Kann Religion ein wirksames Gegenmittel zu Hate Speech, Propaganda und Desinformation in den Medien sein? Und wenn ja, wie? Diesen Fragen gingen 14 Vertreter religiöser Organisationen bei einem Medientraining nach.
"Dieser Raum ist spürbar voll positiver Energie." Die besondere Stimmung in der Gruppe fiel Natascha Schwanke, stellvertretende Leiterin der DW Akademie, schon bei der Begrüßung auf. Gäste waren Vertreterinnen und Vertreter von Buddhismus, Islam, Christentum und Hinduismus aus Asien, die sich mit hohem Engagement und großem persönlichen Mut für Frieden und Gerechtigkeit in Krisenregionen einsetzen.
"Für mich als religiöses Oberhaupt und buddhistischer Mönch ist dieser Workshop eine wichtige Bestärkung. Denn Religionsvertreter fühlen sich in vielen Ländern isoliert und wissen nicht, wie sie sich mit der modernen Welt vernetzen sollen", betonte Venerable Napan, Gründer des War Saket Institute of Buddhist Management for Happiness and Peace, Thailand.
Der fünftägige Workshop Anfang Juli, finanziert vom Auswärtigen Amt, startete mit einem Streitgespräch mit Markenberater Ulrich Schmitz und KNA-Geschäftsführerin Andrea Rübenacker. Im Mittelpunkt stand die These, Religionen seien die "ersten Megabrands der Menschheitsgeschichte". Das führte zu der Frage, welche Verantwortung religiöse Organisationen bei der Verbreitung von Friedensbotschaften in der heutigen Gesellschaft spielen können – und müssen.
"Die Rolle der religiösen Führer hat sich stark verändert. Wir müssen zusammenarbeiten, die Trends verstehen und versuchen, diese Herausforderungen zu meistern statt zu resignieren", so Zaleha Kamarudin, Juraprofessorin an der International Islamic University Malaysia.
"Haben Sie eine Botschaft. Seien Sie konsistent. Beantworten Sie Fragen."
In Medientrainings vor Mikrofon und Kamera, Workshops zu strategischer Kommunikation und Social-Media-Campaigning erarbeiteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neue Perspektiven für die Kommunikation der Werte ihrer Religionen.
Bei einem Besuch im Auswärtigen Amt in Berlin diskutierten sie mit Vertreterinnen und Vertretern der "Steuerungsgruppe Strategische Kommunikation" über Krisenkommunikation und Desinformation. "Wir möchten Menschen, die für die positive Kraft von Religion einstehen, die Werkzeuge geben, dies auch überzeugend kommunizieren können", so Daniela Wiesler, Leiterin des Medientrainings.
Der anschließende Besuch des Wohnprojekts Refugio der Berliner Stadtmission zeigte, wie sich eine religiöse Organisation heute konkret bewähren kann. Am runden Tisch diskutierten die religiösen "Influencer" mit Joachim Opahle, Leiter der kirchlichen Hörfunk- und Fernseharbeit des Erzbistums Berlin, Marcel Sonneck von der Youtuber-Gruppe "Datteltäter" und Debarati Guha, Leiterin der Asien Abteilung der DW. Sonneck gab allen mit auf den Weg: "Haben Sie eine Botschaft. Seien Sie konsistent. Beantworten Sie Fragen. Und: Sie müssen lieben, was sie tun!"
Transformation durch Kommunikation
Wie Medienarbeit in der Praxis aussieht, davon überzeugten sich die Gäste beim Rundgang im Funkhaus in der Berliner Voltastraße, beim Mittagessen mit Intendant Peter Limbourg konnten sie viele Fragen direkt adressieren.
Um Taten folgen zu lassen, gründete die Gruppe unter dem Arbeitstitel RM4P ("Religion and Media for Peace") ein Netzwerk. Dr. Suphatmet Yunyasit, Dozentin am Institute of Human Rights and Peace Studies in Thailand, zog ein äußerst positives Fazit: "In diesen fünf Tagen haben Sie mich mit dem Wissen ausgestattet, das nötig ist, um Inhalte zu entwickeln und in der heutigen Welt unsere Zielgruppen erreichen zu können. Dies ist sehr hilfreich für meine Arbeit im Bereich Konflikt-Transformation in Südthailand."
Volker Berresheim vom Auswärtigen Amt betonte zum Abschluss, wie wertvoll der Wissenstransfer und die Zusammenarbeit für die Völkerverständigung sei. Gerade dort, wo Diplomatie und Politik an ihre Grenzen stießen. "Machen Sie weiter! Sie haben eine sehr ernste und wichtige Mission."