DesenreDatos in Ecuador: Mehr Transparenz durch Datenjournalismus | Lateinamerika | DW | 30.05.2023
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Lateinamerika

DesenreDatos in Ecuador: Mehr Transparenz durch Datenjournalismus

Der Journalist Franklin Vega untersucht die Thunfischproduktion in Ecuador. Zuvor nahm er an den Datenjournalismus-Kursen im Rahmen des Projekts DesenreDatos teil, einer Initiative von DW Akademie und GIZ.

"In Ecuador gibt es nur wenige offizielle Zahlen zum Import von Thunfisch", so Franklin Vega. Der Investigativjournalist möchte mehr über die Thunfisch-Produktion im Land erfahren, nicht nur in Bezug auf die Fischerei in Ecuador selbst, sondern auch zu der Frage, wieviel Thunfisch importiert wird.

Vega ist Redakteur des unabhängigen Mediums Bitácora Ambiental und arbeitet seit über 24 Jahren zum öffentlichen und privaten Sektor. Im vergangenen Jahr kam er in Kontakt mit dem Thema Datenjournalismus – und der Möglichkeit, größere Mengen an Daten abzufragen, zu analysieren und visualisieren. Dies ermöglichte es ihm, Themen im Bereich Weltwirtschaft und den von Ecuador eingegangenen Verpflichtungen zu Transparenz und offener Veraltung zu recherchieren und darüber zu berichten.

Dabei beschäftigte er sich schwerpunktmäßig mit der fehlenden Transparenz in der Thunfisch-Industrie Ecuadors, eine der größten weltweit. Laut Daten der Nationalen Fischereikammer (CNP) macht Thunfisch fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Doch nach Vegas Recherchen widersprechen sich die offiziellen Zahlen – und lassen viele Fragen unbeantwortet.

"Die Zentralbank Ecuadors und die nationale Zollbehörde haben beispielsweise Daten zum Import von Thunfisch zur Verfügung gestellt. Doch die Herkunft von ca. 200.000 Tonnen Fisch im Wert von 340 Millionen Dollar bleibt dabei ungeklärt", sagte Vega.

Ecuador Projekt der DW Akademie

Monatelang verglich Vega Informationen verschiedener Quellen und Datenbanken.

Investigative Recherche mithilfe von Daten

Die Kombination von investigativem Journalismus und Daten bildete eine wichtige Grundlage für Vegas Arbeit zur Thunfischindustrie. Nachdem er mehrere Monate mit der Recherche verbracht hatte – dabei schickte er drei Informationsanfrage an öffentliche Stellen in Ecuador, glich nationale und globale Datenbanken zum Thunfischhandel ab, erhielt redaktionelle Unterstützung und prüfte den finalen Text – veröffentlichte Vega seine Erkenntnisse bei  Bitácora Ambiental, einer Publikation, die auf Umweltthemen spezialisiert ist.

Vega machte erstmals Bekanntschaft mit dem Thema Datenjournalismus im Rahmen eines Trainings und Journalismus-Stipendiums von DesenreDatos. Das Projekt ist Teil des SinCero-Programms in Ecuador, unterstützt von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), das von der DW Akademie gemeinsam mit der Universidad de las Américas (UDLA) umgesetzt wird.

Die Initiative fördert den Dialog zwischen Journalistinnen und Journalisten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen Sektors, um den Zugang, die Analyse und Veröffentlichung öffentlicher Daten in Ecuador zu fördern, ein wichtiger Schritt bei der Prävention von Korruption und Stärkung der Demokratie.

Eine neue Welt an Informationen

Über den Zeitraum von einem Monat lernten Vega und 60 weitere Teilnehmende aus verschiedenen Teilen der Gesellschaft Ecuadors wichtige Instrumente für die Suche, Bereinigung, Analyse und Visualisierung von Daten kennen. Sie beschäftigten sich außerdem mit dem Thema Open Government, den juristischen Rahmenbedingungen im Umgang mit öffentlichen Informationen in Ecuador und mit der Berücksichtigung von Gender-Perspektiven bei der Arbeit mit Daten. Ausgestattet mit diesen Fähigkeiten und Kenntnissen konnte Vega sein eigenes Forschungsprojekt gestalten.

"Ich nutzte einige der Aufgabenstellungen aus dem Kurs, um ein Forschungskonzept zu schreiben und diese neue Welt, die sich mir erschloss, kennenzulernen – die Welt der Datenbankstrukturen, die eine Vielzahl wichtiger Informationen enthalten, ebenso wie die Instrumente, die es braucht, um diese Strukturen zu analysieren und visualisieren", erklärte er. "Eines dieser Instrumente heißt Flourish. Damit konnte ich Daten als dynamische Grafikelement in meinen Artikel einbauen."

Ecuador Projekt der DW Akademie

Datenjournalismus kann traditionelle, bodenständigere Investigativ-Methoden ergänzen.

Als einer von neun Vertreterinnen und Vertreter verschiedener ecuadorianischer Medien und Organisationen nahm Vega außerdem an einer Studienreise nach Berlin teil, organisiert von DesenreDatos. Dort informierten sich die Teilnehmenden vor Ort über regionale, nationale und internationale Projekte, in deren Rahmen Artikel anhand von Informationen aus großen Datenbanken erstellt wurden.

"Inzwischen weiß ich, dass Datenmanagement wie ein Eisberg ist – und ich habe gerade erst begonnen, die Spitze zu sehen", fasste Vega seine Erkenntnisse zusammen. "Es gibt noch sehr viel zu lernen!"

DesenreDatos stärkt den Dialog zwischen Journalistinnen und Journalisten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vertreterinnen und Vertretern des öffentlichen Sektors, um auf Grundlage öffentlicher Daten zu recherchieren, zu analysieren und Informationen zu veröffentlichen. Die Arbeit trägt dazu bei, mehr Transparenz in der ecuadorianischen Gesellschaft zu fördern und stärkt den Kampf gegen Korruption.   

Das Projekt DesenreDatos wird umgesetzt von der DW Akademie in Zusammenarbeit mit der Universidad de Las Américas (UDLA) und mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Es ist Teil des Programms SinCero der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Ecuador.

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