Allergien: Wenn das Immunsystem überreagiert
Wer unter einer Allergie leidet, kennt das: Schnupfen, Niesen, Hautausschlag. Das Immunsystem reagiert auf bestimmte Umweltreize – auch wenn diese eigentlich harmlos sind. Was kann man tun, um gegenzusteuern?
Allergien: Wenn das Immunsystem Immunsystem (n., nur Singular) das System, das den Körper vor Krankheiten schützt überreagiert über|reagieren zu stark reagieren
Wer unter einer Allergie leidet, kennt das: Schnupfen, Niesen niesen plötzlich und laut Luft durch Mund und Nase ausstoßen , Hautausschlag Ausschlag, Ausschläge (m.) eine krankhafte Veränderung der Haut; ein Ekzem . Das Immunsystem reagiert auf bestimmte Umweltreize Reiz, -e (m.) hier: etwas, was von außen auf einen Körper einwirkt und eine Reaktion erzeugt – meist zu Unrecht, denn Pollen Pollen, - (m.) gelber feiner Staub, den man auf Blumen und Blüten findet oder Tierhaare sind eigentlich harmlos. Klimawandel und Umweltverschmutzung tragen dazu bei, dass die Zahl der Allergikerinnen und Allergiker weltweit steigt. Was kann man tun, um gegenzusteuern gegen|steuern etwas gegen etwas unternehmen; etwas gegen etwas machen ?
PROF. DR. TORSTEN ZUBERBIER (Direktor Institut für Allergieforschung, Charité Berlin):
Eine Allergie ist im Grunde genommen nur ein kleiner Irrtum Irrtum, Irrtümer (n.) die Tatsache, dass man etwas Falsches gedacht/gemacht hat eines besonders guten Immunsystems. Das muss man sich so vorstellen wie die Polizei, die versehentlich den Steckbrief Steckbrief, -e (m.) eine Übersicht wichtiger Daten über eine Person von dem Falschen herausgegeben hat.
SPRECHER:
Torsten Zuberbier gehört zu den weltweit führenden Medizinern in der Allergieforschung. Das Immunsystem von Allergikern reagiert besonders sensibel sensibel hier: empfindlich; so, dass man stark auf äußere (negative) Einflüsse reagiert auf Fremdstoffe. Die Folgen: tropfende tropfen kleine Mengen Flüssigkeit verlieren Nasen, juckende jucken ein Gefühl erzeugen, das zum Kratzen reizt Augen, Hautausschlag oder Atembeschwerden Atembeschwerden (f., nur Singular) Schwierigkeiten beim Luftholen . Auslöser Auslöser, - (m.) etwas, das dazu führt, dass etwas passiert sind unter anderem Blütenpollen. In den Wohnungen sind es Hausstaubmilben Hausstaubmilbe, -n (f.) ein sehr kleines Spinnentier, das fast nur in Wohnungen vorkommt, vor allem in Betten , die sich sich auf|halten hier: anwesend sein gern in Matratzen aufhalten sich auf|halten hier: anwesend sein .
Auch Tierhaare lösen Allergien aus. Im Körper läuft das so ab: Eigentlich harmlose Eindringlinge Eindringling, -e (m.) jemand, der etwas ohne Erlaubnis betritt – wie zum Beispiel Katzenhaare – empfindet etwas als etwas empfinden das Gefühl haben, dass etwas so ist das Immunsystem als etwas als etwas empfinden das Gefühl haben, dass etwas so ist Gefahr. Es setzt Hebel in Gang setzen umgangssprachlich für: einen Prozess starten verschiedene Hebel in Gang Hebel in Gang setzen umgangssprachlich für: einen Prozess starten , um die Störenfriede Störenfried, -e (m.) umgangssprachlich für: eine störende Person wieder loszuwerden, und löst damit eine Überreaktion aus. Dies führt zu den bekannten Beschwerden. Zu den schlimmsten Allergenen Allergen, -e (n.) ein Stoff, der eine Allergie auslösen kann weltweit gehören Pollen von Bäumen. Eine Birke Birke, -n (f.) ein Laubbaum mit weißem Stamm beispielweise setzt etwas frei|setzen hier: etwas ausstoßen; etwas in die Luft abgeben pro Saison rund 22 Milliarden Pollen frei etwas frei|setzen hier: etwas ausstoßen; etwas in die Luft abgeben .
Das Immunsystem stuft jemanden/etwas als etwas ein|stufen jemanden/etwas in eine Kategorie ordnen solche Pollen als jemanden/etwas als etwas ein|stufen jemanden/etwas in eine Kategorie ordnen gefährlich ein jemanden/etwas als etwas ein|stufen jemanden/etwas in eine Kategorie ordnen . Die Information gelangt an eine Zelle Zelle, -n (f.) hier: der kleinste Teil von Menschen, Tieren und Pflanzen , die diese Pollen schon einmal bekämpft hat. Und die schickt völlig übertrieben übertrieben hier: so, dass eine Reaktion zu stark und nicht angemessen ist eine ganze Armee an Antikörpern Antikörper, - (m.) ein Stoff (Protein), den der Körper bildet, um fremde Stoffe im Körper (z. B. Viren) zu bekämpfen los. Der Botenstoff Botenstoff, -e (m.) eine chemische Substanz, die Signale und Informationen innerhalb des Körpers (z. B. zwischen Zellen) austauscht und überträgt Histamin Histamin, -e (n.) ein Hormon wird freigesetzt, der die Blutzufuhr Blutzufuhr (f., nur Singular) die Tatsache, dass ein Körperteil mit Blut versorgt wird steigert. Das verursacht etwas verursachen der Grund für etwas sein Kratzen kratzen mit den Fingernägeln über die Haut fahren , Niesen oder Ausschlag. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge haben rund 1,7 Milliarden Menschen allergischen Schnupfen und 300 Millionen sind Asthmatiker Asthmatiker, - / Asthmatikerin, -nen eine Person, die an der Krankheit Asthma leidet . Die Zahlen sind in den letzten Jahrzehnten gestiegen.
PROF. TORSTEN ZUBERBIER:
In Asien, in tropischen tropisch so, dass etwas aus Ländern (in den Tropen) kommt, in denen es immer heiß ist Gebieten, sind Hausstaubmilben, Schimmelpilze Schimmelpilz, -e (m.) ein Pilz, der zum Beispiel auf verdorbenen Lebensmitteln lebt und weiße, grünliche oder schwarze Beläge bildet die wichtigsten Allergene; in Singapur sind 60 Prozent der Bevölkerung bereits allergisch gegen Hausstaubmilben. In nördlichen Regionen Baumpollen wie die Birke, in Amerika, Nordamerika, ist es der sogenannte Ragweed Ragweed (n., nur Singular, aus dem Englischen) eine krautige Pflanze, Ambrosia – Ambrosia Ambrosia, Ambrosien (f., aus dem Lateinischen) eine krautige Pflanze -Pollen – und in Südamerika wiederum je nach Klimazone die Milben, die Schimmelpize oder aber auch Gräserpollen.
SPRECHER:
Für die steigenden Zahlen wird unter anderem der Klimawandel verantwortlich gemacht. In nördlichen Regionen ist es wärmer geworden, dadurch verlängert sich sich verlängern länger werden der Pollenflug. Die Luftverschmutzung in Ballungszentren Ballungszentrum, -zentren (n.) ein Gebiet, in dem viele Menschen leben verändert außerdem die Pollen.
PROF. TORSTEN ZUBERBIER:
Aus Sicht des Immunsystems sind einige Substanzen Substanz, -en (f.) hier: ein Stoff, der eine bestimmte Wirkung hat wie Pollen aber gar nicht mehr so harmlos, weil sie zum Beispiel mit Ruß Ruß, -e (m., meist im Singular) schwarzes Pulver, das beim Verbrennen (z. B. von Kohle, Holz, Diesel) entsteht/übrigbleibt partikeln besetzt sind. Aus Sicht des Immunsystems in unserer modernen Lebensweise in Innenräumen kommen andere Schadstoffe hinzu, die das Immunsystem reizen, und dann werden versehentlich versehentlich so, dass man etwas ohne Absicht oder ungewollt tut beispielsweise auch die Hausstaubmilben ins Visier genommen etwas/jemanden ins Visier nehmen umgangssprachlich für: sich auf etwas/jemanden konzentrieren .
SPRECHER:
Auch viele Kinder leiden unter Allergien. Die Veranlagung genetische Veranlagung, -en (f.) die Tatsache, dass jemand bestimmte Eigenschaften von seinen Eltern geerbt hat (hier auch: die Erbanlagen) wird auch vererbt etwas vererben etwas an die nächste Generation weitergeben . Daher stellen sich viele Eltern die Frage: Wie kann ich mein Kind davor schützen, Allergikerin oder Allergiker zu werden?
PROF. TORSTEN ZUBERBIER:
Was man machen kann, ist: nicht rauchen in der Schwangerschaft, kein Rauch in der frühen Kindheit dem Kind aussetzen kein Rauch in der frühen Kindheit dem Kind aussetzen eigentlich: jemanden einer Sache aussetzen und frühzeitig Beikost Beikost (f., nur Singular) Nahrungsmittel, die man älteren Babys zusätzlich zur Muttermilch oder zur Säuglingsmilch gibt zuführen jemandem etwas zu|führen jemandem etwas geben . Früher hat man gesagt: „Nein, lieber bestimmte Nahrungsmittel meiden etwas meiden hier: etwas nicht verwenden; versuchen, mit etwas nicht in Kontakt zu kommen !“ Wir wissen inzwischen ganz genau: Das Gegenteil ist der Fall – möglichst vielfältig vielfältig sehr unterschiedlich; verschieden (Substantiv: die Vielfalt) ernähren von Anfang an.
SPRECHER:
Worauf können Allergiker im Alltag achten? In den Städten morgens lüften lüften hier: Fenster oder Türen öffnen, damit frische Luft ins Zimmer kommt , dann die Fenster geschlossen halten. Die Kleidung im Badezimmer ablegen etwas ab|legen hier: etwas ausziehen . Sich selbst und die Haare abduschen und zum Arzt gehen. Weltweit gibt es günstige Medikamente und Therapien gegen Allergien.
PROF. TORSTEN ZUBERBIER:
Allergien werden leider oft trivialisiert etwas trivialisieren so tun, als ob etwas nicht wichtig oder gefährlich sei . Oft höre ich: „Mensch, das ist ja nur so ein bisschen Schnupfen. Das geht schon.“ Ein Kind mit unbehandeltem Schnupfen in der Schule: 40 Prozent Wahrscheinlichkeit, eine Note abzufallen ab|fallen hier: schlechter werden . Es verändert die Leistungsfähigkeit – ebenso im Beruf. Es macht keinen Sinn, einfach mit den Beschwerden zu leben, zumal wir sehr, sehr gute praktisch nebenwirkungs Nebenwirkung, -en (f.) die negativen Folgen eines Medikaments freie Möglichkeiten haben, es zu therapieren.
Allergien: Wenn das Immunsystem überreagiert
Immunsystem (n., nur Singular) — das System, das den Körper vor Krankheiten schützt
über|reagieren — zu stark reagieren
niesen — plötzlich und laut Luft durch Mund und Nase ausstoßen
Ausschlag, Ausschläge (m.) — eine krankhafte Veränderung der Haut; ein Ekzem
Reiz, -e (m.) — hier: etwas, was von außen auf einen Körper einwirkt und eine Reaktion erzeugt
Pollen, - (m.) — gelber feiner Staub, den man auf Blumen und Blüten findet
gegen|steuern — etwas gegen etwas unternehmen; etwas gegen etwas machen
Irrtum, Irrtümer (n.) — die Tatsache, dass man etwas Falsches gedacht/gemacht hat
Steckbrief, -e (m.) — eine Übersicht wichtiger Daten über eine Person
sensibel — hier: empfindlich; so, dass man stark auf äußere (negative) Einflüsse reagiert
tropfen — kleine Mengen Flüssigkeit verlieren
jucken — ein Gefühl erzeugen, das zum Kratzen reizt
Atembeschwerden (f., nur Singular) — Schwierigkeiten beim Luftholen
Auslöser, - (m.) — etwas, das dazu führt, dass etwas passiert
Hausstaubmilbe, -n (f.) — ein sehr kleines Spinnentier, das fast nur in Wohnungen vorkommt, vor allem in Betten
sich auf|halten — hier: anwesend sein
Eindringling, -e (m.) — jemand, der etwas ohne Erlaubnis betritt
etwas als etwas empfinden — das Gefühl haben, dass etwas so ist
Hebel in Gang setzen — umgangssprachlich für: einen Prozess starten
Störenfried, -e (m.) — umgangssprachlich für: eine störende Person
Allergen, -e (n.) — ein Stoff, der eine Allergie auslösen kann
Birke, -n (f.) — ein Laubbaum mit weißem Stamm
etwas frei|setzen — hier: etwas ausstoßen; etwas in die Luft abgeben
jemanden/etwas als etwas ein|stufen — jemanden/etwas in eine Kategorie ordnen
Zelle, -n (f.) — hier: der kleinste Teil von Menschen, Tieren und Pflanzen
übertrieben — hier: so, dass eine Reaktion zu stark und nicht angemessen ist
Antikörper, - (m.) — ein Stoff (Protein), den der Körper bildet, um fremde Stoffe im Körper (z. B. Viren) zu bekämpfen
Botenstoff, -e (m.) — eine chemische Substanz, die Signale und Informationen innerhalb des Körpers (z. B. zwischen Zellen) austauscht und überträgt
Histamin, -e (n.) — ein Hormon
Blutzufuhr (f., nur Singular) — die Tatsache, dass ein Körperteil mit Blut versorgt wird
etwas verursachen — der Grund für etwas sein
kratzen — mit den Fingernägeln über die Haut fahren
Asthmatiker, - / Asthmatikerin, -nen — eine Person, die an der Krankheit Asthma leidet
tropisch — so, dass etwas aus Ländern (in den Tropen) kommt, in denen es immer heiß ist
Schimmelpilz, -e (m.) — ein Pilz, der zum Beispiel auf verdorbenen Lebensmitteln lebt und weiße, grünliche oder schwarze Beläge bildet
Ragweed (n., nur Singular, aus dem Englischen) — eine krautige Pflanze, Ambrosia
Ambrosia, Ambrosien (f., aus dem Lateinischen) — eine krautige Pflanze
sich verlängern — länger werden
Ballungszentrum, -zentren (n.) — ein Gebiet, in dem viele Menschen leben
Substanz, -en (f.) — hier: ein Stoff, der eine bestimmte Wirkung hat
Ruß, -e (m., meist im Singular) — schwarzes Pulver, das beim Verbrennen (z. B. von Kohle, Holz, Diesel) entsteht/übrigbleibt
versehentlich — so, dass man etwas ohne Absicht oder ungewollt tut
etwas/jemanden ins Visier nehmen — umgangssprachlich für: sich auf etwas/jemanden konzentrieren
genetische Veranlagung, -en (f.) — die Tatsache, dass jemand bestimmte Eigenschaften von seinen Eltern geerbt hat (hier auch: die Erbanlagen)
etwas vererben — etwas an die nächste Generation weitergeben
kein Rauch in der frühen Kindheit dem Kind aussetzen — eigentlich: jemanden einer Sache aussetzen
Beikost (f., nur Singular) — Nahrungsmittel, die man älteren Babys zusätzlich zur Muttermilch oder zur Säuglingsmilch gibt
jemandem etwas zu|führen — jemandem etwas geben
etwas meiden — hier: etwas nicht verwenden; versuchen, mit etwas nicht in Kontakt zu kommen
vielfältig — sehr unterschiedlich; verschieden (Substantiv: die Vielfalt)
lüften — hier: Fenster oder Türen öffnen, damit frische Luft ins Zimmer kommt
etwas ab|legen — hier: etwas ausziehen
etwas trivialisieren — so tun, als ob etwas nicht wichtig oder gefährlich sei
ab|fallen — hier: schlechter werden
Nebenwirkung, -en (f.) — die negativen Folgen eines Medikaments