Vier Regionalsender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks der Ukraine UA:PBC bringen das Fernsehen zu den Menschen: Das TV-Magazin SPILNO berichtet aus den ländlichen Regionen des Flächenstaates.
Katia ist ein kleines Mädchen mit langen blonden Locken. Sie geht in einen Kindergarten in Pisochyn in der Region Kharkiv, im Osten der Ukraine. Manchmal ist Katia laut, manchmal verstehen die anderen Kinder sie nicht. Alle sind jedoch geduldig mit ihr. Es ist etwas Besonderes, dass Katia hier mit den anderen Kindern spielen und lernen kann. Ihre Mutter kämpfte dafür. Katia hat das Down-Syndrom.
Katias Weg in den inklusiven Kindergarten ist eine Erfolgsgeschichte. Das Mädchen entwickelt sich nun schneller, spricht mehr als zuvor. Katjas Geschichte haben die Macher des TV-Magazins SPILNO (deutsch: gemeinsam) erzählt. "Gemeinsam berichten, gemeinsam etwas bewirken" – das will das 15-köpfige Team der Sendung.
So schilderte SPILNO die Bedenken der Erzieherinnen und einiger Eltern, bevor Katia in die Gruppe kam. Und wie groß der Rückhalt für die Inklusion von Kindern mit Behinderungen inzwischen ist. Denn nun ist klar, dass nicht nur Katias Entwicklung einen großen Sprung machte, sondern auch die anderen Kinder etwas lernten: nämlich empathisch zu sein. Die Sendung über inklusive Erziehung in Kindergärten und Schulen, die ermöglichen, dass körperlich und kognitiv beeinträchtigte Kinder gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung lernen, erhielt vom Fernsehpublikum besonders viel Aufmerksamkeit.
Die Geschichten dort suchen, wo sie sind: bei den Menschen
Insgesamt hat das SPILNO-Team im vergangenen Jahr 40 Sendungen produziert. Wo werden Straßen neu gebaut? Welche Schulen werden zusammengelegt? Wie ist das Investitionsklima in den Regionen? Wie steht es um die medizinische Versorgung auf dem Land? SPILNO will die Menschen in den ländlichen Regionen der Ukraine über das informieren, was sie betrifft.
Die Magazinsendung rückt die Regionen ins Scheinwerferlicht und klärt über ein komplexes Thema auf: die Dezentralisierungsreform. Durch sie erhalten die Kommunalverwaltungen in der Ukraine seit fünf Jahren mehr politische und finanzielle Verantwortung. Welche Herausforderungen die Dezentralisierung in dem zweitgrößten Flächenland Europas mit sich bringt, erfuhr das Team bei der Produktion des TV Magazins am eigenen Leib.
Die Macher von SPILNO berichten aus dem gesamten Land. Als Kameramann und Reporterin aus einer abgelegenen Ortschaft im äußersten Westen der Ukraine berichten wollten, versagte mitten im Nirgendwo das Navi. Im nächsten Ort fragten sie nach dem Weg. Sie gaben nicht auf und die Mühe zahlte sich aus. Denn nur so erhalten entlegene Orte abseits der städtischen Ballungszentren Sendezeit – und damit Aufmerksamkeit.
Besser gemeinsam – Gelungene Zusammenarbeit von vier Regionalsendern
Nach einem Jahr hat sich das Produktionsteam dort wiedergetroffen, wo alles begann: in der Hafenstadt Odessa. "КРАЩЕ СПІЛЬНО" – "besser gemeinsam" – war dann nicht nur die Devise des Tages, sondern zugleich das Fazit des Projekts. Das Konzept des TV-Magazins fand beim Publikum großen Anklang: Es ist das erste seiner Art, das in Zusammenarbeit von vier Regionalsendern produziert und im Hauptsender des ukrainischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks ausgestrahlt wird.
Viel Know-How für eine Sendung
Die DW Akademie hat das von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) finanzierte Projekt mit Medientrainings zur Kameraführung und zum Storytelling unterstützt: Was brauche ich für eine spannende Geschichte? Wie finde ich eine Protagonistin oder einen Protagonisten? Wie setze ich die Person ins rechte Licht? Die Deutsche Welle setzte ihr Know-how zur Zuschaueranalyse ein, um herauszufinden, was sich das Fernsehpublikum von SPILNO wünscht, was es erwartet und wie die Sendung ankommt. Vier Diskussionsveranstaltungen in den Regionen brachten den Menschen nicht nur die Sendung näher, sondern informierten sie auch über die Bedeutung der Regionalsender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Nah am Zuschauer
Noch bis Mitte September wird SPILNO ausgestrahlt. Eine Fortsetzung ist noch nicht geplant. Das Pilotprojekt hat gezeigt, was die Regionalsender zusammen auf die Beine stellen können und ihren Stellenwert im Programm von UA:PBC nachhaltig gestärkt. Denn vor allem die Regionalsender sind es, die Geschichten aus dem ganzen Land erzählen und damit nah am Zuschauer sind. Wie im Fall der kleinen Katia. SPILNO gab inklusiven Bildungsinitiativen eine breite Öffentlichkeit und half damit, Vorurteile abzubauen: Mittlerweile gibt es in Katias Kindergarten viele Anfragen von Eltern nichtbehinderter Kinder, gerade weil dort inklusiv gearbeitet wird.