streit um den Wolf
Dämmerung, -en (f.) — die Tageszeit, in der es hell oder dunkel wird
Rudel, - (n.) — eine feste Gruppe von Tieren derselben Art (meist Raubtiere), die zusammenleben
Tendenz steigend — so, dass etwas immer mehr oder größer wird
Wildtier, -e (n.) — ein Tier, das in der freien Natur lebt
Weide, -n (f.) — eine landwirtschaftliche Fläche, auf der Nutztiere (z. B. Kühe) Nahrung finden; eine Wiese
Landwirt, -e/Landwirtin, -nen — der Bauer/die Bäuerin
zur Existenzfrage werden — hier: sehr wichtig sein, damit etwas (z. B. eine Firma) weiter bestehen kann
geschickt — hier: klug; mit guten Fähigkeiten
rin|gehen — umgangssprachlich für: reingehen; hier auch: angreifen
Herde, -n (f.) — hier: eine große Gruppe von Tieren, die zusammenleben
jemanden separieren — jemanden von anderen trennen
Kalb, Kälber (n.) — ein Jungtier, z. B. von Rindern (Kühen) oder Elefanten
Entschädigung, -en (f.) — das Geld, das einen Schaden wiedergutmachen soll; das Geld, das jemand als Ausgleich für einen Schaden bekommt
etwas nach|weisen — hier: etwas beweisen; zeigen können, dass etwas richtig ist
Junge, -n (n.) — hier: ein Tier, das gerade erst geboren wurde
Investition, -en (f.) — das Geld, das man für etwas ausgibt, um später damit einen Gewinn zu machen
-gerecht — hier: so, dass etwas gut zu etwas passt; so, dass etwas für eine Situation ausreichend ist
etwas ersetzt bekommen — etwas wiederbekommen
ein Tier zum Abschuss frei|geben — erlauben, dass man ein Tier erschießen darf
ein Tier reißen — ein Tier jagen und mit den Zähnen töten
etwas verfolgen — hier: beobachten, was passiert und wie sich etwas entwickelt
dramatisch — hier: schlimm
jemanden/etwas locken — jemanden/etwas dazu bringen, zu einem bestimmten Ort zu kommen
jemanden meiden — hier: jemandem aus dem Weg gehen; mit jemandem nichts zu tun haben wollen
Fährte, -n (f.) — die Spur eines Tieres; der Abdruck nach dem Auftreten
scheu — ängstlich
Fotofalle, -n (f.) — eine Kamera, mit der man heimlich wilde Tiere fotografiert
die Kamera aus|lösen — ein Foto machen
Blitz (m., nur Singular) — hier: das helle Licht der Kamera, mit dem man auch im Dunkeln Fotos machen kann; auch: das Blitzlicht
Schwarzblitz (m., nur Singular) — eine Technik beim Fotografieren, mit der man unbemerkt im Dunkeln Fotos machen kann
Panikmache (f., nur Singular) — die Tatsache, dass Menschen bewusst große Angst vor etwas gemacht wird
artgeschützt — so, dass eine bestimmte Tierart oder Pflanzenart nicht getötet oder zerstört werden darf
etwas hochmultiplizieren — hier: eine Zahl für die Zukunft höher berechnen, als eigentlich realistisch ist; etwas schlimmer machen
Zuwachsrate, -n (f.) — eine Zahl, die beschreibt, wie sehr die Menge/Anzahl von etwas steigt
Abschussquote, -n (f.) — die genaue Anzahl, wie viele Tiere von einer Art getötet werden sollen und dürfen
Reservat, -e (n.) — hier: ein Gebiet, in dem Tiere leben, die geschützt werden müssen (auch: der Nationalpark; das Schutzgebiet)
nachhaltig — hier: so, dass etwas auch nach langer Zeit noch existiert
haushalten — gemeint ist hier: leben, ohne andere zu stören
jemandem/etwas gerecht werden — sich so verhalten, dass es zu einer Sache passt; jemanden/etwas richtig behandeln und beurteilen
Position, -en (f.) — hier: die Meinung
unvereinbar — so, dass zwei oder mehrere Sachen/Meinungen überhaupt nicht zusammenpassen
Population, -en (f.) — alle Lebewesen einer Art, die zusammen an einem bestimmten Ort leben
auf der Strecke bleiben — umgangssprachlich für: verlorengehen; zurückbleiben
Vorzeigeprojekt, -e (n.) — ein Projekt, das sehr gut funktioniert und ein Vorbild für andere Projekte sein kann
jemanden/etwas ab|knallen — umgangssprachlich für: jemanden/etwas erschießen
jemanden vertreiben — jemanden zwingen, einen Ort zu verlassen
jemanden/etwas integrieren — hier: dafür sorgen, dass jemand/etwas gut an einem bestimmten Ort leben kann