Der Trabant – ein Kultauto mit Oldtimerstatus
Zwar wird er schon seit 1991 nicht mehr gebaut, doch das kleine, unbequeme, viel verspottete Plastikauto ist noch immer auf den Straßen unterwegs – und genießt inzwischen sogar Oldtimerstatus.
Der Trabant – ein Kultauto mit Oldtimer Oldtimer, - (m.) ein Auto, das älter als 30 Jahre ist status
Zwar wird er schon seit 1991 nicht mehr gebaut, doch das kleine, unbequeme, viel verspottete Plastikauto ist noch immer auf den Straßen unterwegs – und genießt inzwischen sogar Oldtimerstatus.
Er war die DDR auf Rädern, klein und laut, matt im Lack,kärglich kärglich ganz einfach in der Ausstattung; auch: ärmlich, sehr bescheiden ausgestattet, angestaubte angestaubt hier umgangssprachlich für: nicht mehr ganz modern Technik. Aber immerhin: Er fuhr, der Trabant, der Volkswagen der Ostdeutschen. Was haben sie ihm nicht alles für scherzhafte Namen verpasst: Gehhilfe, Plaste Plaste (f., nur Singular) ostdeutsch für: Kunststoff, Plastik porsche, Duroplast Duroplast (n., nur Singular) ein ausgehärteter Kunststoff, der bei Hitze nicht mehr schmelzen kann bomber Bomber, - (m.) hier scherzhaft für: ein Fahrzeug, dass sehr viel Krach macht , überdachte Zündkerze Zündkerze, -n (f.) ein kerzenähnliches Teil im Motor (z. B. eines Autos), das einen Funken erzeugt, durch den dann die Mischung aus Benzin und Luft explodiert , Rennpappe Pappe, -n (f., meist Singular) eine Papierart, die besonders dick und fest ist . Und doch haben sie ihn irgendwie geliebt, wie diese ehemaligen DDR-Bürgerinnen und -Bürger deutlich machen:
„Ein robustes robust so, dass etwas/jemand viel aushält und nicht kaputt geht (Material) bzw. krank wird (Lebewesen) Auto. / Das ist ja bloß ’ne Hubbel Hubbel, - (m.) regional für: eine Bodenunebenheit; eine kleine Bodenerhebung karre Karre, -n (f.) umgangssprachlich für: Auto . / Viel kann man selber machen. / Da hatte ich ’ne Karambolage Karambolage, -n (f.) ein Zusammenstoß . Da war der Motorraum, der Deckel hier kaputt. Hier bisschen eingedrückt. Hab ich reparieren lassen. 161 Mark – billiger geht’s ja gar nicht, gell? / Zuverlässig ist er ja. Also da gibt’s nichts. / Von der Sache her ist es ein Fortbewegungsmittel. Man kann nicht von einem Auto sprechen. Vor allem 26 PS PS die Maßeinheit Pferdestärke; gibt die Leistung an, die erbracht werden muss, um einen Körper, meist ein Auto, mit einer Geschwindigkeit von 1m/s zu bewegen , ne. Von der Beschleunigung, das ist eben überhaupt nichts.“
Von Bequemlichkeit keine Spur: Jede Unebenheit im Boden spürten die Insassen. Bei Unfällen bot das kleine Auto nicht viel Schutz. Blech Blech, -e (n.) ein bearbeitetes Metall, z. B. in Autos war in der damaligen DDR Mangelware. Daher behalf man sich mit vorhandenen Rohstoffen. So bestand das Gehäuse aus einer Mixtur aus gepressten Baumwollfasern, Kunstharzen Kunstharz, -e (n.) ein künstlich hergestelltes flüssiges Material, das einmal ausgehärtet nicht wieder schmelzen kann und Lumpen Lumpen, - (m.) ein altes, verschmutztes Stück Stoff . Doch einen Vorteil hatte das wenigstens: Das Auto konnte nicht komplett durchrosten durch|rosten durch Rost (eine rote Schicht auf bestimmten Metallen) langsam zerstört werden . Ungeduldig durften Trabi-Fahrer auch nicht sein. Bei 26 PS von Null auf 100 am selben Tag – mannahm etwas gelassen nehmen eine Sache ruhig und entspannt erwarten es gelassen etwas gelassen nehmen eine Sache ruhig und entspannt erwarten . Schließlich hatte man ja meist zehn Jahre und länger auf das Auto gewartet.
Denn die Nachfrage überstieg bei Weitem das Angebot. Zum Vergleich: In der DDR lebten 1989 rund 16,4 Millionen Menschen. Doch genau 3.069.099 Stück der legendären Autos liefen seit Produktionsstart 1957 in der sächsischen Kleinstadt Zwickau vom Band – bis zum 30. April 1991 um 14 Uhr 51. Dann war endgültig Schluss. Da rollte der letzte Trabi in der Farbe pink pink ein intensiver rosa Farbton aus der abbruchreifen abbruchreif in einem so schlechten baulichen Zustand, dass ein Gebäude abgerissen werden muss Montagehalle. Den Mitarbeitern der Sachsenring Automobilwerke war zum Heulen zumute. Andreas Pilz war einer von ihnen und gestand damals:
„Es ist ein trauriger Tag, wenn man 25 Jahre im selben Betrieb war, und auf einmal ist Schluss. Ist ein trauriger Tag. Also einsehen tut es zwar jeder – also, dass die Kosten zu hoch liegen, dass der Trabant auf dem Weltmarkt nicht bestehen kann. Aber trotzdem hängt 25 Jahre dein Arbeitsplatz dran, ne.“
Auch der Einbau eines neuen, verbesserten Motors rettete den knatternden knattern schnell hintereinander viele kurze, laute Geräusche machen Stinker Stinker, - (m.) hier: umgangssprachlich für: ein Auto, das die Luft stark verschmutzt nicht mehr. Denn mit dem Zusammenbruch der Planwirtschaft Planwirtschaft (f., nur Singular) eine Wirtschaftsordnung, in der eine zentrale Stelle den gesamten wirtschaftlichen Prozess nach bestimmten Zielvorstellungen plant, lenkt und verwaltet war auch das Ende des auf dem Weltmarkt nicht mehr wettbewerbsfähigen Autos praktisch zwangsläufig. Dabei hatten die Zwickauer Ingenieure ganz in der Tradition ihres Standorts viele gute Ideen für bessere Autos. Schließlich war eine Wiege sein der Anfang, der Ursprung von etwas sein Zwickau eine Wiege eine Wiege sein der Anfang, der Ursprung von etwas sein des deutschen Automobilbaus. Doch, so stellte damals Professor Hans Künschner von der ortsansässigen Technischen Hochschule bedauernd fest:
„Es sind Prototypen Prototyp, -en (m.) das Teststück eines Produktes entstanden, die sich bewährt haben. Auf den Markt konnte es nicht kommen. Ich muss da sagen: die politische Führung dieses Landes, die dem Automobilbau ein Schattendasein Schattendasein (n., nur Singular) eine Existenz ohne Beachtung verordnet hatte. Warum? Weil man meinte, der Sozialismus käme aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Privat-PKW, das war was Bösartiges, was Verteufeltes, was Kapitalistisches.“
So tuckerte tuckern sehr langsam fahren, reisen der Trabi millionenfach über die schlechten Straßen der DDR, eine blaue, stinkende Abgasfahne hinter sich herziehend. Aber im Herbst 1989 nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze fuhr ein ganzes Volk mit den Plastebombern in die Freiheit. Und so mischte sich in die Wehmut zum Abschied beim damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf auch Optimismus:
„Ich meine, ich empfinde das sehr stark, dass sich die Menschen hier von einer Jahrzehnte andauernden Produktionstradition trennen müssen. Und wer tut das leichten Herzens? Auch dieses Auto ist ein Stück deutscher Geschichte geworden. Und immer dann, wenn eine Epoche in diesem Sinne endet, empfindet man neben dem Blick auf die Zukunft auch ein Stück Wehmut oder ein Stück Trauer.“
Das Ende der Trabant-Produktion markierte etwas markieren hier: bedeuten das Aus für den eigenständigen ostdeutschen Automobilbau, doch gleichzeitig auch einen Neuanfang. Praktisch zeitgleich erfolgte die Grundsteinlegung für ein neues VW-Werk in Mosel, seit 1999 ein Ortsteil Zwickaus. Dort wurden die VW-Modelle Golf und Passat gebaut. 2019 wurde das Werk umgebaut. Statt Autos mit Verbrennungsmotor werden dort jetzt Elektroautos produziert. Und der Trabi? Das vom Time-Magazin 1989 zum „Auto des Jahres“ gekürte jemanden/etwas küren jemanden oder etwas auszeichnen Fahrzeug verschwand kurz nach der Wende Wende (f., nur Singular) hier: das Ende der DDR und der Wechsel zum politischen System der Bundesrepublik 1989/90 schnell von den Straßen.
Doch wie so manches Auto vergangener Jahrzehnte hat auch der Trabant eine treue Fangemeinde. Die altenSchätzchen Schätzchen, - (n.) hier umgangssprachlich für: ein für eine Person verhältnismäßig wertvoller Gegenstand werden aufgemöbelt etwas auf|möbeln hier umgangssprachlich für: etwas wieder in einen besseren, gut anzuschauenden Zustand bringen und dann neu zugelassen. Mittlerweile genießen sie aufgrund ihres Alters sogar Oldtimerstatus. Wer einen Trabant im Topzustand besitzt, könnte, wenn er sich denn von ihm trennen wollte, heutzutage rund 10.000 Euro bekommen. Zum Vergleich: In der DDR musste man regulär zirka 8.500 Mark zahlen, was in etwa dem Lohn eines halben Jahres entsprach. Auf dem Schwarzmarkt wurde gar mehr als das Zweieinhalbfache verlangt.
Und wer weiß: Vielleicht gibt es ja irgendwann doch den Trabi 2.0? Zumindest wurde er 2009 auf der Internationalen Automobilausstellung vorgestellt, erhielt sogar einen Designpreis. Der „Trabi nT“ fährt mit einem Elektromotor und erreicht ein Spitzentempo von 130 Kilometern pro Stunde. Doch eingefleischte eingefleischt so, dass jemand etwas zu seiner inneren Haltung gemacht hat Trabi-Liebhaber und -Liebhaberinnen wird das nicht kratzen etwas kratzt jemanden nicht umgangssprachlich für: etwas interessiert jemanden nicht . Sie tuckern mit „ihrem“ Trabi über die Straßen und haben einen Trost: Sie kommen alle in den Himmel, denn die Hölle hatten sie schon auf Erden.
Der Trabant – ein Kultauto mit Oldtimerstatus
Oldtimer, - (m.) — ein Auto, das älter als 30 Jahre ist
kärglich — ganz einfach in der Ausstattung; auch: ärmlich, sehr bescheiden
angestaubt — hier umgangssprachlich für: nicht mehr ganz modern
Plaste (f., nur Singular) — ostdeutsch für: Kunststoff, Plastik
Duroplast (n., nur Singular) — ein ausgehärteter Kunststoff, der bei Hitze nicht mehr schmelzen kann
Bomber, - (m.) — hier scherzhaft für: ein Fahrzeug, dass sehr viel Krach macht
Zündkerze, -n (f.) — ein kerzenähnliches Teil im Motor (z. B. eines Autos), das einen Funken erzeugt, durch den dann die Mischung aus Benzin und Luft explodiert
Pappe, -n (f., meist Singular) — eine Papierart, die besonders dick und fest ist
robust — so, dass etwas/jemand viel aushält und nicht kaputt geht (Material) bzw. krank wird (Lebewesen)
Hubbel, - (m.) — regional für: eine Bodenunebenheit; eine kleine Bodenerhebung
Karre, -n (f.) — umgangssprachlich für: Auto
Karambolage, -n (f.) — ein Zusammenstoß
PS — die Maßeinheit Pferdestärke; gibt die Leistung an, die erbracht werden muss, um einen Körper, meist ein Auto, mit einer Geschwindigkeit von 1m/s zu bewegen
Blech, -e (n.) — ein bearbeitetes Metall, z. B. in Autos
Kunstharz, -e (n.) — ein künstlich hergestelltes flüssiges Material, das einmal ausgehärtet nicht wieder schmelzen kann
Lumpen, - (m.) — ein altes, verschmutztes Stück Stoff
durch|rosten — durch Rost (eine rote Schicht auf bestimmten Metallen) langsam zerstört werden
etwas gelassen nehmen — eine Sache ruhig und entspannt erwarten
pink — ein intensiver rosa Farbton
abbruchreif — in einem so schlechten baulichen Zustand, dass ein Gebäude abgerissen werden muss
knattern — schnell hintereinander viele kurze, laute Geräusche machen
Stinker, - (m.) — hier: umgangssprachlich für: ein Auto, das die Luft stark verschmutzt
Planwirtschaft (f., nur Singular) — eine Wirtschaftsordnung, in der eine zentrale Stelle den gesamten wirtschaftlichen Prozess nach bestimmten Zielvorstellungen plant, lenkt und verwaltet
eine Wiege sein — der Anfang, der Ursprung von etwas sein
Prototyp, -en (m.) — das Teststück eines Produktes
Schattendasein (n., nur Singular) — eine Existenz ohne Beachtung
tuckern — sehr langsam fahren, reisen
etwas markieren — hier: bedeuten
jemanden/etwas küren — jemanden oder etwas auszeichnen
Wende (f., nur Singular) — hier: das Ende der DDR und der Wechsel zum politischen System der Bundesrepublik 1989/90
Schätzchen, - (n.) — hier umgangssprachlich für: ein für eine Person verhältnismäßig wertvoller Gegenstand
etwas auf|möbeln — hier umgangssprachlich für: etwas wieder in einen besseren, gut anzuschauenden Zustand bringen
eingefleischt — so, dass jemand etwas zu seiner inneren Haltung gemacht hat
etwas kratzt jemanden nicht — umgangssprachlich für: etwas interessiert jemanden nicht