Der Pop Up Think Tank Tunis: Ein Krisenlabor für Umweltjournalismus | Nahost/Nordafrika | DW | 15.05.2023
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Nahost/Nordafrika

Der Pop Up Think Tank Tunis: Ein Krisenlabor für Umweltjournalismus

Ernährungssicherheit, Wasserknappheit und Abfallverwertung – diese und weitere Umweltprobleme standen im Mittelpunkt des neuen Projekts "Pop Up Think Tank" der DW Akademie.

Der "Pop Up Think Tank" im Januar und Februar 2023 in Tunisbrachte mehr als 122 Journalistinnen und Journalisten, Expertinnen und Experten, Entrepreneurinnen und Entrepreneure und Jugendliche zusammen, um sich über die Umweltkrise in Tunesien zu informieren, sich auszutauschen und praktische Lösungen zu diskutieren.

Für einen Zeitraum von sieben Wochen wurde im Rahmen des Projekts ein Coworking-Space im Zentrum von Tunis eröffnet, in dem Journalistinnen und Journalisten und Entrepreneurinnen und Entrepreneure täglich zusammenarbeiten konnten. Das "Pop Up Think Tank"- Programm bestand aus 15 ganz unterschiedlichen Veranstaltungen und Aktivitäten, wie Podiumsdiskussionen, geschlossenen Friday-Talks, Filmabenden und Workshops zum Thema Umwelt und Umweltjournalismus. Die Teilnehmenden konnten ihr neu erworbenes Wissen und ihre Fähigkeiten im Pitch-Wettbewerb des Pop Up Think Tanks auf die Probe stellen, und ausgewählte Themenvorschläge wurden mit einer finanziellen Produktionshilfe unterstützt.

Die tunesische Journalistin Saida Zemzemi (39) entdeckte schon in jungen Jahren ihr Interesse für die Umwelt und dafür, wie Politik das Verhalten von Bürgerinnen und Bürgern gegenüber der Umwelt bestimmen kann. Sie erinnert sich daran, wie sie Programme über die Natur anschaute und den Drang verspürte, selbst einen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten. Im Jahr 2016 gründete sie das tunesische Umweltmedium "Albiaanews". Saida ist Teilnehmerin des Pop Up Think Tank Tunis.

DW Akademie: Wie sind Sie Umweltjournalistin geworden?

Saida Zemzemi: Seit meiner Jugend interessiere ich mich für die Umwelt, ich war immer beeindruckt von der Arbeit internationaler Organisationen zu diesem Thema und von Politikmaßnahmen, die darauf abzielen, die Verhaltensweisen der Bevölkerung zu ändern. Außerdem habe ich viele Fernsehprogramme über Natur- und Umweltthemen gesehen. Ich wollte schon immer zu Umweltthemen arbeiten – und informieren, sensibilisieren, und Verhaltensmöglichkeiten aufzuzeigen, sind die Aufgaben von Journalistinnen und Journalisten. Bereits während meines Studiums hatte ich die Idee, ein Umweltmedium zu gründen. Ich habe "Albiaanews" 2016 ins Leben gerufen, und wir haben es uns unter anderem zur Aufgabe gemacht, der Bevölkerung zu zeigen, wie sie die Umwelt und ihre Ressourcen für zukünftige Generationen bewahren und schützen können.

Können Sie uns mehr über Ihre Erfahrungen im Pop Up Think Tank erzählen?

Das Projekt "Pop Up Think Tank" war für mich und die anderen Teilnehmenden eine sehr wertvolle und bereichernde Erfahrung. Durch das Projekt wurden uns viele Werkzeuge an die Hand gegeben, zum Beispiel wie man mit Daten arbeitet, wie man effizienter vorbereiten und produzieren kann, und wie man insgesamt hochwertiger und akkurater berichtet. Die wöchentlich stattfindenden Expertenpanels waren sehr nützlich. Journalistinnen und Journalisten müssen sich fortbilden und informieren, um Sachverhalte besser zu verstehen und so darüber berichten zu können. Der "Pop Up Think Tank" gab uns die Werkzeuge, die wir in unserer täglichen Arbeit brauchen.

DW Akademie Pop up Think Tank Tunis | Umwelt- und Wissenschaftsjournalismus

Saida Zemzemi, Gründerin von Albiaanews, nahm am Pop Up Think Tank teil.

Was sind derzeit die größten Umweltprobleme in Tunesien?

Die drängendsten Themen hängen mit dem Klimawandel zusammen, wie zum Beispiel Wasserknappheit und Ernährungssicherheit. Bei "Albiaanews" konzentrieren wir uns auf diese Themen und versuchen, ein Bewusstsein für sie zu schaffen. Im "Pop Up Think Tank" haben wir entdeckt, wie verschiedene Interessensgruppen in die Entwicklung von Lösungen einbezogen werden können und sollten. Wir haben auch gelernt, wie wichtig es ist, persönliche Schicksale von Protagonistinnen und Protagonisten zu erzählen.

Können Sie uns mehr über Ihre Produktion für den Pitch-Wettbewerb erzählen?

Für den Pitch-Wettbewerb habe ich mich mit dem Thema Wasserknappheit und ihrer Auswirkung auf die Landwirte im nördlichen tunesischen Gouvernement Mandouba beschäftigt. Die Regierung hat Maßnahmen ergriffen, die Wassermengen, die den Bauern zur Verfügung gestellt werden, zu reduzieren, jedoch ohne diese vorher darüber zu informieren. Dies hatte für die von der Landwirtschaft abhängigen Bauern ernsthafte Konsequenzen.

Die Fähigkeiten, die ich während des Think Tanks erworben habe, sowie das Feedback und die Betreuung durch die Coaches im Zuge der Pitch-Competition haben mir geholfen, meine Produktion zu verbessern. Als Umweltjournalistin zu arbeiten ist nicht einfach. Es ist in diesem Bereich auch wichtig, nicht nur über Probleme zu berichten, sondern auch Lösungen zu präsentieren, die uns dabei helfen können, diese Probleme zu überwinden.

Insgesamt hat mir der "Pop Up Think Tank" auch die Motivation gegeben, mehr Inhalte zu produzieren, und seit dem Ende des Projekts habe ich schon viele weitere Umweltstories auf "Albiaanews" veröffentlicht.

 

Der "Pop Up Think Tank" ist Teil der Initiative "Transparenz und Meinungsfreiheit: Medienresilienz während der Krise" und wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.

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