Das Leben mit zwei Wunderkindern
Die Brüder Maddox und Miles geben schon im Kindesalter Konzerte für Klavier und Geige. Statt in die Schule zu gehen, lernen sie zu Hause mit ihrer alleinerziehenden Mutter – und arbeiten an Komposition und Gehörbildung.
Ein Leben mit zwei Wunderkindern Wunderkind, -er (n.) ein Kind, das schon in sehr jungen Jahren völlig außergewöhnliche Fähigkeiten in einem oder mehreren Bereichen hat
Maddox und Miles Marsollek aus der Nähe von Berlin sind zwei besonders musikalisch begabte Kinder. Bereits mit sieben und neun Jahren geben sie Geigen- und Klavierkonzerte – auch im Ausland. Wegen ihrer großen Fähigkeiten müssen die zwei Brüder nicht wie andere Kinder zur Schule gehen, sondern werden zu Hause von ihrer Mutter unterrichtet. Diese tut alles, um die Begabung ihrer Söhne zu fördern. Doch besonders nach dem Tod ihres Mannes ist das mit viel Stress verbunden – und in den sozialen Netzwerken wird sie dafür auch noch kritisiert.
SPRECHER:
Maddox Marsollek ist neun Jahre alt. Er gilt als Wunderkind. Stücke wie diese Variationen Variation, -en (f.) hier: die leichte Veränderung einer Melodie / einer bestimmten Folge von Tönen über ein Thema Thema, Themen (n.) hier: eine Melodie oder bestimmte Tonfolge, die sich in einem Musikstück oft wiederholt und sich gut wiedererkennen lässt des Geigenvirtuosen Virtuose, -n/Virtuosin, -nen ein/e besonders talentierte/r Musiker/in Paganini spielt er mit Leichtigkeit. Werke, die normalerweise nicht von Kindern seines Alters interpretiert etwas interpretieren hier: etwas (z. B. ein Musikstück) auf eine bestimmte Weise darstellen werden.
MADDOX MARSOLLEK (Pianist):
Ich spiele Klavier, seit ich dreieinhalb Jahre alt bin. Es gibt keinen Punkt Punkt, -e (m.) gemeint ist hier: der Zeitpunkt , dass ich sage, ich bin jetzt perfekt genug.
SPRECHER:
Doch was heißt es, ein Wunderkind zu sein? Zu Hause ist Maddox in Petershagen in der Nähe von Berlin. Drei bis vier Stunden übt er täglich. Bereits mit drei Jahren entdeckt er seine Leidenschaft Leidenschaft (f., hier nur Singular) hier: die Begeisterung; die Liebe fürs Klavier. Seine Fähigkeiten entwickeln sich rasant rasant sehr schnell : Mit vier gibt er seine ersten Konzerte. Als Siebenjähriger spielt Maddox im Mozarteum im österreichischen Salzburg, einer international hochrenommierten hochrenommiert sehr bekannt; sehr berühmt Musikakademie Musikakademie, -n (f.) eine (Hoch-)Schule für Musikerinnen und Musiker . Bis heute hat er rund 100 Preise gewonnen. Dass Maddox eine außergewöhnliche Auffassungsgabe Auffassungsgabe (f., nur Singular) die Geschwindigkeit, mit der man Dinge versteht; die Intelligenz hat, bemerken seine Eltern früh.
SIMONE MARSOLLEK (Unternehmensberaterin):
Mit zwei Jahren fing er an dann, wirklich bei Spaziergängen die ganzen Hausnummern vorzulesen. Bis dann irgendwann … ’n halbes Jahr später waren‘s schon vierstellige Zahlen. Dann konnte er das Alphabet, vorwärts, rückwärts. Dann konnte er schon mit drei Jahren die Kaffeemaschine bedienen, Waschmaschine bedienen, sämtliche sämtliche alle , halt, Uhren lesen.
SPRECHER:
Auch Maddox’ jüngerer Bruder, der siebenjährige Miles, gilt als hochtalentiert hochtalentiert so, dass man etwas besonders gut kann bzw. besonders leicht lernt . Zwei hochbegabte hochbegabt besonders intelligent (Substantiv: die Hochbegabung) Kinder – für die alleinerziehende alleinerziehend so, dass man ohne Partnerin oder Partner ein Kind erzieht Mutter Simone Marsollek ist ein Segen sein umgangssprachlich für: ein großes Glück sein das nicht nur ein Segen ein Segen sein umgangssprachlich für: ein großes Glück sein .
SIMONE MARSOLLEK:
Man hat ’nen sehr durchgetakteten durchgetaktet so, dass die gesamte Zeit verplant ist und kaum Freizeit bleibt Tag. Mit sehr vielen Terminen eben. Der eine zum Klavierunterricht, der andere jetzt inzwischen auch, dann Geigenunterricht, dann dahin, dann da zur Probe Probe, -n (f.) das Üben vor einem Konzert (Verb: proben) . Dann muss man da wieder irgendwie die Geige holen oder reparieren lassen. Also, man hat wirklich ’nen sehr, sehr dichten Terminkalender.
REPORTER:
Hat man da überhaupt noch Zeit für sich?
SIMONE MARSOLLEK:
Nein.
SPRECHER:
Maddox und Miles leben für ihre Musik und ihre Auftritte Auftritt, -e (m.) die Aufführung; hier: das Konzert . Unzählige unzählige sehr viele; so viele, dass man sie nicht zählen kann Konzert- und Wettbewerbsreisen haben sie schon hinter sich – ob in Israel oder bei einem Wettbewerb in der Londoner Royal Albert Hall. Doch im Frühjahr 2021 der Schicksalsschlag Schicksalsschlag, -schläge (m.) ein schlimmes Ereignis, das große Auswirkungen auf das Leben von jemandem hat : Ihr Vater stirbt überraschend. Seit dem Tod ihres Mannes ist Simone Marsollek alleinerziehend. Dazu unterrichtet sie die Kinder zu Hause, denn aufgrund ihrer Hochbegabung sind von der Schulpflicht befreit sein wegen einer besonderen Genehmigung des Staates nicht zur Schule gehen müssen Maddox und Miles von der Schulpflicht befreit von der Schulpflicht befreit sein wegen einer besonderen Genehmigung des Staates nicht zur Schule gehen müssen .
SIMONE MARSOLLEK:
Er begreift schneller. Er braucht sich sich mit etwas auf|halten mit etwas (zu) lange beschäftigt sein keine sechs Stunden aufhalten mit sich mit etwas auf|halten mit etwas (zu) lange beschäftigt sein Schule. Er schafft es eben in ein oder zwei Stunden. Und das ist halt auch, warum wir gesagt haben: Man muss ja die Zeit die Zeit ab|sitzen darauf warten, dass etwas endet, ohne sich sinnvoll beschäftigen zu können nicht in der Schule absitzen die Zeit ab|sitzen darauf warten, dass etwas endet, ohne sich sinnvoll beschäftigen zu können , wenn man’s mal so genau nimmt, sondern dass er das bei freier Zeiteinteilung Zeiteinteilung, -en (f.) die Art und Weise, wie man sich Zeit für seine verschiedenen Aufgaben nimmt in seinem Tempo eben lernen kann. Und dadurch hat er eben auch genügend Zeit dann, sich eben vorzubereiten auf Konzerte, auf Wettbewerbe, weil er eben weniger Zeitaufwand Zeitaufwand, -aufwände (m.) die Zeit, die man für etwas braucht hat für die Schule.
SPRECHER:
Der Alltag wird von Miles und Maddox bestimmt: Heute geht es zur Klavierstunde nach Berlin. Die laufenden Kosten laufende Kosten (f., nur Plural) das Geld, das in bestimmten Abständen (z. B. einmal im Monat) immer wieder bezahlt werden muss, z. B. für Miete oder Nebenkosten für den Unterricht und die Reisen der beiden liegen im vierstelligen Bereich liegen zwischen 1000 und 9999 sein monatlich im vierstelligen Bereich im vierstelligen Bereich liegen zwischen 1000 und 9999 sein . Maddox' Patenonkel Patenonkel, -/Patentante, -n ein Freund oder ein Verwandter, der den Eltern verspricht, sich in ganz besonderer Weise um ihr Kind zu kümmern übernimmt davon einen Teil. In Vollzeit in Vollzeit arbeiten an fünf Tagen in der Woche jeweils ungefähr acht Stunden arbeiten kann die zweifache Mutter nicht mehr arbeiten in Vollzeit arbeiten an fünf Tagen in der Woche jeweils ungefähr acht Stunden arbeiten . Und sie muss jede Menge Vorurteile Vorurteil, -e (n.) eine meist negative Meinung über jemanden/etwas, ohne jemanden/etwas richtig zu kennen aushalten etwas aus|halten hier: etwas Unangenehmes so akzeptieren, wie es ist, und ertragen .
SIMONE MARSOLLEK:
Man wird so als jemanden als etwas betiteln jemanden als etwas bezeichnen Eislaufmama Eislaufmama, -s (f.) umgangssprachlich und abwertend für: eine sehr ehrgeizige Mutter, die ihre Kinder zu Höchstleistungen bringt, ihnen aber keine Freiheit lässt betitelt jemanden als etwas betiteln jemanden als etwas bezeichnen . Die armen Kinder werden vom wirklichen Leben ferngehalten, die werden gezwungen, Klavier und Geige zu üben. Ich hab auch schon auf Facebook gelesen: Ja, ja, mit kleinen Kindern lässt sich am besten Geld verdienen. Also, es will keiner sehen, dass es einfach nur kostet: Zeit, Geld, Nerven, sondern man biegt sich sich etwas zurecht|biegen etwas so verstehen wollen, dass es zu den eigenen Vorstellungen passt, und dabei oft zu falschen Ergebnissen kommen das so zurecht sich etwas zurecht|biegen etwas so verstehen wollen, dass es zu den eigenen Vorstellungen passt, und dabei oft zu falschen Ergebnissen kommen , wie man’s gerne hätte.
SPRECHER:
Allein Maddox hat jede Woche Gehör- und Stimmbildung Gehör- und Stimmbildung (f., nur Singular) der Unterricht, in dem das Gehör und die Stimme von Musikerinnen und Musikern ausgebildet werden sowie Komposition Komposition, -en (f.) das Musikstück sunterricht. Dazu dreimal Klavierunterricht. In Berlin unterrichtet die Konzertpianistin Konzertpianist, -en/Konzertpianistin, -nen ein/e Klavierspieler/in, der/die regelmäßig bei Konzerten auftritt Elisaveta Blumina Maddox seit rund vier Jahren. Außerdem probt sie mit den beiden Kindern für ein bevorstehendes Konzert.
ELISAVETA BLUMINA (Konzertpianistin):
Ich rate oft den Kindern, die nicht so in Musik verliebt sind, einen anderen Beruf zu nehmen und das als Hobby zu machen. Wenn das aber nicht so geht, sondern … wir erleben das hier, dass ohne Musik einfach nichts mehr geht, dann muss ich alles dafür geben, dass Maddox zum Beispiel eine tolle Grundlage Grundlage, -n (f.) die Basis hat, und kann später entscheiden: Will ich das oder will ich das wirklich doch vielleicht nicht?
SPRECHER:
Und Miles und Maddox wollen auf die Bühne. Heute spielen sie ein Konzert in Altlandsberg östlich von Berlin. Für die Brüder sind solche Auftritte erst der Anfang ihres ganz großen Traums.
MILES MARSOLLEK (Geiger):
Dass wir später auf den [die] großen Konzertbühnen kommen.
MADDOX MARSOLLEK:
Mein großes Ziel ist es, in der Carnegie Hall zu spielen.
SPRECHER:
Noch ist es nicht New York, sondern „nur“ eine Schlosskirche sieben Kilometer von zu Hause entfernt. Doch Maddox und Miles begeistern jemanden begeistern hier: dafür sorgen, dass jemand sehr viel Freude empfindet bereits heute ihr Publikum.
Das Leben mit zwei Wunderkindern
Wunderkind, -er (n.) — ein Kind, das schon in sehr jungen Jahren völlig außergewöhnliche Fähigkeiten in einem oder mehreren Bereichen hat
Variation, -en (f.) — hier: die leichte Veränderung einer Melodie / einer bestimmten Folge von Tönen
Thema, Themen (n.) — hier: eine Melodie oder bestimmte Tonfolge, die sich in einem Musikstück oft wiederholt und sich gut wiedererkennen lässt
Virtuose, -n/Virtuosin, -nen — ein/e besonders talentierte/r Musiker/in
etwas interpretieren — hier: etwas (z. B. ein Musikstück) auf eine bestimmte Weise darstellen
Punkt, -e (m.) — gemeint ist hier: der Zeitpunkt
Leidenschaft (f., hier nur Singular) — hier: die Begeisterung; die Liebe
rasant — sehr schnell
hochrenommiert — sehr bekannt; sehr berühmt
Musikakademie, -n (f.) — eine (Hoch-)Schule für Musikerinnen und Musiker
Auffassungsgabe (f., nur Singular) — die Geschwindigkeit, mit der man Dinge versteht; die Intelligenz
sämtliche — alle
hochtalentiert — so, dass man etwas besonders gut kann bzw. besonders leicht lernt
hochbegabt — besonders intelligent (Substantiv: die Hochbegabung)
alleinerziehend — so, dass man ohne Partnerin oder Partner ein Kind erzieht
ein Segen sein — umgangssprachlich für: ein großes Glück sein
durchgetaktet — so, dass die gesamte Zeit verplant ist und kaum Freizeit bleibt
Probe, -n (f.) — das Üben vor einem Konzert (Verb: proben)
Auftritt, -e (m.) — die Aufführung; hier: das Konzert
unzählige — sehr viele; so viele, dass man sie nicht zählen kann
Schicksalsschlag, -schläge (m.) — ein schlimmes Ereignis, das große Auswirkungen auf das Leben von jemandem hat
von der Schulpflicht befreit sein — wegen einer besonderen Genehmigung des Staates nicht zur Schule gehen müssen
sich mit etwas auf|halten — mit etwas (zu) lange beschäftigt sein
die Zeit ab|sitzen — darauf warten, dass etwas endet, ohne sich sinnvoll beschäftigen zu können
Zeiteinteilung, -en (f.) — die Art und Weise, wie man sich Zeit für seine verschiedenen Aufgaben nimmt
Zeitaufwand, -aufwände (m.) — die Zeit, die man für etwas braucht
laufende Kosten (f., nur Plural) — das Geld, das in bestimmten Abständen (z. B. einmal im Monat) immer wieder bezahlt werden muss, z. B. für Miete oder Nebenkosten
im vierstelligen Bereich liegen — zwischen 1000 und 9999 sein
Patenonkel, -/Patentante, -n — ein Freund oder ein Verwandter, der den Eltern verspricht, sich in ganz besonderer Weise um ihr Kind zu kümmern
in Vollzeit arbeiten — an fünf Tagen in der Woche jeweils ungefähr acht Stunden arbeiten
Vorurteil, -e (n.) — eine meist negative Meinung über jemanden/etwas, ohne jemanden/etwas richtig zu kennen
etwas aus|halten — hier: etwas Unangenehmes so akzeptieren, wie es ist, und ertragen
jemanden als etwas betiteln — jemanden als etwas bezeichnen
Eislaufmama, -s (f.) — umgangssprachlich und abwertend für: eine sehr ehrgeizige Mutter, die ihre Kinder zu Höchstleistungen bringt, ihnen aber keine Freiheit lässt
sich etwas zurecht|biegen — etwas so verstehen wollen, dass es zu den eigenen Vorstellungen passt, und dabei oft zu falschen Ergebnissen kommen
Gehör- und Stimmbildung (f., nur Singular) — der Unterricht, in dem das Gehör und die Stimme von Musikerinnen und Musikern ausgebildet werden
Komposition, -en (f.) — das Musikstück
Konzertpianist, -en/Konzertpianistin, -nen — ein/e Klavierspieler/in, der/die regelmäßig bei Konzerten auftritt
Grundlage, -n (f.) — die Basis
jemanden begeistern — hier: dafür sorgen, dass jemand sehr viel Freude empfindet