Gefährliches Erbe des Ersten Weltkriegs
Auch 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs finden belgische Bauern regelmäßig Bomben auf ihren Feldern. Und die können immer noch explodieren. Eine Aufgabe für eine Spezialtruppe vom belgischen Militär ...
Gefährliches Erbe des Ersten Weltkriegs
Die Bauern im belgischen Westflandern finden immer wieder Munition aus dem Ersten Weltkrieg auf ihren Feldern. Das ist nicht ungefährlich, denn manchmal können die Waffen noch explodieren. Experten vom Militär kümmern sich darum, dass solche Funde sicher weggebracht und zerstört werden. Über 200 Tonnen Kriegsmunition bergen sie jedes Jahr.
SPRECHERIN:
Für Geert Deneire sind es lange Tage auf dem Feld. In diesen Wochen ist Erntezeit. Der flämische flämisch hier: so, dass etwas/jemand aus Flandern, dem nördlichen Teil Belgiens, stammt Landwirt bringt etwas ein|bringen hier: etwas ernten Lauch und Kartoffeln ein etwas ein|bringen hier: etwas ernten , mehrere Tonnen Tonne, -n (f.) hier: ein Maß für Gewicht; 1000 Kilogramm (t) pro Tag. Wir sind im westlichen Zipfel Zipfel, - (m.) hier: das spitze Ende von etwas Belgiens in der flämischen Provinz Provinz, -en (f.) hier: ein Gebiet innerhalb eines Staates mit eigener Verwaltung Westflandern. Das besondere in dieser Region: Landwirte ernten hier nicht nur Gemüse, sondern graben etwas aus|graben etwas aus der Erde holen auch andere, höchst brisante brisant hier: so, dass etwas explodieren kann; so, dass etwas mit hohem Druck in viele kleine Teile springen kann Kaliber Kaliber, - (n.) die Größe der Kugel, die man mit einer Waffe schießt; die Größe des Rohrs einer Waffe, durch die etwas geschossen wird aus etwas aus|graben etwas aus der Erde holen . Geert Deneire zeigt uns seinen jüngsten jüngster, jüngste, jüngstes hier: letzter, letzte, letztes; neuester, neueste, neuestes Fund Fund, -e (m.) etwas, das gefunden wurde mitten aus seinem Lauchfeld: eine Granate Granate, -n (f.) eine Waffe, die explodieren kann; eine Waffe, die mit hohem Druck in viele kleine Teile springen kann aus dem Ersten Weltkrieg.
GEERT DENEIRE (Landwirt):
Mein Vater hätte sogar gewusst, ob das eine englische oder deutsche ist. Ich weiß das nicht. Aber diese hier ist nicht gefährlich. Vielleicht ist noch ein bisschen Munition Munition (f., meist im Singular) die Kugeln/Patronen einer Waffe drin, aber da ist der Sprengkopf Sprengkopf, -köpfe (m.) der Teil einer Waffe (z. B. einer Bombe), der dafür verantwortlich ist, dass sie explodiert schon ab.
SPRECHERIN:
Geert Deneire weiß: Eine Garantie Garantie, -n (f.) die Sicherheit gibt es nie. Solche Funde können jederzeit hochgehen hoch|gehen hier: explodieren; mit sehr hohem Druck in viele kleine Teile springen . Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Angst hat er keine – so eine Kiste voller Sprengköpfe gehört hier einfach zum Alltag.
GEERT DENEIRE:
Ich war noch ganz klein, da hab ich das erste Mal so etwas gefunden. Das war normal. Das stammt alles noch vom Krieg.
SPRECHERIN:
Kaum eine andere Region ist vom Ersten Weltkrieg noch heute so geprägt geprägt von etwas bestimmt; von etwas stark beeinflusst wie die Provinz um Ypern. Die Landschaft erzählt ihre eigene Geschichte: Soldatenfriedhöfe säumen etwas säumen an beiden Seiten von einem Ort sein die Wege. Hier entlang zog sich sich entlangziehen hier: sich befinden; von einem Ort bis zu einem anderen Ort gehen die Frontlinie Frontlinie, -n (f.) der Ort, an dem in einem Krieg ganz vorne gekämpft wird . Heutige Felder waren einstmals Schauplatz Schauplatz, -plätze (m.) der Ort, an dem etwas stattfindet bitterster bitter hier: sehr schlimm; schrecklich Schlachten Schlacht, -en (f.) der Kampf in einem Krieg .
Militärstützpunkt Militärstützpunkt, -e (m.) ein Ort, an dem Soldaten arbeiten und Einsätze planen Poelkappelle: Sergeant Major Gino Lambrecht plant den Morgeneinsatz Einsatz, Einsätze (m.) hier: der Auftrag für Polizei, Militär oder Ärzte, bei dem eine bestimmte Tätigkeit erledigt werden soll (z. B. eine Hilfsaktion) . Seine Spezialeinheit Spezialeinheit, -en (f.) eine Gruppe von Leuten, die für eine besondere Aufgabe gut ausgebildet ist rückt aus|rücken hier: zu einem Einsatz fahren jeden Tag aus aus|rücken hier: zu einem Einsatz fahren , um Kriegsmunition zu bergen etwas bergen hier: etwas sicher aus der Erde holen . Es ist erst acht Uhr morgens, aber hier in der Einsatzzentrale von Poelkappelle, erzählt er uns, sind schon dreißig Anrufe eingegangen ein|gehen hier: ankommen; erreichen .
GINO LAMBRECHT (Kampfmittelräumdienst Kampfmittelräumdienst, -e (m.) eine Organisation, die dafür sorgt, dass Waffen aus alten Kriegen nicht mehr gefährlich sind ):
Heute haben wir so viel Arbeit, dass wir mit zwei Teams unterwegs sind – hier auf der oberen Seite und hier unten. Dort waren die Deutschen und hier die Briten, die Franzosen oder auch Belgier. Und die hatten alle unterschiedliche Typen von Kriegsmunition.
SPRECHERIN:
Erster Einsatz an diesem Morgen: eine Baustelle. Arbeiter sind auf auf etwas stoßen etwas entdecken; etwas finden Munition gestoßen auf etwas stoßen etwas entdecken; etwas finden . Jetzt muss Gino mit seinen Männern ran. Wir begleiten sie, müssen aber auf Abstand bleiben. Erst beurteilt die belgische Spezialeinheit die Lage, dann dürfen auch wir näher ran. Der Fund: 12 deutsche Granaten und eine britische. Alle stammen aus dem Ersten Weltkrieg – vermutlich Giftgas.
GINO LAMBRECHT:
Hier habe ich eine, die noch einen Sicherheitszünder Zünder, - (m.) der Teil einer Waffe (z. B. einer Bombe), der dafür verantwortlich ist, dass sie explodiert hat. Daher kann ich sagen, die ist noch scharf scharf hier: so, dass eine Waffe (z. B. eine Bombe) noch funktioniert; so, dass etwas explodieren kann , die ist noch nicht explodiert explodieren mit sehr hohem Druck in viele kleine Teile springen . Manchmal ist die Zündschnur Zündschnur, -schnüre (f.) eine Schnur, die leicht brennt und wenn sie abgebrannt ist, etwas zum Explodieren bringt in so schlechtem Zustand, dass es tatsächlich noch gefährlich werden kann. Das muss ich alles bewerten, auch ob der Fund toxisch toxisch giftig ist oder nicht.
Du weißt im Voraus nie, was du kriegst. Daher gilt immer, erst den Fund zu beurteilen. Dafür sind wir ausgebildet, um abzuschätzen, wie groß die Gefahr ist, wie wir vor Ort handeln müssen. Das hier ist eine Gasmaske Gasmaske, -n (f.) etwas, das man auf sein Gesicht setzt und das einen vor (giftigem) Gas schützt , die schützt uns vor eventuellen toxischen Gasen, die in Kriegsmunition vorkommen kann.
SPRECHERIN:
Geschätzte 1,5 Milliarden Projektile Projektil, -e (n.) das, was man aus einer Waffe herausschießt wurden im Ersten Weltkrieg abgefeuert etwas ab|feuern hier: mit einer Waffe schießen . Die meisten davon sind rund um Ypern tief im Erdreich begraben. Experten gehen davon aus, dass 30 Prozent davon noch heute als Blindgänger Blindgänger, - (m.) eine Bombe, die nicht explodiert ist, weil Teile der Waffe nicht funktionierten hier liegen – scharfe Munition. Austretende aus|treten hier: herauskommen Gase vergiften die Böden, immer wieder gibt es Verletzte – entsprechend hoch die Alarmbereitschaft Alarmbereitschaft (f., nur Singular) die Tatsache, dass man jederzeit handeln kann, wenn es nötig ist für die Spezialeinheit von Poelkappelle.
STEVEN DEMEULENAERE (Kampfmittelräumdienst):
Wir müssen binnen binnen innerhalb einer bestimmten Zeit drei Tagen das Material bergen, so ist es vereinbart zwischen dem Verteidigungsministerium und der belgischen Regierung.
SPRECHERIN:
Mit dem Fund geht es zur Zentrale: 200 Tonnen Kriegsmunition kommen hier jedes Jahr an. Auf eigens präpariertem präpariert vorbereitet Gelände versenkt etwas versenken etwas in die Erde bringen das Militär die Sprengsätze, dann lassen Fachkräfte Fachkraft, -kräfte (f.) jemand, der gut ausgebildet und für eine bestimmte Arbeit qualifiziert ist sie kontrolliert detonieren detonieren explodieren . Poelkapelle kann alle Typen von Kriegsmunition auf der Anlage zerstören, auch toxische. In einem aufwendigen aufwendig hier: so, dass etwas viel Zeit und Mühe braucht; kompliziert Verfahren bestimmen Experten die Art der gefährlichen Gase, um sie entsprechend zu neutralisieren etwas neutralisieren hier: dafür sorgen, dass etwas nicht mehr gefährlich ist . Zurück im Einsatz: Sergeant Lambrecht erreicht wieder ein Anruf, diesmal unweit der französischen Grenze – eine weitere Granate.
Einhundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg ist das tödliche Erbe der Vergangenheit für die Menschen hier immer noch Realität. Sie alle hier in Belgien leben mit einem Stück bitterster Weltgeschichte, Tag für Tag. So wie Landwirt Geert Deneire mussten sie lernen, damit umzugehen – jeder auf seine Art.
Gefährliches Erbe des Ersten Weltkriegs
flämisch — hier: so, dass etwas/jemand aus Flandern, dem nördlichen Teil Belgiens, stammt
Tonne, -n (f.) — hier: ein Maß für Gewicht; 1000 Kilogramm (t)
Provinz, -en (f.) — hier: ein Gebiet innerhalb eines Staates mit eigener Verwaltung
etwas ein|bringen — hier: etwas ernten
Zipfel, - (m.) — hier: das spitze Ende von etwas
etwas aus|graben — etwas aus der Erde holen
brisant — hier: so, dass etwas explodieren kann; so, dass etwas mit hohem Druck in viele kleine Teile springen kann
Kaliber, - (n.) — die Größe der Kugel, die man mit einer Waffe schießt; die Größe des Rohrs einer Waffe, durch die etwas geschossen wird
jüngster, jüngste, jüngstes — hier: letzter, letzte, letztes; neuester, neueste, neuestes
Fund, -e (m.) — etwas, das gefunden wurde
Granate, -n (f.) — eine Waffe, die explodieren kann; eine Waffe, die mit hohem Druck in viele kleine Teile springen kann
Munition (f., meist im Singular) — die Kugeln/Patronen einer Waffe
Sprengkopf, -köpfe (m.) — der Teil einer Waffe (z. B. einer Bombe), der dafür verantwortlich ist, dass sie explodiert
Garantie, -n (f.) — die Sicherheit
hoch|gehen — hier: explodieren; mit sehr hohem Druck in viele kleine Teile springen
geprägt — von etwas bestimmt; von etwas stark beeinflusst
etwas säumen — an beiden Seiten von einem Ort sein
sich entlangziehen — hier: sich befinden; von einem Ort bis zu einem anderen Ort gehen
Frontlinie, -n (f.) — der Ort, an dem in einem Krieg ganz vorne gekämpft wird
Schauplatz, -plätze (m.) — der Ort, an dem etwas stattfindet
bitter — hier: sehr schlimm; schrecklich
Schlacht, -en (f.) — der Kampf in einem Krieg
Militärstützpunkt, -e (m.) — ein Ort, an dem Soldaten arbeiten und Einsätze planen
Einsatz, Einsätze (m.) — hier: der Auftrag für Polizei, Militär oder Ärzte, bei dem eine bestimmte Tätigkeit erledigt werden soll (z. B. eine Hilfsaktion)
Spezialeinheit, -en (f.) — eine Gruppe von Leuten, die für eine besondere Aufgabe gut ausgebildet ist
aus|rücken — hier: zu einem Einsatz fahren
etwas bergen — hier: etwas sicher aus der Erde holen
ein|gehen — hier: ankommen; erreichen
Kampfmittelräumdienst, -e (m.) — eine Organisation, die dafür sorgt, dass Waffen aus alten Kriegen nicht mehr gefährlich sind
auf etwas stoßen — etwas entdecken; etwas finden
Zünder, - (m.) — der Teil einer Waffe (z. B. einer Bombe), der dafür verantwortlich ist, dass sie explodiert
scharf — hier: so, dass eine Waffe (z. B. eine Bombe) noch funktioniert; so, dass etwas explodieren kann
explodieren — mit sehr hohem Druck in viele kleine Teile springen
Zündschnur, -schnüre (f.) — eine Schnur, die leicht brennt und wenn sie abgebrannt ist, etwas zum Explodieren bringt
toxisch — giftig
Gasmaske, -n (f.) — etwas, das man auf sein Gesicht setzt und das einen vor (giftigem) Gas schützt
Projektil, -e (n.) — das, was man aus einer Waffe herausschießt
etwas ab|feuern — hier: mit einer Waffe schießen
Blindgänger, - (m.) — eine Bombe, die nicht explodiert ist, weil Teile der Waffe nicht funktionierten
aus|treten — hier: herauskommen
Alarmbereitschaft (f., nur Singular) — die Tatsache, dass man jederzeit handeln kann, wenn es nötig ist
binnen — innerhalb einer bestimmten Zeit
präpariert — vorbereitet
etwas versenken — etwas in die Erde bringen
Fachkraft, -kräfte (f.) — jemand, der gut ausgebildet und für eine bestimmte Arbeit qualifiziert ist
detonieren — explodieren
aufwendig — hier: so, dass etwas viel Zeit und Mühe braucht; kompliziert
etwas neutralisieren — hier: dafür sorgen, dass etwas nicht mehr gefährlich ist