Kinder sind nicht nur neugierig, sondern auch aktive Mediennutzende. Wie kann man ihre Sicherheit gewährleisten? MIL4KIDZ ist eine Möglichkeit. Marion Apio, eine Trainerin, erklärt, worum es dabei geht.
DW Akademie: Können Sie mir erklären, worum es beim MIL4KIDZ-Curriculum geht?
Marion Apio: Das MIL4KIDZ-Curriculum ist ein Leitfaden, den die DW Akademie gemeinsam mit uns von der Media Challenge Initiative (MCI) entwickelt hat, um Kindern in Uganda Media and Information Literacy (MIL) zu vermitteln. Er besteht aus vier Teilen: „Medien & ich“, „Medien & meine Neugier“, „Medien & mein Spaß“ und „Medien & meine Beziehung“. Im ersten Teil erstellen die Kinder ihre eigenen Medienprofile und wir bringen ihnen bei, dass sie nicht nur Medienkonsumenten, sondern auch Medienproduzenten sind. Im zweiten Teil bringen wir den Kindern bei, zwischen Fakten, Meinungen und Nachrichten zu unterscheiden. Sie beginnen auch, ihre eigenen Inhalte zu erstellen.
Wie steht es um die digitale Sicherheit?
Wir wissen, dass eine Online-Präsenz ein grundlegendes Verständnis von digitaler Sicherheit und Schutz erfordert. Deshalb konzentriert sich der dritte Teil unseres Curriculums stark auf diese Aspekte. Obwohl viele Kinder bereits verschiedene Medien nutzen oder ihnen im Alltag ausgesetzt sind, verstehen sie die Sicherheitsbedenken noch nicht wirklich. Wir erklären, warum Datenschutz und Passwörter wichtig sind. Sie müssen wissen, dass es wichtig ist, einzustellen, wer ihre Beiträge sieht und wie man sicher online kommuniziert und Kontakte knüpft.
Warum ist es so wichtig, Kindern MIL-Fähigkeiten beizubringen und nicht erst bei Erwachsenen anzufangen?
Nun, wir müssen bedenken, dass die Kinder, die wir heute unterrichten, die zukünftige Generation der Mediennutzenden sind. Je früher wir also damit beginnen, sie mit den notwendigen Fähigkeiten auszustatten, um sich in der digitalen Welt zurechtzufinden, desto besser. Wir MIL-Trainerinnen und Trainer sind der Meinung, dass jedes Kind, unabhängig davon, ob es selbst auf digitalen Plattformen unterwegs ist, Inhalte beisteuert und Medien konsumiert. Je länger wir mit dem Unterricht warten, desto mehr Gefahren, wie z.B. Cybermobbing, sexuelle Belästigung, Diskriminierung und Hate Speech sowie Gefahren für die Privatsphäre, sind sie ausgesetzt.
Das klingt nach viel Theorie - wie schaffen Sie es, jungen Kindern so komplizierte und abstrakte Dinge beizubringen?
Wir nutzen lustige und spielerische Aktivitäten, um die Aspekte des Curriculums zu stärken. Eine davon ist, dass wir mit den Kindern eine Fernseh- oder Radiosendung gestalten. Andere Möglichkeiten sind Spiele, Wettbewerbe und vieles mehr. Der Spaß am Lernen steht für uns an erster Stelle. Das Curriculum ist nur ein Leitfaden, es schränkt uns als Trainer nicht wirklich ein.
Warum haben Sie sich entschieden, MIL-Trainerin für Kinder zu werden?
Ich bin ehrlich: Ich liebe Kinder sehr! Früher habe ich auf meine Cousins, Neffen und Nichten aufgepasst. So gesehen bin ich also eine geborene Erzieherin. Aber der Hauptgrund, warum ich Trainerin geworden bin, ist, dass ich am Media Challenge Fellowship teilgenommen habe, bei dem ich in allen Bereichen, die mit Medien zu tun haben, unterrichtet wurde. Kommunikation und Journalismus waren schon immer meine Leidenschaft, aber Journalistin zu sein und gleichzeitig mit Kindern zu arbeiten, ist nicht alltäglich. Das MIL4KIDZ-Curriculum bot also eine einzigartige Gelegenheit, beides zu kombinieren – Kinder und Journalismus – und meine Fähigkeiten an die nächste Generation von Mediennutzenden weiterzugeben.
Kinder zu unterrichten klingt zwar nach Spaß, aber ich kann mir vorstellen, dass es manchmal sehr stressig werden kann. Was waren die größten Herausforderungen, denen Sie sich stellen mussten?
Manche Leute werden sagen, dass es einfacher ist, Erwachsene zu unterrichten als Kinder. Dem stimme ich nicht zu. Aber natürlich gibt es Herausforderungen. Um ehrlich zu sein: eine ganze Menge! Die größte Herausforderung bestand für mich darin, geduldig zu sein und das Interesse der Kinder an den Dingen aufrechtzuerhalten, die man ihnen beibringen will. Wenn man sie langweilt, werden sie brutal ehrlich zu einem sein und entsprechend handeln. Für ein Kind kann selbst das kleinste Problem zu einer riesigen Katastrophe werden – und darauf muss man vorbereitet sein. Aber ich denke, Geduld zu haben und eine Beziehung zu Kindern aufzubauen, indem ich sie unterrichte, bringt das Beste in mir als Mensch hervor.
Das MIL4KIDZ-Curriculum war recht erfolgreich. Wird es in Zukunft mehr davon geben?
Ja, das MIL4KIDZ-Curriculum war in Uganda sehr erfolgreich. 140 Kinder, 17 Eltern, 23 Lehrer und Lehrerinnen und 10 NRO-Mitarbeitende haben unsere MIL-Trainings besucht und ihre MIL-Fähigkeiten gestärkt. Die DW Akademie bildete 15 Mitarbeitende des MCI zu MIL-Trainern und Trainerinnen aus. Also haben wir begonnen, darüber nachzudenken, was der nächste logische Schritt sein könnte – und uns kamen Teenager in den Sinn. So hat die DW Akademie mit uns das MIL4TEENZ-Curriculum entwickelt, das mit echten Teenagern getestet werden soll, um sicherzugehen, dass das Curriculum auf ihre Bedürfnisse angepasst ist. Jugendliche verbringen noch mehr Zeit im Internet als Kinder, daher ist es wichtig, auch sie über die Gefahren der digitalen Welt aufzuklären. MCI und DW Akademie entschieden sich für eine Altersgruppe von 13- bis 16-Jährigen. Wir Trainer und Trainerinnen wurden speziell geschult, wie wir unser Wissen an sie weitergeben können. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die Erfahrungen von Teenagern von denen von Kindern unterscheiden – einige haben bereits Hate Speech, sexuelle Belästigung oder sogar Cybermobbing erlebt. Die Art und Weise, wie wir sie unterrichten und bestimmte Themen diskutieren, muss daher viel sensibler sein. Das Curriculum von MIL4TEENZ konzentriert sich noch stärker auf die digitale Sicherheit und die Regeln und Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre. Ich bin zuversichtlich, dass dies ein großer Schritt in Richtung einer kompetenteren Gesellschaft in Uganda ist, wenn es um Medien geht.