Vor der Präsidentschaftswahl in Bolivien: "Im Auge des Sturms" | Freiwilligendienst kulturweit | DW | 16.10.2019
  1. Inhalt
  2. Navigation
  3. Weitere Inhalte
  4. Metanavigation
  5. Suche
  6. Choose from 30 Languages

Bolivien

Vor der Präsidentschaftswahl in Bolivien: "Im Auge des Sturms"

Die Bedeutung freier Medien im Vorfeld von Wahlen erkannte Jessica Best als kulturweit-Freiwillige in der Stiftung für Journalismus, einem Partner der DW Akademie in La Paz, Bolivien. Hier teilt sie ihre Erfahrungen.

Das Team der Fundación para el Periodismo stellte bei einer Veranstaltung der GIZ in La Paz

Das Team der Fundación para el Periodismo stellte bei einer Veranstaltung der GIZ in La Paz die Stiftungsarbeit vor. (v.l. Dayana Cárdenas, FPP-Präsident Juan Carlos Salazar, Carlos Portugal, kulturweit-Freiwillige Jessica Best, FPP-Direktor Renán Estenssoro Valdez)

Die Präsidentschaftswahl, die nun in wenigen Tagen stattfindet, beschäftigt die Medien in Bolivien schon seit Monaten wie kein anderes Thema. Aus diesem Grund hat die Stiftung für Journalismus in La Paz, Fundación para el Periodismo (FPP), ihre neue Plattform Bolivia Verifica (deutsch: Bolivien verifiziert) ins Leben gerufen. Das Observatorium, unterstützt von über 30 Medien, zivilgesellschaftlichen Organisationen und akademischen Einrichtungen, will durch die Verifizierung von Nachrichten und die Klassifizierung von Informationen zu einer erhöhten Glaubwürdigkeit der Medien beitragen.

Pressekonferenz Vorstellung Bolivia Verifica

Vorstellung des Nachrichten-Observatoriums der FPP durch den Leiter der Mission der Europäischen Union, León de la Torre, FPP-Präsident Juan Carlos Salazar und FPP-Direktor Renán Estenssoro Valdez

Die Stiftungsmitglieder fühlen sich seit Projektbeginn unter besonderer Beobachtung - trotz ausdrücklich gewahrter politischer Neutralität. "Sie werden uns attackieren", befürchtet Renán Estenssoro Valdez, Direktor der FPP. "Wir befinden uns mit Bolivia Verifica im Auge des Sturms." Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie die Bedingungen im Land für den Journalismus stehen. Der Erfolg von Bolivia Verifica hing bisher maßgeblich davon ab, wie leicht oder erschwert der Zugang zu bestimmten Quellen ist. Denn Bolivien ist eines der wenigen Länder, die den freien Zugang zu Informationen in keinem Gesetz verankern.

Ende Mai 2019 wurde das Projekt vorgestellt. Wie León de la Torre, Leiter der Mission der Europäischen Union in Bolivien, bei diesem Anlass erklärte, habe sich die Informationsflut auf die Menschen in den letzten Jahrhunderten vervielfacht. Im Zeitalter Sozialer Netzwerke werde es immer schwieriger, Inhalte auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Falschnachrichten kursieren de la Torre zufolge, um politischen oder ökonomischen Zwecken zu dienen. Deshalb unterstütze die Europäischen Union Bolivia Verifica als Zeichen ihres Engagements für Meinungsfreiheit und das Recht auf Information, so de la Torre.

Nach Angaben der UNESCO garantieren mehr als 100 Länder weltweit in ihrer nationalen Gesetzgebung den gesicherten Zugang zu öffentlichen Quellen. Lateinamerika ist sogar die Region, die in dieser Hinsicht die größten Fortschritte erzielt hat. Ihre Gesetze übertreffen zum Teil die der EU. Bolivien, Costa Rica, Kuba und Venezuela bilden hierbei jedoch die Ausnahme. So stellen beispielsweise bolivianische Ministerien und Institutionen auf ihren Webseiten keine aktualisierten Informationen über ihre Arbeit bereit. In Bolivien bleibt die zuverlässige Berichterstattung daher eine Herausforderung, nicht nur für bolivianische Medien und nicht nur in Zeiten des Wahlkampfs.

 

Jessica Best arbeitete von März bis August 2019 als kulturweit-Freiwillige der DW Akademie bei der Partnerorganisation Fundación para el Periodismo in La Paz, Bolivien.

Die Redaktion empfiehlt