Wenn Stress krank macht
Immer mehr Menschen weltweit leiden an Depressionen oder Burnout, weil der Stress am Arbeitsplatz zu groß ist. Das ist nicht nur für die Mitarbeiter ein Problem, sondern auch für die Wirtschaft.
Wenn Stress krank macht
Mark Brandner hatte viel Stress im Beruf. Irgendwann merkte er, dass er nicht mehr arbeiten konnte, und ließ sich von einem Arzt untersuchen. Sechs Monate war Mark Brandner wegen Depressionen krankgeschrieben. So wie ihm geht es vielen Menschen: Die Zahl der Tage, an denen Mitarbeiter krank sind, in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Das bedeutet auch einen großen Schaden für die Wirtschaft. Mark Brandner hat inzwischen den Beruf gewechselt und ist viel glücklicher als früher
SPRECHER:
Sich türmende sich türmen immer größer werden; anwachsen Arbeit, ständig auf Abruf ständig auf Abruf hier: so, dass man immer bereit ist zu arbeiten, wenn man gebraucht wird : Bis vor einem Jahr arbeitet Mark Brandner als Unternehmensberater Unternehmensberater, -/Unternehmensberaterin, -nen jemand, der Firmen dabei hilft, bestimmte Probleme zu lösen und IT-Controller IT-Controller, -/IT-Controllerin (aus dem Englischen) jemand, der dafür sorgt, dass die Informationstechnik (IT) in einem Unternehmen so gut wie möglich genutzt wird für internationale Firmen. Er ist unterwegs in der ganzen Welt, arbeitet 60 bis 70 Wochenstunden. Er genießt es, sich immer bereit zu zeigen für noch mehr Leistung.
MARK BRANDNER (ehemaliger Unternehmensberater):
Ich wollte unbedingt vorne dabei sein vorne dabei sein zu den Ersten/Besten gehören , wollte bei bei jemandem gut da|stehen einen guten Eindruck auf jemanden machen meinem Chef gut dastehen bei jemandem gut da|stehen einen guten Eindruck auf jemanden machen , wollte bei der Firma gut dastehen. Man bekommt auf die Schulter geklopft bekommen umgangssprachlich für: gelobt werden ja auch ab und zu ab und zu manchmal mal auf die Schulter geklopft auf die Schulter geklopft bekommen umgangssprachlich für: gelobt werden . Man kriegt ’ne gewisse Wertschätzung Wertschätzung (f., nur Singular) die Anerkennung; die Tatsache, dass man jemanden positiv bewertet zurück, die allerdings keine richtige Wertschätzung ist. Das ist ’ne absolute Fehleinschätzung Fehleinschätzung, -en (f.) die Tatsache, dass man sich ein falsches Bild von einer Situation macht . Es ging immer darum: weiter, weiter, weiter, fertig machen.
SPRECHER:
Mark Brandner muss immer mehr Umsatz Umsatz, Umsätze (m.) das Geld, das man für den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen erhält, für das man aber noch Steuern bezahlen muss für Kunden und die Firma bringen. Dieser hohe Druck und die Angst, dabei zu versagen versagen hier: nicht schaffen, was gefordert wird; keinen Erfolg haben , lassen ihn rund um die Uhr rund um die Uhr immer; den ganzen Tag; ohne Pause arbeiten. Anzeichen Anzeichen, - (n.) etwas von außen Erkennbares, das auf ein Problem hinweist; ein Symptom von Erschöpfung Erschöpfung (f., nur Singular) die große Müdigkeit, nachdem man sich sehr angestrengt hat ignoriert etwas ignorieren etwas nicht beachten er, bis er eines Tages buchstäblich buchstäblich genau in dieser Bedeutung des Wortes nicht mehr kann.
MARK BRANDNER:
Immer, wenn was Neues kam, habe ich dazu Ja und Amen gesagt zu etwas Ja und Amen sagen etwas akzeptieren, ohne zu widersprechen – „ja, kann ich auch noch machen, ja, kann ich noch machen, kann ich noch machen“ – und hab die Sachen aber nicht mehr gemacht. Ich hab’s von A nach B von A nach B umgangssprachlich für: von einem Ort zu einem anderen Ort gelegt, ich hab dann wieder ’ne Excel-Tabelle geöffnet und ... ich wusste, was mein Job war, ich wusste, was ich zu tun hatte, und ich wusste auch fachlich, in welche Richtung das geht. Aber ich hab gemerkt: Ich mach nichts mehr. Dann hab ich das wieder weggelegt und hab das Nächste wieder geöffnet. Aber ich saß zu dem Zeitpunkt vorm Rechner Rechner, - (m.) der Computer , und es ist einfach nichts mehr passiert.
SPRECHER:
Der heute 33-Jährige findet keine Erholung und hat immer weniger Antrieb Antrieb (m., hier nur Singular) hier: die Motivation; die Lust, etwas zu tun . Er sucht sich ärztliche Hilfe. Die Diagnose Diagnose, -n (f.) hier: die Feststellung einer Krankheit durch einen Arzt/eine Ärztin : eine mittelschwere Depression – hervorgerufen etwas hervor|rufen etwas verursachen; etwas auslösen; der Grund für etwas sein durch eine tief greifende tief greifend hier: sehr stark; sehr intensiv Erschöpfung. Mazda Adli ist Chefarzt der Fliedner-Klinik in Berlin, die sich sich auf etwas spezialisieren sich mit einer Sache besonders stark beschäftigen unter anderem auf die Behandlung psychosomatischer psychosomatisch so, dass ein körperliches Problem durch ein psychisches Problem verursacht wird Erkrankungen spezialisiert sich auf etwas spezialisieren sich mit einer Sache besonders stark beschäftigen hat. Häufige Ursache: Burnout Burn-out, -s (m./n., aus dem Englischen) eine Krankheit, die durch viel Stress entsteht und bei der man sich sehr müde fühlt .
MAZDA ADLI (Chefarzt Fliedner-Klinik Berlin):
Also, die meisten klagen über psychische und körperliche Erschöpftheit, gepaart mit gepaart mit etwas in Kombination mit etwas der Unfähigkeit, sich zu erholen. Es ist dann quasi quasi sozusagen; gewissermaßen nicht mehr möglich, den Akku wieder aufzuladen den Akku wieder auf|laden hier umgangssprachlich für: sich erholen . Und was uns aufmerken auf|merken plötzlich aufmerksam werden lässt als Ärzte, ist, dass die Zahlen in den letzten Jahren ansteigen.
SPRECHER:
Das spiegelt sich wider sich in etwas wider│spiegeln sich in etwas zeigen; durch etwas erkennbar werden in der Anzahl der Fehltage Fehltag, -e (m.) hier: ein Tag, an dem jemand nicht zur Arbeit geht, weil er krank ist . Eine Untersuchung hat ergeben: Auf auf etwas kommen hier: etwas (z. B. eine Zahl) erreichen 1000 Mitarbeiter kamen auf etwas kommen hier: etwas (z. B. eine Zahl) erreichen in Deutschland im Jahr 2006 20 Fehltage. Im Jahr 2016 waren es bereits 110. Dabei kann das Gefühl, völlig ausgebrannt ausgebrannt hier: ohne Energie; ohne Kraft; völlig erschöpft zu sein, jeden treffen – ob als Pfleger, Dienstleister Dienstleister, -/Dienstleisterin, -nen jemand, der etwas gegen Bezahlung für jemand anderen tut, aber keine Waren herstellt oder Vorstandsvorsitzender Vorstandsvorsitzender, -/Vorstandvorsitzende, -n der Chef/die Chefin einer Gruppe, die ein Unternehmen leitet .
MAZDA ADLI:
Und wir wissen auch: Menschen, die aufgrund von seelischen seelisch psychisch Ursachen krank werden, haben dann auch noch besonders lange Ausfallperioden Ausfallperiode, -n (f.) hier: der Zeitraum, in der jemand nicht arbeiten kann (meist weil er krank ist) . Und das ist natürlich etwas, was nicht nur für den Einzelnen und für die Angehörigen belastend belastend so, dass etwas anstrengend, unangenehm oder sogar schädlich ist ist, sondern auch für die Volkswirtschaft.
SPRECHER:
Eine Studie der WHO WHO (f., nur Singular) die Weltgesundheitsorganisation (Englisch: World Health Organization) prognostiziert etwas prognostizieren etwas vorhersagen; sagen, was in Zukunft passieren wird den Verlust von rund 50 Millionen Arbeitsjahren weltweit aufgrund psychischer Leiden. Das entspräche etwas entsprechen hier: so (viel) sein wie etwas einem wirtschaftlichen Schaden von rund einer Billion Billion, -en (f.) tausend Milliarden; 1.000.000.000.000 Dollar pro Jahr bis zum Jahr 2030. Die Lösung: Geld investieren in Prävention Prävention, -en (f., meist Singular) die Maßnahme, die dafür sorgen soll, dass etwas nicht passiert; die Vorbeugung und Behandlung. Denn laut Studie verringert etwas verringern etwas reduzieren; etwas senken jeder Dollar die Ausfallkosten Ausfallkosten (nur Plural) die Kosten, die dadurch entstehen, dass Mitarbeiter krank sind und nicht arbeiten können und führe zu einer höheren Arbeitsproduktivität Arbeitsproduktivität (f., nur Singular) die Menge an Arbeit, die innerhalb einer bestimmten Zeit erledigt wird im Wert von vier Dollar.
Sechs Monate war Mark Brandner in Behandlung. Ohne sie wäre er vermutlich über Jahre über Jahre hier: jahrelang ausgefallen aus|fallen hier: nicht arbeiten können; an etwas nicht teilnehmen können . Nach seiner Therapie versucht er, wieder in seinem alten Job Fuß zu fassen Fuß fassen hier: sich an etwas gewöhnen; sich gut und sicher fühlen . Doch diese verdichtete verdichtet hier: so, dass in kurzer Zeit viele Dinge passieren oder erledigt werden müssen Welt passt nicht mehr zu ihm. Er wagt etwas wagen den Mut haben, etwas zu tun stattdessen eine Kehrtwende Kehrtwende, -n (f.) eine Veränderung in eine ganz andere oder in die entgegengesetzte Richtung um 180 Grad um 180 Grad hier: in die entgegengesetzte Richtung , macht sein Hobby zum Beruf ...
MARK BRANDNER:
Ganz saubere Trennung ... und [ich] arbeite jetzt im Prinzip als Segellehrer und als Skipper, bin viel im Mittelmeer Mittelmeer (n., nur Singular, immer mit Artikel) das Meer zwischen Nordafrika und Europa unterwegs. Und Geld: ja, keine Frage, deutlich weniger Geld, viel, viel weniger Geld, weniger als die Hälfte. Ist aber ... Es ist egal. Es hat den Stellenwert Stellenwert (m., nur Singular) die Wichtigkeit; die Bedeutung so ’n bisschen verloren, weil ich festgestellt habe: Es macht halt nicht glücklich.
Wenn Stress krank macht
Umsatz, Umsätze (m.) — das Geld, das man für den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen erhält, für das man aber noch Steuern bezahlen muss
versagen — hier: nicht schaffen, was gefordert wird; keinen Erfolg haben
rund um die Uhr — immer; den ganzen Tag; ohne Pause
Erschöpfung (f., nur Singular) — die große Müdigkeit, nachdem man sich sehr angestrengt hat
etwas ignorieren — etwas nicht beachten
Rechner, - (m.) — der Computer
Diagnose, -n (f.) — hier: die Feststellung einer Krankheit durch einen Arzt/eine Ärztin
sich türmen — immer größer werden; anwachsen
ständig auf Abruf — hier: so, dass man immer bereit ist zu arbeiten, wenn man gebraucht wird
Unternehmensberater, -/Unternehmensberaterin, -nen — jemand, der Firmen dabei hilft, bestimmte Probleme zu lösen
IT-Controller, -/IT-Controllerin (aus dem Englischen) — jemand, der dafür sorgt, dass die Informationstechnik (IT) in einem Unternehmen so gut wie möglich genutzt wird
vorne dabei sein — zu den Ersten/Besten gehören
bei jemandem gut da|stehen — einen guten Eindruck auf jemanden machen
ab und zu — manchmal
auf die Schulter geklopft bekommen — umgangssprachlich für: gelobt werden
Wertschätzung (f., nur Singular) — die Anerkennung; die Tatsache, dass man jemanden positiv bewertet
Fehleinschätzung, -en (f.) — die Tatsache, dass man sich ein falsches Bild von einer Situation macht
Anzeichen, - (n.) — etwas von außen Erkennbares, das auf ein Problem hinweist; ein Symptom
buchstäblich — genau in dieser Bedeutung des Wortes
zu etwas Ja und Amen sagen — etwas akzeptieren, ohne zu widersprechen
von A nach B — umgangssprachlich für: von einem Ort zu einem anderen Ort
etwas hervor|rufen — etwas verursachen; etwas auslösen; der Grund für etwas sein
tief greifend — hier: sehr stark; sehr intensiv
sich auf etwas spezialisieren — sich mit einer Sache besonders stark beschäftigen
psychosomatisch — so, dass ein körperliches Problem durch ein psychisches Problem verursacht wird
Burn-out, -s (m./n., aus dem Englischen) — eine Krankheit, die durch viel Stress entsteht und bei der man sich sehr müde fühlt
gepaart mit etwas — in Kombination mit etwas
quasi — sozusagen; gewissermaßen
den Akku wieder auf|laden — hier umgangssprachlich für: sich erholen
auf|merken — plötzlich aufmerksam werden
sich in etwas wider│spiegeln — sich in etwas zeigen; durch etwas erkennbar werden
Fehltag, -e (m.) — hier: ein Tag, an dem jemand nicht zur Arbeit geht, weil er krank ist
auf etwas kommen — hier: etwas (z. B. eine Zahl) erreichen
ausgebrannt — hier: ohne Energie; ohne Kraft; völlig erschöpft
Antrieb (m., hier nur Singular) — hier: die Motivation; die Lust, etwas zu tun
Dienstleister, -/Dienstleisterin, -nen — jemand, der etwas gegen Bezahlung für jemand anderen tut, aber keine Waren herstellt
Vorstandsvorsitzender, -/Vorstandvorsitzende, -n — der Chef/die Chefin einer Gruppe, die ein Unternehmen leitet
seelisch — psychisch
Ausfallperiode, -n (f.) — hier: der Zeitraum, in der jemand nicht arbeiten kann (meist weil er krank ist)
belastend — so, dass etwas anstrengend, unangenehm oder sogar schädlich ist
WHO (f., nur Singular) — die Weltgesundheitsorganisation (Englisch: World Health Organization)
etwas prognostizieren — etwas vorhersagen; sagen, was in Zukunft passieren wird
etwas entsprechen — hier: so (viel) sein wie etwas
Billion, -en (f.) — tausend Milliarden; 1.000.000.000.000
Prävention, -en (f., meist Singular) — die Maßnahme, die dafür sorgen soll, dass etwas nicht passiert; die Vorbeugung
etwas verringern — etwas reduzieren; etwas senken
Ausfallkosten (nur Plural) — die Kosten, die dadurch entstehen, dass Mitarbeiter krank sind und nicht arbeiten können
Arbeitsproduktivität (f., nur Singular) — die Menge an Arbeit, die innerhalb einer bestimmten Zeit erledigt wird
über Jahre — hier: jahrelang
aus|fallen — hier: nicht arbeiten können; an etwas nicht teilnehmen können
Fuß fassen — hier: sich an etwas gewöhnen; sich gut und sicher fühlen
verdichtet — hier: so, dass in kurzer Zeit viele Dinge passieren oder erledigt werden müssen
etwas wagen — den Mut haben, etwas zu tun
Kehrtwende, -n (f.) — eine Veränderung in eine ganz andere oder in die entgegengesetzte Richtung
um 180 Grad — hier: in die entgegengesetzte Richtung
Mittelmeer (n., nur Singular, immer mit Artikel) — das Meer zwischen Nordafrika und Europa
Stellenwert (m., nur Singular) — die Wichtigkeit; die Bedeutung