Es brummt im Bienenkorb: Software "Colmena" ermöglicht neues Arbeiten für Lokalmedien | transparenz-und-medienfreiheit | DW | 28.04.2022
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Transparenz und Medienfreiheit

Es brummt im Bienenkorb: Software "Colmena" ermöglicht neues Arbeiten für Lokalmedien

Damit lokale Medien auch in Krisenzeiten zuverlässig informieren können, hat die DW Akademie mit ihrer mexikanischen Partnerorganisation REDES A.C. eine App entwickelt: sie funktioniert wie ein digitaler Redaktionsraum.

"Ich bin längst drin," sagt Awa Ouedraogo. "Ich teste gerade die Aufnahmefunktion." Gerade noch wollte ihr der Medientrainer im Workshop die Funktionsweise der neuen App Colmena erklären. Ouedraogo arbeitet als Journalistin beim wohl bekanntesten Online-Radio in Burkina Faso, Radio Vénégré. Der Sender ist einer von 23 Community-Radios, Lokalmedien und Medien-Organisationen aus 13 Ländern Afrikas und Lateinamerikas, die an der Entwicklung der App beteiligt waren. 

Grafik colmena | German cooperation

Am 28. April 2022 ist in Berlin die Beta-Version der Software gelauncht worden.

Colmena – was auf Spanisch Bienenkorb bedeutet – ist ein digitaler Werkzeugkasten für Community-Radios und Lokalmedien. Damit sie ihre Gemeinschaften auch in Krisenzeiten zuverlässig informieren können, hat die DW Akademie gemeinsam mit ihrer mexikanischen Partnerorganisation REDES A.C. die Software entwickelt. Das Projekt ist Teil der gemeinsamen Initiative der DW Akademie und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung "Transparenz und Medienfreiheit – Krisenresilienz in der globalen Pandemie". 

Wenn nichts mehr geht, geht Colmena 

Landesweite Lockdowns und individuelle Quarantäne: beides absolute Showstopper für ein partizipatives Medienmachen in Radiostudios oder kleinen Lokal-Redaktionen. Die Pandemie machte deutlich: es muss eine inklusive Lösung her, um digital in Kontakt zu bleiben und den Community Reportern und Lokaljournalistinnen und -journalisten zu ermöglichen, weiter zu produzieren. "Wichtig war eine App zu entwickeln, die alle Tools bündelt: von der Aufnahme, übers Schneiden bis zum Teilen fertiger Beiträge," erklärt Adriana Veloso, die im Entwicklerteam für das User Design zuständig ist. Reizvoll findet sie an Colmena, dass die Zielgruppe von Beginn an der Entwicklung beteiligt, war: "Das Entwicklerteam saß in Brasilien, doch Ideen und Testberichte kamen aus Mexiko, Marokko und Kenia. Das ist wichtig für eine hohe Akzeptanz bei der späteren Nutzung." 

Lokalradio Radio Sayaxché Guatemala DW Akademie

Frauen und ihre Geschichte(n) im Fokus: Die Bolivianerin Michelle Nogales nutzt Colmena bei ihrer Arbeit für das feministische Online-Magazin Muy Waso.

Und nun ist Colmena fertig. Am 28. April wird in Berlin die Beta-Version gelauncht. Die Community soll im Jahr 2022 weiter wachsen, gemeinsam produzieren und neue Features testen. War Colmena ursprünglich darauf ausgerichtet, den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das unabhängige Medienmachen zu begegnen, soll die digitale Toolbox künftig flexibel angepasst und erweitert werden, um sowohl für künftige Krisen als auch darüber hinaus nützlich zu sein. "Software ist dann erfolgreich, wenn sie ein offener Prozess bleibt, ein ständiger Dialog," unterstreicht Peter Bloom von der Nichtregierungsorganisation Rhizomatica, der das Projekt als Berater unterstützt hat. "Es geht nicht um ein fertiges Produkt, sondern darum, eine viel genutzte Lösung zu entwickeln, die sich im Dialog mit der Community ständig verändert." 

Kostenlos, sicher, frei 

Colmena ist für verschiedenste Endgeräte entwickelt, sie funktioniert auch offline, ist sicher und kostenlos. Bereits jetzt wird Colmena in sechs Sprachen angeboten: Arabisch, Englisch, Französisch, Kiswahili, Portugiesisch und Spanisch. Bei Interesse lassen sich die Menüs, Handbücher und Erklärvideos jedoch schnell auch in weitere Sprachen übersetzen, ganz nach Bedarf. Denn Colmena ist zu hundert Prozent Open Source und damit offen für alle, die sich bei der Weiterentwicklung einbringen wollen.

DW Akademie | Radio Pwani FW

Radio Pwani FW in Kenia nutzt Colmena in Kisuaheli. Derzeit ist die App auch in den Sprachen Arabisch, Englisch, Französisch, Portugiesisch und Spanisch erhältlich.

"Wie das genau aussieht, wird sich nach dem Launch zeigen," sagt Santiago García von der DW Akademie, der die Kommunikation zwischen den Entwicklerinnen und Entwicklern und den beteiligten Medien betreut. "Wir wünschen uns eine lebendige Community. Es geht jedoch nicht nur um das gemeinsame Produzieren, sondern auch darum, dass frühe Nutzende ihr Wissen mit neuen teilen," sagt García. 

Awa Ouedraogo und ihre Kollegen von Radio Vénégré haben diese Rolle bereits übernommen und ihren Partnersender, das Community-Radio La Voix de Paysant, bei den ersten Schritten mit Colmena begleitet. Es sind sogar schon einige Radioproduktionen entstanden, die auf der Website des Projektes zu hören sind. Nachdem ein letzter Bug vom Entwicklerteam behoben wurde, klappt es nun einfacher beim Login. "Bonjour chers collègues" schreibt Ouedraogo im Chat des gemeinsamen digitalen Reaktionsraums. Der Anfang eines neuen und produktiven Austauschs ist gemacht.
 

Das Colmena-Projekt ist Teil der gemeinsamen Initiative "Transparenz und Medienfreiheit – Krisenresilienz in der globalen Pandemie" vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der DW Akademie. Die Open-Source-Software Colmena wurde in Zusammenarbeit mit lokalen und kommunalen Medien aus Lateinamerika und Afrika entwickelt. Mehr dazu erfahren Sie hier.

 

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