Die DW Akademie fördert in der Ukraine seit 2014 Meinungsvielfalt, Media Viability und eine ausgewogene Berichterstattung. Sie unterstützt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der die Bevölkerung im Krieg informiert.
Die ukrainische Medienlandschaft hat sich nach dem Ausbruch des Krieges im Februar 2022 grundlegend verändert. Dennoch konnte das Land – trotz Kriegszensur und anderen Einschränkungen der Pressefreiheit – seine Position in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen in den vergangenen zwei Jahren deutlich verbessern: von Platz 106 im Jahr 2022 über Platz 79 im Jahr 2023 auf Platz 61 im Jahr 2024.
Das liegt vor allem daran, dass der Einfluss von Oligarchen auf Journalismus und Redaktionspolitik nationaler Fernsehsender geschwunden ist. Im Laufe des Krieges ist der wirtschaftliche und politische Einfluss der ukrainischen Oligarchen stark zurückgegangen. Dass in der Ukraine kaum noch öffentliche politische Auseinandersetzungen in den Medien ausgetragen werden hat dazu geführt, dass die Oligarchen wenig bis gar kein Interesse mehr an eigenen Medien (vor allem nationalen TV-Sendern) als Mittel im politischen Kampf haben. Diese immer größer werdende Nische wird vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk UA:PBC (Suspilne) und lokalen Medien besetzt.
Auf der anderen Seite trägt der vom Präsidialamt gesteuerte und aus dem Staatshaushalt finanzierte TV-Nachrichtenmarathon (gemeinsam produziert und ausgestrahlt von sechs nationalen Fernsehsendern) täglich dazu bei, das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien zu untergraben.
Zwei klare Trends sind seit 2022 auf dem ukrainischen Medienmarkt zu beobachten: die Abkehr der Medienkonsumenten vom Fernsehen als Hauptnachrichtenquelle hin zu sozialen und Online-Medien (v.a. Telegram) sowie die steigende Relevanz und das wachsende Vertrauen der Bevölkerung in unabhängige lokale (Online-)Medien. Während der zunehmende Nachrichtenkonsum über (anonyme) Telegram-Kanäle ein großes Problem im Kampf gegen (russische) Desinformation darstellt, ist die Stärkung der Relevanz lokaler Medien in der Ukraine zu begrüßen.
Die DW Akademie engagiert sich seit 2014 in der Ukraine und unterstützt lokale unabhängige Medien, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk (UA:PBC) sowie freien Journalismus. Mit den laufenden Projekten unterstützt sie dabei, journalistische Qualifizierung sowie Aus- und Fortbildung qualitativ zu verbessern und praxisnaher zu gestalten und lokale unabhängige Medienhäuser umfassend und bedarfsorientiert zu fördern.
Laden Sie den aktuellsten Evaluationsbericht hier herunter. (auf Englisch)
Unabhängige und verlässliche Informationen sind in Kriegszeiten überlebenswichtig. So informiert der öffentlich-rechtliche Rundfunk UA:PBC die ukrainische Bevölkerung bei Angriffen auch dann, wenn das Alarmsystem nicht funktioniert. Die DW Akademie hält in der aktuellen Situation engen Kontakt zu ihren Mitarbeitenden und Partnerorganisationen in der Ukraine, darunter auch UA:PBC.
Die DW Akademie unterstützt den Projektträger Ukrainisches Institut für Medien und Kommunikation bei der Entwicklung von Trainingsformaten mit dem Ziel, die Medien- und Digitalkompetenz älterer Menschen (über 60 Jahre) zu steigern und alte, starre Denkmuster aufzubrechen. Eine begleitende Studie analysiert die Bedarfe und untersucht, wie die Zielgruppe erreicht werden kann. Ältere Menschen sollen – auch generationenübergreifend, etwa gemeinsam mit jüngeren Angehörigen – dabei unterstützt werden, sich besser an gesellschaftlichen Diskursen zu beteiligen und an Transformationsprozessen mitzuwirken.
Das UIMK bietet als Projektträger über die Journalism Teachers Academy (JTA) Fortbildungen für Lehrkräfte aus den Journalismusfakultäten ukrainischer Universitäten in Methodik und Didaktik an, damit Medienhäuser auf besser ausgebildete Nachwuchskräfte zurückgreifen können. Geplant ist die Zusammenarbeit mit sechs ukrainischen Universitäten.
Ergänzend zu der akademischen Ausbildung bietet der Projektträger Educational Center Nakypilo weiterhin praxisorientierte Ausbildungsplätze im Rahmen der Schule für Universelle Redakteure (SUR) an. Ausgebildete Redakteurinnen und Redakteure sollen lokale unabhängige Medien personell verstärken. Der nachhaltige Betrieb der Schule wird durch eine Finanzberatung und Organisationsentwicklung sichergestellt.
Die DW Akademie leistet umfassende Unterstützung für lokale, unabhängige Medienhäuser der Ukraine. Sie bietet bedarfsorientierte Trainings für Journalistinnen und Journalisten und Medienmanagerinnen und -manager, sowie Seminare und Studienreisen in Deutschland an, die Raum für Diskussionen, Reflexionen und Vernetzung bieten. In Zusammenarbeit mit einem neuen Projektträger, der NGO "Maje Sens", werden 2024-2025 Managerinnen und Manager für Fundraising ausgebildet und betreut.
Zusammen mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk der Ukraine (Suspilne), und der Medienorganisation Lviv Media Forum setzt die DW Akademie das Projekt “Strengthening Independent Media for a strong democratic Ukraine” (2024-2026) um, das von der Europäischen Kommission finanziert und vom Auswärtigen Amt unterstützt wird.
Das Projekt zielt darauf ab, die Kapazitäten der unabhängigen Medien, einschließlich des ukrainischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks, nachhaltig zu steigern, einen konstruktiven und offenen Dialog der ukrainischen Bevölkerung zu fördern und den Nationalen Rat für Fernsehen und Rundfunk auf seinem Weg zur Erfüllung der EU-Standards zu unterstützen.
Die DW Akademie und die ukrainische Organisation Lviv Media Forum nutzen ihre Erfahrung in der Unterstützung unabhängiger regionaler Medien in der Ukraine mit dem Schwerpunkt auf Nischenmedien, konstruktivem Journalismus und gesellschaftlichem Engagement. Suspilne verstärkt seine Arbeit in den Bereichen investigative Berichterstattung und Kinderinhalte und treibt seine digitale Modernisierung weiter voran.
Eine „MIL-Initiative für die Jugend“ der DW Akademie in Partnerschaft mit der Public Academy Juniors von Suspilne bindet junge Menschen (12-18 Jahre) ein und gibt ihnen eine Stimme im lokalen demokratischen Prozess.
Mittelgeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Auswärtiges Amt (AA), EU-Kommission (EU)
Program Directors: Dr. Kyryl Savin (BMZ), Hélène Champagne (EU)
Einsatzorte: Kiew, Lwiw, Tscherkassy, Ternopil, Charkiw, Odessa, Dnipro, Tschernihiw, Mykolajiw, Dnipropetrowsk, Saporischschja, Cherson, Mariupol, Donezk, Luhansk
Partner vor Ort: Ukrainische öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft UA:PBC (Suspilne), Educational Center Nakypilo, NGO “Maje Sens”, Ukrainisches Institut für Medien und Kommunikation (UIMC), Lviv Media Forum (LMF)
Schwerpunkte: Qualifizierung und Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten, Media Viability, Wirtschaftsjournalismus, Gesellschaftliche Teilhabe, (lokale) partizipative Medienangebote und Bürgermedien, Media and Information Literacy (MIL), Professionalität und Netzwerke im Journalismus