Fünf Ansätze, wie das Potential von Lokaljournalismus global Wirkung zeigen kann | Lateinamerika | DW | 22.10.2024
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Lateinamerika

Fünf Ansätze, wie das Potential von Lokaljournalismus global Wirkung zeigen kann

Erkenntnisse aus Lateinamerika zeigen: Schlagzeilen vernachlässigen oft die Anliegen der Bevölkerung und schaffen Distanz zwischen Menschen und Medien. Lokal- und Bürgerjournalismus können die Beziehung verbessern.

In vielen Ländern Lateinamerikas ist die Pressefreiheit unter Druck. Bei der Ausübung ihrer täglichen Arbeit erleben Journalistinnen und Journalisten Einschüchterungsversuche von Regierungsseite und durch andere Interessengruppen. Auch die zunehmende Verbreitung von Desinformation erschwert ihre Aufgabe. Das Misstrauen in die Medien wächst. 

Trotz allem hat die Glaubwürdigkeitskrise auch neue Möglichkeiten und Erzählansätze hervorgebracht. So nehmen Nachrichten zunehmend gesellschaftliche Randgruppen und ihre Bedürfnisse in den Fokus. Hyperlokaler und lokaler Journalismus und Bürgerjournalismus können Demokratie und die Teilhabe der Zivilgesellschaft stärken. 

 

Kolumbien | Teilnehmer eines von der DW Akademie unterstützten Workshops beim Festival Gabo 2024 in Kolumbien

Die DW Akademie arbeitet mit Partnern in Lateinamerika zusammen, um die Qualität von Lokaljournalismus in der Region zu stärken

Journalismus im Dienst des Lokalen 

Dieser Journalismus konzentriert sich auf Themen des täglichen Lebens in indigenen Gemeinschafen und deren Randgebieten, teilweise indem er konkret auf das Wissen und die Erfahrungen der Menschen eingeht, die dort leben. Sie werden so zu Protagonistinnen und Protagonisten, die ihre eigenen Geschichten erzählen. 

Um dies zu erreichen, braucht es folgende Schritte

1. Lokale Anliegen und Interessen in den Vordergrund rücken 

Um lokale Bedarfe in die Redaktionsplanung einzubeziehen, erfordert es genaues Hinhören und Eingehen auf die lokalen Interessen und Bedürfnisse. Reporterinnen und Reporter, sowie Redakteurinnen und Redakteure sollten daher regelmäßig zu Themen außerhalb großer Zentren und nationaler Politik berichten und sich näher mit indigenen und anderen, oft vernachlässigten Gemeinschaften beschäftigen.

2. Einen lokalen Nachrichtenplan mit globaler Reichweite entwickeln 

Schaue hinter die Nachricht und hinterfrage, ob es weitere Aspekte zu beachten gibt. Erzähle Geschichten nach mehreren Wochen oder Monaten weiter und nimm den Faden wieder auf, möglicherweise gibt es neue Entwicklungen oder langfristige Konsequenzen, auch für andere Teile der Welt. Im Amazonasgebiet beispielsweise ist Abholzung sowohl ein lokales also auch ein globales Thema, das sich permanent weiterentwickelt und zahlreiche Geschichten hervorbringt, mit Auswirkungen für das Klima, die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes. 

3. Stimmen von Protagonistinnen und Protagonisten einbeziehen 

Richte einen Fokus auf die Menschen, die in den Gemeinschaften leben und Teil der Nachrichten sind. Schätze ihr Wissen und ihre Expertise, da sie der Geschichte Tiefgang und Relevanz geben können. Stelle die Stimmen derer in den Vordergrund, die von lokalen Problemen betroffen sind. Das hilft dabei, eine bessere Verbindung zum Publikum herzustellen. Wenn der Konflikt mehrere Ebenen beinhaltet, sollten diese und mögliche Lösungsansätze (auch an anderen Orten) beleuchtet werden. Auch hier lohnt es sich oft, lokale Stimmen einzubeziehen.  

4. Die Kommunikation mit der Gemeinschaft stärken 

Kommunikationsprofis mit indigenem oder anderem gesellschaftlichem Hintergrund können eine wichtige Rolle spielen in der Kommunikation zwischen der lokalen Gemeinschaft und den Medien. Durch bessere Kenntnis lokaler Gegebenheiten und Kommunikationskanäle können Reporterinnen und Reporter einen engeren und authentischeren Dialog schaffen und so lokale Geschichten präziser erzählen und in einen globalen Kontext setzen. Außerdem wird durch die Einbindung von Mitgliedern der Gemeinschaft dem Vorwurf der „Berichterstattung von außen“ vorgebeugt und der "Do No Harm"-Ansatz gestärkt. 

5. Zusammenarbeit und redaktionelle Diversität fördern 

Zusätzlich zur Einbeziehung lokaler Stimmen und Perspektiven sollte auch die Diversität in der redaktionellen Arbeit und die Zusammenarbeit mit Reporterinnen und Reportern vor Ort gestärkt werden. Durch inklusive Redaktionsteams und Dialog mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen ist es möglich, die richtigen Themen zu priorisieren und eine ausgewogene Darstellung der verschiedenen regionalen Gegebenheiten zu gewährleisten. 

Kolumbien | Teilnehmer eines von der DW Akademie unterstützten Workshops beim Festival Gabo 2024 in Kolumbien

Während des Festival Gabo 2024 organisierte die DW Akademie einen Workshop zur Stärkung der sozio-ökologischen Berichterstattung

Diese Erkenntnisse stammen aus dem Workshop der DW Akademie „Defragmenting journalisms, encounters between traditional, hyperlocal and digital“ aus dem Programm des Festival Gabo 2024 in Bogotá, Kolumbien. Mehr als 30 Journalistinnen und Journalisten von Bürgermedien, lokalen, alternativen und traditionellen Medien aus Lateinamerika diskutierten die Herausforderungen für den Journalismus in der Region und das Potential, daraus positiven Einfluss zu generieren. Die Veranstaltung wurde moderiert von Magnus Kossman, DW Program Director für Kolumbien, Ecuador und Peru (bis Juni 2024). Unter den Teilnehmenden waren auch Sergio Silva, Editor für den Bereich Wissenschaft, Umwelt und Gesundheit für El Espectador (Kolumbien), Laura Mejía, Executive Director von Baudó AP (Kolumbien) und Jorge Agurto, Director von Servindi, einem Partner der DW Akademie in Peru.   

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