Informiert durch die Pandemie: Lokale Medien berichten für Gehörlose und Geflüchtete | Europa/Zentralasien | DW | 09.03.2021
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Europa/Zentralasien

Informiert durch die Pandemie: Lokale Medien berichten für Gehörlose und Geflüchtete

In Georgien und Armenien haben Minderheiten oft keinen Zugang zu lebensrettenden Informationen zum Schutz vor Corona. Lokale Medien in beiden Ländern arbeiten daran, Informationen für diese Menschen bereitzustellen.

Georgien-Projekt der DW Akademie

Yafan Bakirava gehört zur aserbaidschanischen Minderheit in Georgien

„Als die Pandemie begann, hatte ich einfach nur panische Angst. Ich verstand nicht, was vor sich ging. Ich durfte nicht mehr arbeiten. Plötzlich sollte ich zuhause bleiben und eine Maske tragen – aber niemand erklärte mir warum.“ Yafan Bakirava ist taub. Und sie gehört zur aserbaidschanischen Minderheit in Georgien, die häufig kein Georgisch spricht. Zwei Gründe, warum Yafan Bakirava nicht begriff, was zu Beginn der Pandemie um sie herum geschah. Und warum plötzlich so viele Dinge nicht mehr möglich waren. In ihrem Umfeld, in den Medien, die sie erreichten, wurde darüber schlicht nicht in aserbaidschanischer Sprache informiert.

Doch wer nicht über die wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen Covid-19 informiert ist, gefährdet unbewusst sich und andere.  Ein Projekt in Georgien und Armenien unterstützt daher vier lokale Medien dabei, die Minderheiten und benachteiligte Gruppen im Land besser zu informieren.

Sendungen in Minderheitensprachen und Untertitel für Gehörlose

Yafan Bakirava lebt in der georgischen Kleinstadt Marneuli, im Südosten des Landes, zwischen Steppe und Bergen, knapp 40 Kilometer von der Grenze zu Aserbaidschan entfernt. Wenn sie Corona nicht davon abhält, arbeitet sie als Reinigungskraft. In den georgischen Medien sind die aserbaidschanische Minderheit und ihre Anliegen kaum vertreten. So war auch der Verband der Gehörlosen von Marneuli, dem Bakirava angehört, in Georgien so gut wie unbekannt – bis der lokale Sender „Radio Marneuli“ eine Öffentlichkeitskampagne zum Thema Corona startete, mit Übersetzungen auf Aserbaidschanisch.

Unter den Beiträgen: ein Video über die Gehörlosen von Marneuli, in georgischer Sprache, ebenfalls mit aserbaidschanischen Untertiteln. Darin wird geschildert, dass viele wichtige Informationen zu Schutzmaßnahmen vor der Pandemie die Gehörlosen nicht erreichten. Ein großer Teil erfuhr erst Ende Mai die Hintergründe der angeordneten häuslichen Quarantäne.

Das preisgekrönte Video wurde über die sozialen Netzwerke verbreitet und brachte den Gehörlosen von Marneuli viel Aufmerksamkeit und Solidarität. Dank der Untertitel in ihrer eigenen Sprache konnten die Gehörlosen zudem erstmals selbst verfolgen, wie sich die Pandemie entwickelt und was in den georgischen Medien über sie und ihre Anliegen berichtet wird.

Die Geflüchteten aus Bergkarabach – ohne Schutz vor Corona zurück in die Heimat

30 Kilometer sind es von Marneuli bis zur armenischen Grenze. Auch hier, in Armenien, unterstützt die DW Akademie lokale Medien dabei, mit ihrem Informationsangebot zu Corona alle Menschen zu erreichen. Dazu zählen insbesondere die rund 85.000 Geflüchteten aus Bergkarabach, der von Aserbaidschan und Armenien umkämpften Kaukasus-Region.

Georgien-Projekt der DW Akademie

Dicht gedrängt in Bussen machen sich Geflüchtete auf den Weg

Den Krieg überleben, sich in Sicherheit bringen – das hatte für die Menschen aus Bergkarabach lange erste Priorität. Informationen über die nötigen Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie erreichten sie kaum. Wie wenig, das zeigte sich nach dem Ende der Kämpfe, als sich Geflüchtete aus dem ganzen Land auf den Rückweg in ihre Heimat machten: in Bussen, dicht gedrängt, viele ohne Maske – wie ein Video des lokalen Fernsehsenders „Factor TV“ zeigte.

Der Bericht brachte die armenische Regierung zum Handeln – und weckte bei den Geflüchteten ein Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, sich und andere in der Pandemie zu schützen.

 

Das Projekt „Economic and Social Participation of vulnerable displaced and local population in the South Caucasus (EPIC)" lief von September 2020 bis Januar 2021 und wurde umgesetzt von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Zusammenarbeit mit dem Ministry of Internally Displaced Persons from the occupied territories, Labour, Health and Social affairs Georgien und der DW Akademie. Vier lokale Partnerorganisationen,Hetq – Investigative Journalists und Factor in Armenien und Radio Marneuli und Radio Way in Georgien, erhielten Unterstützung sowie Trainings und Beratung. Fokus des Projekts war die Berichterstattung über COVID-19 und die Frage, wie Mitglieder von Minderheitsgruppen besser mit Informationen versorgt werden können.

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