Die DW Akademie bringt den Bienenstock in die digitale Welt: als Open-Source-Softwarelösung mit Namen Colmena – Spanisch „Bienenstock” – für Redaktionen in Corona-Zeiten. Denn um in der Krise zu überleben, brauchen vor allem Community-Medien innovative digitale Plattformen, die kostenlos und lizenzfrei nutzbar sind.
Noch ist Colmena in der Testphase. Partner der DW Akademie sind zwölf lokale Radios, Medien und Netzwerke in Lateinamerika und Afrika. Sie haben mit der Software ein Tool an der Hand, das sie in der Krise resilient macht. Colmena orientiert sich an dem Bedarf der Arbeitsabläufe in der medialen Produktion. Deswegen sind die lokalen Medien auch aktiv an der Entwicklung von Colmena beteiligt.
Was verändert die Software für Medienschaffende im Globalen Süden?
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Unión de Mujeres Aymaras del Abya Yala (UMA), Peru: Mutter und Tochter auf Sendung
In der Sprache Aymara machen Yeny Paucar und ihre 70-jährige Mutter Rosa Palomino am Titicacasee in Peru Radio. Ihr wöchentliches Programm ist oft die einzige Informationsquelle für die Aymara-Gemeinden. „Wir Frauen wollen unsere Kultur und Sprache erhalten”, sagt Yeny. Interviews und Skripte schreiben Yeny und Rosa auf dem Handy. Mit der Software Colmena ist das für sie einfacher.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Radio Ada, Ghana: Lokale Sprache im World Wide Web
Olivia Serwa Waree von Radio Ada in Ghana übersetzt täglich internationale Nachrichten in die lokale Sprache Dangme. „Ich möchte dabei vor allem den Bedürfnissen der Frauen aus den Gemeinden gerecht werden.” Die Toolbox Colmena macht es für sie in Krisenzeiten möglich, Inhalte gezielt auch in den Sozialen Medien zu veröffentlichen.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Boca de Polen, Mexiko: Vielfalt durch Austausch
Das Mediennetzwerk Boca de Polen unterstützt indigene Gruppen bei der Produktion und Verbreitung von Geschichten mit technischen und journalistischen Schulungen. Enge Zusammenarbeit ist wichtig. Digitale Audiodaten müssen dabei in guter Qualität – und auf sicherem Weg – ausgetauscht werden. Das ermöglicht Colmena. “So wollen wir unsere Vielfalt bewahren”, sagt Vladimir Contreras Escamilla.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Radio Vénégré, Burkina Faso: Jung und Alt „on air”
In Burkina Faso wird auch der Dorfchef (sitzend) zum Radiomacher: „Bei Radio Vénégré werden unsere Sendungen von allen mitgestaltet”, sagt Programmleiterin Awa Ouedraogo. Weil der Audioschnitt bislang zu kompliziert ist, ist ihr die Entwicklung eines Schnittprogramms fürs Handy wichtig. Damit soll Colmena ermöglichen, Interviewausschnitte künftig besser über das mobile Internet teilen zu können.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Remando, Ecuador: Starke Frauen aus dem Regenwald
Mutig gegen Machos: Jiyu Uyunkar, Kankuana Canelos und Rupay Guanliga vom ecuadorianischen Frauenpodcast Remando produzieren auch in der Pandemie jede Woche mit klarem Ziel: „Einen sicheren Raum schaffen – von Frauen für Frauen.” Noch ist ihr Podcast, der in einem Studio in einer Amazonas-Kleinstadt entsteht, recht unbekannt. Mit Colmena ist er bald besser im Netz auffindbar.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Radio Ocaina, Kolumbien: Kultur per Radiowelle
Das Radio als Treffpunkt und Ort der Gemeinschaft: Nach dem Lockdown wird Ocaina Estereo wieder zum Raum für Dialog und Debatte – und es gibt viel Livemusik. Als Teil eines Radionetzwerks in Kolumbien ist der Austausch von Inhalten für den Sender wichtig. Allerdings birgt die Nutzung von vermeintlich kostenloser Software meist doch Gebühren. Colmena ist als Open-Source-Lösung kostenlos.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Gulf Radio, Kenia: Vom Wetter und von Fischschwärmen
Gulf Radio am Victoriasee ist immer aktuell. Denn der kenianische Sender in Homa-Bay County ist eine der wichtigsten Informationsquellen für die Fischer aus der Region: Wetterberichte und regionale Ereignisse seien essentiell, sagt Radiosprecherin Susan Odero. Auch das Publikum beteiligt sich aktiv. Doch viele digitale Tools sind nicht für mobile Endgeräte wie Smartphones geeignet – Colmena schon.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Muy Waso, Bolivien: Indigene Frauen und Feminismus
Feminismus, Vielfalt und neue Wege im Journalismus – dafür steht Muy Waso, Boliviens erstes feministisches digitales Magazin. Mit investigativen Berichten und Podcasts erreicht es Menschen über die Landesgrenzen hinaus. „Unser Ziel ist, die Kämpfe und die Vielfalt der Gesellschaft zu zeigen”, sagt Direktorin und Mitbegründerin Michelle Nogales. Colmena ermöglich den Austausch in Krisenzeiten.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Breezy Community Radio FM, Ghana: Sendung aus dem Knast
Inklusive Berichterstattung kommt von Breezy Community Radio FM aus Ghana. Denn wenn Radiomacher King Ralph Osei Agyeman (links) ins Gefängnis geht, ist das beruflich: „Ich diskutiere dort mit den Insassen über aktuelle Themen.” Mit Colmena auf dem Handy wird er seine Interviews führen, schneiden und auch senden können. Alles von einem Gerät aus.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Radio Sayaxché, Guatemala: Stimme der Menschen
Im Sendegebiet von Radio Sayaxché spricht die Maya-Bevölkerung Q’eqchi’. Daher produziert der Sender nicht nur auf Spanisch, sondern auch auf Q’eqchi’ und ist damit eine der wichtigsten Informationsquellen für die indigene Bevölkerung in Zeiten von Corona. Viele nutzen veraltete Endgeräte, doch Colmena läuft darauf trotzdem. „Bei uns bekommen Jung und Alt Sendezeit”, erklärt Koordinator Aldo Moro.
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
Radio Amani, Kenia: Kirchenradio für alle
Bei Radio Amani in Kenia ist gelebte Ökumene das Ziel. Der Sender der katholischen Kirche möchte mit seinem Programm die Gesellschaft in der Region Nakuru County spiegeln. „Wir wollen für alle da sein”, sagt Radio-Leiterin Schwester Michelle Njeri. Mit Colmena lässt sich dieser Anspruch künftig noch besser umsetzen. „Daran können wir als Community-Radio wachsen.”
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Open-Source-Software Colmena: Community-Medien trotzen mit dem „Bienenstock” der Pandemie
La Red de Radios Comunitarias y Software Libre, u.a. Ecuador: Keine Angst vor Radiotechnik
Die Gemeinschaft lateinamerikanischer Radiosender setzt sich für die Nutzung von freier Software ein. So bieten sie auch Schulungen zu freien und sicheren Programmen an. Neben der Community-Website gibt es eine Chatgruppe mit rund 500 Mitgliedern, in der sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen austauschen. Zukünftig geht es dabei auch um Colmena.
Autorin/Autor: Nils Brock, Vivienne Gager, Santiago García Gago
Dieses Projekt ist Teil der Initiative „Transparenz und Medienfreiheit – Krisenresilienz in der globalen Pandemie” der DW Akademie und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).