Köhlern: ein altes Handwerk
Das Köhlern war früher ein wichtiger Wirtschaftszweig. Heute gilt das alte Handwerk nahezu als ausgestorben. DW-Reporter Hendrik Welling besucht eine der letzten Köhlerfamilien und lernt, wie man aus Holz Kohle macht.
Köhlern Köhlern (n., nur Singular) ein Handwerk, bei dem aus Holz Kohle hergestellt wird : ein altes Handwerk
Die Herstellung von Holzkohle ist eine der ältesten Handwerkstechniken der Menschheit und war bis ins 19. Jahrhundert ein wichtiger Wirtschaftszweig Wirtschaftszweig, -e (m.) ein bestimmter Bereich der Wirtschaft; die Branche . Heutzutage ist das Köhlernbeinahe beinah, beinahe fast ausgestorben aus|sterben hier: verschwinden; weniger werden; nicht mehr benutzt werden . DW Reporter Hendrik Welling besucht eine der letzten Köhlerfamilien und lernt, wie man aus Holz Kohle macht.
SPRECHER:
Rauchende Meiler Meiler, - (m.) hier: ein Erdofen, der aussieht wie ein Hügel , beißende beißend hier: so, dass etwas die Nase reizt Luft. Das Köhlern war früher ein Knochenjob Knochenjob, -s (m.) umgangssprachlich für: eine sehr anstrengende Arbeit – und er ist es auch heute noch.
HENDRIK WELLING (Reporter):
Ich bin heute mal für die Drecksarbeit Drecksarbeit, -en (f.) umgangssprachlich für: eine anstrengende Arbeit, bei der man mit Schmutz oder gefährlichen Stoffen zu tun hat zuständig. Ich bin nämlich unter die Köhler gegangen unter … gehen sich in eine bestimmte Personengruppe mischen und mache heute aus Holz Kohle. Das sieht nicht nur genau so aus, wie vor Hunderten von Jahren – es wird auch noch genauso gemacht. Und warum die letzten ihrer Zunft Zunft, Zünfte (f.) ein Zusammenschluss von Handwerkern desselben Gewerbes; hier: eine bestimmte Berufsgruppe so an an etwas fest|halten hier: etwas nicht ändern wollen; etwas beibehalten; etwas nicht aufgeben wollen ihrem aussterbenden Handwerk festhalten an etwas fest|halten hier: etwas nicht ändern wollen; etwas beibehalten; etwas nicht aufgeben wollen , das finde ich heute mal tatkräftig tatkräftig so, dass man entschlossen bei etwas mitmacht heraus. Wie man aus Holz Kohle macht, ist eine der ältesten Handwerkstechniken der Menschheit. Ohne die Köhler und ihre Holzkohle hätten die Menschen nie gelernt, aus Erz Erz, -e (n.) eine Mineralart, die Metall enthält Eisen herzustellen. Wo es viel Erz gab, gab es also auch viele Köhler – wie hier im Harz, ein Mittelgebirge mitten in Deutschland. Ich besuche die Feldmers, eine der letzten Köhlerfamilien.
SASCHA FELDMER (Köhler):
Wir wollen halt die Tradition erhalten, zeigen, wie das Leben im Harz damals hier so stattgefunden hat. Von der Holzkohle bis zum Erzabbau Abbau (m., nur Singular) hier: die Tätigkeit, bei der Stoffe (z. B. Kohle, Metalle oder Salz) aus der Erde geholt werden bis zum Schmied Schmied, -e/ Schmiedin, -nen jemand, der Metall erhitzt und daraus Gegenstände herstellt . Es hat kein Material geschafft – die ganz normale Flamme vom Holz, vom Feuer schafft es nicht, Eisen zu schmelzen etwas schmelzen etwas so heiß machen, dass es flüssig wird , man braucht noch mindestens die doppelte Heizkraft Heizkraft (f., nur Singular) die Energie, die aus Wärme gewonnen wird , und das schaffte nur die Holzkohle damals. Und wenn du Lust hast, kannst du das alles nachher mal mitmachen.
HENDRIK WELLING:
Na klar! Köhlerhemd, Köhlertuch. Fehlt nur noch der Köhlerhut, und fertig ist der Köhler in mir. Als erstes errichten etwas errichten etwas bauen wir den Kohlenmeiler. Quasi quasi sozusagen; gewissermaßen ein Haufen Haufen, - (m.) hier: ein kleiner Berg aus etwas (zum Beispiel aus Steinen oder Erde) Holz, den wir aber sehr aufmerksam und nach einer bestimmten Ordnung zusammenlegen. Der so genannte Quandel-Schacht Schacht, Schächte (m.) hier: ein schmaler hohler Raum, der sich in etwas befindet in der Mitte funktioniert wie ein Kamin Kamin, -e (m.) ein traditioneller Ofen, den man mit Holz heizt . Pro Meiler stapelt sich Buchen Buche, -n (f.) ein Laubbaum mit glattem Stamm und kleinen, dreikantigen Früchten holz im Wert von knapp 1.500 Euro.
SASCHA FELDMER:
Das sieht doch schon mal ganz gut aus, oder? Und der ganze Haufen muss dann auch noch abgedeckt werden, luftdicht luftdicht so, dass keine Luft an etwas kommen kann . Also da kommt erst mal … Wir nehmen jetzt altes Heu Heu (n., nur Singular) getrocknetes Gras , das stopfen etwas rein|stopfen umgangssprachlich für: etwas hineinstecken wir in die Lücken rein etwas rein|stopfen umgangssprachlich für: etwas hineinstecken . Da muss ja die Erde drauf halten. Das darf nicht da reinrutschen rein|rutschen umgangssprachlich für: in etwas hineingleiten . Und dann wird der zugeschaufelt etwas zu|schaufeln etwas (z.B. ein Loch) mit einer Schaufel füllen mit Erde. Und dann liegt da ein großer Erdhaufen, der Erdmeiler dann.
HENDRIK WELLING:
Ist der Meiler erst einmal angezündet, muss ich die Glut Glut, -en (f.) ein Feuer ohne Flamme durch gezielte gezielt so, dass etwas genau durchdacht ist; zweckgerichtet Stiche Stich, -e (m.) hier: mit einem spitzen Gegenstand ein Loch in etwas bohren mit Sauerstoff versorgen. Aber Vorsicht: Bei zu viel Luftzug Luftzug, -züge (m., meist Singular) eine leichte Luftbewegung kann alles abbrennen. Also muss ich wieder abdichten etwas ab|dichten dafür sorgen, dass nichts mehr herein- oder herauskommen kann . Zwei Wochen lang wird der Meiler Tag und Nacht bearbeitet. Oh, es ist wirklich anstrengend. Vor allem der Rauch brennt unglaublich stark. Muss ich mich erst mal dran gewöhnen. Tut richtig, tut richtig weh.
Zeit, einen Blick zurückzuwerfen einen Blick zurück|werfen hier: sich an etwas Vergangenes erinnern . Das private Köhlermuseum der Feldmers zeigt, wie wichtig das Köhlern als Wirtschaftszweig bis zum 19. Jahrhundert ist.
SASCHA FELDMER:
So, ohne Köhlerhandwerk gäbe es gar kein Eisen, es gäbe keinen Bergbau Bergbau (m., nur Singular) die Art von Wirtschaft, bei der man etwas aus dem Boden holt (z. B. Kohle) , die Schmieden Schmiede, -n (f.) die Werkstatt eines Schmieds/einer Schmiedin hätten gar kein Material, um Werkzeuge herzustellen. Also es ist schon ‘ne Riesenrolle in der menschlichen Entwicklung schon allein, Holzkohle zu haben. Also die Köhler mussten die Holzkohle herstellen, nur allein, um Eisen zu produzieren und zu bearbeiten.
HENDRIK WELLING:
Kein Wunder, dass mit dieser Zunft auch ein paar zünftige zünftig ursprünglich; bodenständig; urtümlich Rituale und Bräuche in Verbindung gebracht etwas/jemanden mit etwas/jemandem in Verbindung bringen hier: erkennen, ob etwas/jemand zu etwas/jemandem gehört werden.
HENDRIK WELLING und die Köhler:
Gut, Brand Gut Brand! ein Spruch unter Köhlern, um sich Glück zu wünschen , Gut, Brand, Gut, Brand! Und weg damit!
HENDRIK WELLING:
Das Köhlern war wichtig, der Köhler blieb aber immer ein zwielichtiger Geselle zwielichtige Geselle, -n/zwielichtige Gesellin, -nen umgangssprachlich für: jemand, der/die einem unheimlich ist .
Lecker, oh, der brennt aber wirklich! Der Köhler war der eigentlich ‘n eigener Schlag Mensch ein eigener Schlag Mensch eine Gruppe von Menschen mit sehr speziellen Charaktereigenschaften auch früher? Also war das so ‘ne, also so ‘n …?
SASCHA FELDMER:
Ein einfacher Waldschrat Waldschrat, -e (m.) hier: ein komischer Mensch, der allein im Wald lebt . Hast du ja schon selbst mitgekriegt, was der eigentlich den ganzen Tag gemacht hat. Dass der auch mitten im Wald lebte bei den Meilerplätzen, bei den Kohlplätzen. Also war der natürlich auch … manche haben sich sich hin|trauen umgangssprachlich für: es wagen, an einen bestimmten Ort zu gehen, den man für gefährlich hält gar nicht hingetraut sich hin|trauen umgangssprachlich für: es wagen, an einen bestimmten Ort zu gehen, den man für gefährlich hält zum Köhler.
HENDRIK WELLING:
So einer bin ich jetzt auch. Ein kauziger kauzig hier: eigenartig; sonderbar Kerl aus dem Wald. Und ernte meine eigene Kohle. Die Harzköhlerei Stemberghaus mitten im Harzer Wald haben die Feldmers Anfang der 1990er-Jahre übernommen. Und mit ihr die Leidenschaft Leidenschaft (f., hier nur Singular) hier: die Bereitschaft und Lust, viel Kraft in ein Projekt zu stecken fürs Köhlern.
SASCHA FELDMER:
Das Holz hatten wir mal in der Hand. Also wir haben es sogar als Stamm Stamm, Stämme (m.) hier: der dicke hölzerne Teil eines Baums noch hier auf ‘n Hof bekommen, haben es aufgesägt etwas auf|sägen hier: etwas mit einer Säge zerkleinern , aufgespalten etwas auf|spalten hier: etwas in kleine längliche Teile zerlegen , veredelt etwas veredeln hier: etwas so verarbeiten, dass sich seine Qualität verbessert zu dem tollen Stück, was wir jetzt hier in der Hand haben. Und es ist sogar noch heiß, also du könntest gleich damit grillen, wenn du magst. Ja und das lässt natürlich das Herz jeden [jedes] Köhlers höher pochen pochen hier umgangssprachlich für: schlagen .
HENDRIK WELLING:
Von den 50 Tonnen Tonne, -n (f.) hier: ein Maß für das Gewicht; 1000 Kilogramm Holzkohle, die hier jährlich noch hergestellt werden, nehme ich zehn Kilo mit nach Hause. Heute wird die Holzkohle meist zum Grillen verwendet.
Ha! Meine erste selbstgeerntete Holzkohle. Früher hätte ich ja nie gedacht, wie anspruchsvoll anspruchsvoll hier: schwierig das eigentlich ist, Holzkohle herzustellen. Aber es war super interessant, in die Welt der Köhler mal einzutauchen in etwas ein|tauchen hier: sich intensiv mit etwas beschäftigen; sich ganz auf etwas konzentrieren – auch wenn es für einen Tag genug ist. Weil die nächste Herausforderung von mir ist: sauber werden.
Köhlern: ein altes Handwerk
Köhlern (n., nur Singular) — ein Handwerk, bei dem aus Holz Kohle hergestellt wird
Wirtschaftszweig, -e (m.) — ein bestimmter Bereich der Wirtschaft; die Branche
beinah, beinahe — fast
aus|sterben — hier: verschwinden; weniger werden; nicht mehr benutzt werden
Meiler, - (m.) — hier: ein Erdofen, der aussieht wie ein Hügel
beißend — hier: so, dass etwas die Nase reizt
Knochenjob, -s (m.) — umgangssprachlich für: eine sehr anstrengende Arbeit
Drecksarbeit, -en (f.) — umgangssprachlich für: eine anstrengende Arbeit, bei der man mit Schmutz oder gefährlichen Stoffen zu tun hat
unter … gehen — sich in eine bestimmte Personengruppe mischen
Zunft, Zünfte (f.) — ein Zusammenschluss von Handwerkern desselben Gewerbes; hier: eine bestimmte Berufsgruppe
an etwas fest|halten — hier: etwas nicht ändern wollen; etwas beibehalten; etwas nicht aufgeben wollen
tatkräftig — so, dass man entschlossen bei etwas mitmacht
Erz, -e (n.) — eine Mineralart, die Metall enthält
Abbau (m., nur Singular) — hier: die Tätigkeit, bei der Stoffe (z. B. Kohle, Metalle oder Salz) aus der Erde geholt werden
Schmied, -e/ Schmiedin, -nen — jemand, der Metall erhitzt und daraus Gegenstände herstellt
etwas schmelzen — etwas so heiß machen, dass es flüssig wird
Heizkraft (f., nur Singular) — die Energie, die aus Wärme gewonnen wird
etwas errichten — etwas bauen
quasi — sozusagen; gewissermaßen
Haufen, - (m.) — hier: ein kleiner Berg aus etwas (zum Beispiel aus Steinen oder Erde)
Schacht, Schächte (m.) — hier: ein schmaler hohler Raum, der sich in etwas befindet
Kamin, -e (m.) — ein traditioneller Ofen, den man mit Holz heizt
Buche, -n (f.) — ein Laubbaum mit glattem Stamm und kleinen, dreikantigen Früchten
luftdicht — so, dass keine Luft an etwas kommen kann
Heu (n., nur Singular) — getrocknetes Gras
etwas rein|stopfen — umgangssprachlich für: etwas hineinstecken
rein|rutschen — umgangssprachlich für: in etwas hineingleiten
etwas zu|schaufeln — etwas (z.B. ein Loch) mit einer Schaufel füllen
Glut, -en (f.) — ein Feuer ohne Flamme
gezielt — so, dass etwas genau durchdacht ist; zweckgerichtet
Stich, -e (m.) — hier: mit einem spitzen Gegenstand ein Loch in etwas bohren
Luftzug, -züge (m., meist Singular) — eine leichte Luftbewegung
etwas ab|dichten — dafür sorgen, dass nichts mehr herein- oder herauskommen kann
einen Blick zurück|werfen — hier: sich an etwas Vergangenes erinnern
Bergbau (m., nur Singular) — die Art von Wirtschaft, bei der man etwas aus dem Boden holt (z. B. Kohle)
Schmiede, -n (f.) — die Werkstatt eines Schmieds/einer Schmiedin
zünftig — ursprünglich; bodenständig; urtümlich
etwas/jemanden mit etwas/jemandem in Verbindung bringen — hier: erkennen, ob etwas/jemand zu etwas/jemandem gehört
Gut Brand! — ein Spruch unter Köhlern, um sich Glück zu wünschen
zwielichtige Geselle, -n/zwielichtige Gesellin, -nen — umgangssprachlich für: jemand, der/die einem unheimlich ist
ein eigener Schlag Mensch — eine Gruppe von Menschen mit sehr speziellen Charaktereigenschaften
Waldschrat, -e (m.) — hier: ein komischer Mensch, der allein im Wald lebt
sich hin|trauen — umgangssprachlich für: es wagen, an einen bestimmten Ort zu gehen, den man für gefährlich hält
kauzig — hier: eigenartig; sonderbar
Leidenschaft (f., hier nur Singular) — hier: die Bereitschaft und Lust, viel Kraft in ein Projekt zu stecken
Stamm, Stämme (m.) — hier: der dicke hölzerne Teil eines Baums
etwas auf|sägen — hier: etwas mit einer Säge zerkleinern
etwas auf|spalten — hier: etwas in kleine längliche Teile zerlegen
etwas veredeln — hier: etwas so verarbeiten, dass sich seine Qualität verbessert
pochen — hier umgangssprachlich für: schlagen
Tonne, -n (f.) — hier: ein Maß für das Gewicht; 1000 Kilogramm
anspruchsvoll — hier: schwierig
in etwas ein|tauchen — hier: sich intensiv mit etwas beschäftigen; sich ganz auf etwas konzentrieren