In Kambodscha wird Facebook immer populärer, vor allem unter jungen Menschen. Viele wissen jedoch nicht, wie sie das soziale Netzwerk sicher nutzen können. Mit einem Projekt der DW Akademie soll sich das ändern.
Sreychreb Sous meldete sich auf Facebook an, nachdem ihr Bruder vor sechs Monaten nach Thailand zog, um dort Arbeit zu finden. Die 18-jährige Schülerin wollte, dass ihr Bruder mit der Familie in Pong Ror Chas, einem kleinen Dorf in der kambodschanischen Provinz Siem Reap, unweit der berühmten Tempel von Angkor Wat, in Kontakt bleiben konnte. Facebook ermöglichte es der Familie, per Video zu chatten.
"So konnte mein Bruder das Gesicht seiner Mutter wieder sehen", sagt sie.
Seitdem ist Facebook ein wichtiger Teil von Sreychrebs Leben geworden. Neben den Gesprächen mit ihrem ausgewanderten Bruder chattet sie mit ihren Klassenkameraden, liest Nachrichten und teilt Informationen über wichtige Ereignisse wie Verkehrsunfälle. Das Problem dabei war bisher, dass sie nie wirklich viel darüber nachgedacht hat, was sie an ihre Facebook-Freunde weitergab.
Sreycheb Sou aus der ländlichen Provinz Siem Reap lernt, wie sie Facebook verantwortungsvoll nutzen und ihrer Gemeinschaft helfen kann.
"Ich habe einfach alles geteilt", erinnert sie sich. "Ich wusste nicht, ob es stimmt oder nicht. Ich habe erst erfahren, dass einige Dinge auf Facebook nicht wahr sind, als ich zu diesem Workshop kam."
Eine Chance für eine verantwortungsvolle Beteiligung
Der Workshop der DW Akademie war Teil eines vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts mit dem Titel "Meine Stimme zählt! – Frauen drücken sich auf Social Media aus". Sreycheb und zwölf weitere junge Frauen aus ihrer Provinz nahmen daran teil. Ziel war es, jungen Frauen vom Land und aus der Hauptstadt Phnom Penh beizubringen, wie sie Social Media verantwortungsvoll nutzen und so an der Gesellschaft teilhaben können.
"Das rasante Wachstum von Social Media hat neue Beteiligungsmöglichkeiten an der kambodschanischen Gesellschaft geschaffen", sagt Sabina Casagrande, Ländermanagerin für Kambodscha bei der DW Akademie. "Das ist besonders wichtig für kambodschanische Frauen, die dadurch neue Möglichkeiten haben, sich in einer traditionell patriarchalischen Gesellschaft Gehör zu verschaffen."
Trainerin Leakhena Nov erklärt den Frauen vom Land, wie sie Desinformation auf Facebook erkennen können.
Eine von Sreychebs Trainerinnen im Workshop war Leakhena Nov, eine 27-jährige Multimedia-Trainerin und Journalistin bei Voice of America. Vor der Durchführung des zweitägigen Workshps in der Stadt Siem Reap hatte Leakhena sich selbst von der DW Akademie zur Social Media Trainerin ausbilden lassen.
Die angehenden Trainerinnen und Trainer entwickelten einen Lehrplan, der sich auf die wichtigsten Aspekte der verantwortungsvollen Facebook-Nutzung im kambodschanischen Kontext konzentriert. Außerdem erarbeiteten sie verschiedene Methoden, um die jungen Frauen effektiv auszubilden – viele von ihnen nutzen Facebook erst seit Kurzem und verfügen nur über ein sehr rudimentäres Wissen über die Vorteile und Risiken von Social Media.
"Sie hatten keine wirkliche Vorstellung davon, wie wichtig es ist, ihr Konto und ihre Privatsphäre zu schützen", berichtet Leakhena. "Also bringen wir ihnen bei, wie man sichere Passwörter erstellt und sie wiederherstellt, wenn man sie vergessen hat."
Wissen in die Provinz tragen
Die jungen Frauen lernten auch, Desinformationen zu erkennen und zweimal nachzudenken, bevor sie bei einem fragwürdig aussehenden Beitrag auf "teilen" klicken. Sie übten, selbst Facebook-Posts zu erstellen: interessante Fotos mit ihrem Handy zu schießen und begleitende Texte zu schreiben. Sie sahen sich ihre Datenschutzeinstellungen an und entschieden bewusst, wer ihre Beiträge sehen darf und welche Informationen sie über sich selbst veröffentlichen wollen.
"Ich unterstütze es voll und ganz, diese jungen Frauen an diese Themen heranzuführen", meint Leakhena. "Auf dem Land haben sie nicht das gleiche Wissen und den gleichen Zugang zu Informationen wie die Menschen in den Städten."
Für einige dieser jungen Frauen vom Land, die inmitten von Reisfeldern leben, war schon die einstündige Fahrt nach Siem Reap City aufregend und überwältigend. Die Fahrt mit dem Aufzug in den Workshop-Raum im fünften Stock war für einige eine neue – und beängstigende – Erfahrung.
Sreycheb ist davon überzeugt, dass der Workshop ihr die Augen für Social Media geöffnet hat und sie die sozialen Netzwerke weiterhin nutzen will. Dabei hat sie ein klares Ziel: "Ich möchte Dinge posten, die der Gemeinschaft nützen, zum Beispiel über die Probleme der Menschen", sagte sie. "Manchmal bringt das Leute zum Handeln."