Wenn Retter zu Opfern werden
Sie kommen, um Leben zu retten. Aber immer öfter geraten Notfallhelfer bei ihrer Arbeit selbst in Gefahr. Sie werden beleidigt, bedroht und geschlagen – sogar von den Menschen, denen sie helfen wollen.
Wenn Retter zu Opfern werden
Sie kommen, um Leben zu retten. Aber immer öfter geraten Notfallhelfer bei ihrer Arbeit selbst in Gefahr. Sie werden beleidigt, bedroht und geschlagen – sogar von den Menschen, denen sie helfen wollen.
SPRECHERIN:
18:30 Uhr: Dienstbeginn auf der Rettungswache Rettungswache, -n (f.) die Station, in der Notfallhelfer darauf warten, dass jemand ihre Hilfe braucht . Tobias Filler ist angehender angehend noch nicht voll ausgebildet; zukünftig (in Bezug auf den Beruf) Notfallsanitäter Notfallsanitäter, -/Notfallsanitäterin, -nen jemand, der dafür ausgebildet ist, verletzten Menschen am Ort eines Unfalls schnell zu helfen . Vor ihm und seinem Ausbildungsleiter Marcus Müller liegt eine 12-stündige Schicht. Mit dabei: ein Pfefferspray Pfefferspray (n., nur Singular) eine Flüssigkeit, die stark in den Augen brennt und mit der man sich gegen Angreifer wehren kann – offiziell offiziell hier: so wird es öffentlich gesagt zur Tierabwehr Abwehr (f., nur Singular) das, was man tut, um sich vor einem Angriff zu schützen . Heute ist Samstag – keine beliebte Schicht.
TOBIAS FILLER (Notfallsanitäter in Ausbildung):
Also, am Wochenende fährt man nachts meistens mehr, weil die ... weil die Leute am Wochenende gerne feiern gehen.
SPRECHERIN:
Mit dem Alkoholpegel Pegel, - (m.) die Höhe, bis zu der eine Flüssigkeit steht steigt auch das Risiko für Übergriffe Übergriff, -e (m.) der Angriff; der Überfall .
MARCUS MÜLLER:
Unterwegs.
SPRECHERIN:
Die Nachricht über Funk Funk (m., nur Singular) hier: eine Technologie, durch die man mit Menschen kommunizieren kann, die sich an einem anderen Ort befinden : bewusstlose bewusstlos ohnmächtig; so, dass man auf nichts reagiert Frau vor einem Supermarkt. Mehr Informationen gibt es selten. Eine Wahl haben eine Wahl haben umgangssprachlich für: sich etwas aussuchen können; frei über etwas entscheiden können die Rettungssanitäter nicht.
MARCUS MÜLLER:
Wir nehmen erst mal nur das EKG EKG, -s (n.) Abkürzung für: Elektrokardiogramm; hier: ein Gerät, mit dem man die Aktivität des Herzens überwacht noch mit.
SPRECHERIN:
Die Patientin kauert kauern so sitzen, dass man ganz klein und nahe am Boden ist am Boden am Boden auf dem Boden . Ihr Begleiter hat offensichtlich offensichtlich klar zu erkennen Drogen genommen. Ihm geht alles viel zu langsam.
MARCUS MÜLLER:
Jetzt lassen Sie ... lassen Sie mich doch erst mal mit ihr sprechen, ja, damit ich überhaupt erst mal mit ihr reden kann, und dann gehen wir zusammen ins Auto. Und da sind wir ein bisschen ... haben wir ein bisschen mehr Ruhe und dann können wir miteinander sprechen.
SPRECHERIN:
In Seminaren Seminar, -e (n.) hier: ein Kurs zu einem bestimmten Thema haben die Notfallhelfer gelernt, wie man deeskaliert deeskalieren einen Konflikt so beruhigen, dass man sich nicht streitet . Auch das Zurückziehen Zurückziehen (n., nur Singular) die Tatsache, dass man an einen Ort geht, wo man nicht gestört wird in den Rettungswagen Rettungswagen, - (m.) ein Fahrzeug, in dem man Verletzte oder Kranke in einem Notfall sofort behandeln kann ist eine bewusste Strategie.
MARCUS MÜLLER:
Lassen Sie uns doch erst mal ... erst mal reden wir. Okay. Aber Sie haben doch jetzt uns gerufen und jetzt müssen wir doch erst mal miteinander reden können.
SPRECHERIN:
Dass auch ein Routine Routine (f., hier nur Singular) hier: etwas Normales; etwas, das man schon oft gemacht hat einsatz Einsatz, Einsätze (m.) hier: der Auftrag für Polizei, Militär oder Ärzte, bei dem eine bestimmte Tätigkeit erledigt werden soll (z. B. eine Hilfsaktion) schnell eskalieren eskalieren sich sehr extrem entwickeln; außer Kontrolle geraten (z. B. eine Situation) kann, hat Tobias Filler selbst erlebt. Vor eineinhalb eineinhalb eins und ein halbes Jahren wurden sie zum Bahnhof gerufen: ein bewusstloser Mann. Als der Patient zu sich kam zu sich kommen wieder wach werden, nachdem man einige Zeit auf nichts reagiert hat; wieder denken und wahrnehmen können, was um einen herum passiert , griff jemanden an|greifen hier: versuchen, jemanden zu verletzen oder zu töten er sie an jemanden an|greifen hier: versuchen, jemanden zu verletzen oder zu töten . Bei dem Übergriff fiel Tobias Filler fast auf die Gleise. Wie nah er dem Tod war, begriff er erst später.
TOBIAS FILLER:
So nach ‘nem halben, Dreivierteljahr kamen wieder hoch|kommen hier: zurückkommen (Erinnerungen, Gefühle) diese Bilder wirklich wieder hoch wieder hoch|kommen hier: zurückkommen (Erinnerungen, Gefühle) – was da so passiert ist, und dann war ich fünf Wochen auch erst mal nicht im Dienst. Man hat gemerkt, dass man nicht mehr schlafen kann. Wenn man geschlafen hat, dann kamen genau diese Bilder wieder hoch.
SPRECHERIN:
Dass sich sich häufen immer mehr werden die Übergriffe häufen sich häufen immer mehr werden , hat mit einer neuen Erwartungshaltung Erwartungshaltung, -en (f.) die Tatsache, dass man etwas Bestimmtes erwartet zu tun.
MARCUS MÜLLER:
Man ruft den Rettungsdienst Rettungsdienst, -e (m.) eine Organisation, die Menschen in einem Notfall medizinisch versorgt und die haben etwas zu tun haben hier: etwas tun sollen; etwas tun müssen das zu tun etwas zu tun haben hier: etwas tun sollen; etwas tun müssen , was wir möchten. Und wenn das nicht so gemacht wird, wie die Menschen, die uns ein Hilfeersuchen entgegenbringen jemandem ein Hilfeersuchen entgegen|bringen sehr formell: jemanden um Hilfe bitten ... wenn wir das nicht so tun, dann kann das auch relativ schnell in in etwas um|schlagen plötzlich zu etwas anderem werden Gewalt umschlagen in etwas um|schlagen plötzlich zu etwas anderem werden oder Aggression.
SPRECHERIN:
Der nächste Einsatz: sechs Polizisten gegen einen Mann im Drogenrausch Rausch (m., nur Singular) ein Zustand, in dem man nicht mehr klar denken und handeln kann (z. B. wegen zu viel Alkohol- oder Drogenkonsum) .
FRAU:
... vom Balkon runtergefallen.
MARCUS MÜLLER:
Also, von dem ersten oder von dem ...?
FRAU:
Vom ersten. Er hat Verletzungen aufgrund von vermutlich Glasscherben Glasscherbe, -n (f.) ein Stück Glas, z. B. von einer zerbrochenen Flasche ... gesprungen, gefallen ...
MARCUS MÜLLER:
Blutet bluten hier: Blut verlieren er irgendwie stark?
FRAU:
Ja.
SPRECHERIN:
Der Mann hatte Möbel aus dem Fenster geworfen. Als die Polizei eintraf ein|treffen ankommen , sprang hinterher|springen einen Sprung machen, um jemandem oder einer Sache zu folgen er hinterher hinterher|springen einen Sprung machen, um jemandem oder einer Sache zu folgen . Ecstasy Ecstasy (n., nur Singular) eine chemisch hergestellte Droge, die man oft als Tablette oder als Flüssigkeit einnimmt oder Kokain Kokain (n., nur Singular) eine Droge, die aus den Blättern der Coca-Pflanze hergestellt wird , vermuten die Einsatzkräfte Einsatzkräfte (nur Plural) hier: Polizisten und Notfallhelfer .
MARCUS MÜLLER:
Momentan ist er noch extrem aggressiv. Er ist durch die Polizei mit Handfesseln Handfessel, -n (f.) ein Gegenstand aus Metall oder einem anderen festen Material, mit dem man die Hände einer Person festbindet gefesselt.
POLIZIST:
Hier durch. Hey!
SPRECHERIN:
Der Patient hört nicht auf, die Einsatzkräfte zu bespucken jemanden bespucken (auch: jemanden an|spucken) etwas (meist eine Flüssigkeit) so aus dem Mund herauspressen, dass man damit eine andere Person trifft .
POLIZIST:
Hey, Junge Junge, Jungs (m) hier: informelle Anrede für eine männliche Person !
MARCUS MÜLLER:
Jetzt bleib doch mal ganz ruhig. Alles ist gut. Wir wollen dir doch nur helfen, ja? Alles ist gut. Keiner will dir irgendwas tun jemandem etwas tun einer Person wehtun oder sie verletzen .
SPRECHERIN:
Transport in die Notaufnahme Notaufnahme, -n (f., meist Singular) die Abteilung eines Krankenhauses, in der Menschen in einem Notfall schnell und ohne Termin behandelt werden : Die Polizisten fahren mit.
TOBIAS FILLER:
Okay?
MARCUS MÜLLER:
Ja.
SPRECHERIN:
Ohne Polizei wäre Marcus Müller alleine mit dem Patienten.
MANN ÜBER FUNK:
Alles schon parat parat hier: vorbereitet; fertig , die warten nur auf euch.
TOBIAS FILLER:
Alles verstanden. Vielen Dank!
SPRECHERIN:
Nach zehn Stunden Dienst: Zeit für einen Kaffee. Privat ist Marcus Müller Kampfsportler Kampfsportler, -/Kampfsportlerin, -nen jemand, der beim Sport lernt, gegen eine andere Person zu kämpfen . Die Kollegen fragen ihn im Scherz im Scherz nicht ernst gemeint , warum er nicht eingriff ein|greifen hier: versuchen, etwas zu verhindern .
MARCUS MÜLLER:
Das ist nicht unser Job. Dafür gibt’s die Polizei. Deswegen ist es oft mal so, dass die Kollegen sich sich etwas gefallen lassen sich nicht wehren, wenn man von jemandem schlecht behandelt wird relativ viel gefallen lassen sich etwas gefallen lassen sich nicht wehren, wenn man von jemandem schlecht behandelt wird , bis die Polizei hinzugeholt jemanden hinzu|holen jemanden bitten, an etwas (z. B. einem Gespräch) teilzunehmen; hier auch: jemanden in einer Situation um Unterstützung bitten wird oder auch bis man sich verteidigt, weil die Hemmschwelle Hemmschwelle, -n (f.) die Bedenken oder die Angst, etwas zu tun von unseren Mitarbeitern doch da sehr hoch ist.
SPRECHERIN:
Sieben Uhr morgens: Schichtende. Angespuckt, bepöbelt jemanden bepöbeln (häufiger: jemanden an|pöbeln) sehr unhöfliche Dinge zu jemandem sagen; jemanden beleidigen und bedroht – doch die 112 glänzt.
Wenn Retter zu Opfern werden
Rettungswache, -n (f.) — die Station, in der Notfallhelfer darauf warten, dass jemand ihre Hilfe braucht
angehend — noch nicht voll ausgebildet; zukünftig (in Bezug auf den Beruf)
Notfallsanitäter, -/Notfallsanitäterin, -nen — jemand, der dafür ausgebildet ist, verletzten Menschen am Ort eines Unfalls schnell zu helfen
Pfefferspray (n., nur Singular) — eine Flüssigkeit, die stark in den Augen brennt und mit der man sich gegen Angreifer wehren kann
offiziell — hier: so wird es öffentlich gesagt
Abwehr (f., nur Singular) — das, was man tut, um sich vor einem Angriff zu schützen
Pegel, - (m.) — die Höhe, bis zu der eine Flüssigkeit steht
Übergriff, -e (m.) — der Angriff; der Überfall
Funk (m., nur Singular) — hier: eine Technologie, durch die man mit Menschen kommunizieren kann, die sich an einem anderen Ort befinden
bewusstlos — ohnmächtig; so, dass man auf nichts reagiert
eine Wahl haben — umgangssprachlich für: sich etwas aussuchen können; frei über etwas entscheiden können
EKG, -s (n.) — Abkürzung für: Elektrokardiogramm; hier: ein Gerät, mit dem man die Aktivität des Herzens überwacht
kauern — so sitzen, dass man ganz klein und nahe am Boden ist
am Boden — auf dem Boden
offensichtlich — klar zu erkennen
Seminar, -e (n.) — hier: ein Kurs zu einem bestimmten Thema
deeskalieren — einen Konflikt so beruhigen, dass man sich nicht streitet
Zurückziehen (n., nur Singular) — die Tatsache, dass man an einen Ort geht, wo man nicht gestört wird
Rettungswagen, - (m.) — ein Fahrzeug, in dem man Verletzte oder Kranke in einem Notfall sofort behandeln kann
Routine (f., hier nur Singular) — hier: etwas Normales; etwas, das man schon oft gemacht hat
Einsatz, Einsätze (m.) — hier: der Auftrag für Polizei, Militär oder Ärzte, bei dem eine bestimmte Tätigkeit erledigt werden soll (z. B. eine Hilfsaktion)
eskalieren — sich sehr extrem entwickeln; außer Kontrolle geraten (z. B. eine Situation)
eineinhalb — eins und ein halbes
zu sich kommen — wieder wach werden, nachdem man einige Zeit auf nichts reagiert hat; wieder denken und wahrnehmen können, was um einen herum passiert
jemanden an|greifen — hier: versuchen, jemanden zu verletzen oder zu töten
wieder hoch|kommen — hier: zurückkommen (Erinnerungen, Gefühle)
sich häufen — immer mehr werden
Erwartungshaltung, -en (f.) — die Tatsache, dass man etwas Bestimmtes erwartet
Rettungsdienst, -e (m.) — eine Organisation, die Menschen in einem Notfall medizinisch versorgt
etwas zu tun haben — hier: etwas tun sollen; etwas tun müssen
jemandem ein Hilfeersuchen entgegen|bringen — sehr formell: jemanden um Hilfe bitten
in etwas um|schlagen — plötzlich zu etwas anderem werden
Rausch (m., nur Singular) — ein Zustand, in dem man nicht mehr klar denken und handeln kann (z. B. wegen zu viel Alkohol- oder Drogenkonsum)
Glasscherbe, -n (f.) — ein Stück Glas, z. B. von einer zerbrochenen Flasche
bluten — hier: Blut verlieren
ein|treffen — ankommen
hinterher|springen — einen Sprung machen, um jemandem oder einer Sache zu folgen
Ecstasy (n., nur Singular) — eine chemisch hergestellte Droge, die man oft als Tablette oder als Flüssigkeit einnimmt
Kokain (n., nur Singular) — eine Droge, die aus den Blättern der Coca-Pflanze hergestellt wird
Einsatzkräfte (nur Plural) — hier: Polizisten und Notfallhelfer
Handfessel, -n (f.) — ein Gegenstand aus Metall oder einem anderen festen Material, mit dem man die Hände einer Person festbindet
jemanden bespucken (auch: jemanden an|spucken) — etwas (meist eine Flüssigkeit) so aus dem Mund herauspressen, dass man damit eine andere Person trifft
Junge, Jungs (m) — hier: informelle Anrede für eine männliche Person
jemandem etwas tun — einer Person wehtun oder sie verletzen
Notaufnahme, -n (f., meist Singular) — die Abteilung eines Krankenhauses, in der Menschen in einem Notfall schnell und ohne Termin behandelt werden
parat — hier: vorbereitet; fertig
Kampfsportler, -/Kampfsportlerin, -nen — jemand, der beim Sport lernt, gegen eine andere Person zu kämpfen
im Scherz — nicht ernst gemeint
ein|greifen — hier: versuchen, etwas zu verhindern
sich etwas gefallen lassen — sich nicht wehren, wenn man von jemandem schlecht behandelt wird
jemanden hinzu|holen — jemanden bitten, an etwas (z. B. einem Gespräch) teilzunehmen; hier auch: jemanden in einer Situation um Unterstützung bitten
Hemmschwelle, -n (f.) — die Bedenken oder die Angst, etwas zu tun
jemanden bepöbeln (häufiger: jemanden an|pöbeln) — sehr unhöfliche Dinge zu jemandem sagen; jemanden beleidigen