Die DW Akademie hat Ende November den erfolgreichen Abschluss eines dreijährigen EU-Projekts in Kambodscha gefeiert, das es Frauen ermöglichen soll, sich stärker am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen.
Die Abschlussveranstaltung von "Women into Politics in Cambodia" - Das von der EU geförderte Projekt setzt sich dafür ein, dass sich in Kambodscha mehr Frauen in der Politik engagieren.
Auf einer Bühne in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh wendet sich Sophy Men aus der ländlichen Provinz Battambang an die Menge wie eine erfahrene Rednerin. Selbstbewusst und engagiert erzählt die neu gewählte Gemeinderätin, dass sie nicht immer so viel Selbstvertrauen gehabt habe. „Ich war früher sehr nervös und zitterte, wenn ich mit Leuten sprach",erinnert sich Sophy. „Aber das Training hat mir viel Selbstvertrauen gegeben und mir dabei geholfen, mich in der Politik zu engagieren, um anderen Frauen in Kambodscha ebenfalls zu helfen."
Das Training in Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit, das Sophy und 117 weitere politische Kandidatinnen erhielten, war Teil des dreijährigen Projekts „Women into Politics! Größere Beteiligung von Frauen in Kambodscha", finanziert von der Europäischen Union (EU). Das Projekt wurde von der DW Akademie und ihren lokalen Partnern, dem Women's Media Centre of Cambodia (WMC) und Banteay Srei, durchgeführt. Frauen sollten dabei unterstützt werden, ihre Stimme zu erheben und sich stärker an politischen Prozessen zu beteiligen, insbesondere während der Wahlen zum Gemeinderat 2017 und zur Nationalversammlung 2018.
Frauen haben in Kambodscha meist nur eine Nebenrolle
Laut Thida Khus, Direktorin der Frauenrechts-NGO Silaka, dominieren in Kambodscha immer noch traditionelle Ansichten über die Rolle der Frauen. Es besteht ein großer Bedarf an einer stärkeren Beteiligung von Frauen, denn trotz einiger Fortschritte übernehmen diese nur selten Führungsrollen in ihren Gemeinschaften. „Frauen in Kambodscha haben in der Regel nur eine Nebenrolle und beschäftigen sich mit Kochen oder dem Haushalt", sagte Khus bei der Abschlussveranstaltung. Und weiter: „Frauen machen mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. Es ist wichtig, dass sie eine Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen, insbesondere im öffentlichen Bereich."
Dank des Projekts kommen in Kambodscha jetzt mehr Frauen zu Wort, fast 25 Prozent der Teilnehmerinnen wurden in ihre lokalen Gemeinderäte gewählt. Teil des Projekts war auch eine interaktive Medienkampagne, mit der junge Menschen und Erstwähler über die Wahlen informiert wurden, z.B. über die Registrierung zur Stimmabgabe und wo man Informationen zum Wahltag findet. Im WMC-Radio wurden sie schließlich in Form von Call-In-Shows, Infografiken und Videos auf der Facebook-Seite und dem YouTube-Kanal verbreitet. Während der Projektlaufzeit erreichten diese Botschaften rund 65.000 Menschen in ganz Kambodscha und darüber hinaus.
Mehr Berichte über Themen, die Frauen interessieren
Ein weiteres Ziel des Projekts war es, mehr Berichte zu Themen, die für Frauen wichtig sind, in den Medien zu platzieren. Bei der Themenfindung halfen mehrere öffentliche Foren auf dem Land: Etwa 1000 Frauen diskutierten dort mit politischen Kandidaten über ihren Alltag und ihre Interessen. Sie sprachen zum Beispiel über häusliche Gewalt, Migration, pränatale Gesundheit und Hindernisse, die Frauen von der politischen Beteiligung abhalten. Alles Themen, die in den nationalen Medien nicht oft behandelt werden. WMC-Reporter erstellten dazu Artikel, Videos und Online-Diashows.
Sichtbarkeit von Frauen erhöht
„Das Projekt hat die Sichtbarkeit von Frauen in der Gesellschaft erhöht und das Bewusstsein für ihre Rolle in der Gesellschaft gestärkt. Auf diese Weise haben wir unser Ziel, Frauen zu unterstützen, erreicht“, sagt Sabina Casagrande, Ländermanagerin der DW Akademie für Kambodscha.
Franck Viault, Leiter der Zusammenarbeit in der EU-Delegation in Kambodscha, lobt das Projekt als erste Gelegenheit für viele Frauen, Wissen und Mut zu erwerben und sich stärker in ihren Gemeinden zu einzubringen. „Ihr Engagement wird Kambodscha auf seinem demokratischen Weg langfristig zugutekommen", sagte er bei der Abschlussveranstaltung.
„Die Informationen mit anderen Frauen teilen“
Nicht alle Frauen, die an dem Projekt teilgenommen haben, wurden wie Sophy Men in ein öffentliches Amt gewählt. Dennoch hätten alle Beteiligten auf konkrete Weise profitiert. „Während wir uns heute mehr als bisher engagieren können, können wir auch zu Hause eine wichtigere Rolle spielen", sagte sie. „Das Projekt hat uns gelehrt, welche gleichberechtigte Rolle Männer und Frauen spielen sollten. Wir können diese Informationen jetzt mit anderen Frauen teilen."