Melilla: tödliche Gewalt gegen Geflüchtete
Eigentlich wären sie in Melilla erst einmal in Sicherheit, denn hier haben Geflüchtete das Recht, einen Asylantrag zu stellen. Doch viele von ihnen berichten von illegalen Abschiebungen und Gewalt.
Melilla: tödliche Gewalt gegen Geflüchtete
Immer wieder versuchen Geflüchtete aus verschiedenen afrikanischen Ländern, bei Melilla über die Grenze zu kommen. Denn die spanische Stadt ist einer der wenigen europäischen Orte auf dem afrikanischen Kontinent. Wer es hierher schafft, hat das Recht, einen Asylantrag in Europa zu stellen. Doch marokkanische Grenzschützer holen die Geflüchteten teilweise äußerst gewaltsam zurück. Die spanische Polizei tut dagegen nichts, sagen Augenzeugen, obwohl die Abschiebungen völkerrechtswidrig sind.
SPRECHER:
Es ist der 24. Juni am Grenzzaun Zaun, Zäune (m.) eine Wand im Freien aus Metall oder Holz bei Melilla: Marokkanische Grenzschützer prügeln auf auf jemanden/etwas ein|prügeln jemanden/etwas immer wieder schlagen Hunderte Afrikaner ein auf jemanden/etwas ein|prügeln jemanden/etwas immer wieder schlagen . Das sollen diese Aufnahmen von Augenzeugen zeigen. Zuvor hatten die Migranten versucht, in einem Massenansturm Ansturm, Anstürme (m.) hier: die Tatsache, dass viele Menschen an einen Ort laufen und dort etwas Bestimmtes machen wollen die Grenze von Marokko nach Spanien zu überwinden (etwas) überwinden hier: es über ein Hindernis schaffen . Am Ende sind mindestens 27 Afrikaner tot, Dutzende Polizisten verletzt. Der Sudanese Atroon war bei den Ereignissen selbst dabei. Schon zehnmal hat er versucht, nach Europa zu gelangen. Nie hätte er gedacht, dass er dabei eine Katastrophe wie diese erleben würde.
ATROON:
Sie haben einfach auf uns eingeschlagen auf jemanden ein|schlagen jemanden mehrmals und stark schlagen und gesagt, dass das die letzte Warnung sei. Sie können es selbst sehen: Die meisten hier haben noch Verletzungen, die haben sie sich doch nicht selbst zugefügt jemandem etwas zu|fügen jemandem etwas Schlimmes antun . Sie schlagen sogar noch weiter auf dich ein, wenn du am Boden liegst. Sie hören erst auf, wenn du bewusstlos bewusstlos ohnmächtig; so, dass man auf nichts reagiert bist und dich nicht mehr bewegen kannst.
SPRECHER:
Inzwischen hat Atroon in einer verlassenen verlassen hier: so, dass etwas nicht mehr genutzt wird und dort niemand ist Schule in Casablanca einen Schlafplatz gefunden. Marokkanische Sicherheitskräfte haben ihn und andere Sudanesen hier, Hunderte Kilometer von der Grenze entfernt, ausgesetzt jemanden aus|setzen jemanden an einen Ort bringen und dort allein zurücklassen . Aber auch den spanischen Polizisten macht Atroon schwere Vorwürfe Vorwurf, Vorwürfe (m.) die Beschuldigung; die Kritik : Er sei bereits auf europäischem Boden gewesen, um dort Flüchtlingsschutz zu beantragen. Trotzdem hätten ihn die Sicherheitskräfte gewaltsam abgeschoben jemanden ab|schieben jemanden, der Asyl sucht, in seine Heimat zurückschicken .
ATROON:
Sie schicken einen einfach zurück zu den Marokkanern. Manchmal erlauben sie sogar der marokkanischen Polizei, dich zu holen. Die meisten denken, sie haben es geschafft, wenn sie einmal hinter der Grenze sind. Aber man wird oft einfach wieder abgeschoben.
SPRECHER:
Auf der anderen Seite der Grenze, in Melilla, hat Lokaljournalist Javier Angosto alles mitangesehen. Spanische Beamte, sagt er, hätten versucht, die Straßen zum Grenzgebiet zu sperren etwas sperren hier: den Zugang zu etwas blockieren oder verbieten . Der Reporter zeigt uns, wie er sich sich durch|schlagen mit viel Arbeit und Mühe versuchen, ein Ziel zu erreichen querfeldein querfeldein so, dass man keine Straßen oder Wege nutzt, sondern zum Beispiel über Felder oder Wiesen geht durchschlagen sich durch|schlagen mit viel Arbeit und Mühe versuchen, ein Ziel zu erreichen konnte. Und er bestätigt die Darstellung des Sudanesen.
JAVIER ANGOSTO (Journalist):
Ich habe selbst gesehen, wie 30 bis 40 Migranten es geschafft hatten, über die Grenze zu kommen. Sie wurden dann wieder abgeschoben. Keiner hat die Chance bekommen, einen Asylantrag zu stellen.
SPRECHER:
Ein Vorgehen Vorgehen, - (n.) die Art und Weise zu handeln , das gegen gegen etwas verstoßen gegen eine Regel oder ein Gesetz handeln das Völkerrecht Völkerrecht (n., nur Singular) das internationale Recht verstoßen gegen etwas verstoßen gegen eine Regel oder ein Gesetz handeln würde. Die meisten Migranten kamen aus dem Sudan und dem Tschad – beides Länder, deren Einwohner gute Aussichten Aussicht, -en (f.) hier: die Chance auf Asyl haben. Wir treffen den Regierungschef der Region zum Interview und konfrontieren jemanden mit etwas konfrontieren jemanden dazu bringen, dass er sich mit etwas beschäftigen muss ihn mit dem Vorwurf.
EDUARDO DE CASTRO GONZALES (Präsident Melilla):
Es mag den einen oder anderen Fall gegeben haben. Es gibt so viele Versuche, die Grenze hier zu überqueren. Wir sind besorgt sein sich Sorgen machen eben alle besorgt besorgt sein sich Sorgen machen : Der Krieg, der Anstieg der Getreidepreise, die Hungerkrisen, das hat alles spürbare spürbar hier: deutlich erkennbar; so, dass man etwas deutlich merkt Auswirkungen Auswirkung, -en (f.) die Folge; der Effekt .
SPRECHER:
Melilla, eine Stadt mit rund 90.000 Einwohnern, ist einer der wenigen europäischen Orte, die eine direkte Landgrenze mit Afrika haben. Regelmäßig versuchen Menschen, über den 12 Kilometer langen Zaun zu klettern. Diejenigen, die es schaffen, steuern etwas an|steuern etwas zum Ziel nehmen, anfahren meist das zentrale Auffanglager Auffanglager, - (n.) ein Ort, an dem Flüchtlinge sicher sind und an dem sie zuerst (meistens nur für kurze Zeit) bleiben können der Stadt an etwas an|steuern etwas zum Ziel nehmen, anfahren . Hinter den hohen Mauern dürfen wir aber nicht drehen etwas drehen hier: einen Film oder ein Video machen . Und auch keiner der Migranten möchte vor der Kamera sprechen. Für Lokaljournalist Angosto ist es unverständlich, dass die Tragödie vom 24. Juni bisher keine politischen Konsequenzen hatte.
JAVIER ANGOSTO:
Marokko übernimmt die Drecksarbeit die Drecksarbeit für jemanden übernehmen hier umgangssprachlich für: eine unmoralische Arbeit machen, damit sie jemand anderes nicht machen muss für uns, ganz einfach. Wir wollen doch weiter als als etwas da|stehen als etwas gelten; von anderen als etwas gesehen werden das leuchtende Beispiel ein leuchtendes Beispiel sein ein besonders positives Beispiel sein in Sachen Menschenrechte dastehen als etwas da|stehen als etwas gelten; von anderen als etwas gesehen werden .
SPRECHER:
Auch der Chef von Melillas Regionalregierung sieht die Zusammenarbeit mit Marokko kritisch, kann dabei aber kein Fehlverhalten Fehlverhalten (n., nur Singular) ein schlechtes oder falsches Verhalten Spaniens erkennen.
EDUARDO DE CASTRO GONZALES:
Man muss sich nur diese brutalen Aufnahmen ansehen: Das hätte alles niemals passieren dürfen. Aber es ist nicht auf spanischer Seite passiert, sondern auf marokkanischer. Die Marokkaner haben es dazu kommen lassen. Sie müssen sich nun dafür erklären, auch bei ihren afrikanischen Nachbarn. Sie müssen die Verantwortung übernehmen.
SPRECHER:
Zurück in Marokko lässt sich sich nicht ab|schrecken lassen sich nicht durch Angst an etwas hindern lassen; etwas trotz Angst oder Widerständen machen Migrant Atroon von all dem nicht abschrecken sich nicht ab|schrecken lassen sich nicht durch Angst an etwas hindern lassen; etwas trotz Angst oder Widerständen machen . Für ihn gibt es weiterhin nur ein Ziel: den Grenzzaun von Melilla zu überwinden.
ATROON:
Ich werde es einfach wieder und wieder versuchen. Wir haben nichts zu verlieren. Im Sudan gibt es keine Möglichkeit, sich frei zu entwickeln, selbst wenn du studiert hast. Du hast nur die Wahl, zur Armee zu gehen oder eine illegale Arbeit zu suchen.
SPRECHER:
Atroon und die anderen versuchen, mit Lebensmittelspenden von Nachbarn irgendwie über die Runden über die Runden kommen hier umgangssprachlich für: es schaffen, sein Leben zu leben zu kommen über die Runden kommen hier umgangssprachlich für: es schaffen, sein Leben zu leben und solange auszuharren aus|harren in einer schwierigen Situation irgendwo sehr lange warten müssen , bis sie es irgendwann nach Europa schaffen.
Melilla: tödliche Gewalt gegen Geflüchtete
Zaun, Zäune (m.) — eine Wand im Freien aus Metall oder Holz
auf jemanden/etwas ein|prügeln — jemanden/etwas immer wieder schlagen
Ansturm, Anstürme (m.) — hier: die Tatsache, dass viele Menschen an einen Ort laufen und dort etwas Bestimmtes machen wollen
(etwas) überwinden — hier: es über ein Hindernis schaffen
auf jemanden ein|schlagen — jemanden mehrmals und stark schlagen
jemandem etwas zu|fügen — jemandem etwas Schlimmes antun
bewusstlos — ohnmächtig; so, dass man auf nichts reagiert
verlassen — hier: so, dass etwas nicht mehr genutzt wird und dort niemand ist
jemanden aus|setzen — jemanden an einen Ort bringen und dort allein zurücklassen
Vorwurf, Vorwürfe (m.) — die Beschuldigung; die Kritik
jemanden ab|schieben — jemanden, der Asyl sucht, in seine Heimat zurückschicken
etwas sperren — hier: den Zugang zu etwas blockieren oder verbieten
sich durch|schlagen — mit viel Arbeit und Mühe versuchen, ein Ziel zu erreichen
querfeldein — so, dass man keine Straßen oder Wege nutzt, sondern zum Beispiel über Felder oder Wiesen geht
Vorgehen, - (n.) — die Art und Weise zu handeln
gegen etwas verstoßen — gegen eine Regel oder ein Gesetz handeln
Völkerrecht (n., nur Singular) — das internationale Recht
Aussicht, -en (f.) — hier: die Chance
jemanden mit etwas konfrontieren — jemanden dazu bringen, dass er sich mit etwas beschäftigen muss
besorgt sein — sich Sorgen machen
spürbar — hier: deutlich erkennbar; so, dass man etwas deutlich merkt
Auswirkung, -en (f.) — die Folge; der Effekt
etwas an|steuern — etwas zum Ziel nehmen, anfahren
Auffanglager, - (n.) — ein Ort, an dem Flüchtlinge sicher sind und an dem sie zuerst (meistens nur für kurze Zeit) bleiben können
etwas drehen — hier: einen Film oder ein Video machen
die Drecksarbeit für jemanden übernehmen — hier umgangssprachlich für: eine unmoralische Arbeit machen, damit sie jemand anderes nicht machen muss
ein leuchtendes Beispiel sein — ein besonders positives Beispiel sein
als etwas da|stehen — als etwas gelten; von anderen als etwas gesehen werden
Fehlverhalten (n., nur Singular) — ein schlechtes oder falsches Verhalten
sich nicht ab|schrecken lassen — sich nicht durch Angst an etwas hindern lassen; etwas trotz Angst oder Widerständen machen
über die Runden kommen — hier umgangssprachlich für: es schaffen, sein Leben zu leben
aus|harren — in einer schwierigen Situation irgendwo sehr lange warten müssen