Ein wichtiger Schritt in Richtung Demokratisierung der Medien in Ecuador ist getan: Bis 2017 sollen über tausend Frequenzen für Radio und Fernsehen neu vergeben werden, ein Drittel davon an Community Medien.
22 Radios des Netzwerks CORAPE haben sich um eine Frequenz als Community Radio in Ecuador beworben. Die Ausschreibungsfrist endete am 30. Juni.
CORAPE selbst hat für die Hauptstadt Quito ebenfalls eine Sendefrequenz als Community Radio beantragt. Bislang hat das Netzwerk die angeschlossenen Sender täglich mit Nachrichtensendungen versorgt und den Programmaustausch zwischen den Mitgliedsradios sichergestellt. "Wir setzen auf Transparenz und Gleichberechtigung bei der Frequenzvergabe", erklärte Jaramillo Ende Juni in Quito. "Dies ist ein wichtiger Erfolg in unserem historischen Kampf für die Demokratisierung der Medienlandschaft", so Jaramillo weiter.
Die in dem Netzwerk zusammengeschlossenen Radios erreichen landesweit 30 Prozent der städtischen Bevölkerung und 60 Prozent der ländlichen Bevölkerung Ecuadors. Die Bürgerradios sind aber auch die Nabelschnur zur Heimat für zehntausende Ecuadorianer, die im Ausland leben.
Die DW Akademie hat den Projektträger CORAPE unter anderem bei der Beratung der Mitgliedsradios unterstützt. In mehreren Workshops wurden die rechtlichen, technischen und inhaltlichen Anforderungen der staatlichen Medienaufsichtsbehörde ARCOTEL erläutert. Jeder Sender ist von CORAPE und einer durch die DW Akademie engagierten Beraterin darüber hinaus individuell bei der Erstellung der Unterlagen betreut worden.
Mehr Gehör für die indigene Bevölkerung
Im Februar 2017 finden in Ecuador Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt. Vor diesem Hintergrund kommt der Stärkung der Community Medien besondere Bedeutung zu. Das Ziel, ein Drittel der Frequenzen an Bürgermedien zu vergeben, wird bis zu den Wahlen schwer zu erreichen sein. Aber der jetzt eingeleitete Prozess der Frequenzvergabe wird es vor allem der ländlichen und indigenen Bevölkerung ermöglichen, ihr Recht auf Meinungsäußerung wahrzunehmen. Deren Belange werden von den privaten und staatlichen Medien kaum berücksichtigt.
Im April 2016 hat die DW Akademie eine umfassende Studie zur ecuadorianischen Medienlandschaft veröffentlicht. Darin werden die historischen Entwicklungen, die zur aktuellen Polarisierung geführt haben, ebenso untersucht wie die Auswirkungen des 2013 verabschiedeten Mediengesetzes. Das sowohl in Ecuador als auch international umstrittene Gesetz räumt der Regierung weitreichende Befugnisse zur Kontrolle und Zensur von Inhalten ein. Auch die Frage, welche Chancen die Digitalisierung für die Meinungsfreiheit in Ecuador spielen kann, wird in der Studie " Panorama de los medios en Ecuador" aufgegriffen.