Mit neuen Radioformaten die indigene Bevölkerung erreichen, das ist Ziel der DW Akademie-Partnerorganisation CEPRA. Saskia Bücker arbeitet hier als erste kulturweit-Freiwillige.
CEPRA sieht sich auch als Übersetzer – es möchte den Menschen die politischen Entscheidungen und Gesetzesthemen näher bringen und verständlich machen. Genau hier setzen die Journalisten von Radio CEPRA an. So arbeite ich derzeit gemeinsam mit drei Kollegen an einem neuen Projekt mit, bei der eine besonders benachteiligte Gruppe ins Visier genommen werden soll: Frauen. Wie kann CEPRA Sendungsformate entwickeln, welche die Menschen zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Themen wie dem Machismo, der strukturellen Benachteiligung von Frauen in Bildung, Gesundheit und Arbeitswelt sowie stereotypen Rollenbildern anregen?
Frauen stärken - auf der Suche nach neuen Sendeformaten
In einer ersten Teamsitzung im Büro kommt, nicht gerade überraschend, heraus: Die Gender-Debatte ist emotional aufgeladen und hochsensibel. Im Büro sitzen drei Frauen und ein Mann, und wir alle haben andere Frauenbilder im Kopf, unterschiedliche Geschichten zu erzählen, sind an verschiedenen Orten des Landes, ja sogar der Welt, aufgewachsen und geprägt worden. Wo fängt die Diskriminierung an? Was bedeutet Gewalt? Zählt die mediale und sprachliche Diskriminierung auch als Gewalt, so wie die körperliche? Gibt es überhaupt Statistiken, die unsere Thesen belegen? Welche Themenfelder sind die wichtigsten, welche Sendungsformate erscheinen sinnvoll, wen wollen wir erreichen und sensibilisieren, wo genau wollen wir als Team ansetzen? Es sind viele Fragen, die auf Antworten warten.
In der spannenden Debatte stoßen verschiedene Weltbilder aufeinander, und ich spüre mehr als einmal, dass ich auf der anderen Seite der Erdkugel aufgewachsen bin. Genau diese Momente sind es, in denen ich beginne, die enorme Vielfalt von Lebenswirklichkeiten zu begreifen, und vor allem: anzuerkennen und wert zu schätzen. Abends, wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet und mich der Bus etwas außerhalb Cochabambas vor meiner Wohnungstür ausspuckt, kann ich die vielen Stimmen und Geschichten aus dem Radio, von neuen Kollegen, Freunden und dem Straßenleben in mir nachklingen hören. Sie machen mich froh und erlauben es mir, neue Perspektiven einzunehmen.