CinéShabab fördert in Tunesien Kurzfilmproduktionen und trainiert junge Filmemacher – mit Unterstützung der DW Akademie. Die Regisseurin Nihèd Rahmani kann dank des Projekts ihre eigene Geschichte als Film erzählen.
"CinéShabab hat mir Türen geöffnet", strahlt die 24-jährige Nihèd Rahmani. Als Filmemacherin hält sie sich meistens mit Aufträgen im Bereich Werbung über Wasser. Dabei verfügt sie über langjährige Erfahrung, hat schon mehrere kurze Dokumentarfilme gedreht und immer wieder Drehbücher bei internationalen Wettbewerben eingereicht. Nur ihr allererstes hat sie gehütet wie einen Schatz und nie veröffentlicht: "Ich wollte diesen Film nur unter guten Bedingungen drehen." Jetzt stellt ihr CinéShabab ein kleines Budget von 3.000 Dinar (rund 950 Euro) zur Verfügung. Außerdem die Ausrüstung und die Möglichkeit, die Postproduktion bei einer professionellen Firma durchzuführen.
CinéShabab ist ein Projekt der Fédération Tunisienne des Ciné-clubs (Tunesische Föderation der Filmclubs). Es soll junge Filmemacher ermutigen, Themen zu behandeln, die sie beschäftigen und für die sie sonst nur schwer Gehör in der Öffentlichkeit finden. 32 junge Männer und Frauen aus ländlichen Gebieten Tunesiens wurden anhand ihrer eingereichten Filmideen für eine Trainingsreihe ausgewählt. Sechs von ihnen erhalten einen finanziellen Zuschuss, um ihre Ideen professionell umzusetzen.
Geplant ist die Ausstrahlung der Filme im öffentlichen TV mit Hintergrundinformationen und Interviews. Die fertigen Produktionen werden auch online veröffentlicht. Außerdem wird ein „Kino auf vier Rädern“ für Sondervorstellungen durch ländliche Regionen ziehen.
Ihren kurzen Spielfilm hat Rahmani "Was macht es schon, wenn wir verschieden sind?" genannt. Er liegt der energiegeladenen jungen Frau aus Gabes, einer Industriestadt im Südosten Tunesiens, auch deshalb am Herzen, sie das Thema persönlich betrifft. "Dieses Drehbuch ist mein Baby", sagt sie. Denn als schwarze Frau aus dem Süden des Landes sei sie im Alltag Diskriminierung ausgesetzt. "Das hat schon in der Grundschule angefangen, als die anderen Kinder nicht damit klarkamen, dass ich Klassenbeste war."
Diese Erfahrung verarbeitet Rahmani nun in ihrem Film, der bis zum Sommer fertig sein soll. Auch darin geht es um eine junge Frau, Studentin der Filmwissenschaften, die sich auf eine Zugreise begibt. Unterwegs macht sie zahlreiche Begegnungen – und fasst den Entschluss, sich auf Grund ihrer Erfahrungen mit Diskriminierung und Rassismus für die Verteidigung von Menschenrechten einzusetzen.
Anmerkung der Redaktion (Stand März 2021): Inzwischen haben die Teilnehmenden des Projektes ihre Filme erfolgreich fertiggestellt. Der erste Kurzfilm lief im Dezember des vergangenen Jahres im tunesischen Fernsehsender Telvza TV und wurde durch ein Interview mit dem jungen Regisseur und anderen jungen Filmschaffenden begleitet.
wird im Rahmen von Shabab Live von der DW Akademie unterstützt und mit Mitteln der Europäischen Union und des Auswärtigen Amts finanziert. Shabab Live ist ein dreijähriges Projekt, das insgesamt zwölf Nichtregierungsorganisationen und sechs TV- beziehungsweise Radiosender aus Nahost/Nordafrika für die Umsetzung von Jugendformaten fördert. Ziel ist es, die Sichtbarkeit und Teilhabe von jungen Menschen aus der Region in den klassischen Medien zu stärken.
Der Artikel erschien erstmals in der Ausgabe 1/20 der Weltzeit .