Beton ist wieder in
Ab den 1950er-Jahren entstand in Berlin Architektur im Stil des Brutalismus. Viele finden die riesigen Gebäude aus rohem Beton hässlich, andere sind heute aufs Neue von der ungewöhnlichen Baukunst fasziniert.
Beton ist wieder in
Ab den 1950-Jahren entstand in Berlin und anderswo auf der Welt Architektur im Stil des Brutalismus. Viele Menschen finden die riesigen Gebäude aus rohem Beton hässlich und lebensfeindlich. Andere sind heute von dem ungewöhnlichen Baustil aufs Neue fasziniert und versuchen die Bauwerke des Brutalismus vor dem Abriss zu schützen. Zugleich entstehen sogar neue Gebäude in diesem Stil.
SPRECHER:
Monumental monumental hier: so, dass etwas durch seine Größe beeindruckt , farblos, menschenfeindlich menschenfeindlich so, dass etwas gegen die Bedürfnisse der Menschen ist; so, dass etwas den Menschen nicht guttut – die Architektur des Brutalismus Brutalismus (m., nur Singular) eine Richtung in der Architektur, bei der Gebäude aus unbehandeltem Beton gebaut wurden (Adjektiv: brutalistisch) . Es sind Bauwerke, die polarisieren polarisieren dafür sorgen, dass sich die Meinungen über etwas stark unterscheiden . Bausünden Bausünde, -n (f.) ein Bauwerk, das viele hässlich oder unpassend finden für die einen. Doch eine wachsende Zahl Architekturbegeisterter auf der ganzen Welt entdeckt den Brutalismus neu.
FELIX TORKAR (Architekturhistoriker):
Ich finde den Brutalismus so faszinierend, weil es so gegensätzlich und kontrovers kontrovers so, dass es verschiedene Meinungen über etwas gibt ist. Einerseits werden die Bauwerke als hässlich verschrien verschrien so, dass viele über etwas eine sehr schlechte Meinung haben und sind wirklich vielerorts sehr gewöhnungsbedürftig gewöhnungsbedürftig so, dass es etwas Zeit braucht, bis man etwas akzeptieren kann . Aber wenn man dann ’n bisschen hinter die Kulissen guckt hinter die Kulissen gucken umgangssprachlich für: eine Sache nicht nur oberflächlich, sondern genau betrachten und anfängt zu verstehen, warum die Bauwerke so aussehen, wie sie aussehen, dann eröffnet sich sich eröffnen entstehen; sichtbar werden da so ein ganzer architektonischer Kosmos Kosmos, Kosmen (m.) hier: eine eigener, neuer, großer Themenbereich .
SPRECHER:
An ein riesiges Kreuzfahrtschiff erinnert das Corbusierhaus im Westen Berlins. Für den Architekturhistoriker und Fotografen Felix Torkar ist es eines der wichtigsten brutalistischen Gebäude der deutschen Hauptstadt, entworfen 1957 vom französisch-schweizerischen Architekten Le Corbusier. 530 Wohnungen auf 17 Etagen – eine sogenannte „Wohnmaschine“.
FELIX TORKAR:
Le Corbusier ist eigentlich schon der Namenspate Namenspate, -n/Namenspatin, -nen jemand, nach dem etwas oder jemand benannt ist für den Brutalismus, denn er hat den Begriff „béton brut“, also rohen, unbehandelten unbehandelt so, dass etwas in seinem ursprünglichen Zustand gelassen wurde Beton Beton (m., nur Singular, aus dem Französischen) ein Material (aus Zement, Sand, Kies, Wasser), das im trockenen Zustand sehr hart und fest ist erfunden. Und er hat ihn bei dieser Baureihe Baureihe, -n (f.) hier: eine Anzahl von Gebäuden, die alle in derselben Art geplant wurden erfunden, und wenn man sich das Gebäude anschaut, ist das so ein Riesen-Maschinenungetüm Ungetüm, -e (n.) hier: etwas, das durch seine Größe Angst macht , das aber gleichzeitig sehr roh geblieben ist.
SPRECHER:
Im Inneren konnte Le Corbusier seine Pläne nicht verwirklichen. Nur eine Wohnung wurde nachträglich originalgetreu originalgetreu so, dass etwas genauso aussieht wie das Original umgestaltet etwas um|gestalten etwas neu machen; etwas neu planen , basierend auf auf etwas basieren etwas als Grundlage haben; sich auf etwas stützen der von ihm entwickelten Farbenlehre. Für Le Corbusier waren Farben genauso wichtig wie Grundriss Grundriss, -e (m.) ein Plan von einem Zimmer oder einer Wohnung, den man auf Papier zeichnet und Schnitt. Der Schwede Henrik Svedlund war sofort fasziniert und kaufte die Wohnung samt samt mit der meisten Möbel.
HENRIK SVEDLUND (Eigentümer):
Wir werden die Farben in dieser Wohnung niemals ändern. Niemals! Es ist wie ein Kartenhaus. Es kann ganz einfach in sich zusammenfallen in sich zusammen|fallen zusammenbrechen; kaputtgehen; einstürzen , wenn man zu viel ändert.
SPRECHER:
Unverändert seit Ende der 1970er-Jahre ist auch das Botschaft Botschaft, -en (f.) hier: die offizielle Vertretung eines Staates in einem anderen Staat sgebäude Tschechiens in Berlin-Mitte – ein Gesamtkunstwerk. Die Architekten entwarfen etwas entwerfen etwas Neues planen und produzieren selbst Lampen, Tische und Sessel. Es beheimatet etwas beheimatet etwas etwas ist der Ort, an dem etwas zu Hause ist auch das tschechische Kulturinstitut. In dessen Ausstellungen spielt das Gebäude oft eine Rolle. Denn das Interesse an dem Architekturstil Stil, -e (m.) hier: die Art, wie etwas (z. B. Kunst oder Musik) gemacht wird wächst – auch wenn er nicht von allen geliebt wird.
SIMONA BINKO (Mitarbeiterin am Tschechischen Zentrum Berlin):
Also ich würd’ sagen, dieser Clash Clash, -s (m., aus dem Englischen) der Zusammenprall (zweier Dinge oder Meinungen) , der besteht immer noch, dass es entweder geliebt oder so ’n bisschen gehasst wird. Und natürlich ist in sein; etwas ist in (aus dem Englischen) etwas ist im Augenblick beliebt oder (wieder) modern Brutalismus jetzt viel mehr in in sein; etwas ist in (aus dem Englischen) etwas ist im Augenblick beliebt oder (wieder) modern . Und ich versuche eben, Architekturbegeisterte in das Haus zu holen und zu erzählen, was das für ein Haus ist.
SPRECHER:
Gerade veröffentlichte ein britischer Verlag sogar eine Brutalismus-Stadtplan-Reihe. Felix Torkar fotografierte und kuratierte etwas kuratieren ein künstlerisches Projekt betreuen die Berliner Ausgabe. Zu finden sind hier Gebäude wie dieses Hygieneinstitut Hygieneinstitut, -e (n.) eine Forschungseinrichtung, die sich mit der Erhaltung der Gesundheit und dem Schutz vor Krankheiten beschäftigt . Vor Kurzem drohte der Abriss Abriss, -e (m.) die absichtliche (komplette) Zerstörung eines Gebäudes , nun ist es denkmalgeschützt denkmalgeschützt so, dass etwas (z. B. ein Haus) nicht zerstört werden darf, weil es historisch wichtig ist . Weil sie so markant markant auffällig sind, erleben die Brutalismus-Bauten in sozialen Netzwerken ein Revival Revival, -s (n., aus dem Englischen) die Tatsache, dass etwas, das früher einmal beliebt war und dann vergessen wurde, nach längerer Zeit wieder beliebt wird . Ausgelöst etwas aus|lösen der Grund/die Ursache für etwas sein auch durch Kampagnen Kampagne, -n (f.) hier: die öffentliche Aktion für oder gegen etwas, um die Meinung der Menschen zu beeinflussen , die Bauwerke wie das ehemalige Berliner Tierversuchslabor Tierversuchslabor, -e (n.) ein Ort, an dem wissenschaftliche Experimente mit Tieren durchgeführt werden, um die Wirkung von etwas zu testen vor dem Abriss schützen wollen.
FELIX TORKAR:
In den 60er-Jahren, wo diese Bauwerke geplant wurden, damals wurden extrem viele Bauwerke aus der Gründerzeit Gründerzeit (f.) hier: die Jahre zwischen etwa 1870 und 1914, in denen Gebäude in Deutschland in einer bestimmten Weise gebaut wurden abgerissen. Bauwerke, die wir heute fantastisch finden und wo wir uns die Hände über dem Kopf zusammenschlagen die Hände über dem Kopf zusammen|schlagen umgangssprachlich für: etwas sehr schlecht oder schlimm finden , was da alles für Baukunst verloren ging. Die waren damals gerade erst so um die sechzig Jahre alt. Genauso alt wie diese Bauwerke jetzt hier heute sind, und wir müssen uns überlegen, ob wir nicht dieselben Fehler wiederholen.
SPRECHER:
Gleichzeitig kommen neue Beton-Bauten hinzu, im Stil des Neo-Brutalismus – wie der „Lobe Block“ im Berliner Stadtteil Wedding. Hier dominiert dominieren hier: am häufigsten vorkommen roher Beton das Innen und Außen. Das mehrfach ausgezeichnete Atelier Atelier, -s (n.) ein Raum, in dem Künstler ihre Werke schaffen; die Werkstatt eines Künstlers haus vereint Arbeiten und Wohnen. Die Rohbau Rohbau, -ten (m.) ein neues Gebäude, bei dem erst die Mauern und das Dach fertig sind ästhetik Ästhetik, -en (f.) die Schönheit; der Stil ist angesagt sein modern sein; beliebt sein nicht nur angesagt angesagt sein modern sein; beliebt sein , sie ermöglicht auch geringe Baukosten und hält so die Mieten niedrig.
FELIX TORKAR:
In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass es ’ne neue Freude an Handwerklichkeit gibt. Diese ganzen Craft Craft (f., nur Singular, aus dem Englischen) das Handwerk -Bewegungen, und das geht mit etwas einher|gehen in direktem Zusammenhang mit etwas stehen; direkte Folge von etwas sein dann auch damit einher mit etwas einher|gehen in direktem Zusammenhang mit etwas stehen; direkte Folge von etwas sein , dass die Architektur wieder mehr zum Anfassen sein soll.
SPRECHER:
Brutalismus – ein Architekturstil, der vor mehr als 60 Jahren entstanden ist und bis heute spaltet spalten hier: für sehr unterschiedliche Meinungen sorgen und fasziniert.
Beton ist wieder in
monumental — hier: so, dass etwas durch seine Größe beeindruckt
menschenfeindlich — so, dass etwas gegen die Bedürfnisse der Menschen ist; so, dass etwas den Menschen nicht guttut
Brutalismus (m., nur Singular) — eine Richtung in der Architektur, bei der Gebäude aus unbehandeltem Beton gebaut wurden (Adjektiv: brutalistisch)
polarisieren — dafür sorgen, dass sich die Meinungen über etwas stark unterscheiden
Bausünde, -n (f.) — ein Bauwerk, das viele hässlich oder unpassend finden
kontrovers — so, dass es verschiedene Meinungen über etwas gibt
verschrien — so, dass viele über etwas eine sehr schlechte Meinung haben
gewöhnungsbedürftig — so, dass es etwas Zeit braucht, bis man etwas akzeptieren kann
hinter die Kulissen gucken — umgangssprachlich für: eine Sache nicht nur oberflächlich, sondern genau betrachten
sich eröffnen — entstehen; sichtbar werden
Kosmos, Kosmen (m.) — hier: eine eigener, neuer, großer Themenbereich
Kreuzfahrtschiff, -e (n.) — ein großes Schiff, auf dem lange Urlaubsreisen gemacht werden
Namenspate, -n/Namenspatin, -nen — jemand, nach dem etwas oder jemand benannt ist
Beton (m., nur Singular, aus dem Französischen) — ein Material (aus Zement, Sand, Kies, Wasser), das im trockenen Zustand sehr hart und fest ist
unbehandelt — so, dass etwas in seinem ursprünglichen Zustand gelassen wurde
Baureihe, -n (f.) — hier: eine Anzahl von Gebäuden, die alle in derselben Art geplant wurden
Ungetüm, -e (n.) — hier: etwas, das durch seine Größe Angst macht
originalgetreu — so, dass etwas genauso aussieht wie das Original
etwas um|gestalten — etwas neu machen; etwas neu planen
auf etwas basieren — etwas als Grundlage haben; sich auf etwas stützen
Grundriss, -e (m.) — ein Plan von einem Zimmer oder einer Wohnung, den man auf Papier zeichnet
samt — mit
in sich zusammen|fallen — zusammenbrechen; kaputtgehen; einstürzen
Botschaft, -en (f.) — hier: die offizielle Vertretung eines Staates in einem anderen Staat
etwas entwerfen — etwas Neues planen und produzieren
etwas beheimatet etwas — etwas ist der Ort, an dem etwas zu Hause ist
Stil, -e (m.) — hier: die Art, wie etwas (z. B. Kunst oder Musik) gemacht wird
Clash, -s (m., aus dem Englischen) — der Zusammenprall (zweier Dinge oder Meinungen)
in sein; etwas ist in (aus dem Englischen) — etwas ist im Augenblick beliebt oder (wieder) modern
etwas kuratieren — ein künstlerisches Projekt betreuen
Abriss, -e (m.) — die absichtliche (komplette) Zerstörung eines Gebäudes
Hygieneinstitut, -e (n.) — eine Forschungseinrichtung, die sich mit der Erhaltung der Gesundheit und dem Schutz vor Krankheiten beschäftigt
denkmalgeschützt — so, dass etwas (z. B. ein Haus) nicht zerstört werden darf, weil es historisch wichtig ist
markant — auffällig
Revival, -s (n., aus dem Englischen) — die Tatsache, dass etwas, das früher einmal beliebt war und dann vergessen wurde, nach längerer Zeit wieder beliebt wird
etwas aus|lösen — der Grund/die Ursache für etwas sein
Kampagne, -n (f.) — hier: die öffentliche Aktion für oder gegen etwas, um die Meinung der Menschen zu beeinflussen
Tierversuchslabor, -e (n.) — ein Ort, an dem wissenschaftliche Experimente mit Tieren durchgeführt werden, um die Wirkung von etwas zu testen
Gründerzeit (f.) — hier: die Jahre zwischen etwa 1870 und 1914, in denen Gebäude in Deutschland in einer bestimmten Weise gebaut wurden
die Hände über dem Kopf zusammen|schlagen — umgangssprachlich für: etwas sehr schlecht oder schlimm finden
dominieren — hier: am häufigsten vorkommen
Atelier, -s (n.) — ein Raum, in dem Künstler ihre Werke schaffen; die Werkstatt eines Künstlers
Rohbau, -ten (m.) — ein neues Gebäude, bei dem erst die Mauern und das Dach fertig sind
angesagt sein — modern sein; beliebt sein
Ästhetik, -en (f.) — die Schönheit; der Stil
Craft (f., nur Singular, aus dem Englischen) — das Handwerk
mit etwas einher|gehen — in direktem Zusammenhang mit etwas stehen; direkte Folge von etwas sein
spalten — hier: für sehr unterschiedliche Meinungen sorgen