Die DW Akademie vermittelt mit ihren Partnern in Mittelamerika Medienkompetenzen an Schulen und in indigenen Gemeinden – eine Pionierarbeit.
Guatemala ist ein junges Land: Kinder und Jugendliche stellen fast die Hälfte der Bevölkerung. Viele von ihnen wachsen allerdings in einer gefährlichen Umgebung auf. Armut und Unterernährung verbreitet. Gewalt prägt Familien und ganze Stadtteile. Wo aber bewaffnete Banden die Straßen beherrschen, bleibt nur wenig Platz für die Wünsche und Sorgen von Jugendlichen. Während die traditionellen Medien ihre Lebensrealität weitgehend ausblenden, begegnen junge Leute in sozialen Netzwerken einer Mischung aus Falschinformationen, Vorurteilen und Rassismus. Unter diesen Bedingungen die richtigen Informationen zu finden, um das eigene Leben positiv zu gestalten, ist eine große Herausforderung. Und die Folgen sind dramatisch: Guatemala gehört beispielsweise zu den Ländern mit der weltweit höchsten Zahl von Teenage-Schwangerschaften. Jungen Mädchen fehlt oft Orientierung zu Verhütung und Familienplanung. Hinzu kommt, dass es im Land über 20 indigene Sprachen gibt. Die meisten Medien veröffentlichen trotzdem ausschließlich auf Spanisch. Wer das nicht versteht, weil er eine andere Muttersprache hat, bleibt ausgeschlossen – von Informationen und vom öffentlichen Leben. Hier setzen wir an.
Unser Engagement
In Guatemala entwickelt die DW Akademie gemeinsam mit ihrem Projektträger Asociación de Servicios Educativos y Culturales (ASEC) ein in Mittelamerika bislang einmaliges Angebot: Schülerinnen und Schüler erlernen Medienkompetenzen im Rahmen des Schulunterrichts. Spielerisch erfahren sie, wie sie verlässliche Informationen im Internet finden und Gefahren in sozialen Netzwerken vermeiden. Dazu bildet ASEC seine ehrenamtlichen Lehrerinnen und Lehrer fort und nimmt in seine Lehrbücher zentrale Elemente von Media and Information Literacy (MIL) auf. Davon profitieren Tausende von Schülerinnen und Schüler im ganzen Land, die über das Guatemaltekische Institut für Radiobildung (IGER) einen Schulabschluss machen. Die DW Akademie und ihre Partner stützen sich auf die umfassende Erfahrung des Radiosenders und Digitalmediums Sónica, das seit 2017 Pionierarbeit zu MIL leistet und mit seinem „Mobilen Studio“ Schulen in Problemstadtteilen besucht.
Der Projektträger Comunicares arbeitet mit indigenen Gemeinden und schafft ein MIL-Angebot für junge Leute, das die jeweilige lokale Kultur und Sprache berücksichtigt und respektiert. In Zusammenarbeit mit dem Sender Radio Sayaxché entstehen so Sendungen, Spiele und digitale Angebote, die Medienkompetenzen fördern und junge Leute ermutigen, sich aktiv in die Zivilgesellschaft einzubringen. Comunicares ist mit seinen Erfahrungen Vorreiter in Lateinamerika und zeigt, wie MIL-Methoden in diesem besonderen kulturellen Kontext funktionieren können.
Guatemala ist als Regionalkomponente in das Länderprogramm Mexiko eingebunden. Die Erfahrungen zu MIL dienen länderübergreifend auch Partnern in Honduras und El Salvador, wo ebenfalls punktuelle Aktivitäten stattfinden.
Mittelgeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Program Director: Patricia Noboa Amendáriz
Einsatzorte: Guatemala-Stadt, Sayaxché
Partner vor Ort: Instituto Guatemalteco de Educación Radiofónica (IGER), ASEC, Comunicares
Schwerpunkte: Zugang zu Information, Recht auf freie Meinungsäußerung, Mitsprache benachteiligter Bevölkerungsgruppen, Gesellschaftliche Teilhabe, partizipative Medienangebote, Aufarbeitung der Vergangenheit.