Wie können lokale Medien auch während der Coronapandemie zuverlässige Nachrichten und Informationen liefern? Drei Expertinnen aus dem Globalen Süden sind sich einig: Durch Vernetzung, Zusammenarbeit und Vertrauen.
„Die Lösung, um den Herausforderungen der Pandemie begegnen zu können, ist Vernetzung", meinte Belén Pardo Herrero vom Bürgerradiosender Vokaribe in Kolumbien. „Sich zu vernetzen, stärkt Kommunen und lokale Medien.“
Die kolumbianische Expertin für Lokalradio war eine der drei Teilnehmerinnen des Online-Panels „Information saves lives - The role of local media in fighting the infodemic”, das am 15. Juni im Rahmen des Global Media Forums stattfand. Gemeinsam mit Teresa Temweka Chirwa-Ndanga, Investigativjournalistin und Vorsitzende der Medienorganisation Media Institute of Southern Afrika (MISA) Malawi, und der Journalistin und Unternehmerin Dina Aboughazala aus Ägypten sprach sie über ihre Arbeit während der Pandemie. Das Panel wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen der gemeinsamen Initiative „Transparenz und Medienfreiheit“ unterstützt.
Durch die Veranstaltung führte DW-Moderator Eddy Micah Jr. ("The 77 Percent"). Die drei Frauen fesselten das Online-Publikum mit persönlichen Erfahrungen und berichteten, wie lokale Medien die jeweiligen Gemeinden vor Ort während der Coronapandemie zuverlässig informieren. Sie gaben auch Ratschläge für den erfolgreichen Kampf gegen Fehl- und Desinformationen, die sich während einer Krise schnell über soziale Medien verbreiten.
„Genau, Vernetzung und Zusammenarbeit. Die lokale Presse muss zusammenarbeiten“, stimmte Dina Aboughazala ihrer Mitstreiterin Belén Pardo Herrero zu. Die Medien in Ägypten hätten, wie in vielen anderen Ländern der Welt, während der Pandemie finanziell gelitten. Zu oft würden den Lokaljournalisten die nötigen Ressourcen fehlen, um falsche Nachrichten und Gerüchte zu überprüfen und „angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich Fehlinformationen verbreitet haben, konnte der Lokaljournalismus bedauerlicherweise nicht immer mithalten“, berichtete sie im Online-Panel.
Teresa Temweka Chirwa-Ndanga erklärte, wie das aktuelle Mediensystem in Malawi eine faktentreue Berichterstattung über die Pandemie erschweren würde. Zu oft, sagte sie, agieren Medienhäuser im Interesse von Politikern und der Privatwirtschaft anstatt im Sinne des Gemeinwohls. „In Malawi gibt es viel Korruption in den Medien, weil sogar der Herausgeber korrupt ist“, so Chirwa-Ndanga. „[Die Menschen] vertrauen den Medien nicht.“
Eine zusätzliche Herausforderung in Kolumbien ist die heterogene Zuhörerschaft. Belén Pardo Herrero will mit Vokaribe daher nicht nur allgemein zuverlässige Informationen liefern, sondern auch indigene Gruppen erreichen, indem die Radiostation in den jeweiligen Sprachen sendet. „Die Situation in Kolumbien unterscheidet sich in diesem Punkt deutlich von anderen Regionen in Lateinamerika“, sagte sie. „Hier sind die Community-Radiosender oft die einzige verlässliche Quelle, die in den indigenen Sprachen [verfügbar] ist.“
Damit lokale Medien die Pandemie finanziell überleben, sind mehr Ressourcen und Unterstützung nötig, betonten alle drei Expertinnen während des Online-Panels. Mit Blick auf die Zukunft des Lokaljournalismus äußerten sie aber auch Hoffnung und Optimismus. Schließlich, fügte Chirwa-Ndanga hinzu, seien Lokaljournalistinnen und -journalisten auch Teil der Gemeinschaften, denen sie dienen, denn „Vertreterinnen und Vertreter lokaler Medien leben das gleiche Leben, haben die gleichen Probleme und brauchen die gleichen Lösungen, wie ihr lokales Umfeld“, erklärte sie.