MIL goes viral: Die App “Guardian of the Planet” | Nahost/Nordafrika | DW | 19.04.2023
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Nahost/Nordafrika

MIL goes viral: Die App “Guardian of the Planet”

In den Palästinensischen Gebieten haben Jugendliche für Jugendliche eine App entwickelt. Neben Umweltschutz vermittelt das Spiel auch den kritischen Umgang mit Medien.

Falschinformationen, Gerüchte, unseriöse Quellen: Gerade junge Menschen sind häufig anfällig für gezielte Desinformation – und verbreiten sogar unbewusst falsche Informationen weiter. In den Palästinensischen Gebieten, Guatemala und Jordanien hat die DW Akademie mit den lokalen Partnerorganisationen PYALARA und Comunicares dieses Problem erkannt, und will bei der Lösung junge Menschen direkt einbinden.  

Das Projekt „MIL goes viral“ sucht gemeinsam mit Jugendlichen nach kreativen Wegen, um auf die Gefahren der digitalen Welt aufmerksam zu machen. Das Ergebnis sind drei interaktive Apps und Online-Spiele, die auf ganz unterschiedliche Weise den Umgang mit Falschinformation und Gerüchten vermitteln. Das Projekt ist Teil der globalen Kriseninitiative "Transparenz und Meinungsfreiheit", finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). 

Palästinensische Gebiete: Das Entwickler-Team wächst zusammen 

Siebzehn Jugendliche aus dem Westjordanland und Gaza nahmen im Rahman von "MIL goes viral" an einer Reihe von Idea Labs teil, mit dem Ziel, gemeinsam ein interaktives und unterhaltsames Instrument zur Vermittlung von Media and Information Literacy (MIL) zu entwickeln. 

App Guardian of the Land

Teilnehmerin Nadia Abdulal war an der Konzeption der App beteiligt

Nadia Abdelal war von Beginn an dabei und schildert ihre Eindrücke aus den Idea Labs: "Die Ausgangslage für unseren Workshop war, dass viele Leute, gerade in meinem Alter, nichts oder nur wenig über MIL wissen. Zum Beispiel, wie sie zwischen Gerüchten und Fakten unterscheiden oder Quellen prüfen können. Aber gerade an einem Ort wie Gaza, wo es viele Gerüchte zur politischen Situation gibt, ist das ein großes Problem. In verschiedenen Workshops haben wir daher viel über MIL gelernt und sind langsam als Team zusammengewachsen. Wir haben alle Ideen gemeinsam diskutiert, Mindmaps und Konzepte erstellt. Anfangs wollten einige von uns einen Podcast machen, andere eine Website oder eine App. Am Ende haben wir von allen Ideen etwas übernommen und uns für eine App entschieden. Sie kann Unterhaltung bieten, aber eben auch Wissen vermitteln, jede und jeder kann sie nutzen.“  

Hatem Abuzaid von der Organisation PYALARA unterstützte die Jugendlichen als MIL-Trainer: "Am meisten beeindruckt hat mich die leidenschaftliche Mitarbeit und Interaktion der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Bezug auf die verschiedenen Themen, die wir diskutiert und verknüpft haben: digitale Sicherheit, Falschinformation, kritisches Denken, Hassrede, Cyberbullying." 

Eine App gegen Fake News und Desinformation 

Inhaltlich entschieden sich die jungen Entwicklerinnen und Entwickler, das Thema Umweltschutz und Klimawandel mit der Vermittlung von MIL zu verbinden. Schauplatz der Handlung: ein fiktives Dorf, das von seinen Bewohnerinnen und Bewohnern nach einer Umweltkatastrophe verlassen wurde. Die Spielerinnen und Spieler lernen Details über die Folgen von Umweltverschmutzung und Klimawandel und müssen gleichzeitig ihre kritischen Denkfähigkeiten nutzen, um zwischen wahren und falschen Informationen zu unterscheiden. Ziel des Spiels ist es, durch das Lösen verschiedener Rätsel die Umweltschäden rückgängig zu machen und das Dorf wieder mit neuem Leben zu füllen. 

Ein herausfordernder Faktor bei der Entwicklung der App, so Nadia Abdelal, war die Verknüpfung von Unterhaltung und Wissensvermittlung: „Alles, was wir vorher wussten, waren das Alter unserer Zielgruppe (10-17) und die Aufgabe, dass wir ihnen das Thema MIL spielerisch näherbringen sollen. In diesem Alter suchen die Leute normalerweise nach etwas, das kreativ ist und Spaß macht, das Unterhaltung bringt. Ich möchte, dass unsere Nutzerinnen und Nutzer durch die App mehr über MIL lernen, damit sie eigene, kluge Entscheidungen treffen können. Wenn du weißt, wie du zwischen Fake und Fakt unterscheidest, dann kannst du auch den Menschen um dich herum helfen, besonders hier in unserer Gesellschaft.  

„Meine Eltern waren stolz auf mich“ 

Gemeinsam erstellten die Jugendlichen ein Konzept mit Details zur Spielidee, Definition der Zielgruppe, inhaltlichen Kriterien, und Lösungsansätzen. Das Team von PYALARA gab Feedback und ergänzte technische Details. Anschließend wurde die App mit Unterstützung von professionellen Entwicklerinnen und Entwicklern programmiert – und aus den Ideen der Jugendlichen entstand ein digitales, interaktives Spiel.  

Die App richtet sich primär an Jugendliche, kann aber von allen Altersgruppen genutzt werden. So konnte Nadia Abdelal auch ihre Familie für das Spiel begeistern: „Natürlich mussten meine Freunde und meine Familie die App herunterladen. Ich habe den Link mit allen geteilt, wir haben sogar eine Art Spieleabend organisiert. Meine Eltern fanden die App gut und waren stolz, dass ich daran mitgearbeitet habe. Mein Bruder hat sich sogar direkt für das nächste MIL-Camp von PYALARA angemeldet. 

Das Konzept einer interaktiven App, die Spaß und Wissensvermittlung vereint, scheint bei "Guardian of the Planet" aufzugehen, findet auch MIL-Trainer Hatem Abuzaid: „Das Spiel vermittelt wichtige Informationen und nutzt verschiedene Methoden zur Lösungsfindung. Auf diese Weise kann es kritisches Denken schulen und den jungen Nutzerinnen und Nutzern helfen, ihre Persönlichkeit zu entwickeln, zukünftig Krisen zu meistern und kreative Lösungen zu finden, sei es zu Hause, in der Schule, auf der Arbeit oder in einem anderen Lebensbereich.“ 

Roaa Abu Rmeleh

"Wir müssen noch mehr Energie in die Verbreitung der App stecken, damit sie jeden Haushalt in den Palästinensischen Gebieten erreicht", sagt Roaa Abu Rmeleh

Diese Einschätzung teilt auch Roaa Abu Rmeleh, MIL-Multiplikatorin von PYALARA: "Das Feedback, das wir bisher erhalten haben, ist sehr positiv. Die jungen Leute lieben "Guardian of the Planet" aus zwei Gründen, erstens ist es ein digitales Spiel und das führt ganz automatisch dazu, dass man tief in das Thema einsteigen und sich damit auseinandersetzen muss. Zweitens schafft es gleichzeitig Spannung und Abenteuer. Wir müssen noch mehr Energie in die Verbreitung der App stecken, damit sie jeden Haushalt in den Palästinensischen Gebieten erreicht. Dazu braucht es mehr Werbung bei den Jugendlichen und ihren Eltern."

"Ganz ehrlich: Ich bin stolz auf mich und mein Team", zeigt sich auch Nadia Abdelal begeistert über den Erfolg der App. "Anfangs fühlte sich das alles überhaupt nicht real an, wir hätten nicht gedacht, dass am Ende wirklich eine App entsteht, die Leute nutzen würden. Ich dachte das ist ein Projekt und wir geben ein bisschen Input. Aber jetzt kann ich das Resultat sehen – und das finde ich ziemlich beeindruckend." 

 

Die App "Guardian of the Planet" (in arabischer Sprache) kann kostenfrei im App-Store heruntergeladen werden: 

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