Deutschlandbesuch: Journalisten aus Kambodscha erhalten Einblicke in Wirtschaftsthemen | Asien | DW | 07.06.2019
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Asien

Deutschlandbesuch: Journalisten aus Kambodscha erhalten Einblicke in Wirtschaftsthemen

Kambodscha ist eine der am schnellsten wachsenden Ökonomien weltweit. Wie können Journalisten die Geschichten hinter diesem Trend finden? Bei "Markets and Movers" suchten neun Journalisten aus Kambodscha nach Antworten.

DW Akademie Projekt Markets and Movers | Besuch junger JournalistInnen in Deutschland

Die Exkursion nach Deutschland ist Teil des Projekts "Markets and Movers" für Wirtschaftsjournalisten in Kambodscha.

Es sind die kleinen Dinge, die die Gäste aus Kambodscha während ihres Deutschlandbesuchs zum Staunen bringen: zum Beispiel, dass es im Mai um 22 Uhr immer noch hell ist. Das Tempo der ICE-Hochgeschwindigkeitszüge. Oder die kühlen Temperaturen in Deutschland im Vergleich zu Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh, wo das Thermometer gerade 40 Grad anzeigt. "Und die Straßen sind so sauber", findet die Gruppe.

Für einige der jungen Journalistinnen und Journalisten aus Kambodscha ist es die erste Auslandsreise. Die Exkursion nach Deutschland ist Teil des Projekts "Markets and Movers" für Wirtschaftsjournalisten in Kambodscha. Das Ziel des vom Auswärtigen Amt (AA) finanzierten Projekts: ein besseres Verständnis für die Berichterstattung über Handels- und Wirtschaftsthemen.

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Für einige der jungen Journalistinnen und Journalisten aus Kambodscha war es die erste Auslandsreise.

Für den ersten Teil des Projekts trafen sich die neun Medienschaffenden in Phnomh Pen und widmeten sich in einem Workshop den wirtschaftlichen Entwicklungen in Kambodscha, Asien und dem Rest der Welt. Die Journalistinnen und Journalisten warfen einen kritischen Blick auf die wachsende Wirtschaftsmacht China und untersuchten Kambodschas Textil- und Bausektor, zwei treibende Kräfte hinter dem wirtschaftlichen Wachstum des Landes, mit aktuell über sieben Prozent. Die Reporter untersuchten auch Grundlagen für erfolgreiche Wirtschaftsberichterstattung und sprachen über ethische Fragen, vor denen Journalisten häufig stehen, die Einblick in den Finanzmarkt haben.

Die Geschichten hinter den Zahlen

Teil zwei des Projekts brachte die jungen Journalisten aus Kambodscha nach Deutschland. "Es war großartig, die Frankfurter Börse zu besichtigen. Ich kannte das Börsenparkett bisher nur aus Filmen und Fernsehen", sagt Phearak Soeurng, Reporter für das Khmer Programm von Radio France International.

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"Ich kannte das Börsenparkett bisher nur aus Filmen und Fernsehen", sagt Phearak Soeurng über den Besuch an der Frankfurter Börse.

"Die Menschen in Kambodscha wissen nicht, wie eine Börse funktioniert oder was Indizes wie der DAX oder der DOW eigentlich sind", sagt auch Meta Kong. Der Besuch bei der Frankfurter Börse und ein Gespräch mit Lars Halter, Börsenreporter bei der Deutschen Welle (DW), hätten ihr geholfen, diese Themen besser zu verstehen.

Weitere Highlights der Reise waren ein Besuch bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ein Gespräch mit Chefredakteur Carsten Knop. In Bonn diskutierte die Gruppe die deutsch-kambodschanischen Beziehungen mit Vertreterinnen und Vertretern von Entwicklungsorganisationen. Medienethik stand auf dem Plan für ein Gespräch mit Andrea Rübenacker, Geschäftsführerin des Katholischen Medienhauses, und Christoph Schmidt von der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Außerdem erhielten die Gäste aus Kambodscha Einblicke in die Arbeit der Wirtschaftsredaktion der DW.

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Die Gruppe besuchte die Räumlichkeiten der DW und erhielt Einblicke in die Arbeit der Wirtschaftsredaktion.

"Ich glaube, Journalisten in Deutschland können frei arbeiten und Informationen anfordern", sagt Vicheika Kann, die für das Khmer Programm von Voice of America (VoA) arbeitet. Kambodschanische Journalisten haben diesen Zugang zu Informationen oft nicht. Schuld daran sind Einschränkungen der Medienfreiheit im Königreich. "Ich hoffe, dass sich die Situation in Kambdoscha verbessert und es mehr so wird wie in Deutschland." Kann sagt, sie habe durch "Markets and Movers" viel über Politik und Wirtschaft gelernt, darüber, wie man Zahlen und Daten in gute journalistische Geschichten verpacken kann.

In Deutschland erhielten die kambodschanischen Journalistinnen und Journalisten zudem Trainings in investigativer Berichterstattung und Verifizierung von Nachrichten in den Sozialen Medien. "Diese Tipps werden uns bei unserer Arbeit helfen – das kommt auch der Gesellschaft zugute", sagt Narin Sun, der ebenfalls für VoA tätig ist.

Eindrücke von der internationalen Bühne beim GMF

Zum Abschluss ihrer Reise nahmen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ende Mai am Global Media Forum (GMF) der Deutschen Welle in Bonn teil. Für die Journalistinnen und Journalisten eine einzigartige Möglichkeit, mit internationalen Medienschaffenden, Aktivistinnen und Politikern in Kontakt zu kommen.

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Außerdem gab es die Gelegenheit, am Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn teilzunehmen.

"Alle waren beeindruckt von der hochkarätigen Besetzung", sagt Chandara Sor, Lokalkoordinator der DW Akademie in Phnomh Penh, der die Delegation bei ihrer Reise durch Deutschland begleitete. "Viele der Referenten waren noch sehr jung und haben bereits viel erreicht. Es war beispielsweise inspirierend, den politischen Aktivisten Ludwing Moncada aus Nicaragua kennenzulernen, der im Exil lebt. Von Menschen wie ihm können wir so viel lernen."

Die kambodschanischen Journalistinnen und Journalisten werden diese Eindrücke mitnehmen und bei ihrer Arbeit darauf zurückgreifen können. "In Deutschland hat die Gruppe gesehen, wie Medienfreiheit in einer Demokratie funktioniert", sagt Sabina Casagrande, Ländermanagerin für Kambodscha bei der DW Akademie. "Außerdem haben sie den Gesprächspartnern in Deutschland gezeigt, wie schwer es für Medienschaffende ist, in einem Land zu arbeiten, in dem Journalisten Zensur und Unterdrückung ausgesetzt sind."

Das Geheimnis von „Spargel“

Nach ihrer Rückkehr nach Kambodscha beginnt für die Journalisten nun die letzte Phase des "Markets and Movers"-Projekts. Basierend auf den Erkenntnissen von der Reise werden sie nun eigene Berichte zu Wirtschaftsthemen schreiben. Ihr Themenspektrum ist breit. Es gibt eine Geschichte über den boomenden Immobilienmarkt und die Nachfrage nach modernen Lofts und Apartments statt traditionellen Häusern. Eine andere Story untersucht die Auswirkungen internationaler Kaffeeketten auf lokale Unternehmen und wieder eine andere analysiert, wie Tech-Startups aus Kambodscha mit internationalen Wettbewerbern konkurrieren.

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Und es blieb auch Zeit, um sich mit den Eigenheiten der deutschen Küche zu beschäftigen.

"Die Trainer der DW Akademie haben uns dabei geholfen, interessante Ansätze für unsere Geschichten zu entwickeln", erklärt Vantha Phoung, Reporter bei der Online-Nachrichtenseite Thmey Thmey. "Jetzt wissen wir, wie wir wirtschaftliche Themen für unsere Leser spannend aufbereiten können."

Das "Markets and Movers"-Projekt hilft auch Mediennutzern in Kamboscha dabei, große wirtschaftliche Zusammenhänge und ihre Verbindung zu Politik und Gesellschaft besser zu verstehen. Am Ende sind es aber auch wieder die kleinen Dinge, an die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erinnern werden: das Lernen voneinander, der eindrucksvolle Kölner Dom oder die Obsession der Deutschen mit einem blassen, wässrigen Gemüse, das sie Spargel nennen.

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