Religionsvertreterinnen und -vertreter aus elf Ländern waren im Herbst 2022 zu Gast in Bonn. Sie ließen sich von der DW Akademie weiterbilden, um mit Friedensbotschaften Menschen zu erreichen.
„Andersgläubige zu treffen war für mich früher wie ein Kontakt zu Marsmenschen“ erzählt Emina Frljak. Sie ist bosnische Muslimin, und war damals voller Vorurteile. Viele religiöse Leitfiguren, bedauert Emina Frljak heute, würden Hassreden verbreiten, die Gläubige dann in Kirchen, Moscheen und sozialen Netzwerken aufnehmen und weitergeben. Das Ergebnis sei oft Gewalt – online und offline.
Inzwischen setzt sich die Muslimin für interreligiöse Friedensarbeit ein. Sie hat schnell festgestellt, dass Andersgläubige keine Marsmenschen sind und wie wichtig der Austausch zwischen Religionen ist – gerade in einem Land mit vielen Ethnien und Religionen wie Bosnien und Herzegowina. Sie engagiert sich unter anderem bei Youth for Peace für interreligiösen Dialog und organisiert Workshops gegen Hasssprache.
Emina und zehn andere Religionsvertreterinnen und -vertreter, die am Medientraining der DW Akademie teilgenommen haben, kommunizieren für den Frieden: Sie halten dagegen, wenn Hass verbreitet wird und setzen eigene Akzente. Künftig wollen sie in Kommunikationstrainings ihr Wissen weitergeben: Wie organisiere ich praxisorientierte Workshops? Wie gebe ich motivierendes Feedback? Und wie gehe ich mit schwierigen Teilnehmenden um? Um diese Fragen ging es auch im dreitägigen Train-the-Trainer Workshop in Bonn.
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auszubilden sei das Ziel des Trainings, erklärt Daniela Wiesler-Schnalke, Head of Communication Consultancy and Training. Die neu ausgebildeten Trainerinnen und Trainer sollen zukünftig selbst in der Lage sein, Teilnehmenden den konstruktiven und professionellen Umgang mit Medien nahezubringen, und dabei zu unterstützen, die friedlichen Werte ihrer Religionen in der Öffentlichkeit zu vermitteln.
Zuvor hatte auch Natascha Schwanke, Director of Media Development, in ihrer Begrüßungsrede die Bedeutung von Kommunikation in Krisenzeiten betont. „Die DW Akademie legt Wert darauf, dass konstruktiver Dialog gefördert wird, der den Austausch zwischen Konfliktparteien ermöglicht und den Fokus auf das Miteinander legt“, so Schwanke.
Das vom Auswärtigen Amt geförderte Projekt Religion und Medien hat 2022 bereits zum fünften Mal stattgefunden. Alle Teilnehmenden waren in der Vergangenheit schon einmal dabei; sie kamen aus elf verschiedenen Ländern und sind Vertreterinnen und Vertreter des Islam, Christentum, Buddhismus und Bahá`í.
Der Workshop war geprägt vom Dialog, sagt Emina Frljak. „Alle arbeiten mit allen, alle kommen aus ihrer Blase heraus, alle nehmen auch mal ganz andere und neue Perspektiven ein.“ Sie will nun selbst mit dem neu erworbenen Wissen weitere interreligiöse Kommunikations-Workshops organisieren. Gerade jungen Menschen, die nach dem Krieg in Bosnien und Herzegowina geboren wurden, müsse dabei geholfen werden, den Hass ihrer Vorfahren zu überwinden. Mit der Kraft der Begegnung, sagt sie, habe sie auch selbst ihre Vorurteile ablegen können.