Russland führt einen Informationskrieg in Osteuropa. Die DW Akademie setzt an – und schult Journalisten und Nutzer dieser Länder im richtigen Umgang mit Desinformationskampagnen. Ute Schaeffer kommentiert.
Auch in der georgischen Provinz - hier in der Kleinstadt Borjomi - nutzen viele Menschen Programme aus Russland über Satellit. Der heimische Medienmarkt ist wirtschaftlich schwach
Es geht um Migration - darum, welche Risiken von der Flüchtlingswelle in Deutschland und Europa ausgehen. Ob es stimmt, was russische Medien zeichnen: dass sich die Sicherheitslage in Deutschland gravierend verändert hat, seitdem so viele Flüchtlinge in unserem Land sind? Es geht um die Flüchtlingsgeschichten zum DW-Buch " Einfach nur weg" - aber vor allem geht es um die Fragen, die damit zusammenhängen: um meine Interviewpartner, ob und wie ich Fakten recherchieren konnte. Kurzum: es geht um die Frage, wie glaubwürdig Journalismus ist, wie Journalisten arbeiten. Denn hier wie in anderen Nachbarländern um Russland herum, gibt es kaum unabhängige Medien, sind die Menschen an Desinformationskampagnen gewöhnt. An diesem Abend ist zu greifen, wie der Informationskrieg des Kreml in seiner Nachbarschaft wirkt. Und das nicht nur im prorussischen Transnistrien, sondern auch in anderen Ländern der Region, in denen die DW-Akademie aktiv ist: Georgien, Armenien, der Ukraine und der Republik Moldau.
Unabhängige Medien gibt es in diesen Ländern nicht, denn sie hängen von Oligarchen ab. Diese tragen ihre Machtkämpfe über die eigenen Medien aus, auch über Banken oder Gerichte. Das Vertrauen der Menschen in Politik und Medien ist in den meisten Staaten der östlichen Nachbarschaft auf einem absoluten Tiefstand. Moskauer Medien nutzen diesen Vertrauensverlust und füllen das Vakuum mit prorussischen Informationen.
Die Strategie des Kreml zielt auf die Destabilisierung seiner Nachbarregionen: Die Glaubwürdigkeit staatlicher Institutionen und prowestlicher Politiker soll erschüttert, der Aufbau von Demokratien untergraben werden. Deshalb treibt Moskau Territorialkonflikte an: in Südossetien, das sich von Georgien abgespalten hat, in den abtrünnigen Donbass-Republiken in der Ukraine oder in Transnistrien. Mit demselben Ziel treibt Moskau (Des)informationskampagnen in die öffentlichen Räume. Mit kurzen Botschaften und moderner Verpackung macht Moskau Werbung für seine Politik. Das ist nicht schwierig, denn alle großen Minderheitengruppen in den Nachbarstaaten sprechen besser Russisch als die jeweiligen Amtssprachen. Sie alle nutzen fast ausschließlich die frei empfangbaren russischen Programme.
Es wird ein nichtlinearer, hybrider Krieg zur Durchsetzung russischer Interessen geführt - und Medien spielen eine zentrale Rolle. Auf der Strecke bleibt zuallererst die Wahrheit. Opfer in diesem Krieg sind Journalisten und unabhängige Medienunternehmen. Und alle, die Medien nutzen, die sich in diesem Dschungel der halben, parteiischen und unwahren Botschaften und Informationen zurechtfinden müssen.
Hier setzt die DW Akademie an. Sie vermittelt Medienkompetenz an die Entscheider von morgen. Wir bilden gezielt junge Menschen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Lehrer und Hochschulprofessoren weiter. "Media Literacy" heißt vor allem, die richtigen Fragen zu stellen, mit Medien kritisch umzugehen: Wie kann man Meinung und Fakten trennen? Wie finde ich alternative Informationen? Das alles, um das Menschenrecht auf Information zu stärken. Das heißt für Osteuropa: Zivilgesellschaft, Mediennutzer und Medienprofis mit dem Rüstzeug auszustatten, um im Krieg der Informationen klaren Kopf zu behalten, das Wahre vom Unwahren zu unterscheiden, auf Recherche und Fakten zu setzen und diese auch richtig zu nutzen.