Unmittelbar nach der russischen Invasion in die Ukraine sahen sich die Medien im Land mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Abgesehen von Stromausfällen, Luftschutzalarm und Unterbrechungen der Kommunikationskanäle brachen ihre Werbeeinnahmen schon nach wenigen Tagen völlig zusammen. Dies brachte lokale, unabhängige Medien in eine nahezu unmögliche wirtschaftliche Lage, und das zu einem Zeitpunkt, an dem sie am meisten gebraucht wurden.
"Die Arbeitsbedingungen von Journalistinnen und Journalisten in der Ukraine waren aufgrund der COVID-19-Pandemie und struktureller Veränderungen in der Medienlandschaft schon vorher prekär", so Helène Champagne, Program Director der DW Akademie für MediaFit. "Seit dem Ausbruch des Krieges geht es aber vor allem um das Überleben des Medienpluralismus."
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Ein Jahr nach Beginn der Invasion: Medien in der Ukraine lebensfähig halten
Unterstützung für Medien in der gesamten Ukraine
Mehr als vierzig regionale Medienunternehmen aus der gesamten Ukraine trafen sich in Polen zur ersten Präsenzveranstaltung seit dem Ausbruch von COVID-19 und der russischen Invasion. Dort konnten sie voneinander lernen und über die zahlreichen Herausforderungen nachdenken, mit denen sie konfrontiert sind, und gleichzeitig Fähigkeiten zur persönlichen und medialen Resilienz entwickeln.
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Ein Jahr nach Beginn der Invasion: Medien in der Ukraine lebensfähig halten
Vgoru (Cherson)
"Die größte Herausforderung war für uns im vergangenen Jahr, das Team am Leben und physisch und psychisch gesund zu halten. Und das ist uns gelungen. Wir haben regelmäßig Fotostrecken aus dem besetzten und später befreiten Cherson veröffentlicht und konnten unsere Fotos mit anderen ukrainischen und ausländischen Medien teilen. Die Welt hat so von der Situation in der Stadt erfahren."
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Eastern Variant (Luhansk)
"Wir haben überlebt, das Team evakuiert und zwei Journalisten aus Mariupol eingestellt, die ihre Jobs verloren hatten. Wir haben Geld für den Umzug gesammelt und hatten keine Angst vor Herausforderungen. Wir fühlen uns stark genug, Erfahrungen und Wissen zu Rundfunkübertragungen aus besetzten Gebieten, digitaler Sicherheit, Erfolg in den sozialen Medien und Storytelling weiterzugeben."
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Kramatorsk Post (Kramatorsk)
"Trotz aller Schrecken, die uns der Krieg gebracht hat, war 2022 überraschenderweise eines der produktivsten Jahre unserer Geschichte. Unser ukrainisches Publikum ist aufgrund der häufigen Stromausfälle stark zurückgegangen, aber wir wachsen auf Social Media. Ein wichtiges Projekt, das wir derzeit entwickeln, ist eine Informationsdrehscheibe für Menschen in Kramatorsk, einer Stadt an der Front."
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Chas Chernihivskyi (Tschernihiw)
"Trotz der Schwierigkeiten sind wir das einzige private Medienunternehmen in der Region, das die katastrophale Situation nicht nur überlebt hat, sondern daran wachsen konnte. Im Laufe des Jahres ist unsere Zuschauerzahl von bis zu 3.000 auf bis zu 40.000 pro Tag gestiegen. Wir sind das einzige Online-Medium in der Region, das täglich 2-3 hochwertige Videobeiträge und Sendungen produzieren kann."
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Bilyaivka (Biljaiwka, Region Odessa)
"Wir haben unser Publikum deutlich vergrößert und unser Profil geschärft: Wir liefern Hintergründe und Erklärungen, konstruktiven Journalismus, Geschichten von menschlichem Interesse, Spielformate, historische Texte und Veranstaltungen. Wir haben dieses schreckliche Jahr überlebt, unser Medienhaus gerettet und Einnahmequellen erhalten. Danke für die Unterstützung durch MediaFit!"
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Intent.Press (Odessa)
"Seit der Invasion haben wir Branding und redaktionelle Linie unseres Unternehmens modernisiert und eine neue Kommunikationsstrategie entwickelt. Sie hilft uns, unsere Zielgruppen zu erreichen, die sich nun nicht nur in Odessa, sondern auch in den Regionen Mykolajiw und Cherson befindet. 2022 wurde unsere Website von über einer Million Nutzenden besucht, und wir konnten das gesamte Team halten."
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Cucr (Sumy)
"Wir waren gezwungen, uns von einem langsamen Medium in eine gut funktionierende Nachrichtenredaktion zu verwandeln, die in Kriegszeiten Informationen schnell bereitstellt. Wir haben begonnen, regelmäßig Podcasts zu produzieren und einen monothematischen Podcast gestartet. Außerdem bereiten wir ein gedrucktes Magazin vor. Eine Sonderausgabe über das Militär soll im Januar erscheinen."
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Vchasno (Donezk)
"2022 ist es uns gelungen, einen Teil der Redaktion zu evakuieren, unser Team zu retten und Arbeitsplätze zu erhalten. Unsere Website ist dank dieser Maßnahmen nicht einen Tag ausgefallen. Unser Publikum hat sich drastisch erhöht und wir haben einen neuen Telegram-Kanal eingeführt. Dank MediaFit konnten wir eine neue Website entwickeln, da die alte anfällig war für russische DDOS-Angriffe."
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Realnaya Gazeta (Luhansk)
"Dank MediaFit konnten wir einen Nachhaltigkeitsplan für unsere News-Redaktion entwickeln und ihn einhalten. Unsere Zuschauerzahl auf YouTube hat sich dank neuer Formate – Erklärungen und Zusammenfassungen – innerhalb eines Jahres vervierfacht. Wir haben unsere Website überarbeitet und um eine Ukrainische Version ergänzt, um mehr Menschen in Kiew, Dnipro, Lwiw und Saporischschja zu erreichen."
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Primorka.City (Berdjansk)
"2022 hatte unsere Redaktion zwei Ziele: überleben und volle Unabhängigkeit erlangen (wir waren Teil eines anderen Projekts). Wir sind damit auf einem guten Weg und haben "Free News" gegründet, eine Organisation, die Massenmedien und den Schutz der Rechte von Journalisten vereint. Trotz des Verbots unserer Medien im russisch besetzten Berdjansk ist es uns gelungen, unser Publikum zu halten."
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Lyuk Media (Charkiv)
"Wir sind stark darin, menschliche Geschichten zu erzählen. Das hat uns zwei Sonderaufträge von internationalen Organisationen eingebracht. Außerdem entwickeln wir eine Serie von acht Produkten über die kulturelle Kolonisierung und die Benennung von Städten, Straßen und Gebäuden. Und wir haben unsere Strategien entwickelt, einschließlich der inhaltlichen Ausrichtung."
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Ein Jahr nach Beginn der Invasion: Medien in der Ukraine lebensfähig halten
Pershyi Kryvorizkyi (Krywyj Rih)
"Mithilfe von MediaFit haben wir eine Strategie entwickelt und unsere Stärken und - noch wichtiger - Schwächen analysiert. Wir konnten die ukrainische Version unserer Website einführen und unsere News-Redaktion kann nun auch bei Stromausfällen arbeiten. Wir haben das Team mit Schutzkleidung ausgestattet, um in zurückeroberte Gebiete reisen und die Geschichten der Menschen erzählen zu können."
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Ein Jahr nach Beginn der Invasion: Medien in der Ukraine lebensfähig halten
Mykolaiv Centre for Investigative Journalism (Mykolajiw)
"Es war ein sehr schwieriges Jahr und positive Erinnerungen sind rar. Im Jahr 2022 war zu überleben unser einziges Ziel. Mykolajiw ist eine der am stärksten betroffenen Großstädte in der Ukraine. Positiv war, dass wir mehr Unterstützung von Geberorganisationen erhalten haben. Außerdem konnten wir auf Social Media wachsen und erfolgreich einen TikTok-Kanal launchen, um junge Menschen zu erreichen."
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Ein Jahr nach Beginn der Invasion: Medien in der Ukraine lebensfähig halten
Nakipelo (Charkiv)
"Im Oktober 2022 haben wir unser Online-Radio und die Website neu aufgesetzt und erreichen monatlich etwa 2600 Hörerinnen und Hörer. Im Dezember kam ein eigener UKW-Radiosender dazu. Außerdem haben wir ein Pressezentrum eröffnet und ein Team zusammengestellt. Als nächstes bauen wir ein neues Bildungszentrum auf und bereiten neue Projekte zur Unterstützung anderer Journalisten aus der Region vor."
Autorin/Autor: Yulia Alekseeva
Überleben von Medien sichern, Zugang zu Informationen ermöglichen
In Zusammenarbeit mit dem Lviv Media Forum, ABO und der Media Development Foundation konnte das MediaFit-Programm neben finanziellen Zuschüssen 42 Medienunternehmen Unterstützung beim Krisenmanagement bieten. Sie konnten so weiterhin ihre laufenden Kosten decken und die dringend benötigte Berichterstattung liefern – während sie sich gleichzeitig an die sich ständig verändernde Situation vor Ort anpassten.
Teilnehmende aus allen Teilen der Ukraine trafen sich kürzlich zum ersten Mal persönlich an einem sicheren Ort in Polen, um Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen.
MediaFit wird von der EU finanziert und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kofinanziert. Ursprünglich konzentrierte sich das Programm auf wirtschaftliche Aspekte von Medien und Medieninnovation in der Süd- und Ostukraine. Jetzt konzentriert es sich auf Überlebenshilfe in Kriegszeiten für 14 unabhängige Regionalmedien.