Sami aus Afghanistan, Ali aus Sierra Leone, Mohammed aus Syrien: Von den Schicksalen dieser Jugendlichen und ihrer Flucht nach Deutschland erzählt ein neues Buch von Ute Schaeffer, Leiterin Medienentwicklung DW Akademie.
Das ist eine Mammutaufgabe - der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge schätzt die Zahl der Asyl suchenden Kinder und Jugendlichen hierzulande auf mehr als 60.000. Doch dieser Verantwortung müsse man sich stellen, sagte Kanzleramtschef und Flüchtlingskommissar Peter Altmaier. "Wir müssen dafür sorgen, dass diese jungen Menschen die Angst verlieren", betonte Altmaier bei der Buchvorstellung in Berlin. Die deutsche Politik habe eine Verantwortung, sie nicht allein zu lassen.
Jeder dritte Asylantrag in Deutschland wurde im vergangenen Jahr von einem Jungen oder Mädchen unter 18 Jahren gestellt. In ganz Europa haben laut der europäischen Polizeibehörde Europol mehr als 85.000 unbegleitete Minderjährige Asyl beantragt. Die Hälfte davon sind Afghanen, 13 Prozent stammen aus Syrien.
Minderjährige aus Kriegsgebieten haben Anspruch auf Asyl. Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Afghanistan haben nicht automatisch Anspruch darauf. Nach EU-Gesetzen dürfen sie aber nicht abgeschoben werden.
Türkei - ein fragwürdiger Partner
Deutschland habe alles richtig gemacht, sagte Altmaier entschlossen. Es solle sich nicht schämen und müsse sich bei niemandem entschuldigen. Die Entscheidung des Kabinetts von Bundeskanzlerin Angela Merkel, im Sommer vergangenen Jahres den Weg frei zu machen für viele Tausende in Ungarn gestrandete Flüchtlinge, sei die einzig richtige. Beifall im Saal.
Doch heute, ein halbes Jahr später, steht Deutschland mit seiner Flüchtlingspolitik alleine da. Also wie weiter? "Wir können nicht auf nationale Lösungen bauen, wir brauchen nachhaltige, internationale Lösungen", so Altmaier. Die Betonung liegt auf "international", denn von einer europäischen Lösung scheint die EU weit entfernt zu sein: Ein Land nach dem anderen schottet sich ab. Immer mehr widersprechen lautstark der Politik Merkels.
Und so richtet sich der Blick nach Ankara. "Wir schauen nicht weg, wir wollen nichts beschönigen", sagt der Kanzleramtschef. "Frau Merkel hat immer bei ihren Besuchen in der Türkei die Lage der Menschenrechte angesprochen. Wenn wir aber unsere Zusammenarbeit auf Staaten beschränken, die einen ähnlichen Grundrechtsschutz haben, dann wäre das ein sehr exklusiver Club. Deswegen werden wir mit der Türkei arbeiten." Kein Beifall im Saal.
Medien und ihre Rolle in der Integration
Nicht nur die Politik, auch die Medien werden in die Pflicht genommen. Wie berichtet man, was berichtet man, wie viel? Das Thema Flüchtlinge sei das Hauptthema für die Deutsche Welle, sagte DW-Intendant Peter Limbourg. "Wir reden von Menschen, die wahrscheinlich die DW-Angebote nutzen. Für uns ist es wichtig, dass sie keine falschen Vorstellungen vom dem bekommen, was hier passiert. Wir müssen ein realistisches Bild wiedergeben."
Das Buch "Einfach nur weg - die Flucht der Kinder" ist entstanden im Rahmen des Programmschwerpunkts "Flüchtlinge in Deutschland" der Deutschen Welle. Der gesamte Erlös des Verkaufs geht an "Deutschland hilft", ein Bündnis deutscher Hilfsorganisationen.