Wirtschaftsjournalismus im Irak: Daten entschlüsseln, die Lage erklären | Nahost/Nordafrika | DW | 21.12.2022
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Nahost/Nordafrika

Wirtschaftsjournalismus im Irak: Daten entschlüsseln, die Lage erklären

Das Projekt "Business Journalists 4Change" im Irak unterstützt Journalistinnen und Journalisten dabei, die wirtschaftlichen Herausforderungen und Reformen in ihrem Land besser zu verstehen und zu erklären.

Irak | Business Journalists 4 Change | Zyran Mohamed

Zyran Mohamed Amin hatte einige Jahre als Journalistin im Irak gearbeitet, bevor sie von Business Journalists 4Change erfuhr, einer Initiative der DW Akademie und der GIZ zur Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten in der Wirtschaftsberichterstattung. Sie bewarb sich und wurde angenommen. Sie stellt fest, dass es eine wichtige Aufgabe ist, den irakischen Bürgerinnen und Bürgern Daten zu entschlüsseln und zu erklären.

Zyran Mohammed Amin war neun Jahre alt, als die amerikanischen Streitkräfte und ihre Verbündeten in ihr Heimatland einmarschierten. Obwohl der Krieg den Irak verwüstete, führten Amin und ihre Familie nach eigenen Angaben ein einigermaßen unbeschwertes Leben. Es war, wie sie es ausdrückt, "ein normales Leben".  

Dennoch hinterließen diese dramatischen Ereignisse einen bleibenden Eindruck bei ihr. Durch ihr Interesse an Geschichte wurde auch ihr Interesse am Journalismus geweckt. 2013 begann Amin, die Kurdin ist, für Radio Dang zu arbeiten, einem Sender in ihrem Dorf in der autonomen Region Kurdistan im Irak. Sie schrieb auch Beiträge für die Nawzhin-Zeitung in Erbil, der Hauptstadt der Region, und arbeitete dort 2017 als Redaktionsleiterin. Sie nahm an lokalen Seminaren teil, um mehr über die Berichterstattung über Konflikte, das Schreiben von Features, Wahlberichterstattung und geschlechtersensiblen Journalismus zu lernen.  

"Es gibt einfach so viele Geschichten da draußen", sagt sie begeistert, "vor allem solche, die den Alltag der Irakerinnen und Iraker betreffen, wie zum Beispiel das Thema Steuern." 

Wirtschaft prägt den Alltag der Menschen 

Amin begann, sich auf Wirtschaftsnachrichten zu konzentrieren. Dann sah sie einen Facebook-Post über ein Wirtschaftsjournalismus-Training der DW Akademie, das im Rahmen eines GIZ-Projekts zur Privatwirtschaftsentwicklung und Beschäftigungsförderung im Irak angeboten wird.  

Irak | Business Journalists 4 Change | Zyran Mohamed

2013 begann Zyran Mohamed Amin, die Kurdin ist, für Radio Dang zu arbeiten, einen Sender in ihrem Dorf in der autonomen Region Kurdistan im Irak. Sie hat auch Beiträge für die Nawzhin-Zeitung in Erbil, der Hauptstadt der Region, verfasst.

Das sechsmonatige Hybridprogramm "Business Journalists 4Change" hat im September begonnen. Die Module finden vor Ort in Erbil und online statt. Der Schwerpunkt liegt auf den wirtschaftlichen Reformen und Lösungen für einige der schwierigsten finanziellen Probleme des Landes. Amin ist eine von insgesamt zwölf Journalistinnen und Journalisten, die aus 80 Bewerbern aus dem ganzen Land ausgewählt wurden. Gemeinsam lernen sie, komplexe Wirtschaftsthemen und nachhaltige Entwicklungsansätze zu analysieren und darüber zu berichten.  

"Dieses Programm vermittelt den Teilnehmenden Kenntnisse über lösungsorientierten Journalismus und dessen konsequente Anwendung, so zum Beispiel bei der Berichterstattung über irakische Wirtschaftsreforminitiativen", sagt Salam Omer, Projektleiter der DW Akademie im Irak und leitender Trainer des Programms.  

Die Teilnehmenden wollen vor allem den Ölsektor, den irakischen Staatshaushalt, Investitionsprojekte und die regionalen Finanzmärkte besser verstehen und mehr über Datenjournalismus und Nachrichtenrecherche lernen.  

Sie nahmen vorab an einer Bedarfsanalyse teil, um die Ausrichtung des Programms zu bestimmen und die Stärken und Wissenslücken der Teilnehmenden zu berücksichtigen. Ein interessanter Aspekt des Projekts ist, dass es irakische und kurdische Journalisten zusammenbringt und die Kurse auf Arabisch und Kurdisch abgehalten werden.  

Meinungsfreiheit und Zugang zu Information 

"Dies ist das erste Vor-Ort-Projekt der DW Akademie im Irak seit langem", so Arwa Thümer-Al-Obaidi, Projektleiterin der DW Akademie. "Wie alle unsere Projekte, zielt auch dieses darauf ab, das grundlegende Menschenrecht auf Meinungsfreiheit und freien Zugang zu Information zu stärken", betont sie. 

Mohamed Saad Hikmat, ein Journalist aus Bagdad und ebenfalls Teilnehmer des Programms, begann seine Karriere 2015 kurz nach seinem Abschluss am Dijlah University College. Schon in den beiden letzten Jahren seines Studiums arbeitete er als freier Autor. Er berichtete für Zeitungen und einen Radiosender über Politik und Wirtschaft und trainierte gleichzeitig seine Fertigkeiten als Fotograf und Videofilmer. Für ihn ist eine verantwortungsvolle Wirtschaftsberichterstattung entscheidend für die demokratischen Reformen im Irak.  

Irak | Business Journalists 4 Change | Mohamed Hikmat

Obwohl der Zugang zu Wirtschaftsdaten im Irak schwierig ist, sagt Mohamed Hikmat, dass dies eine wichtige Arbeit ist, um zu erklären, wie Reformen und Unternehmen das tägliche Leben im Land prägen. Als Teilnehmer von Business Journalists 4Change recherchiert er, wie die App-Wirtschaft im Irak funktioniert.

"Die wichtigsten Wirtschaftsgeschichten betreffen den Energiesektor", erklärt er. "Die Iraker sind auch deshalb so daran interessiert, weil es um die Einkommen und Arbeitsplätze für junge Menschen geht." Sein eigenes Projekt im Rahmen des Kurses befasst sich mit der irakischen App-Wirtschaft.  

Herausforderungen und Erkenntnisse  

Die Entschlüsselung von Wirtschaftsdaten, ergänzt er, schrecke selbst die bestausgebildeten Journalistinnen und Journalisten im Irak ab, weshalb er gerade diesen Teil des Unterrichts besonders schätzt. 

"Die Erhebung von Statistiken ist im Irak eine fast unlösbare Aufgabe, ganz abgesehen von der Komplexität von Statistiken im Allgemeinen", bemerkte er.  

Amin stimmt ihm zu und ergänzt: "Ich glaube, Wirtschaftsjournalismus ist für viele Kolleginnen und Kollegen weniger attraktiv, weil sie keine Fachleute auf diesem Gebiet sind. Außerdem mangelt es an Transparenz bei Themen wie Steuern und Erträgen", sagte sie.  

Zum Ausbildungsprogramm selbst sagt sie: "Ich habe lange in den Medien gearbeitet und finde den konstruktiven journalistischen Ansatz besonders hilfreich. Ich schaue jetzt nicht nur auf die Probleme, sondern auch auf die Lösungsansätze." 

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