Junge Menschen in Kambodscha sollen am öffentlichen Dialog teilhaben. Deshalb unterstützt die DW Akademie eine lokale Jugendorganisation dabei, Jugendliche im Umgang mit Medien fit zu machen.
Professionell online kommunizeren - das Projekt für Medienkompetenz vermittelt auch den richtigen Umgang mit sozialen Netzwerken
Jugendarbeit ist in Kambodscha von zentraler Bedeutung: Zwei Drittel der Bewohner sind unter 30 Jahre alt, das Land hat die jüngste Bevölkerung in ganz Südostasien. Und bei einer so jungen Bevölkerung ist es nicht verwunderlich, dass moderne Kommunikationstechnik überall präsent ist: Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der aktiven Internetnutzer im Land vervierfacht. Die Zahl der aktiven Nutzer von sozialen Netzwerken hat sich seit 2012 jedes Jahr verdoppelt. Heute haben etwa drei Millionen der 15,7 Millionen Kambodschaner ein eigenes Facebookprofil.
In Kambodscha ist Facebook das Internet
Facebook spielt in Kambodscha eine herausragende Rolle als unabhängiges Informations- und Kommunikationsmedium, denn Radio, Fernsehen und Zeitungen sind häufig in den Händen von Regierungsvertretern oder –sympathisanten. Im Internet hingegen gibt es Freiräume, sich in den öffentlichen Dialog einzubringen. Das nutzen besonders die jungen Menschen: auf Facebook setzen sie ihre eigenen Themen und erzählen ihre Geschichten in Text, Ton oder Bild. Geschichten, die in den etablierten Medien kaum vorkommen.
Auch wenn die Nutzerzahlen von Facebook und die Verbreitung von Smartphones in Kambodscha rasant steigen, das Wissen um die verborgenen Chancen und Risiken der neuen Kommunikationstechnologien wächst nicht in gleichem Maße mit. Viele junge Kambodschanerinnen und Kambodschaner wissen kaum, wie sie ihre Privatsphäre im Internet schützen können oder warum sie hier überhaupt vorsichtig sein sollten. Themen wie Cyber-Mobbing oder Sexting (die private Kommunikation über sexuelle Themen und das Verschicken freizügiger Fotos) werden erst langsam als Probleme wahrgenommen. Hier kann Training in Medienkompetenz zur praktischen Lebenshilfe werden.
Medienkompetenz spielerisch vermitteln
Ein Bewusstsein für diese Dinge zu schaffen und die jungen Menschen zu befähigen, sich medial zu artikulieren, ist schon lange Bestandteil der Media-Literacy-Aktivitäten der DW Akademie in Kambodscha. Bislang hatte diese Arbeit zwei Stränge: Zum einen kooperiert die DW Akademie mit dem kambodschanischen Bildungsministerium, zum anderen arbeitet sie mit zwei kambodschanischen NRO zusammen. Gemeinsam mit dem Bildungsministerium wurde ein Kapitel zu Medienkompetenz für ein Schulbuch verfasst, das seit 2016 im ganzen Land eingesetzt wird. Mit den lokalen NRO ist die DW Akademie auch direkt "an der Basis" aktiv: in zwei ländlichen Provinzen gibt es Media-Literacy-Trainings für Jugendliche. Vermittelt werden sie von jungen kambodschanischen Trainern, die die DW Akademie dafür fortgebildet hat. Flankiert werden diese Aktivitäten der DW Akademie nun durch die Arbeit von YRDP.
Für ihre Fortbildungen ist YRDP gut gerüstet: Die DW Akademie stellt umfangreiche Trainingsunterlagen zur Verfügung, die im Laufe der vergangenen zwei Jahre als Teil der Media- Literacy-Arbeit in Kambodscha entstanden sind. Auf knapp 160 Seiten auf Englisch bzw. über 200 Seiten auf Khmer bieten diese Trainingsunterlagen grundlegende Texte und mögliche Trainingsabläufe mit detaillierten Beschreibungen von Lernzielen und Lehrmethoden. Darüber hinaus gibt es aber auch vielerlei Übungen und Spielen mit Medienbezug, die geeignet sind, das Thema Media Literacy für Jugendliche attraktiv aufzubereiten.
Ein solches Spiel, das auch während des dreitägigen Einführungsworkshops bei YRDP gespielt wurde, ist die sogenannte "Medienmaschine". Hierzu überlegten die DW Akademie Trainer und die Teilnehmenden zunächst, welche Schritte und Instanzen zwischen einem Ereignis und dem fertigen Medienbericht liegen: vom Reporter, der die Augenzeugen befragt und den Artikel schreibt, über den Chefredakteur, der den Text redigiert, den Fotoreporter, der ein Bild beisteuert, hin zum Lay-Outer, zum Drucker und so weiter. Dann wurden die Rollen verteilt und jeder Teilnehmer überlegte sich eine Bewegung und ein Geräusch zu seinem Part. Schließlich wurden alle Szenen zusammengefügt und die "Medienmaschine" lief an. Ihr komplexer Rhythmus verdeutlichte den Teilnehmenden, wie viele intervenierende Faktoren die Gestalt einer Nachricht beeinflussen können. In jedem Schritt kann die Information verändert werden – sei es bewusst, oder unbewusst. Insgesamt: anschauliche Medienkunde mit Spaß.